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Akute Gastroenteritis (infektiöse Form) Reisediarrhoe Isolationsrichtlinien bei Verdacht auf infektiöse Durchfa

Akute Gastroenteritis (infektiöse Form) Reisediarrhoe Isolationsrichtlinien bei Verdacht auf infektiöse Durchfallerkrankungen Mircea Schneider, AA Spital Aarberg, 20.03.2008. Epidemiologische Begriffe:. ENDEMIE:

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Presentation Transcript


  1. Akute Gastroenteritis (infektiöse Form) Reisediarrhoe Isolationsrichtlinien bei Verdacht auf infektiöse Durchfallerkrankungen Mircea Schneider, AA Spital Aarberg, 20.03.2008

  2. Epidemiologische Begriffe: ENDEMIE: Andauernd gehäuftes Auftreten einer Infektionskrankheit, die in einer begrenzten Region bzw. Population auftritt. EPIDEMIE: Zeitliche und örtliche Häufung einer Infektionskrankheit innerhalb einer Population. PANDEMIE: Örtlich nicht beschränkte Ausbreitung einer Infektionskrankheit.

  3. Ca. 9l Flüssigkeit gelangen täglich in den Dünndarm (ca. 1.5 orale Aufnahme + 7.5l Sekretion aus Speicheldrüsen, Magen, Pankreas, Gallenblase und Dünndarm) 90% dieser Flüssigkeit werden im Dünndarm, 8% im Kolon rückresorbiert, so dass der tägliche Stuhl nur noch 100-200ml Wasser enthält Der Wassertransport durch das Darm- epithel erfolgt passiv entsprechend dem osmotischen Gradienten (bestimmt durch Gehalt des Faeces an Elektro- lyten und anderen osmotisch wirksamen Stoffen (Zucker, Aminosäuren). Na+ wird aktiv rückresorbiert, Cl- wird ins Darmlumen sezerniert

  4. Akute Gastroenteritis : • DEFINITION: • Zwei der drei folgenden Kriterien müssen erfüllt sein: • Durchfall / Diarrhoe • 1. Stuhlentleerungen > 3x/d • 2. Stuhlkonsistenz vermindert oder flüssig • 3. Stuhlmenge vermehrt (>250g/d) • Nausea und / oder Erbrechen • Bauchschmerzen

  5. Infektiöse Diarrhoe Nicht-infektiöse Diarrhoe • Bakterien • Viren • Protozoen • Pilze • Antibiotikainduziert • Lebensmittelintoxikation • Medikamente • Intoxikationen (Arsen, • Quecksilber, Kupfer, etc.) • Nahrungsmittelallergie • Erkr. => Maldigestion • Erkr. => Malabsorption • Chron. entz. Darmerkr. • Adenome, Karzinome • Hormonelle Ursachen • Reizdarmsyndrom, etc.

  6. Infektiöse Diarrhoe Bakterien und -toxine Viren Protozoen • Salmonellen (häufig); in 5-10% • Erreger der Reisediarrhoe • Escherichia coli (EC): • a) Enterotoxinbildende EC (ETEC): • in ca. 40% der Fälle Erreger der • Reisediarrhoe • b) Enteropathogene EC (EPEC): • Säuglingsdiarrhoe • c) Enteroinvasive EC (EIEC): • Dysenterieartige Durchfälle • d) Enterohämorrhagische EC (EHEC) • e) Enteroaggregative EC (EAEC): • Enteritis bei Säuglingen, Kleinkinder • Campylobacter jejuni: in 5-10% Erreger • der Reisediarrhoe • Yersinia enterocolitica • Clostridium difficile (CDAD) : führt in 20% • zur pseudomembranösen Kolitic (PMC) • Staph. Aureus, Bacillus cereus und Clostr. • perfringens  Lebensmittelintoxikation • Shigellen • Vibrio cholerae • Noroviren (sehr häufig); • Bis zu 50% der nicht-bakt. • Gastroenteriden bei Erw. • Rotaviren: Mehr als 70% • der infektiösen Diarrhoe • bei Kindern. • SRSV (small round • structured viruses), • Astroviren • Giarda lamblia • Entamoeba histolytica • Bei anhaltender Diarrhoe • nach Rückkehr aus tro- • pischen/subtropischen • Ländern immer nach G. • lamblia und E. histolytica • fahnden !! • Kryptosporidien • (insb. bei immunsuppr. • Patienten)

  7. Reisediarrhoe Definition: Drei oder mehr ungeformte Stühle pro Tag bei gleichzeitigem Vorliegen (eines oder mehrerer) begleitender Symptome wie Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit oder/und Erbrechen. Jährlich erkranken ca. 11 Mio Personen an einer Reisediarrhoe ! Im Durchschnitt ist ca. jeder dritte Fernreisende von eine Reisediarrhoe betroffen.

