1 / 136

PFERDEWISSENSCHAFTEN Geschichte der Reiterei und Pferdezucht Vorlesungsunterlagen WS 2006/07 J.E. Aurich

PFERDEWISSENSCHAFTEN Geschichte der Reiterei und Pferdezucht Vorlesungsunterlagen WS 2006/07 J.E. Aurich. Weltgeschichte - Geschichte der Reiterei - 1. nach M. Otte, 1994. Weltgeschichte - Geschichte der Reiterei - 2. nach M. Otte, 1994. Entwicklung des Pferdes und Domestikation 1 .

liam
Download Presentation

PFERDEWISSENSCHAFTEN Geschichte der Reiterei und Pferdezucht Vorlesungsunterlagen WS 2006/07 J.E. Aurich

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. PFERDEWISSENSCHAFTENGeschichte der Reiterei und PferdezuchtVorlesungsunterlagen WS 2006/07J.E. Aurich

  2. Weltgeschichte - Geschichte der Reiterei - 1 nach M. Otte, 1994

  3. Weltgeschichte - Geschichte der Reiterei - 2 nach M. Otte, 1994

  4. Entwicklung des Pferdes und Domestikation 1 • erster Vorfahre der heutigen Pferdeartigen im Eozän vor 60 Mio Jahren (Eohippus = Pferd der Morgenröte, Vier-/Dreizeher) in Europa, Asien und Amerika • Pferdeartige sterben in Europa und Asien aufgrund klimatischer und geologischer Veränderungen aus, Entwicklung des Pferdes geht in Amerika weiter • im Pliozän (vor 5 Mio Jahren) Entwicklung zum Einhufer (Pliohippus) • vor ca. 10.000 Jahren Rückwanderung von Pferden nach Asien und Europa über die Landbrücke von Amerika (Behringstraße) und Aussterben von Pferden in Amerika

  5. Entwicklung des Pferdes und Domestikation 2 • verschiedene Formen von Wildpferden„westlicher Typ“ (Tarpan, Equus ferus ferus)„östlicher Typ (Przewalski-Pferd, Equus ferus przewalski) (2n=66, Hauspferd 2n=64) • heutige Pferde gehen entweder auf verschiedene „Wildpferderassen“ zurück • oder stammen alle von einer Spezies Equus ferus ab morphologische Differenzen durch unterschiedliche Selektion unter unterschiedlichen Lebensbedingungen • Säugetiere in kälterem Klima werden größer und schwerer (Bergmann-Regel) und haben kürzere Beine und Ohren (Allen-Regel) als Tiere in wärmerem Klima

  6. Entwicklung des Pferdes und Domestikation 3 • vor 10.000 Jahren (Paläolitikum) massive Bejagung von Wildpferdeherden durch die Menschen der Steinzeit starker Rückgang der Pferdeherden • vor 6.000 Jahren erste Domestikationsversuche (heutige Ukraine) • Domestikation von Pferden erfolgte weitgehend gleichzeitig an verschiedenen Orten • mit der Domestikation nehmen die Pferdebestände wieder zu

  7. Streitwagen • 2000 Jahre v. Chr. (Kleinasien, Arabien, Ägypten), zwei- oder vierspännig • Wagen als schnelles Transportmittel zum Schlachtfeld = „fahrende Infanterie“ • sichere Beherrschung des Wagens im Gefecht (ab ca. 1600 v. Chr.) • Wagenlenker + Bogenschütze • einzelne Streitwagen  Formationen • Schlacht von Kades (Syrien) 1296 v. Chr., Hethiter gegen Ägypter: 17.000 Fußsoldaten, 3000 Streitwagen

  8. Trainingsanleitung des Kikkuli • Hethiterreichca. 1350 v. Chr. • gefunden in der Hethiterhauptstadt Hattusa (Türkei) • zwei weitere Texte über das Training von Pferden für den Streitwagen • Zweispänner vor zweirädrigem Wagen

  9. Trainingsanleitung des Kikkuli • langsame Steigerung der Anforderungen über einen Zeitraum von 180 Tagen • Wechsel von Trab und Galoppstrecken ( „Intervalltraining“) • sehr lange Distanzen, bis zu 150 km pro Tag • im Trab 75 km, im Galopp 20 km (?), moderne Rennbahndistanzen zwischen 1000 und 3000 m • Abhärtung der Pferde durch Abwaschen mit kaltem Wasser • Fütterungsempfehlungen (mehrmals täglich Heu, Gerste und Weizen)

