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Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern. www.zhbluzern.ch homepage. Open Access Der vorsichtige Aufstand der Wissenschaft gegen die Profitmaximierung der wissen-schaftlichen Kommunikation. Dr. Ueli Niederer Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern FHZ PHZ Uni Luzern 22. Juni 2005.
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Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern www.zhbluzern.ch homepage Open AccessDer vorsichtige Aufstand der Wissenschaft gegen die Profitmaximierung der wissen-schaftlichen Kommunikation Dr. Ueli Niederer Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern FHZ PHZ Uni Luzern 22. Juni 2005 folie
Übersicht • OA – was ist das? • Zeitschriften-Krise • Wissenschaftliche Kommunikation • Wege zu OA • funktioniert es? wirkt es?und: was können wir tun?
Open Access – was ist das? • sofortiger, • permanenter, • freier (i.e. unbehindert und gratis) • online-Zugriff auf Artikel von Zeitschriften mit einem peer-review-Prozess • weltweit ca. 24‘000 Zeitschriften mit peer-review-Prozess • enthalten rund 2.5 Mio Artikel pro Jahr, in allen Disziplinen und Sprachen
2. Zeitschriften-Krise • Zahlen • Folgen
weitere „Kennzahlen“ In England • sind die Preise der wiss. Zeitschriften seit 1991/92 jährlich um rund 11% gestiegen (Konsumenten-Index: 2.7%) • haben die wiss. Bibliotheken 1999/2000 pro Stud. 19% mehr für Zeitschriften ausgege-ben und dafür 18% weniger Zss-Titel pro Stud. erhalten als 1991/92
… und in der Schweiz? Erwerbungskredite der wiss. Bibliotheken • Basis: 1990 = 100% • 2000: 62% • 2002: 61% • 2004: 58% • 2005: rund 52% der Kaufkraft von 1990
… und in Luzern? • elektronische Infomittel kommen hinzu, sie ersetzten bisher beinahe nichts… Kosten-Beispiel LU ZHB und PHZ: • 1998: 20‘000; • 2005: 140‘000; • 2006: 240‘000 (Wegfall der Bundessubvention)
Kosten, spezifisch • Durchschnittspreis Elsevier-Zeitschrift: € 1‘250 • maximale Preise über € 10‘000, bis € 19‘000 (pro Jahr, eine Zeitschrift!) • nicht nur STM!
HOCHSCHULE Arnold Odermatt, Stans 1970. – In: Arnold Odermatt, Meine Welt : Photographien 1939-1993 (Bern 1993), S. 88
Konsequenzen • Bibliotheken: • immer mehr Abbestell-Aktionen (und stark abnehmende Monographien-Erwerbung) • immer mehr Vermittlung (Fernleihe, document delivery: Aufwand, Kosten) • und mehr Versuche zur Kooperation zwischen Bibliotheken beim Bestandesaufbau (Verteilung, Schwerpunkt-Bildung)
…Konsequenzen 2 • Wissenschafter / Leser: • können nicht mehr alle Forschungsliteratur konsultieren, die sie wollen resp. brauchen • Wissenschafter / Autor: • ihre Arbeit wird „versteckt“, ist nicht leicht zu-gänglich – weniger ‚impact‘! • geben ihre Autoren-Rechte dem Verlag • ohne ökonomische Gegenleistung • und verlieren die Möglichkeiten, mit ihren Resultaten andere Veröffentlichungs-Wege zu gehen
…Konsequenzen 3 • Bibliotheken sind doppelt in der Klemme: • Kritik der Nutzer, die weniger finden • Kostendruck der Geldgeber, die zudem realisie-ren, dass mehr schliesslich doch weniger bringt... • Hochschulen stellen fest, dass sie mehrfach für das Gleiche bezahlen – sie kaufen die veröffentlichten wissenschaftlichen Resul-tate, deren Erarbeitung sie schon bezahlt haben…
Wissenschaftliche Kommuni-kation • Schema für eine Zeitschrift • andere Formen und „Historisches“
Was leistet eine Zeitschrift? 5. Funktion: Qualifikations- und Evaluationsgrundlage
Andere Formen wissenschaftli-cher Kommunikation • Gespräche im Treppenhaus, zwischen Tür und Angel, beim Kaffee • Konferenzen • u.a.m. • Pre-prints • als Papierversand • auf Servern zum Abholen bereitgelegt (z.B. arXiv, Los Alamos Nat‘l Laboratories)
4. Wege zu Open Access • Auslege-Ordnung • Der grüne Weg • Der goldene Weg
Auslege-Ordnung • Pre-Print-Archive, die allgemein zugänglich sind • dabei Entwicklung von spezialisierter Software (MIT, CERN, u.a.) – ebenfalls ‚Open Access‘ (Open Source)! • dabei Entwicklung der Open Archives Initiative OAI: Standards für ‚Metadaten‘ und für das ‚Protocol for Metadata Harvesting‘ PMH • danach Entwicklung von spezialisierten Suchma-schinen wie OAIster der University of Michigan
… Auslege-Ordnung 2 • institutional repositories • disziplinäre repositories rasante Zunahme der Mengen!
