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Crucial Elections I 1920, 1924, 1930. 6.7.2010. 1920. Historischer Kontext. 1918 Niederlage im 1. Weltkrieg Forderung der Alliierten nach einer neuen Reichsregierung Jan. 1919 Wahl zur Nationalversammlung Regierung besteht aus sogenannter Weimarer Koalition
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Crucial Elections I1920, 1924, 1930 6.7.2010
Historischer Kontext • 1918 Niederlage im 1. Weltkrieg • Forderung der Alliierten nach einer neuen Reichsregierung • Jan. 1919 Wahl zur Nationalversammlung • Regierung besteht aus sogenannter Weimarer Koalition • Regierung Scheidemann unterzeichnet Vertrag von Versailles
2. Die Wahlergebnisse für das Reich 1920 a) = Millionen Stimmen b) = % der Wahlberechtigten c) = % der gültigen Stimmen Quelle: Striefler, Deutsche Wahlen im Bildern und Zahlen, Wende-Verlag Düsseldorf 1946
2.1 Die Wählerwanderung • 1912: 12,2% 1919: 10,3% 1920: 14,9% • DNVP • Bildet das rechtsradikale Gegenstück zu den Kommunisten • Sie lehnt den Staat und die Verfassung von Weimar ab • Plädiert für die Wiederherstellung des Kaiserreiches • Fordert die Revision des Versailler Vertrages • Unterstützt die Dolchstoßlegende von Hindenburg • Gründe für den Stimmenzuwachs: • Menschen waren im allgemeinen antidemokratisch eingestellt • Hofften durch die Wahl der DNVP auf Besserung ihrer Lebensverhältnisse • Man gab den Parteien der Weimarer Koalition die Schuld für die inneren und äußeren Probleme Deutschlands
2.1 Wählerwanderung • 1912: 13,6% 1919: 4,4% 1920: 13,9% • DVP • Sie steht der DNVP nahe • Zentrale und starke Staatsgewalt (Monarchie) • Selbstbestimmung für Deutschland • Revision des Vertrages von Versailles • Gründe für den Stimmenzuwachs • Rückbesinnungswunsch auf das Kaiserreich • Kritik der Regierung wegen der Unterzeichnung von Versailles • Profitiert vom allgemeinen Rechtsruck
2.1 Wählerwanderung • 1912: 12,3 % 1919: 18,6% 1920: 8,3% • DDP • War bereit sich den neuen Gegebenheiten des Staates von Weimar unterzuordnen • Forderte die Revision des Versailler Vertrages • Schied aus der Regierung 1919 kurzzeitig aus, trat aber bald darauf wieder ein • Gründe für Stimmenverlust • Schaffte nicht den Spagat zwischen Traditionsbewusstsein und Parlamentarismus • Wurde als Partei von Erfüllungspolitikern gesehen • Verlor in den Augen der Menschen den Bezug zu deren Problemen
2.1 Wählerwanderung • 1912: 16,4% 1919: 19,7% 1920: 18,1% • Zentrum • War aus dem Kaiserreich ohne Probleme hervor gezogen • Forderte eine zentralistische Staatsstruktur • Das Einbinden christlicher Werte in die Politik • Revision des Versailler Vertrages • Gründe für Stimmenverlust • Mitglied der Weimarer Koalition • Verluste in Grenzen, da SPD die Hauptschuld für die Probleme des Reiches gegeben wurde
2.1 Wählerwanderung • 1912: 34,8% 1919: 37,8% 1920: 21,7% • SPD • Führte die Weimarer Koalition • Sah sich als Partei der Arbeiterklasse • Versuchte demokratische Strukturen aufzubauen • Gründe für Stimmenverlust • „Ebert-Groener-Bündnis“ • Niederschlagung des Streiks nach dem Kapp Putsch • Unterzeichnung des Vertrages von Versailles • Scheinbar überhörte Wunsch der Mitglieder und Wähler zur Einheit
2.1 Wählerwanderung • 1912: - 1919: 7,6% 1920: 17,6% • USPD • Verfolgte eine marxistisch-revolutionäre Linie • Wollte die Diktatur des Proletariats errichten • Sah sich als Partei der Arbeiterklasse • Gründe für Stimmenzuwachs • Verdankte viele Stimmen dem Verhalten der Regierung • Viele Wähler wollten die Fortführung der Revolution • Sahen bei der SPD nicht mehr ihre pol. Heimat, vor allem nach der Niederschlagung des Streiks von 1920
2.1 Wählerwanderung • 1912: - 1919: - 1920: 2,1% • KPD • Nahm zum ersten Mal an den Wahlen Teil • Boykott der Wahlen von 1919 • Antiparlamentarismus • Wollte einen zentralistischen Rätestaat • Gründe für Stimmenzuwachs • Konkurrenz mit der USPD • Erste Teilnahme
