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Früher (Fremd)Spracherwerb in der Grundschule

Früher (Fremd)Spracherwerb in der Grundschule. Barbara Höhle Universität Potsdam Vortrag auf der OECD/CERI Regionalkonferenz Graz, 11.Nov.2009. Spracherwerb 1. Was wissen wir über den „späten“ Erstspracherwerb

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Früher (Fremd)Spracherwerb in der Grundschule

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Presentation Transcript


  1. Früher (Fremd)Spracherwerb in der Grundschule Barbara Höhle Universität Potsdam Vortrag auf der OECD/CERI Regionalkonferenz Graz, 11.Nov.2009

  2. Spracherwerb 1. Was wissen wir über den „späten“ Erstspracherwerb 2. Warum ist der Erwerb einer zweiten Sprache häufig schwieriger als der Erwerb einer ersten Sprache? 3. Welchen Effekt kann der Erstspracherwerb für den Zweitspracherwerb haben?

  3. Erstspracherwerb: Frühe Erwerbsprozesse • Phonologie (0;5 - 2;05 Jahre) • Lexikon (ab 1 Jahr) • Syntax (1;5 – 3 Jahre) Simone (2;08): (zeigt in ein Bilderbuch) da - eine maus ne grosse maus und ne kleine # da weinte die kleine maus # da guckt die grosse maus raus # die sagt ich will auch rein # ich will nich draussen bleiben Valle (2;03):(beim Spielen) das leg ich jetzt dahin bis der bauer mit sein bagger fertig ist # weil der bagger in den stall gebaggert werden will

  4. Erstspracherwerb: frühe Erwerbsprozesse • Automatizität • Ungesteuertheit • Hohe Homogenität zwischen Individuen • Durchlaufen typischer Erwerbsphasen • Erreichen einer kompletten zielsprachlichen grammatischen Kompetenz mit 3 bis 4 Jahren • Notwendige Bedingung: ausreichender sprachlicher Kontakt

  5. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Aneignung flexibler, situationsangepasster sprachlicher Handlungsmuster • Synchronisation der Sprecher-Hörerperspektive • Aneignung kontextungebundener sprachlicher Handlungsmuster und Verständniskompetenzen • Explizierung sprachlichen Wissens

  6. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Aneignung kontextungebundender sprachlicher Handlungsmuster: • Aneignung narrativer Kompetenzen: Referenzierung, Textkohärenz, Erwerb non-sequentieller Satzverknüpfungsmuster (z.B. Berman, 2009) • Kilian (5;3): Beschreibung einer Bildergeschichte • da war ein junge # der einen frosch gefangen hat und danach schlief er # und plötzlich hat er ihn nicht gesehen # und dann sagte er zum hund # und # und er ging raus mit seinem hund # und dann hat er ihn genommen

  7. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Aneignung narrativer Kompetenzen: Referenzierung, Textkohärenz, Erwerb non-sequentieller Satzverknüpfungsmuster (z.B. Berman, 2009) • Kilian (5;3): Beschreibung einer Bildergeschichte • da war ein junge # der einen frosch gefangen hat und danach schlief er # und plötzlich hat er ihn nicht gesehen # und dann sagte er zum hund # und # und er ging raus mit seinem hund # und dann hat er ihn genommen • Paula (9;5): Beschreibung derselben Bildergeschichte • es war einmal ein junge und er hatte einen hund # der junge guckte in einen eimer und im eimer war ein frosch # danach ging der junge schlafen und der hund legte sich auf ihn ins bett # und in der zwischenzeit hüpfte der frosch aus dem eimer # am nächsten morgen stand der junge auf # als sie in den eimer guckten sahen sie den frosch nicht # dann fingen sie an ihn zu suchen

  8. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Aneignung kontextungebundener Sprachverständniskompetenzen • Erwerb sogenannter Fokuspartikeln: auch, nur • Atypische Asymmetrie zwischen Produktion und Verstehen im Erwerbsverlauf • Frühe Produktion • Spätes Verständnis (Ende Grundschulalter z.B. Paterson et al 2006)

  9. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Frühe Produktion von auch Höhle, Berger, Müller, Schmitz & Weissenborn, 2009

  10. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul- Grundschulalter)Spätes Verständnis noch auch(?): Kontext: Anna hat auf ihrem Bild die Bälle mit Rot ausgemalt Testsatz: Tobi hat auf seinem Bild die Bälle auch mit Blau ausgemalt.

