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Theodor Fontane Effi Briest. Übersicht über den Handlungsaufbau. Ende v. Effis unbe-schwerter Jugend im Elternhaus. Hohen-Cremmen. 1-5. 5. Exposition. 5-45. 41. Effis Eheleben in Kessin – Weg in die Isolation. Kessin. 6-14. 9. Vorbereitung d. Wendepunkts. 45-131. 87.
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Übersicht über den Handlungsaufbau Ende v. Effis unbe-schwerter Jugend im Elternhaus Hohen-Cremmen 1-5 5 Exposition 5-45 41 Effis Eheleben in Kessin – Weg in die Isolation Kessin 6-14 9 Vorbereitung d. Wendepunkts 45-131 87 Der „Schritt vom Wege“ – Effi bricht mit den gesellschaftl. Normen Kessin 15-22 8 Höhepunkt 131-214 84 Verstoßung / Einsam-keit – Versuch eines Neuanfangs Berlin 23-31 9 Katastrophe u. deren Folgen 214-290 77 Hohen-Cremmen 32-36 5 Ausklang 291-333 43 Reflexion und Sühne
Kategorien für die Analyse Raumgestaltung Figurenkonstellation und -gestaltung Zeitgestaltung Der Erzähler als Vermittlungsinstanz Irrationale und Naturphänomene
Kategoriale Analyseam Beispiel der Exposition „Eine Sonne auf- oder untergehen, ein Mühlwasser über das Wehr fallen, einen Baum rauschen zu lassen, ist die billigste literarische Beschäftigung, die gedacht werden kann […] Die Landschaftsschilderung hat nur noch Wert, wenn sie als künstlerische Folie für einen Stein auftritt, der dadurch doppelt leuchtend wird, wenn sie den Zweck verfolgt, Stimmungen vorzubereiten oder zu steigern“ Theodor Fontane: Literarische Essays und Studien I. München 1963. S. 206 f. Raumgestaltung
1. Die Raumgestaltung 1.1 Eine typische Schauplatzexposition:Effis Zuhause - Das adlige Herrenhaus zu Hohen-Cremmen In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herren-hauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mit-tagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schat-ten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang… In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herren-hauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mit-tagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schat-ten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarber-stauden besetztes Rondell warf. Einige zwanzig Schritte weiter, in Richtung und Lage genau dem Seitenflügel entsprechend, lief eine ganz in kleinblättrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von einer kleinen weißgestriche-nen Eisentür unterbrochene Kirchhofsmauer, hinter der der Hohen-Cremmener Schindelturm mit seinem blitzenden, weil neu-erdings erst wieder vergoldeten Wetterhahn aufragte. Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofsmauer bildeten ein ei-nen kleinen Ziergarten umschlie-ßendes Hufeisen, an dessen offe-ner Seite man eines Teiches mit Wassersteg und angeketteltem Boot und dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing - die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell aber und die Schaukel halb versteckend standen ein paar mächtige alte Platanen. Auch die Front des Herrenhauses - eine mit Aloekübeln und ein paar Gartenstühlen besetzte Rampe - gewährte bei bewölktem Himmel einen angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung bie-tenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz entschieden bevorzugt, besonders von Frau und Tochter des Hau-ses, die denn auch heute wieder auf dem im vollen Schatten lie-genden Fliesengang saßen, in ih-rem Rücken ein paar offene, von wildem Wein umrankte Fenster, neben sich eine vorspringende kleine Treppe, deren vier Stein-stufen vom Garten aus in das Hochparterre des Seitenflügels hinaufführten. In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herren-hauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mit-tagsstille Dorfstraße… Effi Frau v. Briest
1. Die Raumgestaltung 1.1 Eine typische Schauplatzexposition:Effis Zuhause - Das adlige Herrenhaus zu Hohen-Cremmen Geschützter (beschatteter) Bereich von Effis Kindheit und Jugend, begrenzt durch das Elternhaus ( privater, unantastbarer Bereich der alten adligen Familie), durch den Kirchhof ( Religion, Tod) und durch den Weiher ( unwägbare Natur, Gefahr) Effi Frau v. Briest Öffentlicher (hell von der Sonne beschienener) Bereich des gesell-schaftlichen Lebens, in dem man sich bewähren muss
Kategoriale Analyseam Beispiel der Exposition 2.1 Einführung von Mutter und Tochter Briest im schattigen, durch Haupt- und Seitenflügel geschützten Garten: 2. Figurenkonstellation und -gestaltung „Rasch und sicher ging die Wollnadel der Damen hin und her, aber während die Mutter kein Auge von der Arbeit ließ, legte die Tochter, die den Rufnamen Effi führte, von Zeit zu Zeit die Nadel nieder und erhob sich, um unter allerlei kunstgerechten Bewegungen und Streckungen den ganzen Kursus der Heil- und Zimmer-gymnastik durchzumachen. Es war ersichtlich, daß sie sich diesen absichtlich ein wenig ins Lächerliche ge-zogenen Übungen mit ganz besonderer Liebe hingab […]“ (S. 6) Direkte Charakterisierung durch den Erzähler: Unterschied zw. Mutter u. Tochter in der Arbeit Abschweifen Effis in spielerische gymnastische Übungen, die ebenso wenig ernst genommen werden
