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Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie. three, 2005. Eine Definition für die Schule:
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Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie three, 2005
Eine Definition für die Schule: Lese-Rechtschreib-Schwächen (Legasthenien) sind die in der Schule auffallenden Erscheinungsbilder teilweisen Lernversagens im Lesen und/oder Rechtschreiben bei nicht beeinträchtigten intellektuellen Lernvoraussetzungen und besseren Schulleistungen in anderen Bereichen. Weltgesundheitsorganisation (WHO): International ist die Legasthenie als „umschriebene Entwicklungsstörung des Lesens und Schreibens“ definiert. Was ist eine Legasthenie?
Legasthenie ... ist eine umschriebene Entwicklungsstörung im Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechtschreiben Die Rechtschreibleistung liegt deutlich unter dem Niveau, welches aufgrund der allgemeinen Intelligenz und der Klassenstufe zu erwarten ist. Die Lese-Rechtschreib-Störung darf nicht zurückzuführen sein auf • eine niedrige Intelligenzleistung • Hör- oder Sehprobleme • eine unangemessene Beschulung • eine psychiatrische oder neurologische Störung
Vorübergehende Schwierigkeiten Begabung und Lese-Rechtschreib-Leistung weicht nicht stark von einander ab (knapp durchschnittliche bis durchschnittliche Begabung) Nachhilfe Lerntherapie Überdauernde Schwierigkeiten Etwa 4 % der Schulkinder Begabung und Lese-Rechtschreib-Leistung weicht stark voneinander ab (gute bis sehr gute Begabung) Legasthenie-Therapie Spezielles Training, das die Teilleistungsstörungen berücksichtigt Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie Alle Kinder mit Lese-Rechtschreib-Problemen sollten eine angemessene Hilfe erhalten!
Lesen Sie bitte mal: KROKODIL DOLRIKOK
Stufenentwicklung • Vorschulische Phase • Alphabetische Phase • Orthografische Phase • Morphematische Phase • Wortübergreifende Strategie
Vorschulische Phase Das Kind • kann Logos und Zeichen einen Sinn zuordnen • „schreibt“ seinen Namen • tut „als ob“ es liest
Alphabetische Phase • Kind begreift, dass ein Zusammenhang zwischen Lauten der Sprache und den Buchstaben besteht • „malt“ nicht mehr die Buchstaben (kann plötzlich den eigenen Namen nicht mehr „schreiben“) • Lautgetreue Worte können geschrieben werden („oben“, „Datum“) • „Skelett-Schreibung“ anfänglich in Ordnung („MM“ für Mama) • „lautgetreu“ ist auch in Ordnung („Peta“ statt Peter, „Wint“ statt Wind)
Orthographische Phase • Alphabetische Phase sollte sicher beherrscht werden • Einfache Rechtschreibregeln • Merkelemente (z.B. Mutter mit zwei “t“, Vater mit „v“) • Dopplung, Dehnung • Häufige Buchstabenkombinationen werden simultan erfasst (Beispiel: KROKODIL) • Fehler durch „Übergeneralisieren“ („Verne“ statt Ferne) • Gute Beherrschung dieser Stufe wird im 3. Schuljahr vorausgesetzt
Morphematische Phase • Struktur der Wörter muss beachtet werden • Wortstämme erkennen: „Räuber“ kommt von „Raub“, deshalb mit „äu“ • Zergliederung der Wörter in Wortteile: „Staubsauger“ von „Staub“ und „saugen“
Wortübergreifende Strategie Weiterführende sprachliche Aspekte müssen beachtet werden • Die Wortart für die Herleitung der Groß- und Kleinschreibung • Die Wortsemantik für die Zusammen- und Getrenntschreibung • die Satzgrammatikz.B. für die Kommasetzung oder die „dass“-Schreibung • die Verwendungsart eines Satzesz.B. in der wörtlichen Rede. • die Herleitung der Schreibung eines Wortes und das Setzen des Satzzeichens erfordert die Einbeziehung größerer sprachlicher Einheiten
Welche Ursachen hat eine Lese-Rechtschreib-Schwäche? • Der genetische Faktor: 40 % legasthener Kinder haben ebenfalls betroffene nahe Verwandte • Minimale Schädigungen im Mutterleib • Umwelt- bzw. Umgebungsfaktoren wie Anregung der Sprachentwicklung, Förderung des Interesses und der Motivation im Umgang mit Sprache sind als Einfluss jedoch nur von zusätzlicher Bedeutung • Ursachenbündel:biologischer Natur, hängen mit der Reifung des zentralen Nervensystems (ZNS) zusammen • Bestimmte Funktionen der visuellen oder sprachlichen Verarbeitung werden nur eingeschränkt ausgebildet • Solche “Teilleistungsschwächen” können zu Problemen beim Lesen- und Schreibenlernen führen Legasthenie ist nicht auf zu wenig oder falsches Üben zurückzuführen!
