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Text-, Gesprächs- und Kommunikationsanalyse

09.12./16.12.2009/13.01.2009. Text-, Gesprächs- und Kommunikationsanalyse. Gesprochene Sprache und Gesprächsanalyse. Methoden und Probleme. Konstitutive Merkmale gesprochener und geschriebener Sprache. Körpergebunden Erstreckt sich in der Zeit. Benötigt ein Werkzeug

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Text-, Gesprächs- und Kommunikationsanalyse

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Presentation Transcript


  1. 09.12./16.12.2009/13.01.2009 Text-, Gesprächs- und Kommunikationsanalyse

  2. Gesprochene Sprache und Gesprächsanalyse Methoden und Probleme

  3. Konstitutive Merkmale gesprochener und geschriebener Sprache Körpergebunden Erstreckt sich in der Zeit Benötigt ein Werkzeug Hat eine räumliche Ausdehnung Gesprochene Sprache Geschriebene Sprache

  4. Autonomie- vs. Dependenzhypothese Schrift = sekundäres Zeichensystem Abhängigkeit der geschriebenen Sprache von der gesprochenen Schriftsprache = eigener Forschungsgegenstand, der theoretisch und methodisch von der gesprochenen Sprache zu unterscheiden ist Dependenzhypothese Autonomiehypothese

  5. Die Argumente de Dependenzhypothese • Linguistisches Argument: • Schrift ist nur eine Visualisierung von Sprache, in Buchstaben umgesetzter Schall • Entwicklungspsychologisches Argument: • Schrift wird später erworben als Sprache • Logisches Argument: • Sprache existiert ohne Schrift, aber Schrift nicht ohne Sprache • Funktionales Argument: • Gesprochene Sprache wird häufiger eingesetzt als geschriebene

  6. Die Argumente der Autonomiehypothese • Strukturelles Argument • Die Schrift besteht aus diskreten Einheiten, die gesprochene Sprache stellt ein Kontinuum dar

  7. Corpora zur gesprochenen Sprache

  8. Corpora zur gesprochenen Sprache badip = banca dati dell‘italiano parlato http://languageserver.uni-graz.at/badip/badip/20_corpusLip.php

  9. Corpora - badip • Tipo A: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola libera faccia a faccia: • - conversazioni in casa • - conversazioni sul luogo di lavoro • - conversazioni nell'ambito scolastico e universitario • - conversazioni in luoghi ricreativi e sui mezzi di trasporto.

  10. Corpora - badip • Tipo B: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola libera non faccia a faccia • - conversazioni telefoniche normali • - conversazioni telefoniche registrate alla radio • - messaggi registrati nelle segreterie telefoniche.

  11. Corpora - badip • Tipo C: scambio comunicativo bidirezionale con presa di parola non libera faccia a faccia • - assemblee legislative • - dibattiti culturali • - assemblee studentesche • - assemblee sindacali • - incontri di lavoratori • - interrogazioni nella scuola elementare • - interrogazioni nella scuola secondaria • - esami universitari; • - interrogatori processuali • - interviste alla radio e alla televisione.

  12. Corpora - badip • Tipo D: scambio comunicativo unidirezionale in presenza del/i destinatario/i • - lezioni di scuola elementare • - lezioni di scuola secondaria • - lezioni universitarie • - relazioni a congressi o convegni politici e sindacali • - relazioni a congressi o convegni scientifici • - comizi politici • - omelie • - conferenze non specialistiche • - arringhe giudiziarie.

  13. Corpora - badip - badip • Tipo E: scambio comunicativo unidirezionale o bidirezionale a distanza o differito su testo non scritto • - trasmissioni televisive • - trasmissioni radiofoniche.

