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EG-Außenwirtschaftsrecht. Rechtsanwalt Dr. Hans-Georg Kamann Partner, Mayer, Brown, Rowe & Maw LLP, Frankfurt/Brüssel Direktor des Centrums für Europarecht an der Universität Passau (CEP). EG-Außenwirtschaftsrecht. Übersicht I. Einführung
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EG-Außenwirtschaftsrecht Rechtsanwalt Dr. Hans-Georg Kamann Partner, Mayer, Brown, Rowe & Maw LLP, Frankfurt/BrüsselDirektor des Centrums für Europarecht an der Universität Passau (CEP)
EG-Außenwirtschaftsrecht • Übersicht I. Einführung II. Völkerrechtliche Grundlagen: Freihandel und Welthandelsordnung III. Gemeinschaftsverfassungsrechtliche Grundlagen: Kompetenz und Verfahren IV. Instrumente der Gemeinsamen Handelspolitik V. Rechtsschutz im EG-Außenwirtschaftsrecht VI. Ausblick: das EG- Außenwirtschaftsrecht im Entwurf des Vertrages über eine Europäische Verfassung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Wo wird EG-Außenwirtschaftsrecht relevant? • Mandant importiert Hemden aus Indien; plötzlich erlässt Kommission Schutzmaßnahmen wegen Marktüberschwemmung • Mandant will medizinische Geräte in Krisengebiet exportieren, die auch militärisch genutzt werden können • Mandant wird durch Billigexporte aus Taiwan aus dem Markt in der Gemeinschaft gedrängt • Mandant ist Autozulieferer, koreanische Konkurrenten werden von ihrer Regierung subventioniert • Mandant exportiert Stahlerzeugnisse in die USA; plötzlich erlässt die USA einen Importstopp RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Wirtschaftliche Grundlagen • Freihandel zwischen Staaten erbringt Wohlfahrtsgewinne für alle (Ricardo-Theorem) • Aber in der Praxis Freihandel im Konflikt mit - Interesse des Schutzes inländischer Industrie vor Konkurrenz - Schutz wichtiger Rechtsgüter - Gesundheit - Umweltschutz • Antwort im Welthandelssystem: GATT und jetzt WTO RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Exkurs: • Grundzüge des Rechts der Welthandelsorganisation • - Vom GATT zur WTO • - Das WTO-Übereinkommen • - Die WTO als Internationale Organisation • - Grundbegriffe des GATT 1994 RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Übersicht I. Einführung II. Völkerrechtliche Grundlagen: Welthandelsordnung III. Gemeinschaftsverfassungsrechtliche Grundlagen: Kompetenz und Verfahren IV. Instrumente der Gemeinsamen Handelspolitik V. Rechtsschutz im EG-Außenwirtschaftsrecht VI. Ausblick: das EG- Außenwirtschaftsrecht im Entwurf des Vertrages über eine Europäische Verfassung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Übersicht I. Einführung II. Völkerrechtliche Grundlagen: Freihandel und Welthandelsordnung III. Gemeinschaftsverfassungsrechtliche Grundlagen: Kompetenz und Verfahren IV. Instrumente der Gemeinsamen Handelspolitik V. Rechtsschutz im EG-Außenwirtschaftsrecht VI. Ausblick: das EG- Außenwirtschaftsrecht im Entwurf des Vertrages über eine Europäische Verfassung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Gemeinsame Handelspolitik: Art. 3 lit. b), Art. 131-134 • Ziele (Art. 131) • Wohlstandsmehrung durch Wettbewerb in liberaler Welthandelsordnung- Keine Pflicht zur Deregulierung- kein System gemeinsamer Wirtschaftspolitik- weiter Anwendungsbereich Strategie Marktöffnung • Förderung von Verteilungsgerechtigkeit- Handelsschutzrecht zur Abwehr unerwünschter Maßnahmen Dritter Strategie Marktabschottung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Kompetenzen (Art. 133) Grundproblem: Dynamische Entwicklung Welthandelsordnung • Gegenstände - Handel mit Waren (GATT 1949) - Handel mit Dienstleistungen vor Nizza: EuGH: WTO-Gutachten 1/94 - keine Kompetenz für personenunabhängige DL (Art. I:2 lit. a) GATS) - keine