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„Alle Geschichte neigt dazu, Weltgeschichte zu sein“ – Jürgen Osterhammel . Global History - Weltgeschichte. Modernisierung, Globalisierung und soziale Ungleichheit aus historischer Perspektive. Gliederung. Was ist Weltgeschichte? Modernisierung Globalisierung
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„Alle Geschichte neigt dazu, Weltgeschichte zu sein“ – Jürgen Osterhammel Global History - Weltgeschichte Modernisierung, Globalisierung und soziale Ungleichheit aus historischer Perspektive
Gliederung • Was ist Weltgeschichte? • Modernisierung • Globalisierung • Sozialstruktur des 19. Jahrhunderts
Wieso Weltgeschichte? • Gleichwertigkeit der Geschichte aller Gesellschaften • Interaktiver Zusammenhang der Weltbevölkerung • Gegenwartsdiagnose
Ansätze • World History als Geschichte der gesamten Welt • Universalgeschichte als Suche nach dem Richtungssinn der Geschichte • Global History als Beschreibung des Weltzusammenhangs
Grundmotive der Weltgeschichtsforschung nach Osterhammel • „Weltgeschichte ist transkulturelle Geschichte“. • „Weltgeschichte muss nicht unbedingt in die Tiefe der Zeit gehen“. • Problemorientierung statt Vollständigkeitsstreben • „Globalgeschichte ist nicht dasselbe wie die Geschichte der Globalisierung“. • Abgrenzung von Fortschrittserzählung und okzidentaler Weltherrschaft
Grundmotive der Weltgeschichtsforschung • Berücksichtigung der „Rationalität der Anderen“ • Weltgeschichte als anti-eurozentrisches Projekt
ModernisierungChristopher A. Bayly – Die Geburt der modernen Welt Moderne: sprunghafte Veränderung in menschlicher Lebensorganisation und Erfahrung • Ablösung der Großfamilie durch die Kernfamilie • Urbanisierung • Industrialisierung • Individuelle politische Rechte • Säkularisierung Multiple Modernities
Gegen den Industriekapitalismus als Triebkraft der Moderne - Rückgriff Revolution des Fleißes: • Geringe technologische Innovationen, Modifikationen der Warendistribution und Änderungen der materiellen Lebensgewohnheiten der Menschen • Auslöser: Änderung der „Horizonte des Begehrens“ durch schneller zirkulierende Informationen über Ideale und Lebensstile der Herrschenden
Was heißt „modern“? „In diesem Buch wird davon ausgegangen, dass das Wesentliche des Modernseins darin liegt, sich für modern zu halten. Modernität ist das Bestreben, ‚auf der Höhe der Zeit zu sein‘, ein Prozess des Nacheiferns und Ausleihens“ (Bayly 2006:25).
Global differenzierte Uniformität Beispiele aus der Körperpraxis: • Kleidung • Zeitmessung • Sprachen • Namensgebung • Nahrung • Sport und Freizeit
GlobalisierungKnut Borchardt – Globalisierung in historischer Perspektive Zwar ein neuer Begriff (1990er) aber kein neues Phänomen: • 3000 v. Chr. Fernhandelsnetze zwischen Nordafrika und Innerasien • 1. Jahrhundert n. Chr: Welthandelsstadt Alexandria (vgl. Marek 2001) • Mittelalterlicher Fernhandel zwischen östlichem Mittelmeer, Atlantik und Nordmeer
Globalisierung im 19. Jahrundert • Wirtschaftlich: Butter aus Neuseeland und eingefrorenes Rindfleisch aus Argentinien • Kommunikation: spätestens 1866 mit dem Telegrafenkabel 1000fache Geschwindigkeit der Informationsvermittlung, Vernetzung der Börsen über Telegrafen • Krisen: 1825/26 zwischen London/Paris und Südamerika, 1856-1859 erste ‚Weltwirtschaftkrise‘ in Europa und Nordamerika, 1873 Gründerkrise als Weltschuldenkrise, 1890 beinahe Zahlungsunfähigkeit Londons durch unsolide argentinische Finanzpolitik • Migration: 1820-1914 emigrieren 60 Mio. Europäer nach Übersee
Wie ist die Weltwirtschaft entstanden? Klassische Faktoren: • Industrielle Revolution • Erschließung gewaltiger Landmassen mit Böden und Rohstoffen • Revolution des Verkehrswesens (Eisenbahnen und Dampfschiffe) • Liberalisierung * • Protektionismus * Globalisierung nach dem 2. Weltkrieg ohne Liberalisierung nicht beschreibbar