  10. Frühe Reitervölker und klassisches Altertum • erster Hinweis auf Reiten um 4000 v. Chr. im Gebiet der heutigen Ukraine: Fund eines Pferdeskeletts mit Trense, 500 Jahre vor Erfindung des Rades • Zeit der Reiterkrieger beginnt um 800 v. Chr. im europäisch-asiatischen Steppen-raum. Entwicklung vom Streitwagen zum Reiten bei den Etruskern, Kelten, Iraniern und Chinesen

  11. Frühe Reitervölker und klassisches Altertum • Zwischenstadium auf dem Weg zur Reiter-truppe = berittene Infanterie, Pferde ermög-lichen raschen Transport, zum Gefecht sitzen die Reiter ab, da sie für den Kampf nicht sicher genug sitzen und zu wenig Einwirkung auf das Pferd haben • oder jeder Bogenschütze hat einen Mann neben sich, der das Pferd führt • Stuhlsitz mit hochgezogenen Knien  keine Einwirkung mit Kreuz und Schenkeln

  12. Frühe Reitervölker Überlegenheit der Reiter über den Streitwagen • größere Beweglichkeit • Taktik der verstellten Flucht: Angriff – Flucht – Wendung zum Gegenangriff • rasches Umgehen der Flanken des Gegners • „Fernwaffe“ Pfeil und Bogen Anforderungen an den Reiter • Einwirkung auf das Pferd  Zulegen und Tempowechsel, Wendungen • fester Sitz • beide Hände frei zum Waffengebrauch Einwirkung auf das Pferd mit Gewicht, Schenkeln und Stimme

  13. Frühe Reitervölker • Trense statt Nüsternring oder Kappzaum • zunächst kein Sattel, wurde von den Skythen erstmals verwendet, Lederdecken mit Bauchgurt und Lederschlaufen als Bügelvorläufern. Eisenbügel gab es erst bei den Sarmaten ab ca. 300 v. Chr. neben den berittenen Bogenschützen Entwicklung einer schweren Kavallerie mit Lanzen und Panzer oder Kettenhemd • Voraussetzung: Verfügbarkeit größerer Pferde

  14. Vorteile des Sattels • für den Reiter: Bequemlichkeit, ruhigerer und beständigerer Sitz mit mehr Einwirkung, festen Halt (Kampf) • für das Pferd: Schonung im Rücken, gleichmäßige Gewichtsverteilung, weniger Druckstellen (v.a. bei langen Ritten)

  15. Amazonen: in der griechischen Mythologie männerlose berittene Kriegerinnen Hintergrund: bei den Reiternomaden ritten auch Frauen, z.T. auch im Krieg, bei den Griechen ritten nur Männer

  16. Reiterei im griechischen Altertum • Xenophon • geb. 430 (426) v. Chr in Athen • gest. 345 (355) v. Chr. in Korinth • Schüler des Sokrates • Offizier im Peloponnesischen Krieg (Athen – Sparta) • Offizier in Persien • 371-369 aus Athen wegen Sparta-freundlicher Aktivitäten verbannt • Schriften • Hipparchikos (Der Reiteroberst) Kavallerieführung, Taktik • Peri hippikes (Die Reitkunst) Reitausbildung • Anabasis (Zug der 10.000) über den Feldzug in Persien • Pferde gelangten um 1500 v. Chr. nach Griechenland • geringe militärische Bedeutung der Reiterei • ca. 450 v. Chr (Perserkriege): Athen 300–1000 Reiter Persien 10.000-40.000 Reiter • Waffen: Schwert und Lanze • langes Festhalten am Streitwagen  Wagenrennen Höhepunkt der Olympischen Spiele • wenig Bedeutung für Reiten und Zucht, aber älteste Dokumente zur Reitkunst

  17. Xenophon – Peri hippikes „…um von Mensch zu Mensch gesittetes Verhalten zu lehren, haben uns die Götter die Sprache ge-schenkt. Das Pferd kann aber aus bloßen Worten … nichts lernen. Erweist man ihm aber, wenn es deinen Wünschen entspricht, zum Dank eine Freundlichkeit und strafst du es, wenn es ungehorsam war, dann wird es am leichtesten lernen, dir zu dienen“ „Was unter Zwang erreicht wurde, wurde ohne Verständnis erreicht und ist ebenso unschön, wie das Peitschen … eines Tänzers“ „Verliere beim Umgang mit Pferde nie die Beherr-schung, dies ist die wichtigste Regel für jeden Reiter“