Kompetenz für TRIPS (Ausn. Pirateriebekämpfung) WTO-Abkommen = Gemischtes Abkommen Vertrag von Nizza: Art. 133 Abs. 5-7 neu RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Vertrag von Nizza: Art. 133 Abs. 5-7 neu • Grundsatz: Abs. 5 Kompetenz auch für Dienstleistung und geistiges Eigentum insgesamt • Aber: Abs. 6 Uabs. 1 keine Kompetenz, wo Abkommen zu ausgeschlossener innergemeinschaftlicher Harmonisierung führt • Beispiele Abs. 6 Uabs. 2- kulturelle und audiovisuelle DL- Bildungs-DL- DL im Bereich Gesundheit und Soziales • Folge: „gemischte Zuständigkeit“; Kooperationspflicht EG-MS • Weiterhin nicht z. B. Personenverkehr, Kapitalverkehr EuGH: Kompetenz ausschließlich (Ausnahme Abs. 5 Uabs. 4) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht Abgrenzung zu anderen Kompetenzbereichen • Horizontale Kompetenzprobleme - andere Außenkompetenzen - Problem: Wirtschaftsembargomaßnahmen (Art. 133 oder GASP) - Assoziierung mit Drittstaaten (Art. 310) - Entwicklungspolitik (Art. 181, 181a) - Forschung, technologische Entwicklung (Art. 170) - Kultur (Art. 151 Abs. 3) - implizite Außenkompetenzen EuGH: AETR-Rspr. („implied powers“) Kompetenz, wenn parallele Binnenkompetenz in Anspruch genommen oder wenn Binnenrechtsakt nur mit Abk. erlassen werden kann • Vertikale Kompetenzprobleme (Art. 307, 296 I lit. b) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Rechtsetzungsverfahren • Autonome Handelspolitik (Art. 133 Abs. 2, 4)- Rat beschließ auf Vorschlag der Kommission- mit qualifizierter Mehrheit Art. 133 Abs. 4, 205 Abs. 1 - einstimmig bei Abweichung von Kom-Vorschlag, Art. 250 Abs. 1- keine Beteiligung des Europäischen Parlaments • Vertragliche Handelspolitik (Art. 133 Abs. 3 i.V.m. Art. 300)Zweistufiges Verfahren:1. Verhandlungsphase, Art. 133 Abs. 3 Uabs. 1, 22. Abschlussphase, Art. 133 Abs. 3 Uabs. 3, Art. 300 Abs. 2-7 Einbeziehung 133er-Ausschuss, Europäisches Parlament RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Vollziehung autonomer handelspolitischer Maßnahmen • Rat erlässt „Grundverordnungen“ • Durchführung durch Einzelverordnungen oder Beschlüsse („Tertiärrecht“) - Ausschussverfahren: Entscheidungsträger Kommission- 133er Verfahren: Entscheidungsträger Rat • Vollzug durch mitgliedstaatliche Behörden RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Übersicht I. Einführung II. Völkerrechtliche Grundlagen: Freihandel und Welthandelsordnung III. Gemeinschaftsverfassungsrechtliche Grundlagen: Kompetenz und Verfahren IV. Instrumente der Gemeinsamen Handelspolitik V. Rechtsschutz im EG-Außenwirtschaftsrecht VI. Ausblick: das EG- Außenwirtschaftsrecht im Entwurf des Vertrages über eine Europäische Verfassung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Die vertragliche Gemeinsame Handelspolitik • Wesentliche Tätigkeiten • Multilaterale Verträge, - WTO-Übk.- Internationales Rohstoffabkommen im Rahmen der UNCTAD • Plurilaterale Verträge- EFTA und EWR- Präferenzabkommen, z.B. Cotonou-Übk., Mittelmeer-Übk. • Bilaterale Verträge- Freihandelsabkommen EG-Schweiz- Europa-Abkommen- Assoziationsabkommen mit Einzelstaaten- bisher nicht USA, Japan, Australien RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Beispiel: • Europaabkommen Europäische Gemeinschaft und der Republik Slowenien RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Rechtwirkungen von Gemeinschaftsabkommen • Völkerrechtliche Bindung („pacta sunt servanda“) • Innergemeinschaftliche Bindungswirkung, Art. 330 Abs. 7(Geltungs- und Anwendungsbefehl durch Beschluss über Abschluss des Abkommens) EuGH: Haegemann-Formel: „Gemeinschaftsabkommen sind integrierender Bestandteil der Gemeinschaftsrechtsordnung“ • Vorrang- Rang zwischen Primär- und Sekundärrecht Vorrang vor