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Feministische Demokratietheorien. Sitzung 8. Textgrundlage. Demokratie – StaatsbürgerInnenschaft – Partizipation von Barbara Holland-Cunz. Aktuelle Debatten. Neue demokratietheoretische Debatten seit dem Ende des Staatssozialismus =>
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Feministische Demokratietheorien Sitzung 8
Textgrundlage Demokratie – StaatsbürgerInnenschaft – Partizipation von Barbara Holland-Cunz
Aktuelle Debatten • Neue demokratietheoretische Debatten seit dem Ende des Staatssozialismus => • Sieg der liberalen Demokratien oder Erosion der liberalen Demokratie? • (Selbst-)Kritik des westlichen Demokratiemodells (Politikversdrossenheit) • Post-nationalstaatliche Demokratie im Kontext ökonomischer Globalisierung und EU
Demokratiedefinitionen • Herrschaft (kratein) des Volkes (demos) • Selbstregierung freier und gleicher BürgerInnen • Volkssouveränität • => feministische Kritik: Androkratie
Demokratieformen: 1) DirekteDemokratie 2) RepräsentativeDemokratie 3) Verhandlungsdemokratie (Einbeziehung korporatistischer, zivilgesellschaftlicher Gruppen) 4) Governance (transnationaleVerhandlungsdemokratie) 5) Korporatismus
Definition StaatsbürgerInnenschaft/citizenship • Formelle Zugehörigkeit zu einem staatlichen Gemeinwesen (belonging, Staatsangehörigkeit) • Zugang zu Rechten (zivile, soziale, politische) Dimensionen von citizenship: 1. Inklusion der StaatsbürgerInnen 2. Exklusion der „Anderen“ Erna Appelt: „Die Konstruktion der Fremden gehört zu den Bausteinen nationalstaatlicher Demokratien.“ (2001) Erna Appelt
Dimensionen von citizenship 3. Partizipation, AktivbürgerInnenschaft Konventionelle – unkonventionelle Partizipation
Historische Debatten: Demokratievorstellungen und Bilder von StaatsbürgerInnenschaft vor den 1980er-Jahren 1. Olympe de Gouges (1748-1793): „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ 2. Mary Wollstonecraft (1759-1797): „Plädoyer für die Rechte der Frau“ (1792), Wissen, Bildung für Frauen Olympe de Gauges Mary Wollstonecraft
3. Flora Tristan (1803-1844): radikaldemokratische 1848er-Revolutionärin; Verbindung von Feminismus und Sozialismus 4. John Stuart Mill (1806 - 1873), Harriet Taylor Mill (1807-1858), Helen Taylor (1831-1907): „Die Hörigkeit der Frau“ (1869), fordern politisches Stimmrecht für Frauen Flora Tristan John Stuart Mill und Harriet Taylor Mill
5. Hedwig Dohm (1831-1919): „Der Frauen Natur und Recht“ (1876) – Stimmrecht für Frauen als „Mittel zur Veredelung ihrer selbst und des Menschengeschlechts“ Hedwig Dohm
6. Lily Braun (1865-1916), Clara Zetkin (1857-1933): Vertreterinnen der sozialistischen Frauenbewegung in Deutschland Lily Braun Clara Zetkin
7. Helene Stöcker (1869-1943), Helene Lange (1848-1930), Gertrud Bäumer (1873-1954): Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung, differenzfeministische Position Helene Stöcker Helene Lange Getrud Bäumer
8. Simone de Beauvoir (1908-1986): „Das andere Geschlecht“ (1949) - Gleichheitsfeminismus Simone de Beauvoir
Basisdemokratie als feministisches Konzept der 1970er Jahre: • GleichheitderAktivistinnen • KollektivitätderBinnenstrukturen • RotationderVerantwortlichkeiten • Gemeinsamkeit und Konsens bei allen Entscheidungen • Offenheit und Inklusivität nach außen • Inklusivität und Solidarität nach innen • Geduld und Toleranz gegenüber abweichenden Positionen • Vermeidung von Konkurrenz
Anfang 1990-er Jahre: professionelle feministische Demokratietheorie Gründen alle in der Kritik der Trennung von öffentlich und privat 1) Anne Phillips: Engendering Democracy (faire Repräsentation, Präsenz von Frauen) 2) Iris Marion Young: Gruppenrepräsentation (unterdrückte Gruppen durch spezifische Ressourcen und Institutionen repräsentieren; Rolle von Zivilgesellschaft Anne Phillips Iris Marion Young
3) Chantal Mouffe: Radikaldemokratie (= stets „unabgeschlossene“ Demokratie; pluralistische BürgerInnenschaft, Auseinandersetzungen im Zentrum) 4) Nancy Fraser: Anerkennung – Umverteilung – Partizipation Chantal Mouffe Nancy Fraser
5) Birgit Meyer: Kritik der Demokratieferne der feministischen Politikwissenschaft in Deutschland (1992) Birgit Meyer
Empirische Demokratieforschung • Erste Untersuchungsergebnisse über die Unterrepräsentation von Frauen in Parlamenten und Regierungen • Sandra Harding: Frauen als „integrierte Außenseiterinnen“ der Politik („outsiderswithin“) Sandra Harding
KontureneinerDemokratietheorieausfeministischerSicht 1) Liberale Demokratietheorie (=> Gleichstellungspolitik) 2) Partizipatorische Demokratietheorie (Demokratie als Lebensform) 3) Republikanische Demokratietheorie (Demokratie als Würde des Politischen) 4) Radikale Demokratietheorie (Demokratie als inklusive BürgerInnengesellschaft) 5) Deliberative und diskursive Demokratietheorie (Demokratie als herrschaftsfreie Kommunikation)
Kontroversen in der feministischen Demokratietheorie • Ungebundenes Mandat (weibliche Repräsentanten sollen Frauen repräsentieren) oder Gruppenrepräsentation (weibliche Repräsentanten müssen Frauen repräsentieren) • Partizipatorisches oder republikanisches Demokratieverständnis (gegen bzw. für Trennung zw. Öffentlich und privat) • Konzept der Geschlechterdemokratie (inklusiv oder exklusiv)
Feministische Debatten zur Transnationalisierung der Demokratie 1) Iris Marion Young:Demokratischer Föderalismus 2) GayatriChakravortySpivak:Ethik kollektiver Verantwortlichkeit, Dialog unterschiedlicher kultureller Perspektiven Iris Marion Young GayatriSpivak
3) Martha C. Nussbaum: „gutes Leben“, Capabilities-Ansatz 4) Seyla Benhabib: Teilhabe am zivilgesellschaftlichen Diskurs Martha C. Nussbaum Seyla Benhabib
Feministische Normen für eine globale Demokratie: a) kulturelle Vielfalt gleich gewichtig neben demokratischer Gleichheit b) Verantwortung für globale Gerechtigkeit c) Starke demokratische Ausrichtung (lokal, zivilgesellschaftlich, deliberativ) d) Transnationale StaatsbürgerInnenschaft