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Der Bätterich. Bereits im Jahre 599 n. Chr. wurde die Bätterich-Quelle durch den Chronist Fredgar erwähnt: „Im 4., Jahr der Regierung Theoderichs wallte das siedend heisse Wasser des Thunersees, das in den Aare-Fluss fliest, so stark, dass eine Menge Fische kochten…“.
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Der Bätterich Bereits im Jahre 599 n. Chr. wurde die Bätterich-Quelle durch den Chronist Fredgar erwähnt: „Im 4., Jahr der Regierung Theoderichs wallte das siedend heisse Wasser des Thunersees, das in den Aare-Fluss fliest, so stark, dass eine Menge Fische kochten…“
Gespiesen wird der Bätterich, der seine Austrittsöffnung in etwa 12 Meter Wassertiefe nahe bei Sundlauen im Thunersee hat, von einem ca. 40km2 grossen Einzugsgebiet. In diesem liegt neben dem grössten Karrenfeld der Schweiz, die Schrattenfluh, auch das zweitgrösste Höhlensystem des Landes, das Réseau der Siebenhengste-Hohgant Mit Färbungsversuchen in den 70er und 90er Jahren konnte nachgewiesen werden, dass das Einzugsgebiet entlang der Hohgant-Sundlauenen-Verwerfung liegt Das Einzugsgebiet
Dabei kommt das Wasser nach einer Strecke von bis zu 21km und bei sehr kurzen Fliesszeiten wieder zum Vorschein Erstaunlicherweise gehört dabei das Einzugsgebiet westlich dieser Verwerfung, mit den bekannten Beatus-Höhlen, nicht dazu. Dies obwohl es in unmittelbarer Nähe des Bätterich liegt Neben dem grossen Réseau des Siebenhengste-Hohgant mit einer Gesamtlänge von 154km, befindet sich südlich, entlang der Verwerfung und nur 1,5km entfernt, der bis auf 63km vermessene Bärenschacht Das Einzugsgebiet
Die südlichsten Ausläufer des Bärenschachtes kommen dabei bis auf 500 m an den Bätterich heran Daher ist es verständlich, dass es schon lange ein Traum war, diese zu verbinden* Das Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet(Siebenhengste, Hohgant, Schrattenfluh) Schrattenfluh Hohgant Siebenhengste HSV Bärenkluft HSV Bätterich Gelber Brunnen Hohgant-Sundlauenen-Verwerfung
Liegen etwa 15 km östlich von Thun Bilden einen rund 3 km langen Bergkamm (Alpenrandkette) in Richtung Südwest-Nordost orientiert Namengebend sind sieben nahe beieinander stehende, vorkragende Felsgipfel die alle die gleiche Form aufweisen Gegen Südosten breitet sich mit geringen hangneigungen die Alp Seefeld aus Die Sieben Hengste
Aus geologischer Sicht bestehen die Sieben Hengste aus Sedimenten des Helvetikums Kammbildend ist eine rund 200m mächtige Schicht Schrattenkalk Darunter folgen Kieselkalk und Drusbergschichten Auf der Hochfläche der Sieben Hengste und der Alp Seefeld bildeten sich Karstphänomene wie Dolinen, Karrenfelder und Höhlen * Die Sieben Hengste
Das Hohgantmassiv besteht aus einer 7 km langen Bergkette die in Richtung westsüdwest-ostnordost orientiert ist Im Südwesten leitet der Grünebergpass zu den Sieben Hengsten Nach Nordosten setzt sich die Randkette in der Schrattenfluh fort Aus geologischer Sicht ist der Hohgant auch aus Sedimenten des Helvetikums aufgebaut Hohgant
Subalpine Molasse und Flyschzone in den relativ sanft geneigten unteren Hangbereichen Kieselkalk und Drusbergschichten in teils grasbewachsene, teils mit Flühen durchsetzte Steilhänge Schrattenkalk, eine markante, bis 200 m mächtige hellgraue Kalksteinschicht Hohgantsandstein, bildet den Gipfelbereich des Hohgant * Hohgant
Die Schrattenfluh ist ein 6 km langer Gebirgsstock Nach Südosten fällt der Kamm relativ sanft ab. Hier befinden sich die ausgedehnten Karrenfelder des Schrattenkalks * Schrattenfluh
Die eindrückliche Karstlandschaft der Schrattenfluh bildet ein Naturdenkmal von nationaler Bedeutung (Biosphärenreservat) Schrattenfluh
Réseau Siebenhengste – Hoghant Das Höhlensystem besteht aus verschiedenen, zusammenhängenden Höhlen (Faustloch, A2, F1, K2, Senkloch). Die Vertikalausdehnung beträgt 1340 m
Bärenschacht Der Bärenschacht hat bisher nur einen bekannten Eingang….
