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Europa und China: Begegnung zweier Kulturen

Konfuzius (551-479) und Menzius (370-290). Sokrates (469-399) und Platon (428-348). Europa und China: Begegnung zweier Kulturen. Kiwanis Club Bremen Gingko i. Gr. 20. Juni 2011. Grober Vergleich der Kulturen. Westen. China.

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Europa und China: Begegnung zweier Kulturen

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Presentation Transcript


  1. Konfuzius (551-479) und Menzius (370-290) Sokrates (469-399) und Platon (428-348) Europa und China: Begegnung zweier Kulturen Kiwanis Club Bremen Gingko i. Gr.20. Juni 2011 Peter Richter

  2. Grober Vergleich der Kulturen Westen China • Antike + Christentum: zwei Reiche, ein weltliches rationales und ein geistliches irrationales • Oberste Werte: Wahrheit, Recht; Glaube an ein Jenseits • Gleichheitskultur平等 • Konflikt/Streitkultur争斗 • Individualismus个人主义 • Schuld und Erlösung原罪 • Belehrung, Mission教训 • Konfuzianismus: nur ein Reich, an dessen Spitze der Kaiser als „Sohn des Himmels“ • Oberster Wert: Stabilität und Harmonie der Gesellschaft • Hierarchie als Ordnung序 • Konsenskultur和谐 • Beziehungen关系 • Scham bei Gesichtsverlust脸面 • Lernen und Üben 学习 Peter Richter

  3. Lao-tse 老子 (6. Jh.) Konfuzius 孔子 (551- 479) Mo-tse 墨子 (c. 470-391) • Legendärer Vater des Daoismus: Daodejing • Dao: Weg, Vernunft • Idealisierung der Einfachheit, Stille, Naturverbundenheit • Antipoden: die Legalisten • Rückbesinnung auf alte Ordnung • Regeln für Harmonie in der Gesellschaft • Goldene Regel • Lernen und Riten • Antipoden: die Sophisten • Mohismus • Rechtschaffenheit als zu erzwingende Tugend • Hauptziel: Nutzen der Gesellschaft mehren Später (nach c. 200 v.u.Z.): Yin und Yang阴阳: komplementäre Aspekte eines Ganzen Buddhismus: in extremer Form bekämpft, in milder akzeptiert Drei Hauptschulen im alten China Peter Richter

  4. menschliche Elementarbeziehungen für Männer für Frauen • Vater - Tochter 父女 • Ehemann - Ehefrau 夫妻 • Mutter - Sohn母子 • Vater - Sohn父子 • Herrscher - Untertan君臣 • älterer - jüngerer Bruder兄弟 • Freund - Freund朋友 Seit Mao ist die Gleichberechtigung der Frauen ein gutes Stück voran gekommen. Peter Richter

  5. 3 soziale Pflichten Loyalität 忠 zhong, ursprgl. "Untertanentreue" Kindliche Pietät 孝 xiao, "Verehrung der Eltern und Ahnen" Anstand und Sitte 礼li – umfasst alle Umgangsformen, sowohl Höflichkeit und Etikette als auch Zeremonien und Opferriten Werte • Lernen: 学而时习之,不亦悦乎?xué ér shí xí zhī, bù yì yuè hu? Lernen und praktizieren – ist das nicht auch erfreulich? • Weltlicher Pragmatismus: Glauben ist irrelevant, Praxis (Handeln, Tun) ist wichtig Peter Richter

  6. Wilhelm II u. H. Knackfuß 1895: Völker Europas, wahrt Eure heiligsten Güter! Geschenk Kaiser Wilhelms II. an den russischen Zaren X, Britannia, Italia, Austria, Russland, Germania, Marianne – Michael Die Gelbe Gefahr Peter Richter

  7. Clemens August Landsberg am 14. 12. 1897 nach Tsing-tau geschickt Aus seinem Tagebuch Peter Richter

  8. Deutsches Schutzgebiet 1898 -1919 Peter Richter

  9. Kaiser Wilhelm II. am 27. 7. 1900 zur Verabschiedung seiner Truppen Eine große Aufgabe harrt eurer: Ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. …Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen! Boxeraufstand 1900 Peter Richter

  10. Parks: für Chinesen und Hunde verboten Peter Richter

  11. Wie begegnen wir den Chinesen heute? • in China • unsere Medien: besserwisserisch • unsere Firmen: von oben herab • unsere Politiker: als Missionare westlicher Werte • fast alle Besucher: in der Erwartung, dass man ihre Sprache spreche • in Europa • Angst und Bewunderung gegenüber ihrer Wirtschaftsleistung • wenig Interesse an ihrer Kultur, ihren Werten • als dürften wir die Demütigungen des Kolonialismus ignorieren Peter Richter

  12. Wie sollte Kulturaustausch aussehen? • Bemühen um gegenseitiges Verstehen • Menschen kennen lernen • Sprache • Kultur • Werte • Geschichte • voneinander Lernen • „Aufklärung“ durch Vergleich und Beurteilung der Unterschiede • ein positives Beispiel: die Jesuiten im 17./18. Jahrhundert Peter Richter

  13. Papst Gregor Matteo Ricci Xu Guangqi Johannes Schreck Kaiser Kangxi 康熙帝 邓玉函 格里高教皇 利玛窦 徐光启 Christoph Clavius Adam Schall 汤若望 克里斯托佛·克拉乌 Jesuiten und die Kalenderreform 1633: Chongzhen Almanach 崇祯历 1645: Kalender nach der westlichen Methode 西洋新法历书 Peter Richter

