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Energiestrategie nach Fukushima. Die Schweiz im europäischen Strommarkt. Dr. Urs Meister Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen, 30.10.2012. Agenda. Die Schweiz als Teil des europäischen Strommarktes Entwicklungen in Europa Beurteilung der Energiestrategie 2050.
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Energiestrategie nach Fukushima Die Schweiz im europäischen Strommarkt Dr. Urs Meister Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen, 30.10.2012
Agenda • Die Schweiz als Teil des europäischen Strommarktes • Entwicklungen in Europa • Beurteilung der Energiestrategie 2050
Vernetzt im europäischen Markt • Die Schweiz ist keine Strominsel… • Importbedarf: Bereits heute kann die Schweizer Stromproduktion v.a. im Winter den inländischen Verbrauch nicht decken • Grosskraftwerke garantieren keine Autarkie: Ausfall / Wartungsarbeiten, z.B. Leibstadt 2005 • …und profitiert wirtschaftlich davon • Handelbarkeit des Stroms: keine Zölle • Schweiz als Transitland: ca. 130% des inländischen Verbrauchs* • StromveredelunginPumpspeicherwerken als Geschäft *Definiert als min (Export, Import); 2011: Importe = 83 TWh, Exporte = 81 TWh , Landesverbrauch = 63 TWh
Konsequenzen der Vernetzung mit Europa • Interdependenz mit europäischer Versorgungssicherheit • Möglichkeit des internationalen Stromaustauschs als zentrales Instrument der Versorgungssicherheit • Systemstörungen in Nachbarländern übertragen sich auf Schweiz • Schweiz übernimmt Marktpreis von Nachbarländern • Marktpreis durch (ausländische) fossile Kraftwerke bestimmt…
Preise für Grundlast im börslichen Handel (EUR / MWh) Quelle: Avenir Suisse auf Basis EEX, GME Italien Schweiz Deutschland / Österreich Frankreich
Preisentwicklung am Terminmarkt der EEX: PhelixBaseload Year Futures (Cal-13 /Cal-14) am 2012/10/16| Quelle: EEX Abschaltung Deutscher KKW nach Fukushima (rund 8.5 GW)
Angespannter Markt für die Energieversorger: Aktienkurse seit Anfang 2008 von Alpiq und BKW versus SMI Quelle: Avenir Suisse auf Basis SWX
Einfluss des BR-Entscheids zum Atomausstieg?Aktienkurse vom 24 bis 26 Mai 2011 Quelle: Avenir Suisse auf Basis SWX
Agenda • Die Schweiz als Teil des europäischen Strommarktes • Entwicklungen in Europa • Beurteilung der Energiestrategie 2050
Wieso Gas und Wind…? • Effekt der Klimapolitik • Förderung neuer erneuerbarer Energien durch Einspeisevergütung • Wind (Onshore) als relativ günstige Technologie, die wenig Subventionen pro MWh benötigt • Gaskraftwerke mit geringerem CO2-Ausstoss als Kohlekraftwerke • Effekt der Liberalisierung • Gaskraftwerke mit relativ kurzer Bauzeit, geringem Kapitalbedarf und • flexiblen Einsatzmöglichkeiten (Regelenergie, Back-up-Technologie)
Förderung erneuerbare Energien • Ineffiziente Einspeisevergütung (KEV, EEG, etc.) • Ineffiziente Technologiepolitik: Förderung spezifischer, von Politik gewählter Technologien • Fehlende Preissignale für effiziente Produktion und optimale Einbindung in Netzinfrastruktur • Abnehmende Dynamik und neuer Fokus • Angespannte Staatsfinanzen in Europa • Sinnvoll wäre Fokus auf günstigere Technologien, z.B. Wind Onshore
Kosten erneuerbare Energien Preis Spitzenlast EEX DE 2011 : 61 EUR / MWh
Deutschland: Wachsender Beitrag der subventionierten erneuerbaren Energien (in GWh) – viel Photovoltaik Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln 2012 / Avenir Suisse
Deutschland: Wachsender Beitrag der subventionierten erneuerbaren Energien (in GWh) – viel Photovoltaik Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln 2012 / Avenir Suisse Produktion KKW CH 2011
Konventionelle Kraftwerke • Angespannter europäischer Strommarkt • Anhaltende konventionelle Kraftwerksüberkapazitäten • Tiefe (Foreward-) Preise im Stromgrosshandel • Sind (neue) Gaskraftwerke rentabel? • Wachsende Verfügbarkeit von unkonventionellem Gas • Kosten moderner Gaskraftwerke bestimmen die Preise am Markt • Subventionierte Kraftwerke verdrängen konventionelle Kraftwerke
