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Wasserqualität. Grundzüge Wasserhaushalt SS 06 Wolfgang Kinzelbach. Wassergütemerkmale. Unterschiedliche Anforderungen je nach Verbrauchersektor oder Umweltkompartiment: Trinkwasser (Toleranz- und Grenzwerte, Lebensmittelverordnung) Bewässerungswasser (Salinität, TDS) Abwasser (Emission)
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Wasserqualität Grundzüge Wasserhaushalt SS 06 Wolfgang Kinzelbach
Wassergütemerkmale • Unterschiedliche Anforderungen je nach Verbrauchersektor oder Umweltkompartiment: • Trinkwasser (Toleranz- und Grenzwerte, Lebensmittelverordnung) • Bewässerungswasser (Salinität, TDS) • Abwasser (Emission) • Gewässergüte in Fluss, See oder Grundwasser (Immission) • Zahlen siehe Anlage
Gewässergüteklassen • Integrale Beurteilung durch Biozönose Saprobienindex (entspricht im wesentlichen Sauerstoffgehalt) 1. oligosaprobe Stufe = Wassergüteklasse I Keimzahl unter 10/cm3, Rädertierchen, Schnecken, Kieselalgen, verschiedene Grünalgen u. a. 2. b-mesosaprobe Stufe = Wassergüteklasse II Keimzahl unter 10000/cm3, Hauptverbreitung der Kieselalgen und Grünalgen, Schnecken, Rädertierchen, Kleinkrebse u. a. 3. a-mesosaprobe Stufe = Wassergüteklasse III Keimzahl unter 100000/cm3, Blaualgen, Kieselalgen und Grünalgen, Massenentwicklung bestimmter Organismen = Wasserblüten, Krebse und Insektenlarven nur wenige 4. polysaprobe Stufe = Wassergüteklasse IV Keimzahl unter 1000000/cm3, Massenentwicklung weniger Arten, es fehlen Kieselalgen, Grünalgen, Krebse.
Gewässergüteklassen • Integrale Beurteilung durch Biozönose
Kritik • Das Saprobiensystem erfasst bestimmte Zusammenhänge bzw. Einflüsse nicht oder unzureichend, z. B.: • Substratverhältnisse • Strömungsverhältnisse und Wasserführung • Jahresperiodische Schwankungen der Wasserführung • Belastungen mit biologisch nicht abbaubaren Stoffen (z. B. Salze) • toxische Einflüsse mit letalen und subletalen Effekten • strukturelle Gewässerschäden • Es lässt sich im Prinzip durch Klassifizierung nach mittleren BSB5- und Sauerstoffverhältnissen ersetzen
Quellen von Schadstoffen • Haushalte (Kläranlagen) • Industrie (Abwasser, Leckagen, Unfälle) • Verkehr (Unfälle) • Altlasten (Deponien und Altstandorte) • Kraftwerke (Kühlwasser, Abwasser) • Landwirtschaft (via Oberflächenabfluss und Grundwasserzufluss) • Atmosphäre (nasse und trockene Deposition) • Unterscheide: Punktquellen – Diffuse Quellen
Relevante Stoffe und Einträge (1) • Mikrobielle Verschmutzung • Salzbelastung (Geniessbarkeit, Pflanzentoxizität) • Schwermetalle (Toxizität, Anreicherung in Fresskette) • Organochlorverbindungen (toxisch, karzinogen) (HKW als Cl unter 0,001 mg/l) • Polychlorierte Biphyenyle (toxisch, hormonelle Wirkung) • Polyzyklische Aromaten (karzinogen) (PAK als C unter 0,002 mg/l) • Mineralölkohlenwasserstoffe (karzinogen, toxisch) (unter 0,05 mg/l) • Fluor (Knochenversprödung) • Phenole (Geschmack, fischtoxisch) (unter 0,001 mg/l) • Arsen (toxisch) • Cyanide (toxisch)
Relevante Stoffe und Einträge (2) • Organische Belastung (Folge Sauerstoffzehrung) • Nitrat (Folge Überdüngung, Nitrosaminbildung, Methämoglobinämie) • Phosphat (Folge Überdüngung) • Nitrit, Ammonium (Folge Toxizität und Sauerstoffzehrung) • Pestizide (Folge Toxizität) (unter 0,001 mg/l) • Versauerung (Folge Mobilisierung von Schwermetallen, Aluminium: Fischtoxizität) • Sonstige wassergefährdende Chemikalien (grosse Anzahl von chemischen Substanzen) • Trübung • Erwärmung (DT < 3 K)
Neue Gefährdungen • Additive (z. B. MTBE in Benzin, Additive in Baustoffen) • Arzneimittel (z. B. Antibiotika) • Hormonell wirksame Substanzen (z. B. Phtalate) • Neue Agrochemikalien • Neue Mikroorganismen
Situation Grundwasser (1) • Kriterien für die Relevanz eines Schadstoffs • Toxizität • Mobilität • Persistenz • Löslichkeit • Umgeschlagene Menge
Vergleich anhand von Verschmutzungspotential • 1 l Mineralöl kann theoretisch 1 Million l Wasser so verschmutzen, dass es nicht mehr als Trinkwasser verkauft werden kann (Konzentration gerade bei Grenzwert) • Im gleichen Sinne kann 1 l CKW 100 Millionen l Wasser verschmutzen • Wenn Plutonium löslich wäre, würde für 1 kg Plutonium das gesamte Süsswasser der Erde nicht für die Verdünnung unter den Grenzwert ausreichen.