  11. Verständnis von „auch“: 4-jährige / /

  12. Versuch 2: Verstärkung der HandlungseinbettungBeispiel: • EXP: Löwe, komm Du mal nach vorn: Ich sag dem Löwen jetzt mal, welche beiden sachen er machen soll: Der Löwe soll eine banane und einen Apfel essen.. • TIER: Ich möchte die Sachen in Ruhe essen, deshalb geh ich am besten in das Haus dahinten. • EXP: Ja, mach das! • TIER geht ins Haus. • EXP (zum Kind): Du, sag noch mal: Was muss der Löwe essen, damit er die Belohnung bekommt? • CHI: Die Banane und den Apfel! • Nach einer Weile kommt das Tier ans Fenster • TIER: Fertig! • EXP zum Kind: Komm wir fragen den Löwen jetzt mal, was er wirklich gegessen hat. • EXP: Löwe, Du hast bestimmt die BANANE gegessen! • TIER: Weißt Du was? Ich hab auch/ den APFEL gegessen! • EXP (zum Kind gewendet): Der Löwe hat auch/ den APFEL gegessen! • Was meinst Du, bekommt der Löwe nun eine Belohnung oder bekommt der Löwe keine Belohnung? • Warum denn /nicht?

  13. Ergebnisse: auch vs. kein “auch”

  14. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Explizierung sprachlichen Wissens • Phonologische Bewusstheit als Grundlage des Erwerbs einer orthographischen Schrift • Syntaktische Bewusstheit für spezifische Aspekte des Schriftspracherwerbs: Groß-Klein-Schreibung, Interpunktion, Grammatikalität, Lese-Sinn-Verständnis • Lexikalische Bewusstheit: Variabilität und Spezifik des Wortschatzes, Synonyme,

  15. Beispiel Entwicklung phonologischer Bewusstheit: Die Fähigkeit, Wörter in Laute zu segmentieren entwickelt sich erst in den ersten Schuljahren (Stadie & Höhle, 2003)

  16. Erstspracherwerb: Späte Erwerbsprozesse (Vorschul-Grundschulalter) • Entwicklung bildungsrelevanter sprachlicher Kompetenzen • erfordern die Integration unterschiedlicher Domänen mentaler Repräsentationen (sprachliche Kompetenzen, soziale Kompetenzen, kognitive Kompetenzen) • basieren auf vorschulisch entwickelten Kompetenzen in den einzelnen Domänen („new functions are realized by familiar linguistic means“, Slobin 1973)

  17. Zweitspracherwerb • Zweitspracherwerb bei Erwachsenen gekennzeichnet durch • Züge systematischer Entwicklung mit hoher chronologischer Variabilität zwischen Individuen • Möglichkeit der Fossilierung auf Zwischenstadien • Kein zwangsläufiges Erreichen einer vollen zielsprachlichen Kompetenz • Im Erstspracherwerb nicht beobachtete Asynchronien in verschiedenen Erwerbsdomänen

  18. Kindlicher Zweitspracherwerb • Abhängig von Erwerbsdauer, Intensität des Sprachkontakts, Lebensalter zu Erwerbsbeginn • Erwerbsdauer: gemessen an Kontaktmonaten erreichen zweitsprachlernende Kinder, die ab 3 Jahren Kontakt zur Zweitsprache haben, syntaktische Meilensteine nach der gleichen Zeit wie Erstsprachlerner (Schulz et al., 2008) • Intensität des Sprachkontakts: Kinder mit außerinstitutionellem Kontakt zur Zweitsprache zeigen schnelleren Erwerb der Zweitsprache

  19. Kindlicher Zweitspracherwerb • Abhängig von Erwerbsdauer, Intensität des Sprachkontakts, Lebensalter zu Erwerbsbeginn • Lebensalter zu Beginn: Kritische Phasen (z.B. Meisel, 2009) • Bis 3 – 4 Jahren Erstspracherwerb (auch bilingual) • 4 – 8 Jahre kindlicher Zweitspracherwerb (Merkmale des Erst- und des Zweitspracherwerbs in Abhängigkeit von der Erwerbsdomäne) • Ab 8 Jahren analog zu Erwachsenen

