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Mit der Ebstorfer Weltkarte auf Zeitreise. Vortrag vom 11. Oktober 2012 in Kulmbach [ CHW ]. Die Ebstorfer Weltkarte. Dieter Schmudlach: Mai 2011 / Sept. 2012.
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Mit der Ebstorfer Weltkarte auf Zeitreise Vortrag vom 11. Oktober 2012 in Kulmbach[CHW]
Die Ebstorfer Weltkarte Dieter Schmudlach: Mai 2011 / Sept. 2012 Auf der Plassenburg ist eine von insgesamt vier Kopien der Ebstorfer Weltkarte in Original-größe zu sehen. Mit einem Durchmesser von knapp 3,6 Metern handelt es sich um die größte Radkarte des Mittelalters. Im Jahre 1962 wurde sie von der Stadt Kulmbach angekauft.
Eindrucksvolles Abbild der Welt Abbild der Welt Die aus dem Kloster Ebstorf bei Lüneburg stammende Karte besticht durch die Fülle der Details: Das Kartenbild ist von etwa 1600 Zeichnungen und erklärenden lateinischen Beischriften bedeckt.
Das „Heidekloster“ Ebstorf [Foto: Lueneburger-Heide.de] • 1160 als Praemonstratenser Chorherrenstift gegründet • etwa 1200 - nach einem Brand - für Benediktinerinnen neu gestiftet • Ebstorf entwickelte sich bald zu einem Marienwallfahrtsort. • eines von sechs "Lüneburger Klöstern", die nach der Reformation (um 1528) evangelische Konvente wurden • Klosterkirche und Konventsgebäude entstanden im 14. Jh. im Stil der norddeutschen Backsteingotik. Kloster Ebstorf um 1654/1658, Stich von Matthäus Merian
Die Entdeckung der ‚mappa mundi‘ Im Jahre 1830 wurde die Karte in einem "feuchten Gemach", einer fensterlosen Abstellkammer von der Stiftsdame Charlotte von Lasperg aufgefunden, ein großes auf zwei Stangen aufgerolltes Bündel aus dreißig zusammengenähten Tierhäuten zusammen mit Altardecken und Prozessions-gerät "aus katholischer Zeit".
Ebstorf am Rande der Erdscheibe Hier ist Osten oben.
Erster Überblick Um die Erdoberfläche, die man sich wohl damals auch schon kugelförmig vorgestellt hat, schlingt sich der Ozean. Das Kartenbild ist von etwa 1600 Zeichnungen und erklärenden lateinischen Beischriften bedeckt: 500 Gebäude, 160 Gewässer, 60 Inseln oder Gebirge, 45 Menschen oder Fabelwesen und 60 teils naturalistisch, teils unbeholfen gezeichnete Tiere, dazwischen viel Text.
Eine „mappa mundi“ : Abbild der Welt o Mit 3,58 x 3,56 Metern Durchmesser größte Radkarte des Mittelalters; hier die ‚Ebskart‘ => oFür über 10 qm Fläche benötigte man 30 Ziegenhäute. oEntstehung vor/um 1300 oBei einem Bombenangriff auf Hannover verbrennt die Karte 1943 im Keller des Staatsarchivs. Es handelt sich um eine geostete Karte nach dem TO-Schema. Ebskart [(7)]
Die Weltkarte von Hereford TO-Schema Sie ist die größte vollständig erhaltene mittel-alterliche Weltkarte. Gemalt wurde sie Ende des 13. Jhdts., vermutlich zwischen 1285 und 1295, auf Kalbspergament der Größe 135 cm x 165 cm. Autor (bezw. Auftraggeber) war Richard von Haldingham und Lafford, bekannt als Richard de Bello, um 1283 Domherr von Lincoln und ab 1305 Pfründner und Domherr der Bischofs-kirche von Hereford, gestorben nach 1313. Als typische mappa mundi ist sie ein „Weltgemälde“ mit dem Anliegen, in belehrender Weise die Schöpfung und die Heilsgeschichte darzustellen, und daher nur wenig der Geografie nach heutigem Verständnis verpflichtet. In der Kartenlegende wendet sich der Urheber Richard (der sich, in mittelalterlichen Bildern unüblich, namentlich nennt) an die Betrachter ‚dieser Geschichte‘, bei Jesus Gnade für ihn zu erbitten. [Nach Wikipedia]