  8. Klinik der Reisediarrhoe (1/2) • Dysenterische Diarrhoe • Kolikartige Schmerzen/Diarrhoe mit Beimischungen • von Blut/Schleim/Eiter • Typus „Amöbenruhr“: Symptomatik entwickelt sich • über längere Zeit, anfallsartiger Verlauf mit be- • schwerdeärmeren Intervalle • Typus „bakterieller Ruhr“ (Shigellen, EHEC, EIEC) • akut oder perakut einsetzende Symptomatik • Nichtdysenterische Diarrhoe • Akut einsetzende Symptomatik, manchmal Absonderung • von unverdauten Nahrungsresten und Schleim • Enterotoxische Form: akut einsetzend, evtl. mit Erbrechen • Erreger: ETEC, Salmonellen, Enteroviren, Vibrio cholerae • Typus Resorptionsstörungen: Fäzes schaumig und volumi- • nös mit gelegentlichen Beimengungen von Fett und unver- • dauter Nahrung. Erreger: Giardia lamblia.

  9. Klinik der Reisediarrhoe (2/2) • Die Symptome sind meistens von kurzer Dauer (3-5d) und selbstlimitierend. • Ca. 1/5 der Patienten ist für 1-2d bettlägerig • Ca. 1% der Patienten sucht ein Spital auf • Ca. 5-10% aller Patienten mit Reisediarrhoe haben eine Diarrhoe, die länger als 2 Wochen dauert • Chronische Diarrhoe (> 4 Wochen) tritt bei ca. 1-3% aller Patienten mit Reisediarrhoe auf • Eine Infektion mit invasiven Pathogenen wie Shigellen, Salmonellen und Campylobacter können ein Reiter Syndrom (Arthritis, Urethritis, Konjunktivitis oder Iritis) verursachen.

  10. Die wichtigsten Vorhersagegrössen für das Auftreten einer Reisediarrhoe : • Reisedestination • Herkunftsland • Jahreszeit • Aufenthaltsort • Tätigkeit • Eingenommene Nahrungsmittel • Medizinische Risikofaktoren

  11. Die Reisedestination ist einer der wichtigsten Prädiktoren für das Auftreten einer Reisediarrhoe: • GeringesRisiko (5%): Nord- und Zentraleuropa, USA, Kanada, Japan und Australien • MittleresRisiko (15-20%): Süd- und Osteuropa, Russland, China, Israel, KaribischeInseln und Südafrika. • HohesRisiko (20-60% odermehr): MittlererOsten, Süd- und Südostasien, Zentralamerika, die meistenLänderAfrikas

  12. Medizinische Risikofaktoren für das Auftreten einer Reisediarrhoe: • PersonenmitBlutgruppe 0sindanfälligerfürShigellosen, NorovirusInfektionen und schwere Cholera. • Hypoazidität der Magensäure( Therapiemit PPI ) erhöht das RisikofürInfektionenmitsäuresensiblenBakterienwieSalmonellen und Campylobacter. • ImmunsupprimiertePatienten(HIV / AIDS Patienten, Kortikosteroid und immunosuppressive Therapie und IgAMangel) sinddeutlichanfälligerfürInfektionenmitProtozoenund fürSalmonellenBakteriämien.

  13. Reisediarrhoe Rehydratation Einschätzen des Schweregrades Mild: 1-2 Stühle / 24h Kaum bis leicht reduzierter AZ Mittel: > 2 Stühle / 24h, reduzierter AZ Schwer: > 2 Stühle / 24h, Fieber, blutige Stühle, stark reduzierter AZ Keine Behandlung oder nur Loperamid Nicht beängstigende Symptome Beängstigende Sympt. Antimikrobielle Therapie während 3 Tagen Loperamid Einzeldosis Fluoroquinolon + Loperamid Bei Verschlechterung: Einzeldosis Fluoroquinolon Persistierende Diarrhoe, Verschlechterung oder Auftreten einer Dysenterie Aufsuchen eines Arztes

  14. Therapie der Reisediarrhoe (1/2): Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution: Bei akuter Diarrhoe ist dies die wichtigste und evtl. lebens- rettende Massnahme, insb. bei Säuglingen und Kleinkindern, die durch Dehydratation sehr schnell gefährdet sind! WHO Empfehlung: NaCl 3.5g – NaHCO3 2.5g – KCl 1.5g – Glucose 20g – Aqua ad 1000ml. Fertigpräparat: z.B. Elotrans®-Pulver