  14. Corpora - CLIPS http://www.clips.unina.it/it/corpusviewer.jsp

  15. Corpora - CLIPS

  16. Corpora - CLIPS

  17. Corpora - CLIPS • SPEAKERS_inf. • INp1: L. L., M, 18, Bagno a Ripoli(FI), spontaneo, fluente, G>F • INp2: R. F., M, 18, Bagno a Ripoli(FI), spontaneo, fluente, F>G • RECORDING_inf. • TYP: DAT • LOC: Firenze/abitazione • DAT: 04/02/01 • DUR: 15.25,336 • CON: buone. In alcunipuntiilsegnalesatura e dopoi • trediciminutisiregistraancheun'alternanzanella • variazionedi volume

  18. Corpora - CLIPS • TRANSCRIPTION_inf. • DAT: 12/02/02 • CMT: • Nst: 435

  19. Corpora - CLIPS • p1G#1: allora <breath> <sp> <inspiration> la partenza <breath> • <tongue-click> starebbe / l'haipresente <sp> <inspiration> • quellatelevisione ? <sp> in basso a sinistra ? • p2F#2: sì<ii> #<G#3> <breath># • p1G#3: #<F#2> ecco# {<NOISE> <lp> a sinistradellatelevisione} • p2F#4: okay

  20. Corpora - CLIPS • p1G#5: sullaverticaledellamacchinina • p2F#6: verticale ? • p1G#7: sì • p2F#8: la partenza ? • p1G#9: sì <sp> a metà <sp> fra la macchinina e ilfondo del foglio

  21. Corpora - CLIPS • <sp> • p2F#10: a metà <sp> <eeh> come fra<aa> la macchina e ilfo+ / e la • fine del foglio ? #<G#11> o<oo># • p1G#11: #<F#10> sì# , a metàfra la macchina e la fine del #<F#12> • foglio <tongue-click> okay ?# a sinistradella #<F#12> • televisione# • p2F#12: #<G#11> okay <sp> sì# <lp> #<G#11> <tongue-click> okay# • p1G#13: poi <inspiration> {<NOISE> scendi} un po' andando a destra e • giriintorno <vocal> allatelevisione • […]

  22. Die Ethnomethodologie Eine Forschungsrichtung zwischen Soziologie, Anthropologie & Linguistik

  23. Übersicht • Definition • Geschichte • Verfahrensweise • Forschungsergebnisse • Kritik • Auswahlbibliographie

  24. Definition Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbiliographie • Ethnomethodologie • simplifiziert: „Lehre“ von der „Methodik“ derer sich ein „Volk“ bedient, (um im Alltag zu interagieren) • Forschungskonzept und Analyseverfahren • In Deutschland sprachwissenschaftlich rezipiert; in den USA eher soziologisch/anthropologisch • Ideologie: • Gesellschaftliche Wirklichkeit wird erst durch Interaktion ihrer Mitglieder erschaffen (lokal, situativ, audiovisuell)

  25. Definition Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • Forschungsschwerpunkt: Alltagsgespräche • Analyse der (unbewussten) Methodik, die in Alltagsgesprächen zugrunde liegt • „Ethnomethodologie bezeichnet daher die von den Mitgliedern einer Gesellschaft im Handlungsvollzug praktizierte Methodologie, über welche die […] gesellschaftliche Wirklichkeit und soziale Ordnung erst produziert wird“ (Bergmann, 11f.)

  26. Geschichte Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • begründet durch HaroldGarfinkel • Ende 60er Jahre, anknüpfend an „ethnoscience“ • ausgeprägt u.a. in Studies in ethnomethodology (1967) • Wegbereiter der Konversationsanalyse in Deutschland in den 70er Jahren • basiert auf Arbeiten von AlfredSchütz • weiter geführt von HarveySacks und EmanuelSchegloff (Schüler Garfinkels) • viele Analysestudien von Alltagsgesprächen

  27. Verfahrensweise Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • Material: nicht literarisch, nicht fiktiv authentisch • Aufzeichnungen von alltäglichen Interaktionen • analysiert wird immer situativ  keine Generalisierung • Aufstellung eines Methodenkatalogs nicht sinnvoll/möglich • Verfahrensweise an sich: • Material beschaffen (dauerhaft aufzeichnen) • genaue (!) Transkriptionen anstellen • Transkriptionen analysieren (Regeln, Abweichungen, Probleme) • Analytiker muss „intuitiv“ handeln; muss sich in Situationen hineinversetzen können

