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E N D
Stolzfuß, ein Tiger, wurde schon nach kurzem Eheleben seiner Frau, der stattlichen Sabra, so überdrüssig, dass er morgens früher und früher aus dem Haus ging und abends später und später zurückkehrte. Kosenamen wie ‚Zuckerpfötchen‘ hatte er für Sabra nicht mehr. Wollte er etwas von ihr, so klatschte er einfach in die Tatzen, oder er pfiff, wenn sie gerade im Obergeschoss war.
Die letzte längere Rede, die er ihr beim Frühstück gehalten hatte, lautete folgendermaßen: „Himmelkreuz-donnerwetter, was ist eigentlich mit dir los? Ich bringe dir doch soviel Reis, Erbsen und Kokosnussöl, wie du brauchst, nicht wahr? ...
Liebe ist etwas, was man mit dem Hochzeitskleid auf dem Speicher einmottet. Das haben wir hinter uns.“ Er trank seinen Kaffee aus, warf die Dschungelpost auf den Tisch und erhob sich. „Wohin gehst du?“ fragte Sabra. „Weg“, antwortete er. Und von da an sagte er jedesmal, wenn sie wissen wollte, wohin er ginge, entweder „weg“ oder „aus“ oder „kusch“.
Eines Tages kündigte sich bei Sabra das an, was man in einer glücklichen Ehe als ‚freudiges Ereignis‘ bezeichnet. Sie erzählte es Stolzfuß, und er knurrte: „Gryp.“
Inzwischen hatte er sich nämlich angewöhnt, mit seiner Frau in einer Art Code zu sprechen, und ‚Gryp‘ bedeutete: ‚Wenn die Jungen groß sind, können sie von mir aus Glockenspielspieler werden‘. Dann verdrückte er sich, wie es alle Tiger in einer solchen Situation tun.
Während er auf das nicht unbedingt freudige Ereignis wartete, vertrieb er sich die Zeit, indem er Wasserbüffel überfiel und mit ein paar Tigern vom Geheimdienst in einem Streifenwagen der Polizei durch die Gegend fuhr.
Als er sich endlich wieder zu Hause blicken ließ, sagte er zu seiner Frau: „Flatz“, und das bedeutete: ‚Ich hau mich jetzt in die Falle, und wenn mich die Kinder mit ihrem Geheul stören, ersäufe ich sie wie gewöhnliche Hauskatzen‘.
Daraufhin ging Sabra zur Tür, öffnete sie weit und sagte nur ein einziges Wort: „Raus!“
Der Kampf, der sich nun zwischen den Eheleuten entspann, war schrecklich, aber kurz. Stolzfuß griff mit der falschen Tatze an, und Sabra konterte mit dem schnellsten Kinnhaken des Dschungels, so dass er auf der Stelle die Besinnung verlor.
Am nächsten Morgen kamen die Tigerkinder, Jungen und Mädchen, fröhlich die Treppe heruntergelaufen und wollten etwas zum Spielen haben. „Ihr könnt ins Wohnzimmer gehen und mit eurem Vater spielen“, sagte die Mutter. „Er liegt als Teppich vor dem Kamin. Ich hoffe, er gefällt euch.“ Die Kinder fanden ihn wundervoll.