  15. Therapie der Reisediarrhoe (2/2):

  16. Präventionsmöglichkeiten • Hygienemassnahmen • Chemoprophlyaxe mit Fluoroquinolonen • Schutzimpfung (Dukoral®)

  17. Hygienemassnahmen : • “ BOIL IT, COOK IT, PEEL IT OR FORGET IT”. Cave: Muss streng eingehalten werden, was meistens jedoch nicht der Fall ist (nur ca. 2% der Reisenden halten sich strikte daran). • Rohe oder halbgegarte Meeresfrüchte sollten nicht gegessen werden, weil sie viele virale, bakterielle und parasitische Pathogene enthalten. • Die meisten bakteriellen Enteropathogene werden bei Temperaturen von mindestens 65°C in weniger als 1 Minute abgetötet. Giarda lamblia Zysten werden bei Temperaturen von mindestens 55°C nach ca. 5 Minuten inaktiviert. Bringt man Wasser zum Sieden werden die allermeisten Pathogene effizient abgetötet. • Aufsättigen von Wasser mit Kohlensäure ist ebenfalls ein wirkungsvoller Schutz. • Cryptosporidium Oozysten sind resistent gegen die Chlorierung, welche in Swimming Pools und Wasseraufbereitungsanlagen verwendet wird.

  18. Chemoprophylaxe (1/2) : • Indikationen ? • “Hochrisikogruppen” • a) Personen die es sich “nicht leisten können zu erkranken”, u.a. • Manager, Politiker , Athleten, etc. • b) Personen mit hoher Anfälligkeit für Durchfallerkrankungen, z.B. • Personen mit Achlorhydrie, St.n. Gastrektomie • c) Immunsupprimierte Patienten • d) Pat. mit chronischen Erkrankungen, z.B. mit schwerer • Herzinsuffizienz

  19. Chemoprophylaxe (2/2) : • 2. Anwendung ? • Start am Reisetag oder am Beginn einer Risiko Periode • Fortführen der Prophylaxe bis 2 Tage nach Ende der Risikoperiode, Beschränkung auf 3 Wochen • Wirkstoffe: • Fluoroquinolone: Mittel der Wahl !! Bis 90%ige Schutz- • wirkung ! Cave: Resistenz von Campylobacter jejuni u.a. • in Thailand und Südostasien • Co-trimoxazol: wird wegen weitverbreiteter Resistenzen nicht mehr eingesetzt

  20. Schutzimpfung (Ducoral®): • Indikationen ? • Reisen in Cholerarisikogebiete (z.B. Überschwemmungsgebiete oder Flüchtlingslager) • Hochrisikopatienten mit Begleiterkrankungen wie kardiovask. Leiden, Nierenerkrankungen, Diabetes, Entz. Darmerkr., Immunschwäche • Schutzwirkung ? • Ca. 60-70% bei LT-ETEC Reisediarrhoe, ca. 85% bei Cholera • Verhindert nur ca. 14-28% aller Fälle von Reisediarrhoe • Immunisierung ? • 2 Schluckimpfungen im Abstand von mindestens einer Woche • Die Schutzwirkung tritt ca. eine Woche nach der Grundimmunisierung • ein und ist während drei bis vier Monaten wirksam

  21. Take home messages • Enterotoxische Escherichia coli (ETEC) sind die mit Abstand die häufigste Ursache für eine Reisediarrhoe. Es gibt eine Schluck-impfung (Dukoral®) mit einer Schutzwirkung von ca. 60%. • Die meisten Fälle von Reisediarrhoe sind mild, selbstlimitierend und dauern meistens “nur” ca. 3 Tage. Auf Laborunter- suchungen kann praktisch immer verzichtet werden. • In Fällen mit schwerer, blutiger oder prolongierter Diarrhoe ist eine Laboruntersuchung sowie eine dreitägige antibiotische Therapie mit einem Fluoroquinolon angezeigt. • Die bestmögliche Schutz zur Verhinderung eine Reisediarrhoe besteht in der Einnahme einer Chemoprophylaxe (Fluoroquinolon). • Bei jedem Patienten, der mit Diarrhoe und Fieber aus einer tropischen Region zurückkehrt, muss Malaria ausgeschlossen werden.

  22. ISOLATIONSMASSNAHMEN : • Respiratorische - Isolation •  Übertragung durch Aerosole oder Tröpfchen verhindern • 2. Kontakt – Isolation •  Übertragung durch direkten / indirekten Kontakt verhindern • 3. Kombination Respiratorische und Kontaktisolation Isolationsmassnahmen müssen immer vom zuständigen Ober- oder Chefarzt verordnet werden !