  18. geschmeidiger, unabhängiger Sitz, mit der Bewegung des Pferdes schwin-gende Mittelpositur „einen Sitz wie auf einem Sessel also mit hochgezogenen Knien kann ich durchaus nicht loben“ • keine Ausagen über Schenkelhilfe • vom Sitz unabhängige Zügelhand • nachgebende Zügelhilfe „… wenn man das Pferd versammelt und es dadurch den Nacken hebt, so muß man mit dem Zügel sofort leichter werden“ • Aufrichtung„lehrt man ein Pferd bei leichter Zügelführung vorwärts zu schreiten, den Hals aufzurichten und vom Genick an zu wölben, so wird man bewirken, daß das Pferd etwas tut, woran es Freude hat“ Xenophon Peri hippikes

  19. Olympische Spiele der Antike • 776 v. Chr. bis 400 n. Chr. • gymnische, hippische und musische Wettkämpfe (Agonen) • Wagenrennen mit Vierergespann (Tethrippon) • Wagenrennen mit Zweigespann (Synoris) • Rennen unter dem Reiter (Keles) über 8000 m • Wagenrennen mit Maultieren

  20. Römische Antike GermanenKelten

  21. Römische Wagenrennen • Höhepunkt der ludi circenses • Fahrer (aurigae) und Pferde gehörten zu 4 Zirkusparteien (factiones: alba, russea, prasina, veneta) • Factiones übernehmen auch politische Funktionen und sind an politischen Auseinandersetzungen beteiligt • Weitere Bewerbe • Ars desultoria: Auf- und abspringen am galoppierenden Pferd • „Voltigieren“ mit zwei Pferden

  22. Pferde im römischen Militär • in der Frühphase des römischen Reiches Reiterei aus der römischen Oberschicht  keine zahlenmäßige Erweiterung möglich • römische Armee vor allem als Infanterie konzipiert jede Legion (4500-6000 Infanteristen) verfügte über eine Kavallerieabteilung mit 120 (bis maximal 300) Reitern  Aufklärung, Meldereiter • statt Aufbau einer „eigenen“ Kavallerie Reiterei von Verbündeten oder Hilfstruppen aus eroberten Ländern: Gallien (Kelten), Germanien, Nordafrika, Syrien • eigenständige Kavallerieeinheiten zu 500 Reitern (Ala) gegliedert in 16 turmae (Schwadronen) zu 30 Reitern

  23. Herkunft der Pferde für das römische Militär • Pferdezucht: Dalmatien, Spanien und lokale Ankäufe • Widerristhöhe 135-150 cm, im Typ wie Camargue-Pferd • Ankauf durch Remontekommissionen, Übernahme der Pferde in den Militärdienst nach einer Probezeit

  24. Reiterlager Comagena (Tulln/NÖ) • Truppen: Ala Comagenorum, 2./3. JahrhundertEquites promoti, 4. Jahrhundert • Truppenstärke: ala quingenaria 480 Reiter in 16 Turmen zu 30 Reitern + Stab • Kommandant: Praefectus alae (römischer Adliger) • Zivilbevölkerung im Lager: 4./5. Jahrhundert • Aufgabe des Lagers: 488 n. Chr. • Wiederbesiedlung: nach 791/792 als karolingisches Reichsgut

  25. Bedarfsschätzung für die 4 Kavalleriekastelle im Tullnerfeld (ca. 2000 Mann mit 2000 Pferden) • VerpflegungBrotgetreide (Weizen) 700 t Fleisch 100 tKäse 200 tGemüse/Obst 400 t Öl 100 tWein 1800 hl • PferdefutterGerste 1000 tHeu (150 Tage, sonst Weide) 1200 t • WasserTrinkwasser 2 m3Nutzwasser 20 m3Tränkwasser 12 m3 • Pferde: Remontierung jährlich 15% des Bestandes = 180 Pferde

