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Otto Kernberg : Borderline-Persönlichkeitsorganisation

Otto Kernberg : Borderline-Persönlichkeitsorganisation. Quelle: Handbuch der Borderline-Störungen. Hrsg. Kernberg, O.F., Dulz , B & Sachsse , U. (2000) Schattauer , Stuttgart (S. 45-56). Kernbergs Kritik an den Klassifikationssystemen Allgemeine Annahmen.

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Otto Kernberg : Borderline-Persönlichkeitsorganisation

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Presentation Transcript


  1. Otto Kernberg:Borderline-Persönlichkeitsorganisation Quelle: Handbuch der Borderline-Störungen. Hrsg. Kernberg, O.F., Dulz, B & Sachsse, U. (2000) Schattauer, Stuttgart (S. 45-56)

  2. Kernbergs Kritik an den KlassifikationssystemenAllgemeine Annahmen • Persönlichkeitsstörungen zeichnen sich aus durch mehrere spezifische Verhaltenscharakteristika (Listen in ICD-10 und DSM-IV-R) • Persönlichkeitsstörungen werden durch ätiologische Faktoren verursacht • Ätiologische Faktoren lassen sich unterteilen in→ prädisponierende (angeborene) Faktoren (z.B. Temperament)→ durch Sozialisation erworbene Faktoren (z.B. Ich-Identität, Charakter)→ auslösende Faktoren(z.B. Traumata, Stress, Lebenskrisen)

  3. Kernbergs Kritik an den KlassifikationssystemenAllgemeine Annahmen • Jeder Persönlichkeitsstörung liegt ein (komplexes) Zusammenspiel mehrerer ätiologischer Faktoren zugrunde Zentrale Frage: • Wie spielen die multiplen ätiologischen Faktoren zusammen, um die verschiedenen Verhaltenscharakteristika einer spezifischen Störung hervorzurufen?

  4. Kernbergs Kritik an den KlassifikationssystemenDimensionale Modelle Dimensionale Modelle (z.B. das Fünf-Faktoren-Modell): • aus sehr vielen Verhaltensweisen werden wenige bedeutsame Verhaltenscharakteristika (sog. „Faktoren“) gewonnen • unterschiedliche Kombinationen aus „Faktoren“ konstituieren spezifische Persönlichkeitsstörungen Kritik: • Es gibt nur lose (statistische) Verbindungen der Faktoren mit einzelnen Störungsbildern • Faktoren haben nur geringen klinischen Nutzen (geringen klinischen Erklärungswert) • unklar: sind alle 5 Faktoren gleich (ge-)wichtig? • unklar: sind die 5 Faktoren fundamentale Determinanten der normalen wie auch der gestörten Persönlichkeit?

  5. Kernbergs Kritik an den KlassifikationssystemenKategoriale Modelle Kategoriale Modelle (z.B. DSM + ICD): • Suche nach spezifischen diagnostischen Einheiten („Schubladen“) • Suche nach klaren Unterscheidungsmerkmalen zwischen Persönlichkeitsstörungen Kritik: • Hohe Rate von Komorbiditäten mit anderen Störungen bleibt unberücksichtigt • Politisierung der Entscheidungsprozesse darüber, welche Störung mit welcher Bezeichnung ins System kommt→ z.B.: Hysterische Persönlichkeitsstörung fehlt→z.B. Depressiv-masochistische Persönlichkeitsstörung wird in DSM-IV zur Depressiven Persönlichkeitsstörung, die masochistische Komponente entfällt

  6. Kernbergs Kritik an den Klassifikationssystemen Generelle Kritik an dimensionalen und an kategorialen Modellen: • zu sehr ausgerichtet auf beobachtbare Verhaltensweisen • zu sehr abhängig von standardisierten Interviews und Fragebögen • zu wenig Beachtung unterschiedlicher Funktionen, die einer Verhaltensweise in Abhängigkeit von einer Störung zukommen kann • Beispiel: Symptom „soziale Angst“ → legt eine Einordnung als schizoide oder vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeit nahe→soziale Angst kann aber auch Ausdruck der Übervorsicht einer paranoiden Persönlichkeit sein→soziale Angst kann aber auch Angst vor Bloßstellung einer narzisstisch grandiosen Persönlichkeit sein

  7. Kernberg: Was ist Persönlichkeit? Persönlichkeit konstituiert sich aus • Temperament (überwiegend genetisch determiniert) • Charakter (Verhaltensmanifestationen der Ich-Identität) • Über-Ich (internalisierte Wertsysteme) Persönlichkeit aus Resultante eines ständigem Konflikts • zwischen dem Es (biologisches Motivationssystem des dynamischen Unbewussten, Libido und Aggression) und dem Ich (Realitätsmanager), dem Über-Ich (Wie soll ich sein?) und dem Ich-Ideal (Wie will ich sein?) • aus diesen Konflikten resultieren Funktionsniveau und Anpassungspotential einer Persönlichkeit

  8. Kernberg: Was ist Temperament? Unter Temperament versteht Kernberg • angeborene Disposition zu Reaktionsweisen auf Umweltreize • angeborene Disposition für kognitive Organisation und motorisches Verhalten • insbesondere aber Intensität, Rhythmus und Schwelle affektiver Reaktionen • angeborene Schwellen für die Aktivierung positiver, belohnender Affekte und negativer, aggressiver Affekte • besonders wichtig: affektive Reaktionen unter den Bedingungen von extremen Affektzuständen

