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108. Deutscher Ärztetag Berlin, 5. 05. 2005. TOP VII: Ärztliches Fehlermanagement/ Patientensicherheit. Dr. med. Günther Jonitz, Ärztekammer Berlin.
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108. Deutscher Ärztetag Berlin, 5. 05. 2005 TOP VII:Ärztliches Fehlermanagement/Patientensicherheit Dr. med. Günther Jonitz, Ärztekammer Berlin
Die Ärztekammern sind Einrichtungen zum Schutz der Patienten. Zu diesem Zweck haben sie von der Gesellschaft Rechte und Pflichten verliehen bekommen. (Gemeinwohlbindung der Kammern, KdöR) Sie werden dieser Aufgabe auf unterschiedlichen Wegen gerecht.(z. B. Berufs- und Weiterbildungsordnung, Fortbildungszertifizierung, Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen) Die Ärztekammern sind die einzigen übergreifenden sachkundigen und unabhängigen Einrichtungen im Gesundheitswesen
Sensibelster Bereich des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient Hohes Missbrauchspotential (Dramatisierung, Politisierung, Stigmatisierung) Das Thema ist heikel:
Handlungsbedarf: Die Medizin wird komplexer Die Patienten werden älter, anfälliger und anspruchsvoller Die Rahmenbedingungen für gute Medizin werden schlechter
„Mit ca. 65 bis 70% stellt der Personalbereich den Hauptblock der Kosten dar. ... Für die Krankenhausleitung bleibt die qualitative Besetzung (zum Beispiel AiP anstelle Assistenzarzt) der Stellen, die Anzahl der Stellen und Teile der variablen Personalkosten (Bereitschaftsdienste) beeinflussbar. Die Einhaltung des extern vereinbarten Personalbudgets, vermindert um eine kalkulierte Sicherheitsrate, ist der Hauptansatzpunkt jedes Kostenmanagements." (f&w, 3/96, S. 200-206).
Handlungsmöglichkeiten: Wissen um Umgang mit Fehlern nimmt zu Organisations- und Kommunikationsmängel statt „individuelle Schuld“ Neue Verfahren zur Fehlervermeidung stehen zur Verfügung Fehlerlernsysteme (Critical Incident Reporting Systems), Fortbildungen, Schulungen, Zertifizierung Politische Einsicht zur konkreten Handlung ist vorhanden BÄK, KBV, AWMF, GKV, PatVertreter, Pflege, (Aktionsbündnis Patientensicherheit), BMGS, WHO
„Autoritäres Handeln, verbunden mit negativen Anreizen, wird immer dazu verleiten, aufgetretene Probleme nicht auszuweisen“ Prof. Dr. Eichhorn, Deutsches Krankenhausinstitut 1992
BÄK und KBV-Vorstand 29.10.04 Zur kontinuierlichen Förderung der Patientensicherheit und Weiterentwicklung einer Fehlerkultur befürworten die Vorstände von Bundesärztekammer und kassenärztlicher Bundesvereinigung... die Etablierung von (Beinahe-) Fehlerberichtssystemen und die Bildung eines Netzwerkes für Fehlervermeidungsstrategien/ Risikomanagement zwecks Bündelung der bereits auf Ebene der ärztlichen Selbstverwaltung und der medizinischen Fachgesellschaften entwickelten Initiativen Einstimmig beschlossen!
Verfahren, Instrumente: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft = Arzneimittelsicherheit Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen Buch und Glossar „Patientensicherheit“ www.forum-patientensicherheit.de Curriculum Qualitätsmanagement Fortbildung Risiko- und Fehlermanagement RM-Modul in Zertifizierung von Klinik und Praxen Fehlerlernsysteme (www.cirsmedical.ch/kbv , www.jeder-fehler-zaehlt.de) Curriculum „Ärztliche Führung“ (i.V.) ...
Hemmnisse: • Selektive Wahrnehmung • Null-Fehler-Anspruch bei Arzt und Patient • Haftungsrisiko • Selbstbezichtigung • Sündenbock-Prinzip • „Second victim“ • Politischer Missbrauch • „die haben‘s nötig…“
Ziele I: • Erhöhte Patientensicherheit und • weniger vermeidbare Fehler führen zu: • Bessere Medizin • Mehr Ansehen und Vertrauen in Ärzteschaft • Geringere Kosten • Weniger Leid • „win-win-win-Situation“
Ziele II: • Mehr Wahrheit, bessere Kooperation Evidenzbasiertes Gesundheitswesen, „common-sense-Prinzip“ • Einsicht in eine bessere Organisation „humane Arbeitsbedingungen für humane Patientenversorgung“ • Ende des „Schwarzer-Peter-Spiels“ • Mehr Freude am Arzt-Sein • Höheres Ansehen der Kammern Dienstleistungseinrichtung mit hoheitlichen Aufgaben
Der Deutsche Ärztetag stellt fest: • Maßnahmen zur Erhöhung von Patientensicherheit basieren auf Vertrauen. Beinahe-Fehler-Berichtsysteme sind keine Sanktionsinstrumente, sondern dienen der Fehlerprävention. • Im Zentrum der Entwicklungsarbeit für neue Fehlervermeidungsstrategien steht die Suche nach organisations-oder kommunikationsbedingten Verbesserungspotentialen und Schnittstellenproblematiken in der Behandlungs- bzw. Versorgungskette; die individuelle Verantwortung bleibt unberührt. • Plakative Schuldzuweisungen und Skandalisierungen des Themas führen nicht zur Aufklärung, sondern zur Verunsicherung der Patientinnen und Patienten und schaden der Patientensicherheit.
Der 108. Deutsche Ärztetag fordert: • Entwicklung und Implementierung von Fehlervermeidungsstrategien in der medizinischen Versorgung; • Unterstützung von Forschungsvorhaben zur Weiterentwicklung von Methoden und Instrumenten zur kontinuierlichen Erhöhung der Patientensicherheit; • Flankierung der Initiativen zur Patientensicherheit durch Versorgungsforschung; • Zusammenführung und Koordination bestehender Aktivitäten zur Intensivierung des interdisziplinären Erfahrungsaustauschs und Wissenstransfers in einer Netzwerkorganisation (Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.)
Ich danke für Ihre Aufmerk-samkeit g.jonitz@aekb.de