Sekundärrecht, Abkommen sind Prüfungsmaßstab für EuGH, Grundsatz der völkerrechtskonformen Auslegung- Anwendungsvorrang vor nationalem Recht RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Rechtwirkungen von Gemeinschaftsabkommen • Unmittelbare Anwendbarkeit EuGH Kupferberg: Einzelner kann sich vor Gericht auf Abkommen berufen, wenn „Norm unter Berücksichtigung ihres Wortlautes und nach Gegenstand und Art des Abkommens eine klare und eindeutige Verpflichtung enthält, deren Erfüllung oder deren Wirkungen nicht von Erlaß eines weiteren Aktes abhängen“ - (+) bei Assoziationsabkommen - (P) bei WTO-Übereinkommen EuGH Portugal/Rat: „WTO-Übereinkünfte gehören wegen ihrer Natur und ihrer Struktur grundsätzlich nicht zu den Vorschriften, an denen der Gerichtshof die Rechtmäßigkeit von Handlungen der Gemeinschaftsorgane misst“ RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Rechtwirkungen von Gemeinschaftsabkommen • Unmittelbare Anwendbarkeit EuGH Portugal/Rat WTO-Übereinkommen nicht unmittelbar anwendbararg. Verhandlungscharakter WTO-Mechanismus Gegenseitigkeitsgrundsatz Begründungserwägungen Ratsbeschluss Ausnahmen: - EuGH Nakajima: wenn Rechtsakt eine bestimmte WTO-Pflicht umsetzen soll - EuGH Fediol: wenn Rechtsakt auf WTO-Norm verweist • Wirkungsgrundsätze gelten auch für aus Abkommen abgeleitetes Recht, z. B. Assoziationsratsbeschlüsse RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Beispiel: • Beschluss Nr. 2/2001 des Assoziationsrates EU-Slowenien vom 3. Mai 2001 RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Gemischte Abkommen • Fälle- EG hat nicht für alle Normen die ausschließliche Kompetenz, z.B. bei WTO-Übk.- gemischte Zuständigkeit, Art. 133 Abs. 6 Uabs. 2 • Bindungwirkung (+) bei Elementen in ausschließlicher EG-Kompetenz(-) bei Elementen in auschließlicher Kompetenz der MS(+) bei Teilen in konkurrierender Zuständigkeit • Auslegungskompetenz durch EuGH (+) für Elemente in EG-Kompetenz(+) EuGH Hermes, Dior: auch für Teile in MS-Kompetenz, wenn die Vorschrift in anderen Fällen für Gemeinschaftssachverhalte relevant werden kann RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Autonome Gemeinsame Handelspolitik I. EG-Zollrecht II. Handelspolitische Schutzmaßnahmen III. Sektorspezifische Maßnahmen RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Zollunion (Art. 23 Abs. 1) • Internes Element: Verbot von Zöllen und Abgaben gleicher Wirkung • Externes Element: Gemeinsamer Zolltarif (GZT) VO 2658/87 • Finanzielles Element: Zölle = EG-Eigenmittel (Eigenmittelbeschluss des Rates) Abgrenzung Freihandelszone: nur Beseitigung von Binnenzöllen, kein GZT RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Zoll • = finanzielle Belastung, die ihren Grund im Überschreiten einer Grenze durch die betroffene Ware hat • Finanzzölle: dienen Erzielung von Einnahmen • Schutzzölle: dienen Schutz inländischer Waren vor Konkurrenz • Arten: spezifischer Zoll (Festbetrag) Wertzoll (ad valorem; Prozentsatz des Zollwerts) Materielles Zollrecht: • Ursprungsregeln • Zollwertregeln • Zollkodex (ZK) • Zollkodex-Durchführungsverordnung (ZK-DVO) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Völkerrechtliche Grundlagen • Art. I:1 GATT 1994: Meistbegünstigungsprinzip (P) Mgl. Der Zollunion sind bessergestellt Ausnahme Art. XXIV:5 i.V.m. XXIV:8 GATT 1994 • Art. II GATT 1994: Abbau der Zölle und ZollbindungListe der Zugeständnisse; Art. II:7: gebundene Zollsätze Art. II:1 b): Verbot der Überschreitung der Zollsätze Ausnahmen: - Antidumping-Übk., Antisubventions-Übk. - Zollpräferenzen in Zollunionen und Freihandelszonen (Art. XXIV) - Zollpräferenzen Entwicklungsländer (Ermächtigungsklausel) • Übk. über