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Gewerbeflächen in Iserlohn Thesen Prof. Dr. Gerd Hennings Fachgebiet Gewerbeplanung Fakultät Raumplanung Universität Dortmund. These 1
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Gewerbeflächen in Iserlohn Thesen Prof. Dr. Gerd Hennings Fachgebiet Gewerbeplanung Fakultät Raumplanung Universität Dortmund
These 1 Wirtschaftsförderung und Planung werden in erster Linie auf die regionale und endogene Gewerbeflächennachfrage setzen müssen, wenn sie die Entwicklung der Wirtschaft in Iserlohn positiv beeinflussen wollen. Das bedeutet nicht, dass eine derartige Wirtschaftsförderung ohne neue Industrie- und Gewerbeflächen auskäme. Das erkennt man sehr schnell, wenn man sich die Zielgruppen der Iserlohner Wirtschaftsförderung im Rahmen einer endogenen Entwicklung ansieht.
These 2 Ich unterscheide folgende Zielgruppen für die Iserlohner Wirtschaftsförderung: • Betriebsverlagerer aus alten´, nicht mehr ausreichenden Standorten in Iserlohn • Betriebsverlagerer aus Nachbargemeinden nach Iserlohn – aus der Sicht der Stadt Iserlohn sog. Neuansiedlungen • Existenzgründungen aus Iserlohn oder Nachbarstandorten.
These 3 Existenzgründungen sind Personen oder Personengruppen, die in ihrer ersten Phase der Existenz auf relativ niedrige Gewerbeflächenpreise oder Mieten angewiesen sind. Sie benötigen vor allem ein ausreichendes Angebot an preiswerten Mietflächen z.B. in leergezogenen Hallen und Gebäuden, nicht unbedingt neue Industrie- und Gewerbeflächen. These 4 Es sind vor allem Betriebsverlagerungen, die in der Regel die größte Flächennachfrage entfalten. Es ist diese Zielgruppe, für die es notwendig ist, neue Industrie- und Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen.
These 5 Sieht man sich die Verlagerungsgründe gerade von Klein- und Mittelbetrieben an, dann sind es vor allem Standortunzulänglichkeiten am gegebenen Standort, die derartige Betriebe dazu bringen, eine räumliche Mobilität ins Auge zu fassen. Zwei Drittel aller Verlagerungsfälle gehen auf mangelnde Erweiterungsmöglichkeiten am bestehenden Standort zurück. D.h. Betriebsverlagerer sind Betriebe, die neu investieren wollen, diese Möglichkeit am alten Standort nicht mehr haben, und die deshalb einen neuen Standort suchen.
These 6 • Andere Verlagerungsgründe sind in folgender Reihenfolge: • weitere betrieblicheAnlässe z.B. der Wunsch, unterschiedliche Betriebsteile zusammenzulegen; der Wunsch, aus einem ungünstigen Pachtvertrag heraus zu kommen;es gibt etliche weitere; • baurechtliche oderimmissionsschutzrechtliche Gründe, die erforderliche Neubaumaßnahmen am Standort unmöglich machen oder wegen der entsprechenden Auflagen sehr stark verteuern. Dies führt dann zur typischen Gewerbeerosion aus gemischt strukturierten Gebieten oder den bekannten Gemengelagenstandorten. • schlechte verkehrliche Anbindungen am alten Standort: der alte Standort liegt zu weit von einem Autobahnanschluss entfernt oder er liegt an einem Standort, dessen Erreichbarkeit wegen der stark zugenommenen Stauhäufigkeit auf der Straße deutlich abgenommen hat;
These 7 Betriebsverlagerungen sind komplexe Prozesse, die hohe Anforderungen an den Unternehmer stellen. Wenn eine Betriebsverlagerung durchgeführt werden muss, dann will der Betriebsinhaber einen Standort finden, an dem die heutigen Probleme nicht so bald wieder auftauchen. Und das ist ein Standort in einem relativ neuen Industrie- und Gewerbegebiet, der ihm in ausreichendem Maße Fläche zur Verfügung stellt. Zusätzliche Standortanforderung heute: hervorragende Verkehrsanschlüsse an die nächste Autobahnauffahrt.
These 8 Beim Prozess der Betriebsverlagerung wird der gesamte Betrieb auf Herz und Nieren überprüft. Insbesondere Materialflüsse werden optimiert. Das führt zu den heutigen flachen Hallen, die einen rationalisierten Betriebsablauf garantieren. Und das führt natürlich auch dazu, dass der Flächenbedarf pro Beschäftigten im Zeitverlauf langsam ansteigt, so dass die sog. Flächenkennziffern bei Gewerbeflächennachfrageberechnungen in der Regel angehoben werden müssen.
These 9 Derartige Betriebsverlagerer, von deren Investitions- und Moderni-sierungstätigkeit die weitere positive Wirtschaftsentwicklung eines Standortes abhängt, wird man nur in sehr begrenztem Maße für eine Gewerbe - Innenentwicklung gewinnen können. Man sollte es m.E. auch nicht unbedingt versuchen. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Betriebe nach einer Verlagerung in ein neues Industrie- und Gewerbegebiet in den folgenden Jahren deutliche Wachstumsprozesse vollziehen, die zu mehr Output und zu mehr Beschäftigung führen.
These 10 Für eine Gewerbe-Innenentwicklung kommen daher in erste Linie einheimische Unternehmen in Frage, die nicht so dynamisch sind und die durchaus noch an ihren alten Standorten existieren können, wenn ihnen ganz bestimmte Standortrestriktionen genommen werden können. Dazu ist ein koordinierter Einsatz aller Träger der Wirtschaftsförderung, des Planungsamtes, des Bauordnungsamtes und des Staatlichen Umweltamtes nötig. Derartige Standortsicherungsstrategien sind allerdings recht komplex, erfordern den guten Willen aller Beteiligten und einen hohen Personaleinsatz.
These 11 Für eine Gewerbe-Innenentwicklung kommen auch Existenzgründer in Betracht. Ihre Standortanforderungen sind zunächst nicht allzu hoch. Günstige Mietpreise sind am wichtigsten. Attraktiv scheint es auch zu sein, in der Nähe anderer Unternehmen zu sein, die sich in ähnlicher Situation befinden. Darum sind Existenzgründungszentren in der Regel recht erfolgreich, ebenso wie Gewerbehofkonzepte verschiedenster Art, die häufig mit der Wiedernutzung alter Fabriken oder ähnlicher Gebäude verbunden werden können.
These 12 Insgesamt haben allerdings Planung und Wirtschaftsförderung nur beschränkte Möglichkeiten, Unternehmen dazu zu bringen, an alten Standorten zu bleiben bzw. alte Standorte für neue Investitionen zu akzeptieren. Die Erfahrungen mit verschiedensten Handlungsfeldern einer Gewerbe-Innenentwicklung sind insgesamt nicht allzu günstig.
These 13 Trotz aller Bemühungen um eine Standortsicherung von Unternehmen in Gemengelagen und gemischt strukturierten Gebieten hat sich die Abwanderung der Gewerbebetriebe aus diesen Gebieten nicht stoppen lassen. Die Geländeverwertung am alten Standort als Wohnfläche hilft dabei, die Betriebsverlagerung zu finanzieren. Insofern sollte man sich nicht allzu große Hoffnungen machen, dass man die Wiederverwertungsquote der aufgegebenen Gewerbeflächen wird erheblich steigern können.