Wer kann eine LRS bemerken? • Erzieherinnen: Früherkennung von Risikokindern • LehrerInnen • Eltern sollten sich Hilfe holen, wenn sie einen Verdacht haben • Beratungslehrer, Schulpsychologen und LogopädInnen
Früherkennung und Hilfe • Probleme Reime und Silben zu erkennen (phonologische Bewusstheit) • Auditives Training bei Logopäden • „Würzburger Trainingsprogramm“ im Kindergarten • Spielerische Förderung zu Hause • Häufige Mittelohrentzündung mit Hörminderung • HNO-ärztliche Abklärung • Evtl. Paukenröhrchen • Probleme in der Feinmotorik (Schneiden, Malen, Basteln) • Ergotherapie • Probleme in der Visuellen Wahrnehmung • Augenärztliche Abklärung • Ergotherapie • Probleme bei der Raum-Lage-Wahrnehmung • Ergotherapie • Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung • Vorstellung beim Sprachbeauftragten des Gesundheitsamtes • Logopädie
Warnhinweise • Kinder versuchen, ihre Schwäche zu verheimlichen(lernen auswendig, prägen sich Wortbilder ein) • Freies Schreiben „katastrophal“, geübte Texte „besser“ • Wenig Fortschritte trotz Üben • Deutlich mehr Fehler als Klassenkameraden • Ab 3. Klasse zunehmend Probleme in anderen Fächern • Probleme auch in Mathematik bei Textaufgaben • Verhaltensauffälligkeiten Bei einem Verdacht, das Kind frühzeitig zur Diagnostik vorstellen
Wer stellt die Diagnose? • Kinder- und Jugendpsychiater • Kinderpsychologen • Kinder- und Jugendärzte • Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) • Pädaudiologen und Phoniater – auch wichtige Zusatzuntersuchungen Frühzeitige genaue ärztliche Diagnostik durch Fachleute! Jedes Kind hat seine „eigene“ Legasthenie!
Diagnostik • Medizinische Diagnostik • „Sind körperliche Ursachen für das Lernproblem erkennbar?“ • Psychologische Diagnostik • Intelligenztest • Lesetest • Rechtschreibtest • Evtl. Tests zu • Konzentration • Merkfähigkeit • Phonologische Bewusstheit • Visuelle Wahrnehmung • „Besteht bereits eine psychische Belastung?“
Hilfen • Schulische Förderung • Außerschulische Förderung • Häusliche Unterstützung Ziel: Begabungsgerechte Schullaufbahn!
Schulische Förderung und Unterstützung im Unterricht • Möglichst individueller Förderunterricht • Kleingruppen • Reines Wiederholen bringt nichts!(= Lernzeitverlängerung) • Notenschutz (Grundschule) • Verbale Beurteilungen • Zeitbonus • Gut lesbare Arbeitsblätter • Günstiger Sitzplatz • Vorlesen der Arbeitsanweisungen • ...
Außerschulische FörderungTherapie • Nachhilfe • LRS-Therapie • Lerntherapie • Psychotherapie • Hilfe nach §35a KJHG Legasthenie ist nicht heilbar! (aber gut beherrschbar)
Nachhilfe • Bei vorübergehenden Schwierigkeiten • Wenn Lücken bestehen wegen • Krankheit • Schulwechsel • Übungsmangel • Methodenfehler (zu rasches Fortschreiten im Unterricht)
Legasthenie-Therapie • Durch anerkannte Therapeuten mit spezieller Ausbildung, meist Lehrer, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten, Logopäden, Lerntherapeuten • Drei Ziele: • Gezielte individuelle Förderung im Lesen und Rechtschreiben • Stabilisierung des Kindes in seiner psycho-sozialen Situation • Unterstützung der Eltern bei der Unterstützung des Kindes
Lerntherapie • Testung und Fehleranalyse durchführen • Therapieplan mit Lernzielen erstellen • Lust am Lernen (wieder) wecken • Motivation fördern • Frustrationstoleranz erhöhen • Arbeitsmethoden einüben • Elternberatung
Psychotherapie • Bei Begleitstörungen • Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)Störung (ADHS) • Störung des Sozialverhaltens • Tics etc. • Ess-Störungen • Wenn bereits eine seelische Behinderung eingetreten ist • Schulangst • Leistungsverweigerung
Förderung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) • Antrag beim zuständigen Landkreis (Vorgehen weicht z. Teil erheblich ab) • Zuständig in N.: Frau Z., Tel. • Gutachten über Legasthenie und Schulbericht muss vorliegen • Termin zur „Feststellung der drohenden seelischen Behinderung“ durch die Psychologen der Erziehungsberatung • Bei positivem Bescheid Förderung zunächst für 1 Jahr • Therapie bei anerkannten Therapeuten • Meist Verlängerung um ein weiteres Jahr • Bei Ablehnung ist schriftlicher Widerspruch möglich
Rechtliche Grundlagen • Kinder und Jugendliche, die seelisch behindert oder von einer solchen Behinderung bedroht sind, haben Anspruch auf Eingliederungshilfe (§ 35a SGB VIII). • Diese Hilfe kann in ambulanter Form oder in teil- und vollstationären Einrichtungen erfolgen. • Eine seelische Behinderung besteht oder droht, wenn durch eine psychische Störung, wie sie mit der Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten gegeben sein kann, die schulische, berufliche oder soziale Integration des von der Funktionsstörung betroffenen Kindes oder Jugendlichen zumindest gefährdet und somit die Eingliederung des Kindes oder Jugendlichen in die Gesellschaft beeinträchtigt ist.