Globale Sozialstruktur des 19. JahrhundertsJürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt • Große Erzählungen des 19. Jahrhunderts: • Adam Ferguson, Adam Smith • Auguste Comte • Karl Marx • Herbert Spencer • Ferdinand Tönnies • Max Weber • Émile Durkheim Eurozentrisch und in globaler Perspektive unmöglich
Uneinheitliche Sozialstruktur „Neben den rechtlich egalitären, marktregulierten Eigentümergesellschaften (‚bürgerlichen‘ Gesellschaften), die aus west- und mitteleuropäischer sowie nordamerikanischer Sicht den charakteristischen Gesellschaftstyp des 19. Jahrhunderts bilden, gab es residuale Ständegesellschaften (z.B. Japan bis ca. 1870), tribale Gesellschaften, theokratische Gesellschaften mit dem Klerus als dominanter Schicht (z.B. in Tibet), Gesellschaften mit meritokratischer Elitenauslese (China, vorkoloniales Vietnam), Sklavereigesellschaften (Südstaaten der USA bis 1863/65, Brasilien bis 1889, Reste in Korea), koloniale plural societies, in denen im kolonialen Herrschaftsrahmen unterschiedliche Gruppen nebeneinander lebten und mobile Gesellschaften an Erschließungsgrenzen (frontiersocieties). Die Übergänge waren fließend, Mischformen beinahe die Regel“ (Osterhammel 2011:1063f). Vergleich von Hierarchiepositionen
Hierarchiepositionen Adel: • Global sehr unterschiedliche Formen • 19. Jahrhundert als ‚goldener Herbst‘ Bürger und Quasi-Bürger: • Ein Drittes zwischen Elite und bäuerlichen Massen/ städtischem Plebs • Bürger sind die, die sich für Bürger halten • Quasi-Bürger als Verbindung zwischen Weltwirtschaft und lokaler Wirtschaft/ Kolonien
Fragestellungen • Ist es (heute) möglich eine globale Sozialstruktur zu beschreiben? „Es entstand tatsächlich so etwas wie eine internationale Klassenstruktur. Diese verstärkte Spezialisierung erzeugte paradoxerweise einen Eindruck von Uniformität. Die herrschenden Gruppen, Berufe und auch die Arbeiterklassen verschiedener Gesellschaften glichen sich immer mehr, waren ähnlichen Zwängen ausgesetzt und begannen ähnliche Bestrebungen zu hegen“ (Bayly 2006:37).
Fragestellungen • Liberalisierung oder Protektionismus – was treibt die Globalisierung? • Was bedeutet Moderne? • Imitation als Treibkraft der Modernisierung?
Quellen Christopher A. Bayly (2006). Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914. Frankfurt [u.a.]: Campus. Christopher Alan Bayly (2006). Die Entstehung der modernen Welt. In: Le Monde diplomatique, 7969. Knut Borchardt (2008). Globalisierung in historischer Perspektive. In: Osterhammel, Jürgen (Hrsg.). Weltgeschichte. Stuttgart: Steiner. Christian Marek (2001). Die ersten Global Players. Griechen, Araber, Inder und der Welthandelsplatz Alexandria. In: Neue Züricher Zeitung, 46, 86. http://ksbuelach.ch/fach/as/aktuell/2001/07_global/players.htm. Jürgen Osterhammel (2008). Alte und neue Zugänge zur Weltgeschichte. In: Osterhammel, Jürgen (Hrsg.). Weltgeschichte. Stuttgart: Steiner. Jürgen Osterhammel (2011). Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München: C.H. Beck. Jürgen Osterhammel (2012). Von einem hohen Turme aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2012, 254, 6. Schissler, Hanna (2005). Weltgeschichte als Geschichte der sich globalisierenden Welt. In: APuZ, 1, 33-39. Abbildungen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a5/Map_of_the_Periplus_of_the_Erythraean_Sea.jpg http://nla.gov.au/nla.pic-an2282975 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/71/Kunyu_Wanguo_Quantu_%28%E5%9D%A4%E8%BC%BF%E8%90%AC%E5%9C%8B%E5%85%A8%E5%9C%96%29.jpg http://fc06.deviantart.net/fs48/f/2009/198/d/e/World_Map___Upside_Down_by_vladstudio.jpg http://www.davidrumsey.com/luna/servlet/detail/RUMSEY~8~1~224885~5506528:A-New-Map-Of-The-World-on-the-Globu?sort=Pub_Date%2CPub_Date%2CPub_List_No%2CSeries_No&qvq=q:Pub_List_No%3D%223803.000%22;sort:Pub_Date%2CPub_Date%2CPub_List_No%2CSeries_No;lc:RUMSEY~8~1&mi=4&trs=77# Christopher A. Bayly (2006). Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914. Frankfurt [u.a.]: Campus. S.28. Christian Semler (2013). Weltentwurf. Die Kartographie der Surrealisten. In: Le mondediplomatique, Januar, 19, 10.