  26. Die Hunnen • ab ca. 350 n. Chr. Ausbreitung aus den Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres nach Westen in günstigere Weidegebiete • berittene Bogenkrieger, zunächst in losen Stammesverbänden ohne einheitliche Führung • in den Auseinandersetzungen entwickelt sich ein einheitliche Führung • Vordringen bis nach Frankreich: 451 Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (bei Orleans)Hunnen: BogenkriegerRömer, Westgoten, Alanen: schwere Panzerreiter, Bogenreiter, Lanzenreiter

  27. Pferde und Reiten bei den Germanen und Altsachsen Naturreiter, deren Pferde im Gehorsam waren Pferde gingen dahin, wo der Reiter wollte, für Reise und Kampf ausreichend aber keine Dressur mit Formung des Pferdes enges Zusammenspiel von Reitern und Fußsoldaten Caesar: wenn die Germanen zum Kampf absitzen bleiben Pferde stehen Caesar stellt germanische Reiterei ein, die in der Schlacht vor Alesia (53 v. Chr) zum Sieg über Vercingetorix beitragen Ausrüstung: Zügel, nichtgebrochene Trense, Sporen, zunächst kein Sattel

  28. Pferde und Reiten bei den Germanen Jeder größere Bauernhof mit eigener Zucht Pferde sind aus eingeborenen wilden Pferden heraus- gezüchtet worden Koppelzucht und halbwilde Gestüte (Ovelgönne = Fohlenhof) ganzjährige Haltung draußen  erhebliche Verluste im Winter Fohlenfleisch und Stutenmilch begehrt Wagen gab es, aber wegen der schlechten Wege mußte man reiten, Straßen setzen einen geordneten Staat voraus eigene Reitpferde der Frauen keine Pferde im Gespann auf dem Acker, dafür Rinder

  29. Pferde und Reiten bei den Germanen und Altsachsen verstorbenen Kriegern wurde Pferd mit ins Grab gegeben Einzug in Walhall mit eigenem Pferd (und Hund)

  30. Pferde und Reiten bei den Kelten • wie bei den Germanen Pferdeopfer und der Glaube, daß die Seelen Verstorbener auf Pferde ins Jenseits gelangen • Verehrung reitender Götter, besondere Bedeutung hatte die Pferdegöttin Epona • umfangreiche Pferdezucht und Pferdehandel • keine Weiterentwicklung der Reiterei

  31. Pferde und Reiten bei den Kelten • Kelten in England und Frankreich leisten mit berittenen Truppen den Legionen Julius Caesars (55 v. Chr.) erheblichen Widerstand • später keltische Reiterei als Hilfstruppen der Römer • von den Kelten übernahmen die Römer der Brauch der Kastration von Hengsten • keltische Pferde in England z.T. Importe aus Gallien sowie Kreuzungen mit einheimischen Ponies  Ursprung einiger englischer und irischer Pferderassen (Connemaras, Welsh Cobs) • gallische Pferde mit z.T. hohem nordafrikanischem Blutanteil

  32. Reitlehren

  33. Mittelalter – Ritter frühes Mittelalter • leichte Reiterei der Reitervölker leichter Sitz, kurze Bügel, verstellte Flucht • schwere Reiterei (=Panzerreiter) Vorbild: iranische Lanzenreiter • europäisches Heer mit Panzerreitern (Rittern) unter Karl Martell, (Schlacht von Tours und Poitiers 732) und unter Karl dem Großen (768-814), • fränkische Ritter = schwerbewaffnete Reiter ohne Adelsstatus • Ritterschicht verbindet sich mit dem Adel • in den Kreuzzügen (1096-1270) ensteht das Bild des adeligen Ritters  Ritter = synonym für Adel • christlicher Ritter = Symbol für Recht und Ordnung

  34. Mittelalter – Ritter hohes Mittelalter (1000-1300) • Blütezeit des Rittertums • Turnier als militärische Übung (≠ sportliches Hobby) (tourner/tourneier=das Pferd drehen/wenden) • strikte Turnierordnung: nur Adelige (Ritter) • Buhurt (hurter=stoßen): Gruppenkampf mit stumpfen Waffen, erst zu Pferde und dann zu FußTjost (iustus=den Regeln nach): Zweikampf mit Lanze, um Gegner aus dem Sattel zu heben, Fortsetzung als Schwertkampf spätes Mittelalter (1300-1500) • Schießpulver  Einzelkampf mit Pferd u. Rüstung  • letztes Turnier 1512 unter Kaiser Maximilian I („Letzter Ritter“, 1493-1519)

