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Versprecher und deren Reparaturen

Versprecher und deren Reparaturen. 10. Vorlesung (15.07.2010). apl. Professor Dr. Ulrich Schade Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationstechnik und Ergonomie ulrich.schade@fkie.fraunhofer.de. Versprecher und deren Reparaturen. Beispiel der Woche

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Versprecher und deren Reparaturen

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  1. Versprecher und deren Reparaturen 10. Vorlesung (15.07.2010) apl. Professor Dr. Ulrich Schade Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationstechnik und Ergonomie ulrich.schade@fkie.fraunhofer.de

  2. Versprecher und deren Reparaturen Beispiel der Woche „Willem-Alexander, Kronprinz von Spanien" Peter Großmann am 08.07.2010 ? im Morgenmagazin der ARD (Wortfehler / Ersetzung / kontextunabhängig)

  3. Versprecher und deren Reparaturen noch ein Beispiel „Das ist bei den geringen Brand-/ Bandbreiten auch schwierig.“ (Phonemfehler / Addition / unvollendete Antizipation)

  4. Versprecher und deren Reparaturen Versprecher im Vergleich

  5. Versprecher im Vergleich Versprecher und sprachliche Fehlleistungen bei Aphasie Die Kenntnis von Versprechern und den ihnen zugrunde liegenden Verteilungen hat dabei geholfen, Modelle des kognitiven Prozesses der Sprachproduktion zu entwickeln. Heute werden die Daten dazu genutzt, solche Modelle zu evaluieren. Die Kenntnis von Versprecherdaten ist aber auch wichtig für die Sprachdiagnostik und die Sprachtherapie bei Aphasie. Bei der Sprachdiagnostik werden die sprachlichen Fehlleistungen festgestellt und klassifiziert. Dabei sollte man wissen, welche der festgestellten Effekte man auch in Versprechern findet, da solche Effekte (Beispiel: Der Patient macht mehr phonologische Fehler bei Konsonanten als bei Vokalen) normal sind.

  6. Versprecher im Vergleich Versprecher und sprachliche Fehlleistungen bei Aphasie Die Kenntnis von Versprechern und den ihnen zugrunde liegenden Verteilungen hat dabei geholfen, Modelle des kognitiven Prozesses der Sprachproduktion zu entwickeln. Heute werden die Daten dazu genutzt, solche Modelle zu evaluieren. Die Kenntnis von Versprecherdaten ist aber auch wichtig für die Sprachdiagnostik und die Sprachtherapie bei Aphasie. Bei der Sprachdiagnostik werden die sprachlichen Fehlleistungen festgestellt und klassifiziert. Dabei sollte man wissen, welche der festgestellten Effekte man auch in Versprechern findet, da solche Effekte „normal“ sind.

  7. Versprecher im Vergleich Versprecher und sprachliche Fehlleistungen bei Aphasie Beispiel (aus http://logopaediewiki.de/wiki/Sprechapraxie ) Auditive und artikulatorische Analyse sprechapraktischer Symptome „Phonemfehler, gleichbedeutend mit phonematischen Fehlern, liegen dann vor, wenn das intendierte Phonem durch ein anderes, korrekt gebildetes Phonem substituiert, oder wenn ein Phonem addiert bzw. elidiert wird. Substitutionen treten sehr viel häufiger auf als Additionen oder Elisionen.“ So what?

  8. Versprecher im Vergleich Versprecher und sprachliche Fehlleistungen bei Aphasie Sind aphasische Fehlleistungen unter Umständen qualitativ vergleichbar mit Versprechern? Stemberger (1984) formuliert dies als Nullhypothese für Broca-Aphasiker mit Agrammatismus: Das Fehlermuster agrammatischer Sprache bei grammatischen Fehlern unterscheidet sich nur quantitativ (in Hinblick auf die Anzahl der Gesamtfehler) von Versprechern, die von Sprachgesunden produziert werden.