Das Forschungsgebiet ist unheimlich gross und vielfältig Deshalb haben sich seit 1965 diverse Klubs und Sektionen, teilweise auch aus dem Ausland, an den Forschungen beteiligt Um die Erforschung des Bärenschachtes durchführen zu können, waren die Sektionen Bern & Interlaken auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Gründung der „Aktion Bärenschacht“. Ein weiteres grosses Projekt der Gruppe war das Faustloch Höhlenforscher der Region Hohgant
Aus den guten Erfahrungen dieser Zusammenarbeit wurde deshalb 1975 die Höhlenforschergemeinschaft Region Hohgant HRH gegründet Sie koordiniert bis heute sämtliche Höhlenforschung im genannten Gebiet * Höhlenforscher der Region Hohgant
Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle Eine der Hauptfragen ist: Können die zwei Quellen wie der Bätterich und der Gelbe Brunnen das riesige Karstgebiet entwässern oder gibt/muss es noch andere Quellen geben?
Wenn es noch weitere Quellen geben sollte, können sie nur an zwei Stellen zu suchen sein In der Verlängerung der Sundlauenverwerfung in den Thunersee. Wobei das Detektieren eines Quellaustritts in diesem Bereich sehr erschwert wird, durch den mächtigen Schüttungskegel des Sundbachs. Dazu ergaben alle Forschungen im Gebiet, dass die Hohgant-Sundlauenen-Verwerfung nicht als Wasserleiter, sondern eher als Wassserstauer fungiert Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
Oder im Bereich zwischen den Quellen Bätterich und Gelber Brunnen. Grosse Teile des Bärenschachtes liegen zwischen der eigentlichen Verwerfung im Westen und eine Parallele dazu in der Mitte des Gebietes Diese „mittlere“ Sundlauenparallele beisst genau zwischen Bätterich und Gelben Brunnen aus. Deutlich zu sehen an der nördlichen Felswand. Am unteren Ende ist dieser Riss in der Felswand auf dem Gartengrundstück des dortigen Wochenendhäuschens zu einer kleinen Nische erweitert Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
Es ist vorstellbar, dass das Wasser entlang diesen Haup-Nord-Süd-Klüften fliesst, sich im Bereich der ersten Querkluft teilt und ein Teil dem Kluftbogen zum Bätterich fliesst, während der andere Teil zunächst nach Osten und dann einer weiteren Nord-Süd-Kluft nach Süden zum Gelben Brunnen folgt Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Wasser dieser „mittleren“ Kluft weiter nach Süden folgt und die eigentliche Quelle tief im See liegt. Aufgrund des Hangschutts in diesem Uferbereich wäre die Quelle unsichtbar. Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
Bei höherer Schüttung käme es zu einem Rückstau, der dann sowohl den Bätterich als auch den Gelben Brunnen aktiviert. Aufgrund der Karstkarrenbeobachtungen im Bätterich auf -30 m bis – 70 m und im Gelben Brunnen muss es eine Entwässerung gegeben haben, die tiefer als beide Höhlen liegt und sich etwa 70 bis 80 m unter dem Seespiegel befinden. Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
Das ehemalige Höhlenportal könnte sich dabei mit der Sohle im Bereich der auf dieser Höhe liegenden Drusbergschichten befinden und ist entweder von der Grundmoräne des letzten Aaregletschers oder des Hangschutt bedeckt. Gemäss Chaletbesitzer steigen von Zeit zu Zeit auch Luftbläschen an diesem Ort auf…. * Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzenvon Markus Schafheutle