  20. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Veränderungen der Lernprozesse • Implizite Lernmechanismen • passiv, nicht-bewusst, automatisch • erworbenes Wissen dem metakognitiven Bewusstsein nicht zugänglich • Explizite Lernmechanismen • Aktiv, bewusst, kontrolliert • Lernergebnis dem metakognitiven Bewusstsein zugänglich • Implizite Lernmechanismen sind expliziten bei der Etablierung von Regel- und Strukturwissen überlegen (Weinert, 2009) • Implizite Lernmechanismen arbeiten domänspezifisch, während explizite auch domänübergreifend arbeiten (Weinert, 2009) • Früher Spracherwerb erfolgt über implizite Lernmechanismen

  21. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Veränderung der Ausgangslage: Sprachliches Wissen in der Erstsprache • Eigene Sprache wirkt in bestimmten Bereichen aufmerksamkeitssteuernd • z.B. phonologisches System • z.B. semantisches System

  22. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Phonologisches System: Effekte des Erstspracherwerbs • Schon in ersten Lebenshalbjahr stellt sich die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auf das Lautsystem der Zielsprache ein • 6-Monate alte türkisch-lernende Babies zeigen eine Hörpräferenz für „Wörter“, die der türkischen Vokalharmonie entsprechen (gürim vs. gürom), bei deutschen gleichaltrigen Säuglingen findet sich keine entsprechende Vorliebe (Höhle & van Kampen, 2008)

  23. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Phonologisches System: Effekte des Erstspracherwerbs • Erwachsene Sprecher des Französischen sind „taub“ gegenüber Wortbetonung (Dupoux et al., 1997) • 6-Monate alte deutsche Säuglinge hören lieber Wörter mit Erstbetonung (z.B. Tulpe) als Wörter mit Zweitbetonung (Kanal), • Französische Säuglinge gleichen Alters zeigen keine Präferenz, können die beiden Betonungsmuster aber unterscheiden • 9-Monate alte französische Kinder zeigen bei der Unterscheidung schon größere Probleme (Höhle, Bijeljac-Babic, Herold, Weissenborn & Nazzi, 2009)

  24. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Perzeptuelle Veränderungen durch den Spracherwerb • Erwachsene Sprecher können Lautkontraste einer fremden Sprache, nicht mehr gut unterscheiden und bilden die Laute auf das eigene Sprachsystem ab • Während Neugeborene noch alle Lautunterschiede der Sprachen der Welt gleich gut unterscheiden, verhalten sie sich am Ende des ersten Lebensjahres schon wie Erwachsene (Werker & Tees, 1994)

  25. Spracherwerb: Veränderungen über die Lebensspanne • Neuronale Korrelate • Breiter verteilte Hirnaktivierung während der Verarbeitung der Zweitsprache bei bilingualen Sprechern mit Erwerbsalter über 6 Jahren (Wartenburger et al., 2003; Sauer et al., 2009) Frühe Bilinguale Späte Bilinguale

  26. Zusammenfassung • Für den Erwerb bildungssprachlich relevanter Sprachfähigkeiten ist das Grundschulalter eine zentrale Phase • Diese Sprachfähigkeiten basieren auf zuvor erworbenen grammatischen Kompetenzen • Bei Eintritt des Schulalters entsprechen die Sprachverständniskompetenzen noch nicht denen erwachsener Sprecher, Abweichungen sind noch bis zum 10. Lebensjahr beobachtet worden • Die kindlichen Spracherwerbsmechanismen, die im frühen Kindesalter einen automatischen Aufbau grammatischer Kompetenzen ermöglichen, schwächen sich mit dem 4. Lebensjahr ab • Für den Erwerb einer Zweitsprache, zu der das Kind regelmäßig „natürlichen“ Zugang hat, ist daher ein möglichst früher Erwerbsbeginn bedeutsam • Zum Ausgleich des geringeren Sprachkontakts mit der Zweitsprache sind auch beim jungen Zweitsprachlerner geeignete Fördermaßnahmen notwendig • Diese müssen in optimaler Weise den Lernmechanismen des Lerners angepasst sein • Im schulischen Zweitspracherwerb sind weitere systematische Kenntnisse von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den Erst- und Zweitsprachen, die den Lernerfolg fördern aber auch behindern können, notwendig • Selbst bei hoher Profizienz in einer zweiten Sprache, scheint deren Verarbeitung mehr kognitive Ressourcen zu benötigen, wenn sie nicht bereits in frühem Alter erworben wurde

  27. Headturn Preference Procedure (Kemler-Nelson et al., 1995)

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