Ptolemäus und Isidor Die erste gedruckte Weltkarte erschien 1472 in Augsburg in einer Ausgabe der „Etymologiae“ von Isidor von Sevilla (+ 636). Entsprechend dem mittelalterlichen Weltbild zeigt die schematische Rad- bzw. TO-Karte die Siedlungsgebiete der Nachkommen der drei Söhne Noahs, Sem in Asien, Ham in Afrika und Japhet in Europa. Die Weltkarte der Schedel’schen Weltchronik (1493) beruht auf derjenigen von Ptolemäus. Sie wird von den drei Söhnen Noahs, Sem, Ham und Japhet gehalten, die der biblischen überlieferung nach die drei damals bekannten Erdteile nach der Sintflut mit ihren Nachkommen bevölkerten. Ptolemäus verstand unter Geographie die zeichnerische Darstellung der gesamten Erdoberfläche. Sein Bestreben war, die besiedelte und damals bekannte Erde (Europa, Afrika, Asien) mit ihren Ländern, Völkern, Orten, Flüssen und Bergen lagerichtig in einem Gradnetz wiederzugeben. Der Hauptteil der Geographie (6 von 8 Büchern) bestand aus Koordinatenlisten von über 8000 Orten der damals bekannten Erdoberfläche.
auf der Weltenscheibe Die Erdteile „Die Bezeichnung Orbis (d.h. Rundung, Radkranz) rührt daher, daß die Erde rund wie ein Rad ist. Rings vom Ozean umflossen, ist die Erdfläche in drei Teile unterteilt, nämlich in Asien, Europa und Afrika. A S I E N Asien allein umfaßt die eine Hälfte der Erde, Europa und Afrika zusammen nehmen die andere Hälfte ein und sind durch das Mittelländische Meer unterteilt.“ [So steht es in einer Notiz auf der Ebstorfer Weltkarte]. M I T T EL M E E R E U R O P A
Jerusalem als geistliches Zentrum der mittelalterlichen Welt "Jerusalem, die hochheilige Haupt-stadt Judäas, liegt 23 Meilen von Sychem, 16 von Dispoli, 16 von Hebron, 14 von Jericho, 4 von Bethlehem, 16 von Bersabee, 24 von Askalon, ebensoviele von Joppe (Jaffa), 16 von Ramatha, 6 von Emaus, 4 von den Bergen, zu denen Maria eilte. Diese weltberühmte Stadt überragt als die erste aller Städte die ganze Welt, weil hier die Rettung des Menschengeschlechts durch Tod und Auferstehung des Herrn vollbracht worden ist, wie der Psalmist sagt: 'Er ist unser König vor aller Zeit etc.'. Diese große Stadt umschließt das Grab des Herrn, wonach der ganze Erdkreis begierig verlangt, weil der Sieger über den Tod es durch seine Auferstehung verherrlicht hat. So sagt Sedulius: Nachdem dieser Ort den vortrefflichen Schatz des vom Kreuz abgenommenen Leichnams aufnahm und damit ausgezeichnet war, so wurde sie noch mehr erhoben und geheiligt durch seine Auferstehung.“
Geschichte der ‚Ebstorferin‘ Wechselvolle Geschichte Um /vor 1300: Entstehung der Ebstorfer Weltkarte 1830: Wiederentdeckung der Karte im Kloster Ebstorf durch die Stiftsdame Charlotte von Lasperg1835 wird die Weltkarte nach Hannover verbracht. 1891: Fotografische Reproduktion der in ihre Einzelteile zerlegten Karte in Schwarz-Weiß im Format DIN A2. Der Philologe Ernst Sommerbrodtzieht die schwer leserlichen Schriftzüge mit schwarzer Tinte nach und koloriert die Figuren in Grauabstufungen. 1896: Neuedition der Karte, handkoloriert und auf ein Quadratmeter großes Blatt gedruckt 1930: Aus den Lichtdrucktafeln von 1891 entsteht eine mit Temperafarben bemalte Rollkarte mit erheblichen Text- und Bildverlusten. Sie hängt heute in der Ebstorfer Landbauschule. 1943: Das Original verbrennt bei einem Bombenangriff im Keller des Staatsarchivs in Hannover. 