In den 50er Jahren fanden erste Erforschungen / Tauchgänge durch H.-R. Knuchel statt Eigentliche Erforschung beginnt aber im April 1969 durch E. Michel & H. Bohnenblust vom „Tauchclub Thunersee“. Dabei wird der Bätterich bis auf 60m betaucht Geschichtliches
Juli 1971 wird die Erforschung durch die Höhlentauchgruppe des „Plongée Souterraine du centre des Sports Sousmarins“ (später „Groupe Lémanique de Plongée Souterraine“) aufgenommen. In drei Tauchgängen gelangen P. Martin, C. Brandt und G. Paillex ca. 15 m über die bisherige Endmarke Während Nov. & Dez. 1971 verdoppeln A. Kammer, H. Oetiker, A. Kolar, Ph. Schneider und O.Keller vom „Unterwasser-Sport-Zentrums Zürich“ die bisher bekannte Länge auf 130m. Dabei stossen sie bis auf -40m vor. Die Tiefe nimmt jegliche Hoffnung auf eine grosse Fortsetzung Geschichtliches
1975 kehrt die Gruppe „ Groupe Lémanique de Plongée Souterraine“ zurück und PH. Schneider, C. Magnin, O. Isler und C. Brandt erforschen den Bätterich bis auf -63m Zwischen Dez. 1980 und Jan. 1983 werden etwa 10 Tauchgänge von Ph. Schneider, P. Perracini, O. Isler, J.-J. Bolanz, R. Seeholzer und C. Brandt durchgeführt. Diese Tauchgänge waren vor allem der Vermessung gewidmet Bei diesen Tauchgängen erreicht Cyrille Brandt als erster mit Luft als Atemgas, den Versturz auf -30m. Geschichtliches
1989 Start des Wasserprojekts durch die SGHI mit Wasserproben des Bätterich & Gelben Brunnen Frühjahr 1991 Installation einer Messstation für Temperaturmessungen und Wasserproben durch W. Keusen für die SGHI & HRH Von 1994 bis 1995 Start eines weiteren Wasserprojektes 1996 Projekt Wasserfärbung durch Präzis Geschichtliches
Okt. 1999 setzen Michi & Martin Schaer (SGHL) 3 fixe Vermessungspunkte 2001 führte M. Schafheutle mit Unterstützung von Ph. Häuselmann (Praezis) 3 Tauchgänge durch. Dabei wurden zwei potentielle Möglichkeiten (neue Gänge) in -27m und -70m wassertiefe entdeckt. Bei diesen Tauchgängen wurde bereits vermutet, dass der Schlot auf -70m eine der Hauptentwässerungen ist. Es wurden auch viele Rillenkarren im tiefen Schacht entdeckt, die sich unterhalb der einzelnen Schichtfugen anschliessen. Die Gänge wurden aber nur eingesehen und nicht betaucht oder vermessen Geschichtliches
Im Feb. 2002 finden weitere 3 Tauchgänge von M. Schafheutle statt. Dabei wird er von M. Schaer (SGHL) unterstützt. Ziel dieser Tauchgänge war der Bereich von -80 bis -30m genau zu untersuchen. Im Bereich von -80m bis -70m wurden neben dem bekannten Schlot noch 2 weitere Schlote gefunden. Alle diese 3 Schlote befinden sich im gleichen Kluftkreuz. Die Summe ihrer Querschnitte liegt bei ca. 3-4 m2, was der Querschnittsfläche des grossen Schachtes in diesem Bereich entspricht. Auffallend dabei ist, dass der nach oben führende Gang mit geringerer Tiefe immer kleiner wird. Der Endversturz wird dabei mit Tauchgerät als nicht passierbar eingestuft. Geschichtliches
2002-06 wurde der Bätterich regelmässig von F. Schatzmann und U. Anliker (beide SGHL) betaucht. Dabei wurde der Schlot auf -70m bis auf eine Wassertiefe von -50m betaucht. Da die Kluft zu eng wurde, konnte dem Gang mit der verwendeten Tauchausrüstung nicht weiter gefolgt werden. Es fanden keine Vermessungen statt. Während den letzten 9 Jahren wurde der Bätterich auch von uns regelmässig betaucht und der Versturz auf -30m als nicht passierbar eingeschätzt. * Geschichtliches
Am 23. Februar 2007 gelang es uns den Versturz zu durchtauchen und die Oberfläche des weiterführenden Ganges zu erreichen Geschichtliches