  28. Forschungsergebnisse Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • in Interaktion kommt es vor, dass nicht alle Inhalte vom Gegenüber verstanden werden • durch Deiktika (hier, da, so) oder Autosemantika (so ist das Leben) => indexikalische Ausdrücke • verweisen auf etwas, das sich erst durch spezifischen Kontext ergibt  muss vom Gegenüber erstellt werden (Reflexivität) • oft wird Unkenntnis verschwiegen  es wird erwartet, dass eventuelle Wissenslücke (lacks) im späteren Verlauf noch geschlossen wird • direktes Ansprechen von indexikalischen Ausdrücken führt oft zu Verstörung beim Gegenüber (eventuell zum Gesprächsabbruch)

  29. Forschungsergebnisse Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • Es gibt eine „anonyme Maschine“ (Sacks) beim Menschen, die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss bringen  natürliches Repertoire an Methoden (de Beaugrande). • Zu Grunde liegende Methodik vom Kulturkreisabhängig • Gespräche laufen in turnsab, sind sequenziell • Mustern folgen Mustern (Gruß-Grußerwiderung, Bitte-Nachkommen der Bitte etc.)

  30. Forschungsergebnisse Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • keine starre Abfolge der Sequenzen in Gesprächen • Gespräche können korrigiert werden (selbst oder durch den Gesprächspartner) • Interaktion gilt als erfolgreich, wenn keine zu großen Lücken (gaps) zwischen den Sprecherwechseln entstehen oder die Kommunikation ganz abbricht (breakdown) und beide ihr Anliegen klar gemacht haben

  31. Kritik Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Kritik Auswahlbibliographie • Verfahren berücksichtige auch kleinste, non-verbale Äußerungen in einem Gespräch und verhindere damit eine „‘Amputation‘ realer Interaktionszusammenhänge“ (Heinemann, 56). • Analytiker müsse selbst über ausreichenden Verstehenshorizont verfügen und theoretisch Gespräche genau so erleben können, um Material hinreichend bearbeiten zu können (Brinker, 126).

  32. Auswahlbibl. Definition Geschichte Verfahrensweise Forschungserg. Fallbeispiele Auswahlbibliographie • Beaugrande, Robert de, New Foundations for a Science of Text and Discourse – Cognition, Communication, and the Freedom of Access to Knowledge and Society, New Jersey, Ablex, 1997, 319-325. • Bergmann, Jörg R., “Ethnomethodologische Konversationsanalyse“, in: Schröder, Peter (Hrsg.), Dialogforschung, Düsseldorf, Schwann, 1981, 9-52. • Brinker, Klaus, Sager, Sven F. (Hrsg.), Linguistische Gesprächsanalyse – Eine Einführung, 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin, Schmidt, 2006, 14-19,120-127. • Garfinkel, Harold, Studies in Ethnomethodology, Englewood Cliffs, N.J., 1967. • Heinemann, Margot/Wolfgang, Grundlagen der Textlinguistik –Interaktion - Text - Diskurs, Tübingen, Niemeyer, 2002, 53-59. • Juchem, Johann G., Kommunikation und Vertrauen – Ein Beitrag zum Problem der Reflexivität in der Ethnomethodologie, Aachen, Alano, 1988, 14-17.199ff. • Linke, Angelika, Nussbaumer, Markus, Portmann, Paul R. (Hrsg.), Studienbuch Linguistik, 4. unveränderte Auflage, Tübingen, Niemeyer, 2001, 258-259. • Saville-Troike, Muriel, The Ethnography of Communication – An Introduction, 2. unveränderte Auflage, Oxford, Blackwell, 1989, 130-133.