Notenschutz Betr.: Berücksichtigung von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten bei der Leistungsbewertung in den Abschlussprüfungen und den Abschlusszeugnissen der Sekundarstufe I und II Bezug: Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04. Dezember 2003 „Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ Auf der Grundlage des Beschlusses der Kultusministerkonferenz vom 4. Dezember 2003 „Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ Abl. ¼, S. 12 wird folgendes geregelt: Im Vorgriff auf eine beabsichtigte landesrechtliche Umsetzung auf der Grundlage des o. a. KMK-Beschlusses ist für die Übergangszeit in begründeten Einzelfällen die Gewährung eines Notenschutzes auch in den Abschlussprüfungen und den Abschlusszeugnissen der Sekundarstufe I und II möglich. Die jeweiligen Abweichungen von den allgemeinen Grundsätzen der Leistungsbewertung sind in den Zeugnissen zu vermerken. Voraussetzung für eine Einzelfallentscheidung ist eine von der Schule anerkannte und dokumentierte Lese-Rechtschreibschwäche der Schülerin bzw. des Schülers. Bisherige Maßnahmen bzw. entsprechende Förderberichte müssen für die Entscheidung zur Abweichung von den allgemeinen Grundsätzen der Leistungsbewertung vorgelegt werden. Vor dem Antrag auf eine Abweichung von allgemeinen Grundsätzen der Leistungsbewertung ist zu prüfen, ob – statt eines Notenschutzes – Hilfen im Sinne eines Nachteilsausgleichs möglich und ausreichend sind, um auf eine bestehende Lese-Rechtschreib-Schwäche angemessen zu reagieren. Der Antrag auf Einzelfallentscheidung ist über die zuständige Schule mit Begründung an das jeweilige Staatliche Schulamt zu richten. Das Staatliche Schulamt prüft die Anträge, in Zweifelsfällen unter Hinzuziehung der zuständigen Schulpsychologen, und entscheidet abschließend. Der Erlass vom 29.Juni 2001 (II B 2 170/3613-78) wird aufgehoben. Dieser Erlass tritt am 01. April 2004 in Kraft und läuft mit Ablauf des 31.12.05 aus.
Häusliche Unterstützung • Diagnose anerkennen und mit dem Kind besprechen • Auf Stärken achten, fördern, hervorheben • Kleinste Erfolge loben • Qualität geht vor Quantität: nur kurze Übungen, dafür täglich • Für gute Lernatmosphäre sorgen • Schuldzuweisung und Vorwürfe vermeiden
Legasthenie in Fremdsprachen? • Bei 45-76% aller Klassenwiederholungen auf den Gymnasien und bei 70% aller Wiederholungen auf Realschulen war das Scheitern im Fach Englisch die Ursache • Im Bereich der Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Latein) führen häufig Lesefehler zu Verständnis- und Übersetzungsproblemen • Zusätzlich wirken sich Teilleistungsstörungen des Legasthenikers beim Erlernen einer Fremdsprache erschwerend aus • Die Kinder scheitern meist bei dem Versuch, die englischen Klangbilder in Zeichen umzusetzen, weil sie auf die deutschen Laut-Zeichen-Muster zurückgreifen • Für viele Legastheniker ist die neue Sprache ein schwer zu durchdringender „Wirrwarr“ • Panik und Frustration entsteht schnell • Rückschritte im Deutschen sind zu erleben
Vokabellernen Um eine englische Vokabel sicher zu beherrschen, muss das Kind drei Ebenen vereinen: Es zeigt sich, dass das Lernen der englischen Vokabeln nicht die Lösung ist, sondern ein Teil des Problems.
Was tun? • Latein als 2. Fremdsprache wählen (lautgetreu) • Lehrer über Problematik informieren • Höhere Gewichtung der mündlichen Leistung erbitten • Mit Lerntherapeuten die besten „Lernkanäle“ für das Kind herausfinden • Eventuell eine schwache Note akzeptieren und auf Fortschritte im Deutschen konzentrieren