Ursprungsregeln; Zollwert-Übk. RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Völkerrechtliche Grundlagen • Internationales Übereinkommen über das Harmonisierte System zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS) • Abkommen über Freihandelszonen (z. B. EWR-Abk.) • Assoziationsabkommen RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Gemeinsamer Zolltarif (Art. 20 Abs. 3 ZK) • VO Kombinierte Nomenklatur: Warenverzeichnis • Regelzollsätze: Wertzoll, spezifischer Zoll • Zolltarifmaßnahmen: Abweichung von Regelzollsätzen - Zollaussetzungen (Zollkontingente, Zollplafonds)- Zollbefreiungen (Zollbefreiungs-VO 918/83) • Präferenzmaßnahmen - vertraglich (Assoziationsabkommen)- autonom (Allgemeines Präferenzsystem VO 2501/2001) • Handelspolitische Schutzmaßnahmen RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Auslegung und Anwendung Gemeinsamer Zolltarif • Auslegungsgrundsätze: Allgemeine Vorschriften Anhang I Teil I Titel I.A. VO-KN:- Wortlaut Positionen- Anmerkungen zu Abschnitten oder Kapiteln- Positionen vorrangig nach Englisch oder Französisch- nach objektiven Merkmalen und Eigenschaften • Einreihungsverordnungen der Kommission • Unverbindliche Erläuterungen der Kommission(ähnlich Erläuterungen HS durch WZO) • Verbindliche Zolltarif- und Ursprungsauskünfte durch Zollbehörden mit Bindungswirkung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Fall: Einordnung in den Gemeinsamen Zolltarif • Wohin gehören getrocknete Wallnüsse, • die während des Transports in die Gemeinschaft auf Temperaturen zwischen 0 und 5ºC gekühlt werden, • bei ihrem Eintreffen in ein Zolllager verbracht werden, wo sie bei –24ºC gekühlt werden und • Vor dem Verkauf wieder auf OºC erwärmt werden RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Autonome Gemeinsame Handelspolitik I. EG-Zollrecht II. Handelspolitische Schutzmaßnahmen III. Sektorspezifische Maßnahmen RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Handelspolitische Schutzmaßnahmen • Allgemeine Einfuhrregelungen und Schutzmaßnahmen • Antidumpingrecht • Antisubventionsrecht • Handelshemmnisverordnung • Ausfuhrregelungen und Dual-Use-Verordnung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • VO 3285/94 („Allgemeine Einfuhrregelung“) • Anwendungsbereich: Waren aus „Ländern mit Marktwirtschaft“ • Grundsatz: Einfuhren aus Drittländern sind frei, d.h. keine mengenmäßigen Beschränkungen oder Maßnahmen gleicher Wirkung (Art. 1 Abs. 2) subjektives Recht auf Einfuhrfreiheit umfasst nicht Recht auf innergemeinschaftliches Inverkehrbringen; hierfür gelten Schutzregeln im Binnenmarkt (z. B. Inverkehrbringen von GVO RL 2001/18/EG) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht Allgemeine Schutzmaßnahmen („Safeguards“) • Völkerrechtlicher Rahmen: WTO Schutzmaßnahmen-Übk. • Ziel: Ausgleich von Anpassungsproblemen bei scharfer Änderung der Handelsströme • Materielle Voraussetzungen (Art. 16 ff. VO 32 85/94)- Einfuhr: Erhöhte Menge oder derartige Bedingungen- ernsthafte Schädigung besteht oder droht (Kriterien: Umfang, Preise der Einfuhr; Auswirkungen auf Gemeinschaftshersteller)- Kausalzusammenhang- Gemeinschaftsinteresse RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Allgemeine Schutzmaßnahmen („Safeguards“) • Konsultationsverfahren- auf Antrag Mitgliedstaat oder - auf Veranlassung Kommission • Untersuchungsverfahren(evtl. vorläufige Maßnahmen) • Überwachungsmaßnahmen- vorherige: Vorlage Einfuhrdokument- nachträglich: statistische Überwachung • Schutzmaßnahmen- Einfuhrgenehmigungen- Kontingentierung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • VO 519/94 („Einfuhrregelung für Staatshandelsländer“) • Anwendungsbereich: - Waren (nicht Textilprodukte)- aus „Staatshandelsländern“ (Anhang I, z.B. Russland, Ukraine, weitere