Seit den Anfängen der Höhlentaucherei wird das „offene System“ (OC) eingesetzt Als Atemgas wurde und wird immer noch vorwiegend Luft verwendet Anfangs der 90er Jahre fanden erste Versuche mit Mischgas (Tmx) statt Gleichzeitig finden erste Tauchgänge mit dem geschlossenen (CCR) Kreislaufgerät „Cis Lunar MK5“ statt. Dies wurde von Bill Stone extra für das Höhlentauchen im Huautla-Sytem in Mexico konstruiert Tauchtechnik
2000/01 tauchen in der europäischen Höhlentauchszene die ersten halbgeschlossenen (SCR) Kreislaufgeräte auf In den letzten Jahren ist der Trend mehr zu geschlossenen (CCR) Geräten Die letzten grossen Entdeckungen wurden vorwiegend mit Mischgas und Kreislaufgeräten ermöglicht Für kurze Siphons und sehr enge Passagen werden immer mehr Sidemount-Rebreather eingesetzt * Tauchtechnik
Besteht zu 21% aus Sauerstoff Die „Restgase“ (Vorwiegend Stickstoff) benötigt der Körper nicht Von den 21% O2 wird aber nur etwa 4 - 5% durch den Körper metabolisiert Der Rest des Atemgases wird ausgeatmet (OC in Umgebung / CCR in den Kreislauf) Atemgas Luft
Stickstoff wirkt auf den Körper mit zunehmender Tiefe narkotisch Tiefer als 30 m ist der Taucher „benebelt“…. Tiefer als 50 m wird es lebensgefährlich….(gilt nicht für französich sprechende Höhlentaucher) * Atemgas Luft
Wird durch den Taucher oder durch eine Füllstation „gemischt“ Der überwiegende Anteil vom Stickstoff wird durch das nicht narkotisierende Gas Helium ersetzt Bei grossen Tiefen wird der Anteil O2 (mit zunehmendem Druck toxisch) ebenfalls verringert Übliches Gemisch für eine Tiefe von 100 Meter ist z.B. 10% O2 / 60% He / 30%N2 Verringert die Narkose, je nach Anteil Helium, bis „fast“ auf Null Mischgas (Tmx)
Tauchtechnik 1878 Henry Fleuss 1942 Cousteau/Cagnan Am Anfang war der Rebreather…..
Das eingeatmete Atemgas (Luft od. Mischgas) wird an die Umgebung ausgeatmet Mit zunehmender Tiefe (Wasserdruck) wird durch die Komprimierung des Atemgases (Moleküle) bei jedem Atemzug proportional mehr Luft eingeatmet und wieder ausgeatmet Z.B. in 10 m Wassertiefe (2Bar) doppelt soviel Gas wie an der Oberfläche (1Bar) Erfordert in zunehmender Wassertiefe enorme Atemgasvorräte Offenes System (OC)
Logistischer Aufwand (Transport, Grösse des Tauchgerätes) ist bei anspruchsvollen Tauchgängen gewaltig Bei Problemen (Steckenbleiben, Leinenverwickeln) wenig Reserven für die Problembehandlung Durch die ausgeatmete Luft entstehen Luftblasen die an der Decke Lehm & Sedimente lösen (Perkolation) und die Sicht stark eintrüben Der Rückweg findet je nach Höhle bei Nullsicht statt….. * Offenes System (OC)
Offenes System (OC) Sorgente Bossi mit Doppel 20 Rückengerät
Die eingeatmete Luft wird wieder in den geschlossenen Kreislauf eingespiesen Der metabolisierte Sauerstoff wird im Körper zu Kohlendioxid (Verbrennungsprozess) umgewandelt Das für den Körper gefährliche Kohlendioxid wird in einem Kalkbehälter „neutralisiert/absorbiert“ (Chemische Reaktion mit Calcium-/Natriumhydroxid) Kreislaufgerät (CCR)
Der fehlende Sauerstoff wird in reiner Form (100%O2) durch eine Druckflasche zugeführt Dies kann manuel oder durch elektronisch gesteuerte Magnetventile erfolgen Der richtige Anteil des O2 wird durch Sauerstoffsensoren überwacht (CCR) Das Füllgas (Tmx oder Luft) braucht man für das Ausgleichen der Druckunterschiede und wird in einer separaten Druckflasche mitgeführt Kreislaufgerät (CCR)