Längerfristige Entwicklungen am Gasmarkt: Relevanz unkonventioneller Ressourcen (bisher v.a. USA) Quelle: Avenir Suisse auf Basis BP 2012
Variable Kosten unterschiedlicher fossiler Kraftwerke und Marktpreise für Grundlast im Jahr 2013* (EUR / MWh) Quellen: Avenir Suisse, CS Equity Research, EEX *Vereinfachte Schätzung durch Avenir Suisse auf Basis eines generischen Kraftwerkskostenmodells sowie auf Basis von Forewardpreisen an der EEX per 24.10.2012
Braucht es Subventionen für Grosskraftwerke? • Abgeltung für Bereithaltung konventioneller Kraftwerke • Vermeintlich fehlende Investitionsanreize v.a. bei Spitzenlast • Verschiedene Designs: Capacity payment / markets, reliability options • Kosten werden z.B. via Netztarife überwälzt • Neue Verzerrungen durch einen Kapazitätsmarkt • Im Moment eher Kraftwerks-Überkapazitäten im europäischen Markt • Faktische Preisregulierung: Reduzieren von Preisvolatilität / -spitzen • Geringere Anreize für flexibleren Konsum, neue Pumpspeicherwerke
Agenda • Die Schweiz als Teil des europäischen Strommarktes • Entwicklungen in Europa • Beurteilung der Energiestrategie 2050
Berechnung der Kosten des Atomausstiegs • Opportunitätskosten • Mehrkosten einer Alternativstrategie bei Verbrauchern (Konsumentenrente) und Produzenten (Produzentenrente)… • …gegenüber der Referenzstrategie «Bau neuer Kernkraftwerke» • Hohe Unsicherheiten • Vergleich zwischen einer marktbasierten Strategie und einer Interventionsstrategie Künftiges Marktpreisniveau? • Schwierige Berücksichtigung der Veränderung von externen Kosten, internationaler Konkurrenzfähigkeit, technologischer Fortschritt…
Bundesrätliche Strategie zum Atomausstieg (2012) Gas Neue Erneuerbare New renewable Neue Wasserkraft
Bundesrätliche Strategie zum Atomausstieg (2012) Energieeffizienz / Stromsparen / Importe Gas Neue Erneuerbare New renewable Neue Wasserkraft
Übersicht über die Teilstrategien des Bundesrats Ausbau erneuerbare Energien Stromverbrauchsreduktion Politisch-administrative Intervention Gaskraftwerke Stromimporte Notwendigkeit von Subventionen
Übersicht über die Teilstrategien des Bundesrats Ausbau erneuerbare Energien Stromverbrauchsreduktion Politisch-administrative Intervention Kosten der Strategien über die Höhe von Subventionen bzw. die Eingriffstiefe bestimmt Gaskraftwerke Stromimporte Notwendigkeit von Subventionen
StromverbrauchsreduktionZielsetzungen und Massnahmen des Bundesrates • Einschneidende Einsparziele • Reduktion mittlerer jährlicher Energieverbrauch pro Person um 35% • Stromverbrauch soll ab 2020 stabilisiert werden • Breites Massnahmenpaket • Fossile Energien: Diverse Standards / Normen, v.a. im Bereich Gebäude • Strom: Versorger senken Verbrauch der Kunden (Weisse Zertifikate)
StromverbrauchsreduktionBeurteilung (I) • Schwächen der langfristigen Optik • Sehr ambitiöses Ziel, v.a. bei wachsender Bevölkerung • Unsicherheiten über Kosten und Nutzen: Beitrag technischer Fortschritt, (relative) Marktpreise, Umverteilungs- & Mitnahmeeffekte • Neue Produktionstechnologien könnten Einsparungen obsolet machen • Einfache Verbrauchsreduktion als falsches Ziel • Stochastische Produktion verlangt eher Flexibilität des Verbrauchs • Lastverschiebung statt Einsparungen (z.B. Smart Grid) • Heute: Regulierung auf Basis von Gestehungskosten…
Energietarife und EEX Marktpreise in der Schweiz (2011) – Haushalt Kat. H5 Quellen: ElCom, EEX, Avenir Suisse