1950-55: Der Grafiker Rudolf Wieneke druckt im Gerbdruckverfahren vier Karten im Original- format von 13 Quadratmetern und koloriert sie von Hand. Sie sind heute im Kloster Ebstorf, im Lüneburger Museum u. auf der Plassenburg zu sehen. Die vierte ging an das griechische Königspaar. Seit den 80er-Jahren: Der Lüneburger Informatiker Martin Warnke digitalisiert die Karte und fertigt dann in den Neunzigerjahren eine farbige Version für das Internet an, die ‚EBSKART‘. 2006: Buchedition von Hartmut Kugler.Der Erlanger Altgermanist scannt die Lichtdrucktafeln von 1891 mit hoher Auflösung ein, übersetzt die Texte neu und koloriert die Karte neu. [Teilweise nach:Michael Zick‚ DIE SCHÖNE EBSTORFERIN in:Bild der Wissenschaft Ausgabe 11/2007]
– Anfang und Ende A und O Der Wind Subsolanus
in der „francia orientalis“ Unsere Heimat Die ‚Blassenb.‘ am ‚Moin‘
Germania superior und die ‚francia orientalis‘
Im Herzen Europas Metz Aachen Trier Verdun Toul Orleans Reims Boulogne Paris Nantes Tours Dover Saragossa Bordeaux Canterbury Sevilla Santiago de Compostella
Augsburg Wertach Ulm Kempten Pavia Chur Arbon am Bodensee Mailand Mittelzell Crema Oberzell Konstanz Unterzell Reichenau Worms Straßburg Mainz Corvey Basel Speyer Aachen Koblenz
In Italien unterwegs Rimini Ravenna Salerno Padua Modena Capua Ferrara Perugia Bologna Albano Piacenza Parma Lucca Pisa Genua Zürich
Bibelkunde -1- Im Paradysus Der Berg SINAI Sodom und Gomorrha ‚Zu Bethlehem geboren …‘
Als das Feuer vom Himmel fiel ‚Mons synai‘ „Dies Meer heißt Salz- oder Asphaltmeer, auch Totes Meer. Es erzeugt oder enthält nichts lebendiges. Es hat weder Fische noch Wasservögel … Winde bewegen es nicht, wegen des zähen Bitumens, der auch die Schiffahrt hindert …“ "Diese fünf Städte der Sodomiter sind wegen der Ungerechtigkeit ihrer Bewohner durch ein Feuer, das vom Himmel fiel, vernichtet worden. Einst reicher als Jerusalem, sind sie nun wüst und leer“. „Dies wird an einer besonderen Art von Obstbäumen augenfällig. Denn darauf wachsen dicke Äpfel, die so reif leuchten, daß man sie unbedingt essen möchte. Wenn du sie aber pflückst, zerbrechen sie, zerfallen zu Asche und Rauch quillt heraus, als hätten sie immer noch Glut in sich." [‚Seboim im Toten Meer, Gomorrha, Adama, Sodom, Bale‘]
Bethlehem -2- Ochs und Esel unter dem Stern (sind vertauscht)
Kleine Bibelkunde –2- Noahs Arche Der Turmbau zu Babel
Monstergalerie -1- Keine Nase Keine Zunge Syrbotae: bis zu 12 Fuß groß Keine Ohren Vier Augen Lippen als Sonnenschutz Troglodyten: schneller als das Wild ‚Hier hat Alexander die beiden grausigen Völker Gog und Magog eingeschlossen, die der Antichrist im Gefolge haben wird. Sie essen Menschenfleisch und trinken Blut.‘ [Station aus dem Alexander-Roman] Hirnantopedes: Vierfüßler Hundeköpfe / vorstehende Mäuler
Monstergalerie -2- Kein Feuer Keine Nase Keine Zunge Syrbotae: bis zu 12 Fuß groß Keine Ohren Vier Augen Lippen als Sonnenschutz
Exotische Tiere -1- Drache und Scytalis Hornschlange Garamantes in freier Liebe Panther und andere sehr große Wildtiere Sireni: geflügelte Schlangen Hyäne Rentier Camelopardis: Giraffe Scarp (in Äthiopien)
Wilde Tiere -2- Kamel ‚Das Tigertier‘ Bär ‚Das Panthertier …‘ ‚Der Löwe, das edelste Tier‘
Germaniasuperior und die angrenzenden Länder,stark rekonstruiert [aus (1), S.69, Abb. 44]