„[…] und wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme he-bend, die Handflächen hoch über dem Kopf zusammenlegte, so sah auch wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer nur flüchtig und verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzückend sie ihr eigenes Kind finde, zu welcher Regung müt-terlichen Stolzes sie voll berechtigt war. […]“ (S. 6) Charakterisierung des Verhältnis-ses zw. Mutter und Tochter durch den Erzähler: verstohlener Stolz der Mutter „[…] Effi trug ein blau und weiß gestreiftes, halb kittelartiges Leinwandkleid, dem erst ein fest zusammengezogener, bron-zefarbener Ledergürtel die Taille gab; der Hals war frei, und über Schulter und Nacken fiel ein breiter Matrosenkragen. In allem, was sie tat, paarte sich Übermut und Grazie, während ihre lachenden braunen Augen eine große, natürliche Klug-heit und viel Lebenslust und Herzensgüte verrieten. Man nannte sie die »Kleine«, was sie sich nur gefallen lassen mußte, weil die schöne, schlanke Mama noch um eine Hand-breit höher war. […]“ (S. 6) • Dir. Charakt. Effis (von außen nach innen): • Kindliche Kleidung • Neigung zu Übermut und Lebens-freude „[…] Eben hatte sich Effi wieder erhoben, um abwechselnd nach links und rechts ihre turnerischen Drehungen zu ma-chen, als die von ihrer Stickerei gerade wieder aufblickende Mama ihr zurief: »Effi, eigentlich hättest du doch wohl Kunstreiterin werden müssen. Immer am Trapez, immer Tochter der Luft. Ich glaube beinah, daß du so was möch-test.« »Vielleicht, Mama. Aber wenn es so wäre, wer wäre schuld? Von wem hab ich es? Doch nur von dir. […]“ (S. 6) • Charakt. Effis im Gespräch: • Unstetigkeit, Risikobereitschaft („Tochter der Luft“) • Erstes Ansprechen der Schuldfrage!
Kategoriale Analyseam Beispiel der Exposition 3.1 Erzählzeit und erzählte Zeit in der Exposition 3. Zeitgestaltung
Kategoriale Analyseam Beispiel der Exposition 4.1 Der auktoriale Erzähler stellt Ort und Figuren vor „[…] und wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme he-bend, die Handflächen hoch über dem Kopf zusammenlegte, so sah auch wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer nur flüchtig und verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzückend sie ihr eigenes Kind finde, zu welcher Regung müt-terlichen Stolzes sie voll berechtigt war. […]“ (S. 6) Charakterisierung der Figuren und ihres Verhältnisses zueinander durch einen sich stark zurückneh-menden Erzähler, durch differen-zierte Wiedergabe von Handlungs-motiven und Gedanken der Figuren 4. Der Erzähler als Vermittlungsinstanz Der Erzähler führt zunächst aus seiner Überblicksperspektive (auktorial) Ort und Figuren ein (s.o.), nähert sich bei beginnender Handlung den Figuren und lässt diese sich selbst im Gespräch charakterisieren. „[…] Eben hatte sich Effi wieder erhoben, um abwechselnd nach links und rechts ihre turnerischen Drehungen zu ma-chen, als die von ihrer Stickerei gerade wieder aufblickende Mama ihr zurief: »Effi, eigentlich hättest du doch wohl Kunstreiterin werden müssen. Immer am Trapez, immer Tochter der Luft. Ich glaube beinah, daß du so was möch-test.« »Vielleicht, Mama. Aber wenn es so wäre, wer wäre schuld? Von wem hab ich es? Doch nur von dir. […]“ (S. 6)
Kategoriale Analyseam Beispiel der Exposition 5.1 Natur in Hohen-Cremmen „[…] Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofsmauer bildeten ein einen kleinen Ziergarten umschließendes Hufeisen, an dessen offener Seite man eines Teiches mit Wassersteg und angeket-teltem Boot und dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing - die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell aber und die Schaukel halb versteckend standen ein paar mächtige alte Platanen. […]“ (S. 6) Gezähmte Natur im sorgfältig angelegten Garten als geschütztem Raum, begrenzt an einer Seite durch den Teich, dessen Tiefe Un-wägbarkeit und mögliche Gefahr symbolisiert 5. Irrationale und Naturphänomene „[…] Auch die Front des Herrenhauses - eine mit Aloekübeln und ein paar Gartenstühlen besetzte Rampe - gewährte bei bewölktem Himmel einen angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung bietenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz entschieden bevorzugt […]“ (S. 6) Schatten als wichtige Vorausset-zung für annehmliches Leben, i. Ggs. zur niederbrennenden Sonne der Frontseite