  9. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen „Bedeutungsmäßig zusammenhängende Äußerungen von Broca-Aphasikern bestehen meist nur aus ein bis drei Wörtern. Die syntaktische Struktur dieser Sätze ist vereinfacht, immer wieder fehlen Funktionswörter und Flexionsformen.“ (Huber et al., 1988) Kann man die Auslassung von Funktionswörtern und Flektionsformen als Versprecher ansehen, die „nur“ überaus häufig vorkommen?

  10. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen Fehlerverteilung bei Versprechern (Wortebene / E / Korpus Stemberger) S D A Frequenz offene Klasse 682 22 4 483143 geschlossene Klasse 97 96 33 530857 syntaktische Morpheme 67 166 47 159696 „mit dem Kinderwagen im Bus“ S Ersetzungsfehler (Substitution) „mit dem Bus im Kinderwagen“ D Auslassungsfehler (Delete) „mit _ Kinderwagen im Bus“ A Hinzufügungsfehler (Addition) „mit dem Kinderwagens im Bus“

  11. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen Die geschlossene Klasse ist weniger anfällig für Ersetzungsfehler, aber anfälliger für Auslassungen (und Hinzufügungen). Bei der geschlossenen Klasse sind Auslassungsfehler besonders häufig, obwohl (im Englischen) die Möglichkeiten für Hinzufügungen eher bestehen als für Auslassungen. Beispiel: das Morphem /-s/ #Fehler #Möglichkeiten possessiv (–/+) (11/ 8) ( 4851 / 211993) Verbendung (–/+) (34/17) ( 7267 / 34045) Plural (–/+) (31/ 8) (55723 / 206147)

  12. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen • Stemberger zufolge geht die Verteilung der Versprecher zurück auf einen einfachen Frequenzeffekt. Er motiviert diese Ansicht wie folgt: • Häufig genutzte Wörter (insbesondere Funktionswörter) sind weniger anfällig für Phonemversprecher: • # Phonemfehler Frequenz • offene Klasse 3025 483143 • geschlossene Klasse 351 530857 • syntaktische Morpheme 3 159696

  13. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen • Stemberger zufolge geht die Verteilung der Versprecher zurück auf einen einfachen Frequenzeffekt. Er motiviert diese Ansicht wie folgt: • Unterteilt man die im Korpus verwendeten Nomen nach Häufigkeit, so werden die häufigeren Nomen seltener ersetzt als die weniger häufigen. • # Wortsubstitutionen in der „häufigeren“ Hälfte: 260 • # Wortsubstitutionen in der „selteneren“ Hälfte: 422

  14. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen • Als Frequenzeffekt lassen sich also erklären • die deutlich höhere Anzahl von Phonemfehlern bei Wörtern der offenen Klasse und • die deutlich höhere Anzahl von Substitutionsfehlern bei Wörtern der offenen Klasse. • Wie aber passt die vergleichsweise hohe Anzahl von Auslassungen bei Wörtern der geschlossenen Klasse und den syntaktischen Morphemen in dieses Bild?

  15. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen Stemberger: Additionen und Auslassungen sind „strukturelle“ Fehler. Sie entstehen durch die Nutzung einer falschen Regel. Beispiel Lemma Lemma (Plural) 206147 55723 Stamm Stamm Suffix Frequenz book book -s

  16. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen Stemberger: Bei der Anwendung von Strukturregeln besteht der Frequenzeffekt darin, dass häufiger ein Fehler auftritt, wenn die seltenere Regel zu wählen ist. Das bedeutet etwa, dass das Plural-/-s/ häufiger fehlerhaft ausgelassen als fehlerhaft hinzugefügt wird, weil nämlich „Singular“ deutlich häufiger ist als „Plural“.