  9. Kernberg: Was ist Charakter? • (Psychoanalytiker unterscheiden nicht zwischen Charakter und Persönlichkeit) Unter Charakter versteht Kernberg • eine dynamische Organisation von Verhaltensmustern eines Individuums als Verhaltensmanifestation der Ich-Identität • die Verhaltensmanifestationen der Ich-Funktionen (z.B. die Realitätsprüfung) sind eingeschlossen • diese Muster spiegeln die Organisationsebenen (die psychischen Funktionsniveaus) wieder Der Charakter wird determiniert durch das Ausmaß der Integration • des Selbstkonzepts (der Selbstrepräsentanzen) • mit Konzepten von bedeutsamen Bezugspersonen (der Objektrepräsentanzen)

  10. Kernbergs Affekttheorie auf Basis der dualen Triebtheorie • Kernberg ist Anhänger der dualen Triebtheorie von Freud: Libido und Aggression; philosophisch überhöht: Eros und Thanatos • Freud: Triebe besetzen ein eigenes Reich zwischen Physis und Psyche (zwischen Biologie und Psychologie) • Libido resultiert aus der Integration lustvoller, belohnender, befriedigender, positiver Affekte • Aggression resultiert aus der Integration schmerzhafter, unlustvoller, negativer Affekte • Affekte sind universelle, angeborene (instinktive) Komponenten des menschlichen Verhaltens • Affektsystem fungiert als Kommunikations- und Regulationssystem zuerst zwischen Mutter und Kind, dann auch zur Regulation des Sozialverhaltens

  11. Affekte und Objektbeziehungen • Affekte sind die Bausteine der Triebe • Affekte sind auch die Signale für die Triebaktivierung im Kontext internalisierter Objektbeziehungen • Internalisierte Objektbeziehungen sind Repräsentanzen realer und phantasierter Interaktionen • Repräsentanzen (working model)→ gibt es vom Selbst (Selbstrepräsentanzen)→ gibt es von bedeutsamen Bezugspersonen (Objektrepräsentanzen)→ Selbstrepräsentanzen entstehen zum Teil aus Objektrepräsentanzen→ bilden sich hauptsächlich aus affektiv besetzten Episoden • Selbst- und Objektrepräsentanzen bilden die (unbewusste) Struktur der Psyche

  12. Rolle der Aggression • es gibt eine angeborene Disposition zur Aggressionsaktivierung • früher, schwerer körperlicher Schmerz oder regelmäßiges aggressives Quälen führt zu aggressivem Verhalten • das battered child syndrom ist definiert als nicht unfallbedingte, aber gewaltsame, körperliche oder seelische Schädigung eines Kindes durch aktives verletzendes Verhalten oder durch unterlassenen Schutz durch einen care giver • bei schweren Persönlichkeitsstörungen steht eine pathologische Aggression im Vordergrund • in der normalen Persönlichkeitsentwicklung überwiegen libidinöse Bestrebungen die aggressiven Bestrebungen • in der pathologischen Persönlichkeitsentwicklung dominieren aggressive Bestrebungen

  13. Wut • Wut ist der Kernaffekt des Aggressionstriebes • Wut ist einerseits der Ursprung von Hass und Neid (den beiden Hauptaffekten der schweren Persönlichkeitsstörungen, bei Borderline-Störungen kommt noch Angst hinzu) • Wut ist anderseits der Ursprung von normalem Ärger und Reizbarkeit

  14. Kernbergs Idee der Schweregrade für Persönlichkeitsstörungen

  15. Psychotische Persönlichkeitsorganisation Die dominanten Merkmale einer psychotischen Persönlichkeitsorganisation sind • Identitätsdiffusion: unzureichende Integration von Selbst- und Objektrepräsentanzen • Spaltung als zentraler Abwehrmechanismus • Verlust der Realitätsprüfung

  16. Identitätsdiffusion Identitätsdiffusion als ein Mangel an Differenzierung zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen unter der Bedingung von Spitzenaffekten zeigt sich • in der subjektiven Erfahrung chronischer Leere • in widersprüchlichen Selbstwahrnehmungen • in widersprüchlichem Verhalten, das nicht in emotional bedeutungsvoller Weise integriert werden kann • in oberflächlichen, flachen, beschränkten Wahrnehmungen von anderen (blasse Repräsentanzen)

  17. Abkömmlinge der Spaltung Mit dem Mechanismus der Spaltung verbundene primitive Abwehrmechanismen: • projektive Identifikation • Verleugnung • primitive Idealisierung • Omnipotenzphantasien • omnipotente Kontrolle • Entwertung

  18. Fähigkeiten der Realitätsprüfung • Fähigkeit, stabil zwischen internen (intrapsychischen) und externen Reizen zu unterscheiden (z.B.: Woher kommen die Stimmen?) • Fehlende Differenzierung zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen(z.B. Verortung des Ursprungs von Gefühlen, Liebeswahn) • Fähigkeit, den allgemeingültigen sozialen Kriterien der Realität zu genügen (z.B. eigene Verortung in Raum, Zeit, Kontext und Rollen)

  19. Differentialdiagnostik

  20. Gemeinsame Merkmale der Störungen auf Borderline-Persönlichkeitsniveau • Schwere Verzerrungen der zwischenmenschlichen Beziehungen (wegen Identitätsdiffusion) • große Probleme in intimen Beziehungen • Unfähigkeit, sexuelle Gefühle, Zärtlichkeit und Bindung zu verbinden • gelegentlich infantile perverse Tendenzen • Mangel an Fähigkeit, an beruflichen Zielen festzuhalten und kreativ zu arbeiten • Richtungslosigkeit in vielen Lebensbereichen • Ich-Schwäche mit fehlender Angsttoleranz, fehlender Impulskontrolle und fehlender Sublimierungsfähigkeit

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