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Unruhig ist meine Seele, bis sie Ruhe findet in dir

Unruhig ist meine Seele, bis sie Ruhe findet in dir. Theologische und soziologische Aspekte der Hyperaktivität unserer Zeit. Fragestellungen. Schafft das gesellschaftliche Umfeld Voraussetzungen für Ruhelosigkeit? Sind AD(H)D-Kinder ein Symptom unserer Zeit?

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Unruhig ist meine Seele, bis sie Ruhe findet in dir

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Presentation Transcript


  1. Unruhig ist meine Seele, bis sie Ruhe findet in dir Theologische und soziologische Aspekte der Hyperaktivität unserer Zeit Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  2. Fragestellungen • Schafft das gesellschaftliche Umfeld Voraussetzungen für Ruhelosigkeit? • Sind AD(H)D-Kinder ein Symptom unserer Zeit? • Sind sie nicht kompatibel mit unserer Zeit? • Wo liegen die tiefsten Ursachen der Ruhelosigkeit? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  3. 1. Angstkugeln und Tachonadeln 2. Seele in der Kehle 3. Das Innerste der Pyramide 4. Bitte nicht ohne Filter 5. Intensität als Identität 6. Sehnsucht Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  4. 1. Angstkugeln und Tachonadeln • Wo liegt denn das soziologische Manko? Was vermag unsere Zeit nicht oder zu wenig zu bieten? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  5. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  6. Zoë Jenny, Das Blütenstaubzimmer, S.109 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  7. „Die Wörter Rea und Milwaukee schrumpfen zu kleinen harten Angstkugeln. Ich bin voll mit diesen Kugeln, die mich von innen ausbeulen und verformen, so dass ich in alle Richtungen auseinander zu brechen drohe. Jede einzelne dieser Kugeln ist ein selbständig funktionierender Organismus. Sie bekriegen sich gegenseitig, denn jede will mich ganz.“ Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  8. Judith Hermann, Nichts als Gespenster, S.174 + 191 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  9. „Ich dachte, über irgendwas sollten wir sprechen, es ist noch nicht spät, wir können noch nicht schlafen gehen, wir müssen noch ein wenig so beieinander sitzen. Und eigentlich war es mir auch egal, ich war dankbar dafür, dass es mir egal war. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  10. Ich dachte daran, wie bang und zittrig ich hier sitzen würde, wenn ich ihn noch lieben, wenn ich mich ihm zeigen wollen würde, mich nach ihm sehnte, ich sehnte mich nicht nach ihm.[...]Ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte [...], mit mir, mit Johannes, mit allem. Ich wusste nicht, ob das traurig war oder nicht traurig oder gar nichts.“ Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  11. Was analysieren oder beschreiben die Autorinnen? Eine Leere, die gefüllt werden will, ein Vakuum, das von Angst gefüllt wird, ausgereizte, abgestorbene Gefühle, die Bedürftigkeit des Menschen. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  12. Da ist Angst, da ist Beliebigkeit. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  13. Bedürftig trotz ÜberflussRastlos trotz MobilitätUngehört trotz Erreichbarkeit Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  14. Sich an Überfluss klammernd, weil so bedürftig? Mobilitätsverfallen, weil so rastlos? Permanente Kommunikation aus Angst vor dem Alleinsein? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  15. AD(H)D-Betroffene: Ein Produkt dieser Gesellschaft, oder Indikatoren, Sensoren, Tachonadeln dieser schnellen, hochtourigen Gesellschaft? Wird an ihnen sichtbar, was andere noch überspielen können? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  16. 2. Seele in der Kehle Unruhig ist meine Seele bis sie Ruhe findet in dir... „Du hast uns zu dir hin erschaffen, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir.“ Augustinus, confessiones I, 1.c.1 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  17. Was bist du so gebeugt, meine Seele, und so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, ihm, meinem Helfer und meinem Gott.Psalm 42, 6 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  18. Im hebräischen Denken werden die verschiedenen Begriffe wie Leib, Seele, Herz verwendet, um den einen Menschen von verschiedenen Seiten her zu beleuchten. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  19. O Gott, du bist mein Gott, dich suche ich;meineSeele dürstet nach dir, mein Leib schmachtet nach dir, wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. Psalm 63,2 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  20. Hebräisch Näfäsch : „Seele“ • Ursprünglich: Die Kehle, der Rachen, der Schlund, der Ort des Atemholens, der Ort, wo Durst gestillt wird, wo der Mensch seine ersten Bedürfnisse befriedigt bekommt, der Sitz der Begierde und der unstillbaren Bedürftigkeit. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  21. Die unruhige Seele, das umfasst das körperliche Verlangen nach Nahrung, nach geschlechtlicher Befriedigung, nach Frieden, Ruhe, Sicherheit, auch nach Gott. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  22. Näfäsch ist auch Hals, Nacken: Bedroht durch das Schwert oder den Fuss des Feindes, ein Ausdruck für die menschliche Bedürftigkeit und Verletzlichkeit Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  23. Hebräisch Leb : „Herz“ • Die Entscheidungskraft, das Herz ist das Organ des Entscheidens und des Wollens, des Willens, der Vernunft. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  24. Wenn die Stillung der Bedürfnisse zum obersten Ziel erhoben wird, dann ist die Wurzel der Unruhe gelegt. Daraus wächst der Baum der gesellschaftlichen Hyperaktivität. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  25. Die Angst etwas zu verpassen, die Angst, zu kurz zu kommen, ist kennzeichnend für eine Gesellschaft des Überflusses. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  26. Zuerst müssen Kinder als Säuglinge die Erfahrung machen, dass ihre Bedürfnisse gestillt werden. Erst dann können sie zur Ruhe kommen und auch warten oder gar verzichten lernen. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  27. „Fürwahr, ich habe meine Seele gestillt und beruhigt. Wie ein Entwöhnter bei seiner Mutter, wie ein Entwöhnter ist stille in mir meine Seele.“ Psalm 131, 2 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  28. 3. Das Innerste der Pyramide Und wenn die Seele eben nicht still ist? Was sind es denn für Bedürfnisse, die uns antreiben und umtreiben...? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  29. Die Hierarchie der Bedürfnisse nach Maslow (Bedürfnispyramide):TranszendenzSelbstverwirklichungÄsthetische BedürfnisseKognitive BedürfnisseSelbstwertBindungSicherheitBiologische Bedürfnisse Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  30. Gestillte Bedürfnisse schaffen neue Bedürfnisse, auch neue Grundbedürfnisse. Der Mensch ist bedürftig. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  31. Wenn die möglichst umfassende Befriedigung aller Bedürfnisse als Lebensziel gilt, dann bleibt die Seele unruhig, wird sie immer unruhiger. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  32. Erreichte Transzendenz (Maslow) Geschenkte Transzendenz (Christus) Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  33. Ziel ist nicht der rundum befriedigte Mensch, sondern der zuinnerst befriedigte Mensch. Dieser innere Friede ist geschenkter Friede. Er kann weder erreicht noch erkämpft werden. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  34. „Ich bin geliebt trotz meines Trotzes und trotz meines Kämpfens“, diese Grundüberzeugung kann zur tragenden Mitte des ganzen Lebens werden. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  35. „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch Ruhe geben....“ Matthäus 11, 28 Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  36. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  37. „Wer (...) behauptet, religiös zu sein, muss aus seiner Religion einen Glauben ableiten können, den er dem Kleinkind in Form des Urvertrauens weitergeben kann.“ Erik H. Erikson, Identität und Lebenszyklus, S.75. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  38. Ich komme an Grenzen, aber das stellt meinen Wert als Vater oder Mutter nicht in Frage. Mein Kind kommt an Grenzen, aber das stellt unsere Beziehung nicht in Frage. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  39. „Mein Geliebtsein durch Gott ist nicht in Frage gestellt durch mein Versagen oder mein Unvermögen in der Erziehung meiner Kinder.“ Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  40. Der Wert der Eltern liegt nicht in ihren Erziehungserfolgen, sondern darin, von Gott angenommen zu sein und Würde zu erhalten. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  41. Der Wert des erwachsenen Zappelphilipps liegt nicht in seiner Leistungsfähigkeit gegenüber der Gesellschaft, sondern darin, von Gott angenommen zu sein und Würde zu erhalten. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  42. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Schosse: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der trägt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15, 5) Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  43. 4. Bitte nicht ohne Filter • Eltern tragen die grosse Verantwortung, Ruhe ins eigene Leben und ins Leben ihrer Kinder zu bringen. Dazu müssen sie lernen, eine Filterfunktion zu erfüllen. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  44. Input Flussdiagramm des Lernprozesses Kurzzeit-speicher Langzeit-speicher Output Sensorischer Filter, wahrnehmen oder übersehen En-kodierung, verstehen De-kodierung, erinnern Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  45. Wird mehr Dopamin gebraucht, kommen die Neurotransmitter nicht mehr nach; sitzen die Synapsen auf dem Trockenen? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  46. Körpereigenes Dopamin wird ausgeschüttet in Stresssituationen, oder wenn Neues zu bewältigen ist. Deshalb reagiert der Körper mit Hyperaktivität auf Dopaminmangel, um die körpereigene Produktion von Dopamin anzuregen. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  47. Welche Bilder füllen die Seelen unserer Kinder? Was lagert sich ab im Unterbewussten, welche Bilder werden in Panik- und Angstsituationen aus dem Unterbewussten abgerufen? Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  48. Ich habe meine Seele an dich gehängt, du bist mir wichtig. Auch Wanderseelenbrauchen ein Zuhause. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  49. Eltern tragen die Filter-Verantwortung für ihr eigenes Leben und für das Leben ihrer Kinder. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

  50. Je vernetzter, desto störungsanfälliger. Virenschutz und Firewall gelten als Selbstverständlichkeit. Riehener Tagung 2006, Felix Studer, TDS Aarau

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