Der grüne Weg • Grundsätzliche Bedürfnisse von Wissenschaftern: • Forschung • Austausch und wissenschaftliche Kommu-nikation – möglichst ortsunabhängig, reichhaltig und schnell
… der grüne Weg 2 • Das garantieren kommerzielle wissen-schaftliche Zeitschriften nicht mehr un-bedingt: Downloads von Artikeln 2003 • ScienceDirect: rund 28 mal • BioMed Central: rund 2‘500 mal
… der grüne Weg 3 • „Selbst-Archivierung“ der eigenen Produktion auf institutionellem/diszipli-närem Server (repositories) Þ 85% der Zeitschriften-Verlage erlauben aber noch zu wenig Forschende (ca 25%) nutzen diese Möglichkeit!
‚pre-print‘ und ‚post-print‘ • pre-print: Artikel im Stadium vor dem peer-review-Prozess • post-print: Artikel im Stadium nach dem peer-review-Prozess, definitive Version ohne oder mit Druck-Layout
Der goldene Weg Open Access Journals • BioMed Central • PLoS Biology und PLoS Medecine Þ das „Directory of Open Access Journals“, DOAJ, verzeichnet heute über 1‘600 Open Access-Zeitschriften! (www.doaj.org)
… der goldene Weg 2 • Geschäftsmodelle: wer bezahlt? Zss bauen um von toll gate zu open access (David Prosser, SPARC Europe) • Ganze Redaktionen und / oder peer review boards treten zurück und formieren Open Access Zeitschriften (Peter Suber) • Mit hartem peer review-Prozess! • Mischformen: Oxford Open Program, OUP: Autoren können sog. ‚processing fee‘ bezahlen ($ 2‘800) und danach ihre Artikel sofort für OA zur Verfügung stellen.
Zwischenhalt • OA-Prozess will zuvorderst den Wissenschaftern helfen, aber nicht die Zeitschriften-Verlage zerstören, sondern • sie in eine Entwicklung einbinden, die durch die Technik läuft • die ökonomischen Bedingungen „auf den Boden“ zurückholen („restoring science to its rightful owners“!) • Deshalb arbeitet z.B. SPARC nicht einfach gegen, sondern auch mit den Zss.-Verlegern
… Auslege-Ordnung 3 • Wie die neuen Instrumente formal in den Wissenschaftsbetrieb einbinden?Þ „politische“ Vorgaben: • Abgabe-Verpflichtung für elektronisches Versionen der Artikel etc. (ev. verbunden mit Evaluationsprozess!) • Promotionsordnung: Abgabe-Vorschriften • Auswahl-/Berufungsverfahren mit (ausschliess-lichem) Einbezug von elektronisch hinterlegten Publikationen
… Auslege-Ordnung 4 • Herausbildung von neuen Organismen, die diese Prozesse unterstützen: • Budapest Open Access Initiative (BOAI) seit 2001 • Erklärung von Berlin: Open Access-Initiative der Max Planck-Gesellschaft mit weltweiter, stetig wachsender Unterstützung • SPARC (Scholarly Publications and Academic Resources Coalition), ins Leben gerufen von der ARL • SPARC Europe, eingerichtet von LIBER und ARL
funktioniert es? wirkt es?und: was können wir tun? • funktioniert Open Access? • wirkt Open Access? Wie? • was können wir tun?
funktioniert es? • Ja – sowohl der grüne als auch der goldene Weg • Ja – immer mehr Institutionen anerken-nen, dass Open Access ein guter Weg ist, die Kontrolle über die wissenschaft-liche Produktion zurückzuerlangen
wirkt es? • Fünfeinhalb Indikatoren: • Spürbar wachsende Nervosität auf Seiten der kommerziellen Anbieter – noch nicht so, dass die Preise „vernünftig“ geworden wären, aber immerhin…und dazu gehört: zahlreiche Artikel, Äus-serungen von Branchenvertretern (die auch zunehmend gehässig werden)
… wirkt es? 2 • Untersuchungen von staatlichen Einrichtungen in die Funktionsweise der Systeme wissenschaftlicher Kommunikation • Wachsende Zustimmung zur „Berliner Erklärung“ • Impact – die an der Zahl der Zitate messbare Wirkung eines Artikels • Zunahme von open access-Journals und gemischten Modellen (OUP)
was können wir tun? • Individuell: • uns vertraut machen mit dem Thema, und ver-traut bleiben! (SOAN-newsletter etc) • uns an den Gedanken gewöhnen, dass die wis-senschaftliche Kommunikation einen tiefgreifenden Wandel durchläuft (allerdings mit unterschiedlichen Tempi in einzelnen Teilen • mit KollegInnen über wissenschaftliche Kommu-nikation und Open Access sprechen!
Falsches Argument vermeiden: • das Internet bietet nur Mist • Unsere Schüler/Stud, schreiben aus dem Internet ab – wegen oben nur Mist • Gleichzeitig aber nicht realisieren, dass wegen traditioneller Kostenstruktur das Gute kosten-pflichtig ist – obwohl es das nicht sein müsste!
Institutionell • nach einem institutionellem Server (und seiner Kompatibilität zu den Standards der Open Archives Initiative) fragen, um • die eigenen Forschungs-Resultate deponieren zu können, und um • zu verhindern, dass wildwüchsig verschiedenste Deponiervorrichtungen aufgebaut werden. • Bei der Mitwirkung bei Berufungsverfahren Open Access-Dokumente zur Bewertung beiziehen!
Literatur • http://www.zhbluzern.ch/navi.cfm?link=open_access.htm i.e. ZHB-website: ‚über uns / Projekte / Open Access‘ • http://www.zhbluzern.ch