ehem. GUS-Staaten, Nordkorea, Vietnam, nicht China); • Grundsatz: subjektives Recht auf Einfuhrfreiheit wie nach Allgemeiner Einfuhrregelung • Aber: neben allgemeinen Schutzmaßnahmen- besondere Schutzmaßnahmen- Überwachungsmaßnahmen zur schnellen Reaktion auf Änderung der Exportpolitik dieser Länder RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Handelspolitische Schutzmaßnahmen • Allgemeine Einfuhrregelungen und Schutzmaßnahmen • Antidumpingrecht • Antisubventionsrecht • Handelshemmnisverordnung • Ausfuhrregelungen und Dual-Use-Verordnung RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht Wirtschaftlicher Dumpingbegriff • Dumping = Preisdiskrminierung • Erscheinungsformen - räuberisches Dumping (predatory pricing) insbesondere Preis unter Kosten Ziel: Verdrängung von Wettbewerbern vom Markt, - Marktzugangsdumping (market opening dumping) Ziel: Markteintritt durch Niedrigpreise - strategisches Dumping Nutzung von asymmetrischen Vorteilen,z. B. Größenvorteile (economies of scale), besserer Zugang zu Finanzmitteln - Staatshandelsdumping im Heimatland besteht kein Wettbewerbsmarkt RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht VO 384/96 („Antidumping-Grundverordnung“) • Völkerrechtlicher Rahmen: WTO Antidumping-Übk. • Rechtfertigung und Zielsetzung: - allgemein: Auflösung der Asymmetrie im Marktzugang - Bekämpfung von Preisdiskriminierungen von Unternehmen aus Drittstaaten (hauptsächlich aus Fernost und ehemaliges GUS-Staaten) - Abwehr von Gefahren für Binnenmarkt (Antidumpingrecht als Außenflanke zur Sicherstellung unverfälschten Wettbewerbs im Binnenmarkt) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Materielle Voraussetzungen für Tätigwerden (Art. 1 Abs. 1) • 1. Dumping • 2. Schädigung • 3. Kausalzusammenhang • 4. Gemeinschaftsinteresse RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Dumping (Art. 1 Abs. 2) • = Ausfuhrpreis einer Ware ist niedriger als Normalwert einer gleichartigen Ware auf Markt des Ausfuhrlandes(nicht erforderlich Ausfuhrpreis unter Kosten!) • Vergleich Ausfuhrpreis und Normalwert der gleichartigen Ware • Gleichartige Ware (Art. 1 Abs. 4) • = Ware, die mit Ausfuhrware identisch ist, d.h.in jeder Hinsicht gleich ist oder sehr ähnlich ist • Maßstab (weite Auslegung): - ähnliche materielle, technische oder chemische Eigenschaften- gleichartiger Verwendungszweck RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Fragerunde: Was sind gleichartige Waren? • Produkte KN-Code X Produkte KN-Code Y • Nickel mit 98 % Reinheitsgrad Nickel mit 99,5 % Reinheitsgrad • Vorprodukt Endprodukt • Rennbootmotoren Außenbordmotoren • Tiefgefrorener Lachs frischer Lachs geschnittener Lachs • Kühlschrank-Truhemodell Kühlschrank-Schrankmodell • Kleine Fernseher große Fernseher • Kinderfahrrad Damenfahrrad RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Normalwert (Art. 2 Abs. 1-7) • tatsächlicher Inlandspreis des Exporteurs im normalen Handelsverkehr an unabhängige Abnehmer (vorrangig) • tatsächlicher Inlandspreis anderer Hersteller oder Verkäufer • alternativ bei fehlender Vergleichbarkeit (Inlandsverkäufe < 5% der Exporte des indiv. Exporteurs in die EG)- Normalwert bei Ausfuhr in Drittland- konstruierter Normalwert (Herstellungskosten + Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten + angemessener Gewinn) Ausfuhrland: Ursprungsland oder Zwischenland (bei Verkauf, teilweise Umarbeitung und Umverpackung) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Ausfuhrpreis (Art. 2 Abs. 8-9) • tatsächlich gezahlter oder zu zahlende der zur Ausfuhr in die EU verkauften Ware = Preis an unverbundenen Importeur in EU • bei geschäftlicher Verbindung mit Importeur oder keine arms-length Preise= Preis an ersten