  17. Versprecher im Vergleich Agrammatische Fehlleistungen Stemberger bietet also eine gewisse Erklärung dafür an, warum Auslassungsfehler (bei Funktionswörtern und Flekitionsmorphemen) relativ häufig auftreten. Für Stembergers Nullhypothese, dass bei Aphasien nur besonders häufig normale Versprecher produziert werden, ist dies jedoch nur ein bedingter Beleg. Wie wir im Folgenden am Vergleich von phonologischen Versprechern und phonologischen Fehlleistungen bei Aphasie sehen werden, gibt es Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen.

  18. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie • Auf den folgenden Folien werden die Unterschiede diskutiert, die sich nach Berg (2005)* zwischen phonologischen Versprechern und phonologischen Fehlleistungen bei Aphasie zeigen. *„Es ist soweit! Spät aber geschafft. Dafür voller Fehler.“

  19. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie • kontextuelle Fehler vs. nicht-kontextuelle Fehler • Kontextuell: Antizipationen, Perseverationen, Vertauschungen • Kontextuell (Vertauschung): • eine Sorte von Tacher (nach Mehringer) • nicht-kontextuell: • tell me you really liked my shal – salad (nach Harley)

  20. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie kontextuelle Versprecher vs. nicht-kontextuelle Versprecher 2464 (96.3%) 95 (3.7%) (Korpus Berg) Dem gegenüber steht ein deutlich höherer Anteil nicht-kontextueller phonologischer Fehlleistungen bei Aphasie: 17.3% (Wernicke-Aphasie / Leistungsaphasie) E (Wilshire, 2002) 25.3% (Wernicke-Aphasie) E (Goldmann et al., 2001) 45.8% (Jargon-Aphasie) E (Schwartz et al., 1994)

  21. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Dem gegenüber steht ein deutlich höherer Anteil nicht-kontextueller phonologischer Fehlleistungen bei Aphasie: 57.6% (Leistungsaphasie) E (Wilshire & McCathry, 1996) 65.8% (Broca-Aphasie, Benennung, Konsonanten) Jp (Monoi et al., 1983) 74.8% (Broca-Aphasie, Nachsprechen, Konsonanten) Jp (Monoi et al., 1983) 60.0% (Broca-Aphasie) Fin (Niemi et al., 1985) 63.8% (Wernicke-Aphasie) D (Allerbeck, 2000) 81.0% (?) Swe (Söderpalm, 1979)

  22. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Der tatsächliche Anteil der nicht-kontextuellen phonologischen Fehlleistungen bei Aphasie variiert in Abhängigkeit von den Patienten (Aphasietyp und Schweregrad; Muttersprache), aber auch in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung. In jedem Fall aber gilt, dass der Anteil der nicht-kontextuellen Fehlleistungen den Anteil der nicht-kontextuellen Versprecher deutlich übersteigt.

  23. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Die aphasische Störung bewirkt, dass weniger (zielgerichtete) Aktivierung zwischen den Lexemen/Morphemen und den zugehörigen Phonemen ausgetauscht wird. Außerdem ist das Rauschen insgesamt erhöht, so dass nicht-kontextuelle Fehler entstehen. Im Gegensatz dazu sind kontextuelle Versprecher (insbesondere Antizipationen und Vertauschungen) eine Folge von Problemen in der zeitlichen Koordination („vorausschauende“ Aktivierung von Einheiten, die als nächstes selektiert werden müssen).

  24. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie • Auslassungen vs. Nicht-Auslassungen • Auslassung • Du kannst sie aben – haben, das Abendblatt und das Morgenblatt (nach Meringer) • Auch in Bezug auf Auslassungen kann zwischen kontextuellen und nicht-kontextuellen Versprechern unterschieden werden.