  33. Die Aufgaben der linguistischen Gesprächsanalyse

  34. Zentrale Aufgabe der Gesprächsanalyse • Systematische Erforschung der Bedingungen und Regeln der „natürlichen“ Gesprächskommunikation • Wissenschaftliche Darlegung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten

  35. Perspektiven der Gesprächsbetrachtung • Strukturbezogene Perspektive: Ermittlung der gesprächskonstitutiven Einheiten • Prozedurale Perspektive: Fokus auf der Herausbildung des Gesprächsverlaufs

  36. Vorgehensweise der GA • Strukturbezogen Handlungsresultat (actum): Analyse der vollständig konstituierten Handlung • Prozedural Handlungsvollzug (actio): Analyse des Handelns in seinem Entwicklungsprozess

  37. Strukturbezogene Perspektive • Ermittlung der gesprächskonstitutiven Einheiten Gesprächsschritt, -sequenz, -phase • Beschreibung derer als Elemente der Gesprächsstruktur auf verschiedenen sprachtheoretischen Ebenen (Äußerungs-, Bedeutungs-, Handlungs- u. Beziehungsebene)

  38. Gesprächsschritt • Grundeinheit des Gesprächs • Einzelner Sprecherbeitrag • ≠ Hörersignale: mhm, ja, hmm, ja ja, ach ja, wirklich?, genau, eben, tja, so so

  39. Gesprächssequenz • kommunikativ-funktional definiert • zusammengehörige Gesprächsschritte • durch Erwartbarkeit z.T. stark konventionalisiert (z.B. Frage – Antwort)

  40. Gesprächsphase • Eröffnungsphase: Situationsdefinition und Herstellung der Gesprächsbereitschaft • Kernphase: Abhandlung der Themen und Zielverfolgung • Beendigungsphase: gemeinsame Auflösung der Gesprächsbereitschaft

  41. Prozedurale Perspektive • Rekonstruktion der interaktiven Verfahren • Untersuchung der zugrunde liegenden Prinzipien bei der Herausbildung des Gesprächsverlaufs

  42. Gesprächsverfahren Gesprächsorientiertes Alltagswissen • Partner- und Selbsteinschätzung • Verfügung über Handlungsroutinen und Handlungsnormen

  43. Markierung kommunikativ relevanter Momente • Untersuchung der wichtigsten Merkmale auf der Ebene der Mikrostrukturen: • Themenprägnanz • Direktionalität • Intentionalität • Validität • Relevanz

  44. Themenprägnanz • Sinnhaftigkeit für den Adressaten Bsp.: • Abstreiten der Themenprägnanz („Das müssen Sie ihr sagen, nicht mir!“) •  Zurückweisen z.B. durch Hinweis auf Gesprächsnormen („Wir haben doch darüber geredet!“)

  45. Direktionalität • Klarheit über den Adressaten • Kennzeichnung des neuen Adressaten durch neue Körperorientierung und ggf. Unterbrechung • Sprachliches Anzeigen plötzlicher Umorientierung durch Gliederungswörter und Unterbrechungen

  46. Intentionalität • Klarheit über die Absicht des Sprechers z.B.: • Konvention bei Telefongesprächen: Angabe des Grundes für den Anruf nach Begrüßungsritual („Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.“)

  47. Validität • Verhandlung der Gültigkeit eines Beitrags • Abstreiten oder Infragestellung der Validität bei unangemessenen Äußerungen, z.B. durch den Versuch einer anderen Themenfokussierung

  48. Relevanz • Klarheit über die Bedeutsamkeit der Äußerung • Direkte Hinzufügung z.B. beim Fragen nach dem Weg: „Ich habe es sehr eilig!“  Anzeigen hoher Relevanz

  49. Untersuchung der Sprecherwechsel (turn-taking) Typen des Wechsels: • hinsichtlich der Entscheidung: Selbstwahl, Fremdwahl, Gesprächsleiterwahl

  50. Untersuchung der Sprecherwechsel (turn-taking) • hinsichtlich des relativen Zeitpunkts: Wechsel nach Unterbrechung oder Pause; glatter Wechsel

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