  14. Jesuiten und die Aufklärung • Wer waren die Jesuiten und warum gingen sie nach China? • erstklassig ausgebildete Wissenschaftler, die in Europa keine Perspektive sahen (Heiliges Offizium, 30-jähriger Krieg). • Missionsauftrag: die geistige Elite des Landes zum christlichen Glauben zu bekehren. • Was brachten sie nach China und was brachten sie zurück? • Mathematik und Naturwissenschaften von West nach Ost • Philosophie und Sozialethik (Konfuzius) von Ost nach West • Mit welchen Schwierigkeiten hatten sie zu kämpfen? • in China: mit der Beamtenhierarchie und kaiserlicher Geheimhaltung • in Rom: mit dem Vorwurf der Akkomodation (→ Ritenstreit) • Wie ging es weiter? • nach 100 Jahren fruchtbaren Austauschs 100 Jahre Abschottung, danach • 100 Jahre traumatische Erfahrungen mit westlichem Imperialismus Peter Richter

  15. Demütigungen • Opiumkriege 1839-1842 und 1856-1860 Abtretung Hongkongs, Öffnung der Häfen für Ausländer und Opiumhandel, „Reparationen“Plünderung Pekings, Zulassung christlicher Mission • Taiping-Aufstand 1850-1864 Bürgerkrieg mit 20 Millionen Opfern, durch mystisch-christlich-religiösen Fanatismus angeheizt (Hong Xiuquan, Karl Gützlaff) • „Ungleiche Verträge“ 1842-1915 • „Boxer-Aufstand“ 1900-1901: 义和团运动„Bewegung der Organisation für Gerechtigkeit und Harmonie“ • „No dogs and Chinese allowed“ Peter Richter

  16. Das 20. Jahrhundert • Zusammenbruch des Kaiserreichs 1911 • 1.1.1912 Republik unter Sun Yatsen 孙逸仙Sūn Yìxiān, Zerfall des Reichs in Nord und Süd • ab 1927 Bürgerkrieg zwischen Kuomintang und Kommunisten • 1934 Langer Marsch nach Yan‘an • 1937-45 japanische Besetzung; Massaker von Nanjing • 1946-49 Mao Zedong 毛泽东besiegt Chiang Kai-shek 蒋介石 • 1.10.1949 Ausrufung der Volksrepublik China 中华人民共和国 • 1950-53 Koreakrieg • 1956/57 Hundert-Blumen-Bewegung (gegen Intellektuelle) • 1958-61 „Großer Sprung nach vorn“: Hungersnot, 20-40 Mio Tote • 1966-76 Kulturrevolution • 1976 Tod Maos, 1977 Deng Xiaoping rehabilitiert Peter Richter

  17. Noch ein positives Beispiel Peter Richter

  18. Leibniz 1697 in Novissima Sinica … scheint mir die Lage unserer heutigen Verhältnisse angesichts des ins Unermessliche wachsenden moralischen Verfalls so zu sein, das es beinahe notwendig erscheint, dass man Missionare der Chinesen zu uns schickt, die uns Anwendung und Praxis einer natürlichen Theologie lehren könnten. Christian von Wolff 1721 als Prorektor der Universität Halle Rede „De Sinarum Philosophia Practica“ Voltaire sah in China einen auf Rationalismus basierenden Musterstaat Peter Richter

  19. Kaiser Kangxis Antwort 1721 auf die Bulle Ex illa die von Papst Clemens XI. Reading this proclamation, I have concluded that the Westerners are petty indeed. It is impossible to reason with them because they do not understand larger issues as we understand them in China. There is not a single Westerner versed in Chinese works, and their remarks are often incredible and ridiculous. To judge from this proclamation, their religion is no different from other small, bigoted sects of Buddhism or Taoism. I have never seen a document which contains so much nonsense. From now on, Westerners should not be allowed to preach in China, to avoid further trouble 1742 bestätigt Papst Benedikt XIV. die Bulle von 1715. Am 19. Mai 2009 lobt Benedikt XVI. Matteo Ricci für die Weitsicht seiner Pastoralstrategie nach der Akkomodationsmethode Peter Richter

  20. Peter Richter

  21. Kalendergeschichte II • Xu Guangqiund Andere erkannten die Notwendigkeit einer weiteren Reform. Matteo Ricci,ein Schüler des Clavius,zeigte ihm die Stärke der westlichen Methoden. • Sabbathin de Ursis, Johannes Schreckund Adam Schallüberzeugten dieKaiser mit präzisen Finsternis-Vorhersagen 1610, 1629 und 1644. • Mit den Daten des Tycho Brahe(und Keplers?) entstand 1634 der Chongzhen-Almanachund 1645das Xiyang XinfaLishu – ganz im Sinne der traditionellen Vorgaben. • So wie die Gregorianische Reform die Prinzipien des julianischen Kalenders nicht veränderte, sondern nur einige Zahlenwerte korrigierte, respektierten die Jesuiten die Vorgaben der chinesischen Tradition. Adam Schall wurde Leiter der kaiserlichen Sternwarte, deren Direktoren bis gegen 1830 immer Jesuiten waren – selbst als der Papst den Orden zeitweilig aufgelöst hatte. Noch heute kann man die alte Sternwarte und die Gräber der Jesuiten in Beijing sehen. Peter Richter

  22. The heavenly stems and their associations in astrology Peter Richter

  23. The 12 earthly branches of the counting cycle Peter Richter

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