  25. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie kontextuelle Versprecher Auslassungen Nicht-Auslassungen 89 (3.6%) 2374 (96.4%) (Korpus Berg) nicht-kontextuelle Versprecher Auslassungen Nicht-Auslassungen 16 (16.8%) 79 (83.2%) (Korpus Berg)

  26. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Der Anteil der Auslassungen bei aphasischen Fehlleistungen ist deutlich höher: 24.7% (Broca-Aphasie) E (Blumstein, 1973) 24.3% (Leitungsaphasie) E (Blumstein, 1973) 30.3% (Wernicke-Aphasie) E (Blumstein, 1973) 28.0% (Broca-Aphasie) E (Shewan, 1980) 32.0% (Broca-Aphasie) E (Hatfield & Walton, 1975) 47.8% (Leitungsaphasie) E (Pate et al., 1987)

  27. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie 46.2% (Leitungsaphasie) E (Kohn, 1989) 52.4% (Leitungsaphasie) F (Béland et al., 1990) 33.2% (Leitungsaphasie) Nor (Moen, 1993) 20.7% (alle Typen) Esp (Ardila et al., 1989) 31.5% (meist Broca-Aphasie) Esp (Ferreres, 1990) 22.8% (Broca-Aphasie) I (Romani & Calabrese, 1998) 17.7% (Wernicke-Aphasie) I (Caramazza et al., 2000) 19.0% (Wernicke-Aphasie) D (Allerbeck, 2000)

  28. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Der tatsächliche Anteil der (phonologischen) Auslassungen bei Aphasie variiert in Abhängigkeit von den Patienten (Aphasietyp und Schweregrad; Muttersprache). In jedem Fall aber gilt, dass der Anteil der Auslassungen in aphasischen Fehlleistungen den Anteil der Auslassungen in Versprechern deutlich übersteigt.

  29. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Die aphasische Störung bewirkt, dass insgesamt mehr Fehler auftreten. Die Chance, dass in einem phonologisch komplexen Wort in solcher Fehler auftritt ist größer als bei einem einfachen Wort. Damit werden im Vergleich zu nicht-aphasischen Produktionen einfache Produktionen frequenter, so dass deren Strukturen Frequenzvorteile erhalten. Bei der Wahl der Struktur werden damit einfache Strukturen bevorzugt, was zu Auslassungen führt (Produktionen werden mit zu einfachen Strukturen versucht.)

  30. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Im Gegensatz dazu sind Auslassungen in Versprechern selten. Die Strukturfrequenzen sind korrekt „eingespielt“. Die Wahl einer falschen Struktur erfolgt eher in Richtung einer Addition. Auslöser dafür ist oft das (zu) hoch aktivierte zusätzliche Element eines Wortkonkurrenten, im Beispiel das /l/ bzw. das /r/. das kleine blaue B(l)auklötzchen Das ist bei den geringen Brand-/ Bandbreiten auch schwierig.

  31. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie • Der Abstand zwischen Fehler und Quelle: • „within word“-Fehler vs. „between word“-Fehler • „within word“-Fehler • Sivitenkarte (nach Berg) • „between word“-Fehler • eine Sorte von Tacher (nach Mehringer)

  32. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie „within word“-Fehler vs. „between word“-Fehler 280 (13.7%) 1763 (86.3%) (Korpus Stemberger) 121 (9.9%) 1096 (90.1%) (Korpus Berg) Die Unterscheidung ist nur bei kontextuellen Versprechern zu treffen. Stembergers Daten beziehen sich nur auf konsonantische Fehler, so dass die Zahlen für Bergs Daten auch auf die konsonantischen Fehler beschränkt sind.

  33. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Dem gegenüber steht ein deutlich höherer Anteil phonologischer „within word“-Fehlleistungen bei Aphasie. Dieser ist jedoch nicht gut dokumentiert, da diese Unterscheidung oft nicht ausgezählt wurde. Blumstein (1973) wertet die Daten nur für Antizipationen und für Perseverationen aus (und nicht für Vertauschungen). Sie nennt Werte zwischen 35% und 66% für „within word“-Fehlleistungen. (Bei Vertauschungen ist der Abstand zwischen Fehler und Quelle in den Korpora jeweils geringer als bei Antizipationen, so dass der Wert unter Hinzunahme der Vertauschungen noch höher liegen sollte.)