Organische Belastung und Sauerstoff in Fliessgewässern (1) • Abbau von organischen Substanzen durch Mikroorganismen führt zu Sauerstoffzehrung • Organische Belastung wird durch Summenparameter gemessen: BSB5 (Biologischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen) • Der Zehrung steht eine Wiederbelüftung durch die Wasseroberfläche gegenüber • Aus dem Zusammenspiel ergibt sich die natürliche Selbstreinigung eines Gewässers hinsichtlich abbaubarer organischer Stoffe
Organische Belastung und Sauerstoff in Fliessgewässern (2) • Quantitative Beschreibung • Transportgleichungen für BSB5 und gelösten Sauerstoff • BSB5 (Senke: Abbau erster Ordnung), Formelzeichen L (mg/l) • Gelöster Sauerstoff (Senke BSB-Abbau, Quelle Wiederbelüftung), Formelzeichen c (mg/l) q seitl. Zufluss pro Länge, cs Sauerstoffsättigungskonzentration, Lin, cin Konzentrationen in Zufluss, K Dispersionskoeffizient, K1 Abbaurate, K2 Wiederbelüftungsrate
Streeter-Phelps Gleichungen • Annahmen • stationäre Verhältnisse • Vernachlässigung der Dispersion • Konstante Raten für Abbau und Wiederbelüftung • Keine seitlichen Zuflüsse (q = 0) • 2. Gleichung oft für Sauerstoffdefizit formuliert D = cs - c
Lösung der Streeter-Phelps-Gleichungen • Randbedingungen: L(0) = L0, D(0) = D0 Vorsicht: c kann bei bestimmten Eingabedatenkombinationen kleiner Null werden, da die Abbaurate von c unabhängig ist. In diesem Fall ist das Streeter-Phelps Modell nicht korrekt anwendbar.
Lösung der Streeter-Phelps-Gleichungen Graphische Darstellung der Lösung BSB c (mg/l) BSB5 Gel. Sauerstoff c x
Zusätzliche Angaben zur Abschätzung des Sauerstoffhaushalts (1) • Sauerstoffsättigungskonzentration (Fitkurve) • Wiederbelüftungsrate Dm = 2.307 10-9 * (1.307)(T-20) m2/s • Typische Werte für K1: 0.1 – 0.4 1/d (bei T = 20°C) • Umrechnung auf andere Temperatur
Zusätzliche Angaben zur Abschätzung des Sauerstoffhaushalts (2) • Typische Konzentrationen des BSB5: • Haushaltsabwasser 200 mg/l • Industrie bis 10000 mg/l • Natürliches Gewässer < 2 mg/l • Einwohnergleichwert • 77 g/d (bzw. 60 g/d) • Problem des BSB5 • Unterschätzt Sauerstoffbedarf (Alternativen CSB, DOC) • Abbau nicht unbedingt Reaktion 1. Ordnung, da Gemisch von vielen Substanzen mit unterschiedlicher Abbaurate
Neckarsanierung Istzustand 1974 Abfluss BSB5 Gel. Sauerstoff Temperatur Vollausbau 1990 Kosten rund 2 Mrd. DM BSB5 Gel. Sauerstoff