Die schöne ‚Ebstorferin‘ - neu digitalisiert und koloriert Prag Sirmium = Mitrovic Budweis Krems Batavia = Passau Meissen Nürnberg Orlamünde Regensburg Naumburg Plassenburg Halle Forchheim Nienburg (Kl.) Erfurt Bamberg Quedlinburg Halberstadt Magdeburg Goslar Hildesheim Henneberg ? Würzburg Hersfeld Helmstedt Essen Braunschweig Fulda [aus (6): Hartmut Kugler, Die Ebstorfer Weltkarte 2007, Segment 44]
Wozu diente die mappa mundi? Der Wind Subsolanus War sie ein Andachts-/Betrachtungsbild für Wallfahrten oder ein Schaustück für repräsentative Anlässe ? Eine Enzyklopädie ? Ein „Merkbild für die Reisen der Seele“ ? (Hartmut Kugler)
Zf. Enzyklopädie ‚So stellt die Ebstorfer Weltkarte [nach Frank Meier] eine in Bilder übersetzte Enzyklopädie dar: Sie ist eine politische Karte zur Unterstützung der Ansprüche des welfischen Hauses, eine Bilderbibel, eine historische Weltchronik, eine Legenden- und Sagensammlung des Altertums und des Mittelalters, ein geographischer Atlas, eine Tierfibel und nicht zuletzt ein Anekdoten- und Unterhaltungsbuch. Sie vereint die regionalgeschichtliche Perspektive des welfischen Herzogtums mit der universalen Blickrichtung des christlichen Mittelalters.‘ Der Löwe über den Toren von Braunschweig ‚Warum also und für wen ließ der Kartograph Gervasius von Tilbury diese einmalige Weltkarte vermutlich anfertigen? Die Karte soll nach Gervasius die Neugier der Menschen durch „eine in die Augen fallende Gewißheit" befriedigen und falsche Welt- und Kartenbilder korrigieren. Die Menschen erfahren so die „natürliche Ordnung" der Welt und werden über die Wunder der göttlichen Schöpfung in Staunen versetzt. Indem Christi Körper den Erdkreis darstellt, sollen die Menschen begreifen, daß der Makrokosmos Weltsich im Mikrokosmos Mensch widerspiegelt.‘ [nach W. Rosien, Die EW, Hannover 1952] ‚Die Karte möchte den Menschen Trost in der Erkenntnis spenden, daß Jesus Christus am Anfang und am Ende der Zeit steht. Die E. W. diente demnach mit Sicherheit als ein didaktisches Medium zur Unterrichtung. Gervasius von Tilbury als ihr vermutlicher Kartograph wandte sich vielleicht mit diesem Meisterwerk entweder an den gescheiterten Otto IV., um ihn zu trösten oder - wahrscheinlicher - an seinen Enkel Otto I. von Braunschweig, um ihn nach der Bannung Friedrichs II. im Jahre 1239 aufzufordern, wie sein Onkel sich um die Kandidatur zum deutschen König und römischen Kaiser zu bemühen und eine bewaffnete) Pilgerfahrt nach Jerusalem zu unternehmen‘. Jerusalem als Mittelpunkt der Welt [Nach Frank Meier: Die Ebstorfer Weltkarte als Aufgabe für die Geschichtsdidaktik - Onlinebibliothek OPUS Augsburg ]
Des Adlers Macht, des Löwen Kraft Welfen gegen Staufer ? ‚Stolz thront der Braunschweiger Löwe über den Toren seiner Stadt Braunschweig und (nach einem Vermerk auf der Karte): „Nach dem Umriss eines Löwen ist Rom angelegt.“ Naturalistischer gezeichnet, weniger stilisiert als der Braunschweigische,aber ebenso stolz, Macht und Würde ausstrahlend steht auch auf den Zinnen der römischen Stadtbefestigung ein Löwe. Ein Zeichen für den welfischen Griff nach dem römisch-deutschen Kaiserthron? …‘ Der Löwe über den Toren von Braunschweig Der Löwe auf den Zinnen der Stadtbefestigung Roms => Otto IV. (König ab 1197) gab literarische Aufträge u. a. an Walther von der Vogelweide, der in der mittelalterlichen Spruch-dichtung „Ottenton“ drei Strophen dem „Herrn Kaiser“widmete: „Ihr tragt zwei kaiserliche Fähigkeiten: … des Adlers Macht, des Löwen Kraft“. Auch der englische Literat, Rechtsgelehrte und Geograf Gervasius von Tilbury stand in Ottos Diensten. Sein Hauptwerk, die „Otia imperiala“ (Kaiserliche Mußestunden), ist eine Weltgeschichte und Weltbeschreibung, verfasst um 1214 für Kaiser Otto IV (ab 1209). Seit 1214 ist Gervasius Notar und Kanzler des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Otto das Kind, einem Neffen Ottos IV. [Nach http://www.intranet-lueneburgerheide.de]