  35. Mittelalter – Ritter Pferde • kalibrige Pferde als Streitroß (Kastellan, Hengste) • leichteres Reitpferd zum Reisen (Paletroi) • Lastpferd für Ausrüstung (Klepper)Reitweise • geringe reiterliche Anforderungen • Ziel des Reitens war es Lanzenstößen standzuhalten • Ausbildung der Pferde: vorwärts und parieren Richtungs- oder Tempoänderungen nicht so wichtig • Sitz mit vorgestreckten Beinen in den Bügeln stehend, Gesäß an den hohen Sattelkranz gedrückt • keine differenzierten Gewichtshilfen möglich • Schenkeleinwirkung nur über lange Sporen • Zügelhilfen mit groben Gebissen, Pferde mit starkem Hals

  36. Ende der ritterlichen Kampfweise • Ritter erfolglos im direkten Angriff gegen taktisch geschultes Fußvolk in geschlossener Formation mit langen Spießen und Hellebarden (Schlacht bei Moorgarten 1315, Schlachten bei Laupen, Sempach und Murten) • Musketen der Artillerie durchschlagen Panzerung der Reiter und Pferde  Schaffung leichterer und beweglicherer Reiterei (Panzerreiter) im 15. Jahrhundert

  37. Reitlehren der Renaissance • Im byzantinischen Reich (Konstantinopel) Tradition der Reitkunst (Zirkusdressur), nach Eroberung Konstantinopel 1453 durch die Türken  Künstler nach Italien • „Reitakademien“ italienischer Reitmeister wie Grisone (1532) und Pignatelli, Vorbild für andere Länder • dressurmäßige Ausbildung des Schulpferdes wird in der Renaissance zum Selbstzweck („Reitkunst“) • Schulsprünge zu repäsentativen Zwecken • militärische Bedeutung mehr ein Vorwand zur Rechtfertigung der Schulreiterei • weder Reiter noch Pferde in erforderlicher Qualität beim Militär ausreichend vorhanden

  38. Federico Grisone • Sitz und Hilfengebung in Anlehnung an Xenophon • Ziel der Ausbildung ist die Versammlung des PferdesHankenbeugung und vermehrtes Untertreten • Trabarbeit, Zirkel und Rückwärtsrichten zur Verbesserung der Tragkraft und Versammlung • starke Beizäumung bei absoluter Aufrichtung • Hilfen und Strafen, • Bedingungslose Unterwerfung als Voraussetzung für Gehorsam des Pferdes Ausbildungsziele  Methoden der Ausbildung

  39. Reitmeister des Barock • Georg Engelhard Löhneysen (D, um 1600) geduldigerer Umgang mit dem Pferd  verwahrender Schenkel und diagonale Hilfen • Salomon de la Broue (F, 1553-1610) Begründer der französischen Schule • Antoine de Pluvinel (F, 1555-1623)„Manege Royale“, Reitlehre in Form eines Dialogs Pluvinels mit seinem Reitschüler Ludwig XIII, nach Pluvinels Tod auf Wunsch des Königs heraus- gegeben.

  40. Antoine des Pluvinel • führte die italienischen Reitlehren in Frankreich ein • „Natürlichkeit“ aller Lektionen einschließlich der Schulsprünge, das ausgebildete Schulpferd zeigt auf die Hilfen des Reiters Bewegungen, die von Pferden in der Natur ohnehin ausgeführt werden • Bedeutung der Arbeit an der Hand  • Bedeutung der Pilaren  • System der Ausbildung des Pferdes in sechs Hauptübungen  Wendungen an der Longe  Wenden und Seitwärtstreten in den Pilaren  Wenden und Seitwärtstreten unter dem Reiter  Passage („abgekürzter Schritt“)  Passade, Levade, Courbette • moderne Pädagogik der Reitausbildung  Unterricht in „angstfreier“ Atmosphäre

  41. Antoine des Pluvinel • Reiter soll sich auf die physische und psychische Konstitution des Pferdes einstellen • „das Pferd muß selber Freude an der Reitbahn haben, sonst wird dem Reiter nichts … gelingen“ • „… man sei aber geizig mit Schlägen, freigiebig mit Lohn“