  23. Übertragungswege für Infektionen : • Respiratorische Tröpfchen: • Sekrettropfen von > 5mm Durchmesser • Werden beim Sprechen, Husten und Niesen gebildet • Entstehen zudem beim Absaugen von respiratorischem Sekret oder während einer Bronchoskopie • Bedingt durch ihren relativ grossen Durchmesser fliegen solche Tröpfchen nur über kurze Distanzen (ca. 1-2m) • Bei einem Patientenkontakt näher als 2m dient das Tragen einer chirurgischen (oder FFP2 Maske) als Schutz

  24. 2. Respiratorische Aerosole: • Bestehen aus Tröpfchenkernen von sehr kleinem Durchmesser (<5mm), die durch das Verdampfen von grösseren Sekrettröpfchen entstehen. • Sekrettröpfchen werden beim Sprechen, Husten und Niesen gebildet. • Aerosole können über lange Zeit (Stunden) in der Luft schweben und sich über grössere Distanzen (z.B. im ganzen Zimmer) verteilen. • Beim Einatmen gelangen Aerosole bis in die unteren Atemwege. • Durch Aerosol übertragene Infektionserreger sind in der Regel sehr ansteckend (hochkontagiös). • Zum Schutz vor Aerosolen müssen spezielle Masken getragen werden (Kategorie FFP2, werden auch als Tuberkulosemasken bezeichnet).

  25. NOROVIREN (1/2): • Wurden erstmals in Stuhlproben eines viralen Gastroenteritis - Epidemie in Norwalk, Ohio, von 1968, durch Immunelektronen- mikroskopie 1972 erstmals morphologisch charakterisiert. • Um den Zusammenhang zwischen dem gefundenen Virus und einer Gastroenteritis-Erkrankung beweisen zu können, wurde gereinigtes Stuhl-Ultrafiltrat (gewonnen aus menschlichem Kot erkrankter Patienten) an Freiwillige oral verabreicht, welche anschließend ebenfalls erkrankten. • Unbehüllte Viren mit einzelsträngiger RNA mit positiver Polarität mit einem Durchmesser von 35-39nm mit einem ikosaedrischen Viruskapsid. • Noroviren wurden bisher beim Menschen sowie bei Rindern, Schweinen, Mäusen und Austern entdeckt.

  26. NOROVIREN (2/2): • Noroviren stellen unter den viralen Erregern von epidemisch auftretenden akuter Gastroenteritis die bedeutendste Gruppe dar. • Die symptomatische Phase setzt nach einer Inkubationszeit von ca. 12-60h und besteht aus plötzlich auftretender Uebelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfen und selten Fieber. • Bei Kindern und Jugendlichen tritt viel häufiger Erbrechen als Durchfall auf, bei Erwachsenen überwiegt der Durchfall. • Die Symptome halten meist nur 24-48h an. • Nachweis: RT-PCR (nur spezialisierte Laboratorien) • Therapie: Symptomatisch (orale oder parenterale Rehydratation)

  27. Tabelle 1: Überblick über die wichtigsten Infektionskrankheiten und Massnahmen

  28. Türschild 6: Kontakt- und Aerosolisolation bei Noroviren Siehe Isolationsordner Merkblatt 12 und 13 Kontakt- und Aerosolisolation Noroviren Händedesinfektion mit Skinman intensiv  Handschuhe Überschürzen FFP2 Maske Besucher wollen sich bitte beim Pflegepersonal melden Les visiteurs sont priés de contacter le soignant

  29. Türschild 5: Kontaktisolation Siehe Isolationsordner Merkblatt 4, 5, 6, 7 Kontaktisolation Händedesinfektion  Handschuhe Überschürzen Besucher wollen sich bitte beim Pflegepersonal melden Les visiteurs sont priés de contacter le soignant

  30. Türschild 1: Respiratorische Isolation Tröpfchen Siehe Isolationsordner Merkblatt 1 Respiratorische Isolation Tröpfchen chirurgische Gesichtsmaske bei Patientenkontakt  Händedesinfektion Überschürzen Besucher wollen sich bitte beim Pflegepersonal melden Les visiteurs sont priés de contacter le soignant

  31. Türschild 2: Respiratorische Isolation Aerosol siehe Isolationsordner Merkblatt 2 Respiratorische Isolation Aerosol FFP2 Gesichtsmaske vor Betreten des Zimmers anziehen  Anklopfen vor Betreten des Zimmers Händedesinfektion Besucher wollen sich bitte beim Pflegepersonal melden Les visiteurs sont priés de contacter le soignant

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