Otto IV Otto IVwurde 1175/76 als dritter Sohn von Heinrich dem Löwen und Mathilde von England geboren. Lieblingsneffe des englischen Königs Richard Löwenherz‘, der seine ritterlich-höfische Ausbildung ermöglicht 1197: Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. entbrennt zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV. ein Kampf um die Nachfolge. 1208 fällt Philipp von Schwaben in Bamberg einem Mordanschlag zum Opfer; Otto IV. ist nun der einzige König im Römisch-Deutschen Reich. Am 4. Oktober 1209 wird Otto IV. von Papst Innozenz III. in Rom zum Kaiser gekrönt. Otto IV. vergrößert seinen Besitz und seine Ländereien und erhält nach der Kaiserkrönunguneingeschränkte Anerkennung bei den Reichsfürsten. Otto stellt sich gegen den Papst, er löst seine Versprechungen nicht ein und versucht, Sizilien in das Reich aufzunehmen. 1212: der Papst verhängt über Otto IV. einen Kirchenbann und schwächt seine Position deutlich.Viele Reichsfürsten wenden sich daraufhin erneut von ihm ab und wählen den Sohn Heinrichs VI., Friedrich II. als ‚Gegenkaiser‘. Um seine Macht zu verteidigen, kehrt Otto IV. nach Deutschland zurück. 1214: Die Schlacht bei Bouvines ist ein Wendepunkt für Otto IV. und die europäische Geschichte: Otto IV. und sein Verbündeter, König Johann von England, verlieren die Schlacht gegen den französischen König Philipp II. und den Staufer Friedrich II. England verliert seine territorialen Besitztümer auf dem Festland und muss sich auf die Insel zurückziehen. Sieger der Schlacht ist Frankreich, das an Macht und Einfluss gewinnt und zur europäischen Großmacht aufsteigt Otto IV. zieht sich nach Braunschweig zurück und unterstützt hier unter anderem die Zisterzienser-Klöster Riddagshausen und Walkenried (Harz). Politisch isoliert, jedoch im Frieden mit der Kirche (die Exkommunizierung wurde noch auf dem Totenbett aufgehoben) stirbt Otto IV. am 19. Mai 1218 auf der Harzburg.Bestattet wird er im Braunschweiger Dom St. Blasii neben seinen Eltern. [Nach http://www.intranet-lueneburgerheide.de]
Nebenresidenz der Welfen Kloster Ebstorf Über einen Zeitraum von etwa 250 Jahren kamen die Welfenherzöge mit ihrem Hofstaatregelmäßig nach Ebstorf, manche häufiger, andere weniger oft. Wilhelm der Jüngere, ein Sohn Ernst des Bekenners, verlieh Ebstorf Fleckenrechte. 1559 machte er den Ort sogar zur Nebenresidenz. Mitsamt dem Hofstaat quartierte man sich in jedem Jahr für etwa drei Monate hier ein, empfing Gäste, richtete Jagden aus. Aus dem Jahr 1562 etwa ist überliefert, dass der Hofstaat mit 260 Reitern und 210 Wagen-pferden in Ebstorf ankam. Die mussten erst einmal untergebracht und verpflegt werden! Gasthäuser und Pensionen konnten jedenfalls nicht über schlechte Zeiten klagen, im Gegenteil - die herrschaftliche Hofhaltung verschaffte dem Klosterflecken eine wirtschaftliche Blüte. Für die Versorgung des Hofstaates war das Amt zuständig. Wilhelm ließ in Ebstorf ein kleines Jagd-schloss bauen, das aber schon kurze Zeit später, im Dreißigjährigen Krieg, wieder abgerissen wurde. Danach wohnte die herzogliche Familie ländlich-einfach im Fürstenhaus.
