110 likes | 324 Views
Mit Sokrates auf der Couch: Philosophische Beratungspraxen. LMU München Department Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof. Ulrich Beck – Dozent: Dipl. Soz. Rainer Sontheimer Übung „Lebenskunstphilosophie als soziologische Praxis“ Sommersemester 2011
E N D
Mit Sokrates auf der Couch: Philosophische Beratungspraxen LMU München Department Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof. Ulrich Beck – Dozent: Dipl. Soz. Rainer Sontheimer Übung „Lebenskunstphilosophie als soziologische Praxis“ Sommersemester 2011 Verfasser: Janine Heese, Raffaela Mairoth, Anna-Lena Wildner 20.06.2011
„Ich habe noch keinen Fall von Neurose gesehen, bei dem nicht als letztes Problem und als letzter Konflikt, wenn man es so nennen will, sich eine ungelöste metaphysische Frage enthüllt hätte“ (Frankl, 2002)
Sokrates‘ Überzeugung: Menschen handeln nur aus Unwissenheit schlecht oder ungerecht Moralische Normen finden wir im Chaos der Alltagserfahrungen Die sokratische Methode als Mittel zur Erzeugung von Lebenskunstphilosophie (LKP) • Elenktik – Verfahren der Wissensprüfung • Mäeutik – Hilfe beim „Gebären“ der eigenen Wahrheit -> Selbsterkenntnis / LKP
„Die Erfahrung ist ein großer Lehrer, aber wir müssen auch über unsere Erfahrungen nachdenken. Wir müssen kritisch denken, nach Mustern suchen und alles innerhalb eines Gesamtzusammenhangs sehen, um unseren Weg durchs Leben zu machen.“Lou Marinoff Auguste Rodin: Der Denker (1880-1882)
Was sind Philosophische Praxen? (I) „Willst du wissen, was die Philosophie dem Menschengeschlecht verspricht? – Beratung“[Seneca in einem Brief an Lucilius] Entstehung: • 1981: Gerd Achenbach eröffnet erste Philosophische Praxis in Deutschland • 1982: Gründung der „Gesellschaft der Philosophischen Praxis“ • Heute: 95 Praxen in Deutschland Ziel: • Finden der persönlichen Lebenskunst, auch mit Hilfe großer Denker der Vergangenheit • Hilfestellung und Stärkung der eigenen Entscheidungsfähigkeit • Entwicklung der Fähigkeit der Selbstbetrachtung Themen: • Gestaltung von Liebesbeziehungen, Bewältigung beruflicher Veränderungen, Umgang mit dem Tod, Fragen der Sinn-/ und Zweckerfüllung
Was sind Philosophische Praxen? (II) Teilnehmer: • Professioneller Berater und Klient (Dialog auf gleicher Ebene) • Berater fungiert als Helfer, damit der Klient eigene Ideen erklären kann Mittel: • Philosophische Annäherung an Probleme • Probleme erkennen und dessen Folgen ordnen • Gemeinsame Untersuchung von Einstellung zu Werten/Ethik/Überzeugung Gesprächsführung: • Einzel-/Gruppengespräche, Seminare, Unternehmensberatung,… echte, dauerhafte Lösung für gegenwärtiges, individuelles Problem finden • „Therapie für Gesunde“ (strikte Abgrenzung von Krankheit) Klare Abgrenzung zur Psychologie
„Fragen unter anderen wie die nach dem Ursprung und Sinn der Welt, nach dem Sein des Seienden, danach, worauf wir unsere Gewissheiten gründen, grundsätzliche Fragen nach der Lebensführung und nach den Regeln unseres Redens – sehr artifizielle Sorgen – werden von denjenigen gestellt, die nichts anderes tun müssen. Deshalb ist es vielleicht ganz verfehlt, dass Menschen mit bestimmten in ihrem Leben konkret aufgetretenen Problemen zum Philosophen gehen. Es sind eher die allgemeinen Lebensstimmungen, denen sich die Philosophie widmet. (…) Sie kann aber kaum ein direktes Problem, zum Beispiel die Befürwortung oder Verneinung eines Schwangerschaftsabbruches sinnvoll lösen.“ Blasche, S.16
Anregungen zur Diskussion • Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Beratungsarten • Entspricht überhaupt eine strikte Trennung von Psychotherapie und Philosophischer Praxis der Realität?
Literaturnachweise • Achenbach, Gerd (2010): Zur Einführung der Philosophischen Praxis. Dinter, Köln • Blasche, Siegfried (1991): Praxis der Philosophie und philosophische Praxis. In Witzany, Günther (Hrsg.) Zur Theorie der Philosophischen Praxis. Blaue Eule, Essen • Marinoff, Lou: Bei Sokrates auf der Couch, Philosophie als Medizin für die Seele • Polednitschek, Thomas: „Das Leben schenkt die edelste Erkenntnis“ – 50 Thesen zur Philosophischen Praxis als Philosophie der Lebenspraxis • Ruschmann, Eckart (2004): Philosophie und Beratung, dgvt-Verlag Tübingen • Stavemann, HarlichH. (2007): Sokratische Gesprächsführung in Therapie und Beratung, Beltz Verlag, Weinheim, Basel