unabhängigen Käufer oder Berechnung auf anderer Grundlage Berichtigungen für Differenzen zw. Einfuhr und Wiederverkauf (z.B. Zölle, Abgaben, Transport, Versicherungen, Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten, angemessener Gewinn) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Gerechter Vergleich (Art. 2 Abs. 10) • Preise aus möglichst gleichem Zeitraum • Berichtigungen für- unterschiedliche Eigenschaften- Einfuhrabgaben und indirekte Steuern- Preisnachlässe und Mengenrabatte- Handelsstufe- Transport, Versicherungen, Verlade- und Bereistellungskosten- Verpackung- Kreditgewährung- Kundendienstkosten- Provisionen- Währungsumrechnungen- alle anderen Faktoren RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Dumpingspanne (Art. 2 Abs. 11-12) = Vergleich des gewogenen durchschnittlichen Normalwerts mit gewogenem Durchschnitt der Preise aller Ausfuhrgeschäfte („symmetrische Methode“) oder Vergleich der einzelnen Normalwerte und der einzelnen Ausfuhrpreise („transaction by transaction“) oder Vergleich gewogener durchschnittlicher Normalwert mit einzelnen Ausfuhrpreisen („asymmetrische Methode“)(P) Nullbewertung negativer individueller Dumpingspannen • Dumpingspanne bildet Obergrenze des Antidumping-Zolls • Indiv. Berechnung für jeden Exporteur (Ausn. Nichtmarktwirtschaft) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Schädigung (Art. 3) • Bedeutende Schädigung • Drohung einer bedeutenden Schädigung • Verzögerung der Errichtung • eines Wirtschaftszweigs der Gemeinschaft Wirtschaftszweig der Gemeinschaft (Art. 4, 5 Abs. 4) • Gesamtheit der Gemeinschaftshersteller der gleichartigen Ware oder erheblicher Teil von ihnen • nicht umfasst mit Exporteuren verbundene Hersteller und Importeure der gedumpten Waren • Auch Hersteller eines Wettbewerbsmarkts oder einer bestimmten Region (Art. 4 Abs. 1 lit. b), Abs. 3) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Beweisanforderungen für Schädigung (Art. 3 Abs. 2-9) • Volumen der gedumpten Importe • Auswirkungen auf die Preise gleichartiger Waren auf dem Gemeinschaftsmarkt Berechnung der Preisunterbietung Ergebnis: Schädigungsspanne • Auswirkungen auf den Wirtschaftszweig der Gemeinschaft RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Kausalität (Art. 3 Abs. 6, 7) • Prüfung von Alternativfaktoren (Art. 3 Abs. 7)- Drittlandseinfuhren- Exporte der Gemeinschaftsindustrie- Wettbewerb in der Gemeinschaft- Sinkende Weltmarktpreise- Mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen • Kumulierung von gedumpten Einfuhren aus verschiedenen Ländern nur eingeschränkt möglich(Art. 3 Abs. 4) RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Gemeinschaftsinteresse • Abwägung verschiedener Interessen- aller Hersteller- Interessen Zulieferindustrie- Interessen Verwenderindustrie- Interessen Händler und Einführer- Interessen Verbraucher • Nicht zu beachten z.B. - industriepolitische Interessen, - Umweltschutz, - außen-, entwicklungs- und regionalpolitische Interessen • Maßnahmen müssen geeignet und erforderlich sein, Gemeinschaftsinteresse zu erfüllen RA Dr. Hans-Georg Kamann
EG-Außenwirtschaftsrecht • Untersuchungsverfahren (Art. 5, 6) • Einleitung- auf Antrag Wirtschaftszweig (Art. 5 Abs. 1)- ex officio (Art. 5 Abs. 6) • Verfahrenseröffnung in 45 Tagen (Art. 5 Abs. 9)- Vor. Glaubhaftmachung von Dumping und Schädigung (Art. 5 Abs. 2) • Durchführung der Untersuchung- Vertraulichkeit (Art. 19)- Anhörung (Art. 6 Abs. 5)- Akteneinsicht (Art. 6 Abs. 7) - Konfrontation (Art. 6 Abs. 6) - Nichtkooperation: Feststellungen nach verfügb. Fakten (Art. 18) - Unterrichtung (disclosure, Art. 20) • Dauer 1 Jahr, Höchstfrist 15 Monate (Art. 6 Abs. 9) • Einstellung (Art. 9 Abs. 1, 2) RA Dr. Hans-Georg Kamann