2.2 Sozialstruktur • Stimmen der Katholiken • In den kath. Hochburgen Bayerns erhält das Zentrum weniger Stimmen als erwartet • Die kath. Landbevölkerung wählt trotzdem überwiegend Zentrum • Ca. 55% der Katholiken im Reich wählen das Zentrum • Stimmen an sozialistische Parteien vor allem an die KPD aber auch SPD (18,6%) • Konservative Parteien erhalten am wenigsten Stimmen von den Katholiken (9,3%)
2.2 SozialstrukturWahlergebnisse des Reiches 1920 nach Gemeindegrößenklassen Quelle: Striefler, Deutsche Wahlen im Bildern und Zahlen, Wende-Verlag Düsseldorf 1946
2.2 Sozialstruktur • Stimmen von Landwirtschaft und Gewerbe • Zentrum erhält viele Stimmen von der Landbevölkerung • Wähler der Gewerbegebiete (große industrielle Städte) haben eher USPD und KPD gewählt • Den Verlust aus den Industriestädten kann die SPD durch den Stimmenzuwachs aus der Landarbeiterschaft „abfangen“ • DNVP ist die Partei der Landwirtschaft
3. Besonderheit der Wahl • War die erste Reichstagswahl nach dem Ende des WW I • Die Wahl fand in unstabilen und unruhigen Zeiten statt • Brachte das schnelle Ende der gemäßigten Parteien • Zeigte in gewisser Weise den weiteren Weg der Republik auf
Historischer Kontext • Regierung unter Wilhelm Marx, Minderheitsregierung (ab 1923) • Hyperinflation 1923 • Ruhrkampf • Dawes-Plan Diskussion September 1924: Annahme → Stabilisierung • Währungsreform (Münzgesetz 30.8.1924)
Wahlergebnisse Dezember 1924 (1) "Der Kampf um die Diktatur ist in Deutschland ausgekämpft. Die künftige Entwicklung der deutschen Republik wird sich auf dem Boden des demokratischen Parlamentarismus vollziehen. Die Völkischen, die behaupteten, eine Patentlösung für die Gesundung Deutschlands zu haben, haben eine Niederlage erlitten." Stellungnahme des sozialdemokratischen Parteivorsitzenden Hermann Müller zum Ergebnis der Reichstagswahlen vom Dezember 1924
Konsequenzen der Wahlen • nach Maiwahlen erneut Verfassungskrise • Dawes-Plan als Koalitionsbarriere • Dezember 1924: Große Koalition oder rechter Bürgerblock • Große Koalition wird nicht gesamtheitlich unterstützt (va nicht durch DVP) • Luther will Regierung der (überparteilichen) Fachleute • offene bürgerliche Rechtskoalition (DDP fehlte)
Historischer Kontext • Kabinett Müller bis 27.3.1930, anschließend Brüning • Reichstagsauflösung 16.7.1930 • Wahlen unter dem Einfluss der Weltwirtschaftskrise und der wachsenden Arbeitslosigkeit
Wählerwanderungen • Stimmenzuwachs der NSDAP vor allem von Neu- und bisherigen Nichtwählern sowie von den Deutschnationalen und der deutschen Volkspartei • KPD profitiert auch von der gestiegenen Wahlbeteiligung, außerdem von bisherigen SPD-Stimmen
Sozialstruktur der Wählerschaft (1) • Männer/Frauen: • SPD, Staats- und Wirtschaftspartei gleich stark • NSDAP und KPD von den Männern bevorzugt • DVP, DNVP, Zentrum, BVP von Frauen bevorzugt • Unterschiede in katholischen Wahlkreisen stärker ausgeprägt als in evangelischen Gebieten
Sozialstruktur der Wählerschaft (2) • NSDAP kann hohe Gewinne in überwiegend evangelischen Agrargebieten verzeichnen, gewinnt aber insgesamt flächendeckend • Bezogen auf die soziale Herkunft der Wähler kann man die NSDAP bereits ab 1930 als Volkspartei bezeichnen
Folgen der Wahlen • Kabinett Brüning (2) • Fortsetzung der Präsidialkabinette • Diskussion: Welche Gefahr geht vom Nationalsozialismus aus?
„Man hat im Parlament nur genau so viel Kraft, wie man Echo, lebendigen Widerhall, Bewegung für sich außerhalb des Parlaments hat… Wir sind in diese Niederlage hineingekommen, weil wir außerparlamentarisch (gegen die Nationalsozialisten) nicht rechtzeitig gekämpft haben. Wir glaubten durch Verhandeln, durch Taktik, durch Beschlüsse im Parlament allein weiterzukommen. Die Niederlage vom 14. September hat das mit einem Schlage geändert. Die Sozialdemokratie wird jetzt mit allen ihren Organisationen kämpfen müssen. Der Kampf wird jetzt unter den ungünstigsten Umständen vor sich gehen, weil er uns jetzt aufgezwungen wird. Aber die Sozialdemokratie ist unüberwindbar, wenn sie antäusgleich auf den Mutterboden der proletarischen Massenbewegung zurückkehrt.“ Carlo Mierendorff