  42. William Duke of Newcastle • auch bei Newcastle ist die Schulreiterei Selbstzweck • statt Pilaren Arbeit um einen Pfahl auf dem Zirkel • Einwirkung v.a. mit dem inneren Zügel, keine verwahrenden äußeren Hilfen(Lektion „Kopf in die Volte“  Schulterherein) • entwickelt Kappzaum und Schlaufzügel • zur Versammlung und Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand Biegung zuerst im Hals, dann in den Hanken • bekannt für harte Dressurmethoden

  43. Francois Robichon de la Gueriniere(1688-1751) • 1730-1751 Leiter des Marstalls König Ludwig XIV • logisch aufgebaute, bis heute gültige Reitlehre • Ziele der Ausbildung ist Vervollkommnung der Natur • Ausbildungsskala: Losgelassenheit – Gehorsam – Durchlässigkeit – Versammlung • Gymnastizierung des gesamten Pferdes statt Einüben von Lektionen • Schulterherein als Basis der Seitengänge Übertreten fördert weites Untertreten Gewöhnung an seitwärtstreibende Schenkelhilfen

  44. Francois Robichon de la Gueriniere(1688-1751) • auf Schulterherein aufbauend Travers, Renvers und Traversale • fliegender Galoppwechsel, Außengalopp, Pirouetten • natürliche und künstliche Gänge (Piaffe, Passage) • Schulen auf und über der Erde • Dominanz von Schenkel- und Gewichtshilfen über Zügel, vorherrschende Einwirkung des äußeren Zügels • losgelassener ausbalancierter Sitz

  45. Francois Robichon de la Gueriniere • Ziel der Ausbildung ist es, das Pferd „durch systematische Arbeit ruhig, gewandt und gehorsam zu machen, damit es angenehm in seinen Bewegungen und bequem für den Reiter ist. Dies gilt…sowohl für das Jagd- und Soldatenpferd als auch für das Schulpferd“ Grundausbildung des Jagd- oder Kavalleriepferdes (Campagneschule) ist auch Basis für die Schulreiterei (Hohe Schule) • „Unwissenheit und schlechte Laune lassen mehr Pferde bösartig oder sauer werden, als die Natur je hervorbringen konnte“

  46. System de la Guerinieres wird in Frankreich bis zur Revolution (1789) durch die Schule von Versailles vertreten • Friedrich Wilhelm v. Seydlitz (1721-1773) entwickelt auf de la Gueriniere aufbauend die Campagnereiterei(„dressurmäßige Grundausbildung + Geländereiten“) • Ludwig Hünersdorf (1748-1813) verbindet die Lehren de la Guerinieres mit den Zielen der Gebrauchsreiterei • Max von Weyrother (1813 bis 1833 Leiter der Spanischen Hofreitschule) übernimmt das System de la Guerinieres in Wien • im 19. Jahrhundert zunehmende Bedeutung des Geländereitens nach englischem Vorbild

  47. System de la Guerinieres wird in Frankreich bis zur Revolution (1789) durch die Schule von Versailles vertreten • Friedrich Wilhelm v. Seydlitz (1721-1773) entwickelt auf de la Gueriniere aufbauend die Campagnereiterei(„dressurmäßige Grundausbildung + Geländereiten“) • Ludwig Hünersdorf (1748-1813) verbindet die Lehren de la Guerinieres mit den Zielen der Gebrauchsreiterei • Max von Weyrother (1813 bis 1833 Leiter der Spanischen Hofreitschule) übernimmt das System de la Guerinieres in Wien • im 19. Jahrhundert zunehmende Bedeutung des Geländereitens nach englischem Vorbild

  48. Francois Baucher (1776-1873) • Bearbeitung von Hals, Genick und Unterkiefer des Pferdes im Halten, um „Verkrampfungsherde“ zu lösen • Körperteile des Pferdes werden einzeln bearbeitet • Pferd wird im Halten ins Gleichgewicht gebracht • Vorwärtsdrang des Pferdes wird unterdrückt • Pferd soll nur auf Impulse des Reiters reagieren • später erkennt Baucher die Bedeutung lösender Arbeit und sieht, dass nur über Losgelassenheit Versammlung erreicht wird • Alexis-Francois l`Hotte (1870 Schulkommandeur von Saumur)verbindet die Lehren Bauchers mit der klassischen Dressur und der Ausbildung des Militärpferdes Begründer der modernen französischen Reiterei Legerte – Grace – Impulsion (Schwung und maximale Durchlässigkeit)

More Related