  34. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Berg (2005) folgt Söderpalm (1979) in der Interpretation dieses Unterschieds. Die Autoren gehen davon aus, dass der Unterschied durch die kürzere „Planungsspanne“ verursacht ist, die Aphasiker gegenüber Sprachgesunden haben. [Dies kann auch als Erklärung dafür herangezogen werden, weshalb es bei Aphasikern weniger kontextuelle Fehlleistungen gibt.]

  35. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Die Silbenpositionskonstanz besagt, dass bei kontextuellen Fehlern das Fehlerelement in seinem eigenen Wort nahezu immer dieselbe Silbenposition einnimmt, wie das Zielelement, welches es verdrängt. Onset1: Fillmore‘s face grammar (nach Fromkin) Onset2: Blautkleid Nukleus: Aufpitschmuttel (nach Berg) Coda1: … wirkt da für ihr Produkt (nach Berg) Coda2: Weltweitheit (nach Berg) – alunmi (nach Stemberger)

  36. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Verstöße gegen die Silbenpositionskonstanz „within word“-Fehler „between word“-Fehler 60:220 (21.4%) 28:1735 (1.6%) (Korpus Stemberger) 14:56 (20.0%) 40:984 (3.9%) (Korpus Berg) Die Silbenpositionskonstanz wirkt offensichtlich bei den „normalen“ Fehlern, bei denen Phoneme unterschiedlicher Wörter interagieren, stärker als bei Fehlern innerhalb von Wörtern.

  37. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Die Verstöße gegen die Silbenpositionskonstanz nehmen bei Aphasie zu: 44.0% (Wernicke-Aphasie) E (Goldstein et al., 2001) 16.0% (Leitungsaphasie) E (Kohn, 1989) 35.0% (Wernicke-Aphasie) D (Allerbeck, 2000) 35.0% (Broca-Aphasie) D (Knels, 2001) aber nur 5.4% (alle Typen) I (Dressler et al., 1987)

  38. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Die Verstöße gegen die Silbenpositionskonstanz können als evtl. auch als Folge der Zunahme nicht-kontextueller Fehler begriffen werden. Ein Fehlerphonem, das das Zielphonem ersetzt, kann manchmal (zufällig) an einer anderen Silbenposition im sprachlichen Kontext auftreten, so dass das Bild eines kontextuellen Fehlers entstehet, der die Silbenpositionskonstanz verletzt, obwohl es sich funktional um einen nicht-kontextuellen Fehler handelt.

  39. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Der Wortonseteffekt besagt, dass bei phonologischen Versprechern besonders oft der Wortonset betroffen ist (Shattuck-Hufnagel, 1987). (Silbenonsets sind auch häufiger betroffen als Silbencodae (Vousden, Brown & Harley, 2000). Wortonset Fillmore‘s face grammar (nach Fromkin) …

  40. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Versprecher im Wortonset bei kontextuellen „between word“-Fehlern Versprecher im Wortonset Versprecher in anderen Positionen 647 (63.2%) 377 (36.8%) (Korpus Berg) Der Anteil der Fehler im Wortonset ist bei aphasischen Fehlleistungen niedriger: 30.8% (Wernicke-Aphasie) D (Allerbeck, 2000) 22.6% (Broca-Aphasie) D (Knels, 2001)

  41. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Der Anteil der Fehler im Wortonset ist bei aphasischen Fehlleistungen niedriger: 22.0% (Leitungsaphasie) E (Kohn, 1989; Kohn & Smith, 1990) 25.0% (Leitungsaphasie) E (Wilshire & McCarthy, 1996) Berg (2005) zählt sehr viel mehr Studien (auch zu weiteren Sprachen) auf, die entsprechende Resultate gezeigt haben, nennt aber nicht unbedingt die zugehörigen Prozentzahlen.

