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Bildung und Forschung in Asien: ist, was glänzt, auch wirklich alles Gold?. Symposium der Ernst Schmidheiny Stiftung, Montreux, 19/11/2010 Hans Peter Hertig, Centre for Area and Cultural Studies, ETH Lausanne. Bildung und Forschung in Asien: In- und Output Indikatoren.
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Bildung und Forschung in Asien: ist, was glänzt, auch wirklich alles Gold? Symposium der Ernst Schmidheiny Stiftung, Montreux, 19/11/2010 Hans Peter Hertig, Centre for Area and Cultural Studies, ETH Lausanne
Fallstudie F+E in China: was glänzt…und China zum Forschungsriesen werden lässt (I) • Hohe Einschulungsquote (98% gegenüber 80% in Indien); hoch motivierte Jugend; ausgeprägter Wettbewerb um Studienplätze in Spitzenuniversitäten (mit entsprechenden Kosten auf Individualebene) • F+E als nationale Priorität; Taten statt (nur) Worte; Ziel der Erhöhung des Anteils F+E am BIP von 1,5% auf 2,5 bis 2010 wird ohne Zweifel erreicht; schon heute in absoluten Zahlen sehr hoch (130 Mia. pro Jahr, zweiter Platz hinter den USA, vor Japan); EU verfehlt Ziel - von 1,9 in 2002 auf 3% in 2010 - kläglich • Relativer Wert von Vergleichszahlen: Zahl wiss. Publikationen pro Kopf relativ gering, in absoluten Zahlen aber Nummer 3 in der Welt (2009: 120 000); bei gleichen Wachstumsquoten bald Nummer 1 (China 19%; USA 3%, Japan 1%) / Aehnliches gilt für Zahl der Forschenden, Zahl der Personen mit Ph.D, etc. • Erfolgreiche „Coming Home Politik“: Programm « 1000 Talente » mit „Schildkröten“ und „Seemöwen“ • Zahl der « chinesischen » Hochschulen (Mainland, Hongkong, Taiwan) in Top 500 mit 34 noch relativ tief, aber mehr als Verdoppelung seit 2004 • Schon heute absolute Spitzenpositionen in « ingenieurnahen » Fachbereichen wie Informationswissenschaften und Nanotechnologie; starke Verbindungen mit Lebenswissenschaften (Biotechnologie); z.B.. Tongji in Shanghai
Fallstudie F+E China: aber es gibt Stolpersteine und der Weg zur chinesischen Harvard ist noch lang • Tradition/Typ der Bildung/Lehre hemmt Kreativität und Eigeninitiative • Quantität statt Qualität: Zahl der Studierenden zwischen 2000 und 2006 verdreifacht; grosse Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt (60% der Absolventen ohne ausbildungsadäquate Stelle) • Chinesisches HS-System trotz Oeffnung immer noch wenig international, kaum ausländische Lehrkräfte, nur vereinzelte « internationale » Labors. Hauptproblem: Sprache • ¾ aller wissenschaftlichen Publikationen in Mandarin (mit entsprechend geringer Wirkung auf int. Wissensproduktion) • Forschung weitgehend anwendungsorientiert und politisch gesteuert; zu geringer Anteil an freier, über peer-review qualitätsgesicherter, im Wettbewerb ausgeschriebener Forschung („Call“ à la chinoise) • Viele Stiefmütterchen in für China neuen (politisch sensitiven) Wissensbereichen (insbesondere Sozialwissenschaften) • Probleme der internationalen Zusammenarbeit im privaten Bereich durch relativ unorthodoxe Interpretation von an sich fortschrittlichen Regelungen im Bereich des geistigen Eigentums
China und die Wissenschaften 2008 • China unternimmt dritten bemannten Raumflug und verringert Abstand in der Weltraumtechnik zu den USA und Russland weiter • Am « First China Symposium on Theoretical Computer Science » an der Tsinghua Universität in Peking versammeln sich die weltweit führenden Experten, darunter viele chinesische Forschende • China rangiert bezüglich in führenden Zeitschriften publizierten wissenschaftlichen Artikeln in der Stammzellenforschung an dritter Stelle hinter den USA und Frankreich etc., etc. Aber auch: Chongqing Medical University schmückt ihren Campus mit der grössten je in China konstruierten, 20 m hohen Mao Statue schmückt ihren Campus 2008 mit der grössten je in China konstruierten, 20 m hohen Mao Statue
Von der Fallstudie China zurück zu Asien: Versuch einer (regionalen) Kategorisierung • Asien ist im Vormarsch, aber in äusserst ungleichem Tempo (und selbst der „Frontrunner“ China ist – zumindest qualitativ - noch nicht in Zielnähe) • Die traditionellen F+E Grossmächte Japan und Korea (plus Singapur) stagnieren auf relativ hohem Niveau; Eigenheiten des asiatischen Bildungssystems wirken weiter hemmend • Spezialfall Indien: Indische Universitäten verharren in „Splendid Isolation“; Brain Drain ist ungestoppt: ausgeprägte Bürokratie; lange Entscheidungswege und starre Hierarchien machen Weg zurück wenig attraktiv; zu starke Konzentrierung auf in den letzten Jahrzehnten erfolgreiche Gebiete (Informatik) • Dynamische Schwellenländer wie Vietnam haben das alte Akademie-System (noch) nicht überwunden • Süd-Ost Asien ist weit abgehängt, inklusive bevölkerungsstarke Staaten wie Indonesien und die Philippinen
Fazit: was heisst die alles für den Forschungsstandort Schweiz ? • Die grosse Herausforderung heisst China: im Gegensatz zu unseren Konkurrenten mit kolonialer Praxis tiefer Kooperationsstand und keine Reputation in diesem Gebiet (im Gegensatz zu Deutschland) • Not tut: (1) Bessere Selektion von Gaststudenten (“We want the bests“) (2) Aufbau eine Netzes junger Nachwuchsforschenden (3) Setzen klarer Priorität mit entsprechenden Mitteln (4) Vermarktung der CH als Forschungsnation • Japan, Korea und - trotz notwendiger Relativierungen - Indien sind im Auge zu behalten (rufen aber nicht nach spezifischen staatlichen „top down“ Anstrengungen) • Not tut auch: Entwicklung einer kohärenten Wissenschafts-Aussenpolitik (unter Leitung eines gleichzeitig für Grundlagenforschung und angewandte Forschung zuständigen Departements)