Alexanderroman Der Alexanderroman könnte nach H. Kugler eine der literarischen Quellen der Ebstorfer Weltkarte sein. In der 2007 von ihm herausgegeben Neuausgabe schreibt er dazu: "Auffallend oft sind Positionen auf der Karte präsent, die im Alexanderroman eine Rolle spielen. Die Annahme ist nicht abwegig, daß eine Version der weitverbreiteten 'Historia de preliis Alexandri Magni' bei der Anfertigung der Karte in Reichweite war.“ [H. Kugler, 2007, Bd. II S. 60] 12 4 37 Alexander der Große zwischen Sonnen- und Mondbaum Stationen des Alexanderromans auf der Ebstorfer Weltkarte01 Pella, 02 Thessaloniki, 03 Chalkedon, 04 Rom, 05 Karthago, 06 Castra Alexandri u. Oraculum Ammonis, 07 Alexandria, 08 Syria, 09 Damaskus, 10 Sidon, 11 Tyrus, 12 Jerusalem, 13 Kilikien, 14 Taurus, 5 Phyrgien, 16 Troja, 17 Böotien, 18 Theben, 19 Korinth, 20 Athen, 21 Sparta, 22 Kydnos, 23 Eufrates/Araxes (Pons Alexandri), 24 Susa/ Sepulchrum Darii, 25 Indus, 26 Domus Pori regis, 27 Portae Caspiae, 28 Amazonen, 29 Baktrien, 30 Gymnosophisten, 31 Wilde Völker im Kaukasus, 32 Physon-Ganges, 33 Brahmanen, 34 Draco, Aspis, Basiliscus, 35 Oraculum solis et lunae, 36 Prasier, 37 Gog und Magog, 38 Are Alexandri, 39 Mare Rubrum, 40 Arabia, 41 Cynocephali, 42 Formice, 43 Babylon [Auflistung der Stationen nach: H. Kugler, 2007, Bd. II S. 59] 34
Zur Datierung der Weltkarte A. Wolf nahm zunächst an, die Karte sei während der Regierungszeit Herzog Ottos des Kindes entstanden, dem Herzog von Braunschweig und Lüneburg, also zwischen 1230und 1250, einer gängigen vorläufigen Datierung. Die Residenzen seiner Verwandtschaft sind auf der Karte samt und sonders vorhanden, mit Ausnahme der Sitze der Wittelsbacher und der Zähringer, die bei Otto in Ungnade gefallen waren, weil sie nach seiner Macht und seinem Erbe - Braunschweig - griffen und ihn beinahe um beides gebracht hätten • Jürgen Wilke setzt aufgrund paläografischer Untersuchungen die Entstehung später an: • zwischen 1288 und 1314 – um/nach 1300 • Dafür sprechen auch wirtschaftliche Argumente:- Aufblühen des Lüneburger Salzhandels • Aufschwung der Marienwallfahrt in Ebstorf durch die aufgefundenen ‚Märtyrergräber‘ ‚Von den Eigenschaften einiger Vögel‘ Oben rechts: Amazonen mit normannischen Schilden
Schluss Unten rechts: ‚ Das großmächtige Volk der Prasier ist der Insel Taprobane [= Ceylon] unmittelbar benachbart.‘ Das Orakel der Sonne und des Mondes:In der Mitte Alexander der Große. Das Paradies ‚und das Holz des Lebens …, wo die Schlange unsere Ureltern betrog …‘ Ausschnitte aus der neuen Rekonstruktion der Karte von H. Kugler, Beilage zu: Die Ebstorfer Weltkarte, Band I: Atlas und II: Untersuchungen und Kommentar; Akademie Verlag 2007 - [178,00 €] Vielen Dank für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit ! D. Sch. 6.10.2012 => Verwendete Literatur und Ebstorf