  42. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Der Rückgang der Wortonseteffekts kann evtl. darauf zurückgeführt werden, dass Aphasiker sehr viel mehr Perseverationsfehler machen, für welche eine andere Ursache postuliert wurde, nämlich Probleme bei der Selbstinhibition nach Produktion. Dies wäre ein positions-unabhängiges Problem.

  43. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie • Richtung: Antizipationen vs. Perseverationen • (Abgebrochene Antizipationen werden hier als Antizipationen gezählt. Eigentlich hätte man die Vertauschungen auch unter dieser Kategorie fassen sollen, da deren Ursache antizipatorisch ist.) • Antizipation: Der Lichter lacht sich tot. (Richter) (nach Berg) • Perseveration: a phonological fool (rule) (nach Fromkin)

  44. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Antizipationen vs. Perseverationen 1626 (68.7%) 742 (31.3%) (Korpus Berg) Dem gegenüber steht ein deutlich höherer Anteil perseveratorischer phonologischer Fehlleistungen bei Aphasie: 68.0% (Jargon-Aphasie) E (Schwartz et al., 1994) 59.5% (Wernicke-Aphasie) D (Allerbeck, 2000)

  45. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Die Aussage erhöhter Werte für perseveratorische Fehlleistungen bei Aphasien zieht sich durch die gesamte Forschungsliteratur. Häufig sind aber die Zahlen aufgrund der zu seltenen kontextuellen Fehler zu gering, um einer statistischen Analyse standzuhalten. Perseverationen gelten also Kennzeichen pathologischer Sprache. Moses, Nickels & Sheard (2004) zeigen, dass der Anteil an Perseverationen mit der Schwierigkeit sprachlicher Aufgaben auch bei Sprachgesunden zunimmt.

  46. Versprecher im Vergleich Phonologische Fehler bei Aphasie Interpretation: Ein Problem, dass bei einer Aphasie auftreten kann und das eine deutliche Zunahme von Perseverationen bewirken würde, ist eine unzureichende Selbstinhibition nach der Selektion. Produzierte Phoneme bleiben dann teilaktiviert, so dass ihre erneute Produktion leichter fällt. Es ist allerdings unklar, wie man diesen Effekt bei Sprachgesunden durch eine Erschwerung einer sprachlichen Aufgabe erzielen könnte.

  47. Versprecher und deren Reparaturen Literatur

  48. Versprecher und deren Reparaturen Literaturhinweise Berg, T. (2005). Astructural account of phonological paraphasis. Brain and Language, 94, 104-129. Huber, W., Poeck, K. & Weniger, D. (1988). Aphasie. In Poeck, K. (Hrsg.), Klinische Neuropsychologie. 2. erweiterte Auflage, Stuttgart: Thieme. Moses, M.S., Nickels, L. & Sheard, C. (2004). “I‘m sitting here feeling aphasic!” A study of recurrent perseverative errors elicited in unimpaired speakers. Brain and Language, 89, 157-173. Shattuck-Hufnagel, S. (1987). The role of word-onset consonants in speech production planning. In Keller & Gopnik (Eds.), Motor and Sensory Processes of Language. Hillsdale, NJ: Erlbaum.

  49. Versprecher und deren Reparaturen Literaturhinweise Stemberger, J.P. (1984). Structural errors in normal and agrammatic speech. Cognitive Neuropsychology, 1, 281-313. Stemberger, J.P. (1990). Wordshape errors in language production. Cognition, 35, 123-157. Blumstein, S.E. (1973). A Phonological Investigation of Aphasic Speech. Den Haag: Mouton. Allerbeck, M. (2000). Phonologische Paraphasien bei Wernicke-Aphasikern. Universität Bielefeld: Magisterarbeit. Knels, C. (2001). Phonematische Paraphasien bei Broca-Aphasikern. Universität Bielefeld: Magisterarbeit.

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