Verwendete Quellen (1)Birgit Hahn-Wörnle, Die Ebstorfer Weltkarte. Kloster Ebstorf (o. J.) (2) Kulmbach, Führer, Kunstverlag Josef Fink, 2000 (3) L. Popp, Die Ebstorfer Weltkarte im Landschaftsmuseum Obermain in der Plassenburg zu Kulmbach (Faltblatt mit kurzen Erläuterungen und Übersichtsplan: 3 €) (4) Unser Landkreis Kulmbach, Lkr. Kulmbach und Sparkasse, 1985 (5) Jürgen Wilke, Die Ebstorfer Weltkarte. Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2001 (6) Hartmut Kugler (Hrsg.), Die Ebstorfer Weltkarte, Band I: Atlas und II Untersuchungen und Kommentar; Akademie Verlag 2007 [178,00 €] (7) Die Ebstorfer Weltkarte, ein Spiegel des mittelalterlichen Weltbildes.Ein Projekt der Leuphana-Universität Lüneburg (EBSKART) (8) Frank Meier, Die Ebstorfer Weltkarte als Aufgabe für die Geschichtsdidaktik, Onlinebibliothek OPUS Augsburg] u. a. Aufsätze 15.05.2011/1.10.2012
(Kloster Ebstorf) Kloster Ebstorfam Rande der Welt Unsere Heimat auf der Weltkartein ‚francia orientalis‘ Die Ohren der Panothi sind so groß,dass sie damit den ganzen Körper bedecken. <= Draco, Aspis, Basiliscus
Schedelsche Weltchronik Weltkarte in der «Schedelschen Weltchronik» (1493)Eines der berühmtesten Bücher aus der Frühzeit des Buchdruckes ist der «Liber cronicarum» des Hartmann Schedel, besser bekannt als «Schedelsche Weltchronik». Vornehmlich gestützt auf ältere, in seiner umfangreichen Bibliothek vorhandene Chroniken erzählt der Nürnberger Stadtarzt die gesamte Weltgeschichte nach, von der Schöpfung bis zur Gegenwart und mit einem Ausblick auf das kommende Jüngste Gericht. Einzigartig machen Schedels Werk jedoch die mehr als 1800 prachtvollen Holzschnitte. Unter ihnen findet sich auch die hier gezeigte Weltkarte. Die Holzschnittkarte vermittelt den Eindruck zeitgemäss zu sein, denn sie rezipiert das Weltbild des griechischen Gelehrten Ptolemäus (2. Jh.), dessen geographische Schriften bei den Humanisten sehr in Mode waren. Sie ist aber gleichzeitig Ausdruck älterer Traditionen des Wissens über die Welt. So kennzeichnet wie in mittelalterlichen T-O-Karten Jerusalem den Mittelpunkt der Karte. Bei den diese haltenden Randfiguren handelt es sich um die drei Söhne Noahs, deren Nachfahren der Bibel zufolge die drei Kontinente Europa, Asien und Afrika bevölkern. Mittelalterlichen Kartenkonventionen folgend vermittelt Schedel auf diese Weise die Einbettung der physischen Welt in die christliche Heilsgeschichte, und nicht zufällig steht denn auch die Karte an der Stelle im Text, wo von der Sintflut und ihren Folgen erzählt wird. Daneben werden weitere ältere Wissensbestände mit den neuen kartographischen Darstellungsformen verschränkt: die Randleiste links zeigt wundersame Völker – Menschen mit sechs Armen, Kentauren, Kranichhälse – die Schedel an derselben Stelle in einem Exkurs beschreibt. Als Gewährspersonen dienen ihm der antike Naturhistoriker Plinius, der Kirchenvater Augustinus und andere Gelehrte, die für die Existenz solcher Völker an den Welträndern bürgen. So erhält das ‹moderne› Weltbild des Ptolemäus seinen Platz ganz selbstverständlich inmitten von Heilsgeschichte und Mirabilia, wie sie die mittelalterlichen Weltkarten präsentieren. Aus EtymologiaeIsidors von Sevilla[Wikimedia]