Stromverbrauchsreduktion Beurteilung (II) • Mangelnde Effizienz Weisser Zertifikate • Mehrkosten von Effizienzmassnahmen als Zuschlag auf Energietarif • Fehlender Wettbewerb macht Regulierung des Zuschlags nötig • Schwierige Feststellung der Additionalität von Massnahmen – v.a. im sehr heterogenen schweizerischen Kontext • Kontrolle exogener Einflüsse (Wetters, Abwanderung der Bevölkerung oder energieintensiver Unternehmen, allg. technischer Fortschritt) • Einfluss unterschiedlicher Marktpreise • Einfluss unterschiedlicher kantonaler Effizienzförderprogramme
Ausbau erneuerbare EnergienMassnahmen des Bundesrates • Ausbau von Förderung und Produktion • Aufstockung der KEV von heute 210 Mio. CHF (0,35 Rp./kWh) auf 840 Mio. CHF im Jahr 2040 (1,4 Rp./kWh)* • (Kleine) Strukturelle Anpassungen bei der KEV • Aufhebung Kostendeckel, ausser bei PV** • Einführung von Auktionen zur Ermittlung der KEV • Investitionshilfen statt KEV bei PV-Kleinanlagen • Eigenverbrauchsregelung: Einsparung Strombezugskosten statt KEV • *Bis 2035 ca. 12 TWh Strom aus neuen erneuerbaren Energien und 37 TWh aus Wasserkraft (mittleres Prod. Pot. 2012: 35.4 TWh). Zusätzlich 0,4 Rp./kWh für wettbew. Ausschreibungen zur Förderung Effizienz bei Industrie sowie 0,1 Rp./kWh für den Schutz und die Nutzung der Gewässer. ** Richtwert von 0.6 TWh für 2020
KKW Schweiz 2011: ca. 26 TWH Quellen: PSI 2005, SATW 2006, Piot 2007, Energietrialog 2009, ETH 2011, BFE 2012
Ausbau erneuerbare EnergienBeurteilung • Ineffiziente Einspeisevergütung • Teure Kostenorientierung: Förderung ineffizienter Technologien, mangelnde Differenzierung, zu träge Tarifanpassungen, • Teurer Inlandfokus: Erneuerbare im Ausland effizienter (z.B. Wind) • Fehlende Preissignale für effiziente Produktion und optimale Einbindung in Netzinfrastruktur (Netzexternalitäten) • Versteckte Subventionen: Eigenverbrauchsregelung (Netz & Steuern) • Geringer Beitrag zur Systemstabilität: V.a. PV mit Spitzenlastprofil; zudem Korrelation mit Überschüssen in Deutschland
Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland: Immer weniger für die zusätzlichen Ausgaben
Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland: Immer weniger für die zusätzlichen Ausgaben Privilegierter Letztverbrauch 2011: 85 TWh Anteil Solar 2011 am geförderten Strom: 21% Privilegierter Letztverbrauch 2004(Entlastung strominten-siver Unternehmen): 37 TWh Sinkende Börsenpreise 2008-2012 Anteil Solar 2004am geförderten Strom : 1,5%
Übersicht über die Teilstrategien des Bundesrats Ausbau erneuerbare Energien Stromverbrauchsreduktion Politisch-administrative Intervention Gaskraftwerke Markt bestimmt über deren Einsatz & Wirtschaftlichkeit Stromimporte Notwendigkeit von Subventionen
Stromimporte • Auswirkungen auf Preise • AuslandinvestitionenoderEinkauf am Markt (z.B. EEX) • Ganzjähriger Anstieg der Preise auf das italienische Niveau, doch • Längerfristig Preiskonvergenz zwischen Norden und Süden möglich • Ausbau Übertragungsnetze, allerdings auch im Zusammenhang mit Pumpspeicherwerken nötig • Auswirkungen auf Versorgungssicherheit • Versorgungssicherheit ≠ Energieautarkie • Systemstabilität: Fehlen inländischer Produktion als Nachteil Minimale inländische Produktion notwendig
Gaskraftwerke • Auswirkungen auf Preise • Preiseffektähnlich wie bei Importstrategie • Mangelnde Rentabilität in Grundlast – auch mit europäischer CO2-Zertifikaten • Notwendigkeit eines Kapazitätsmarktes? • Versorgungssicherheit • Abhängigkeit von Gasimporten • Keine strategischen Lager, Importe v.a. über eine Pipeline • Notwendigkeit eines Energieabkommens mit EU * Vom «energy-only market» zu capacity payment, forward capacity markets, reliability options etc.
Fazit (I) • Benefits von (staatlich geförderter) EEE mit Fragezeichen • Industriepolitik: Gefahr der Förderung der «falschen» Technologie • Mitnahmeeffekte: Effekt von Marktpreisen geht oft vergessen • Umverteilungseffekte: Lenkungsabgaben, KEV-Befreiung • Minimierung der Kosten des Atomausstiegs • Abhängig von der gewählten «Alternativstrategie» und Marktpreisen • Minimierung der Kosten durch • Keine spezifischen Technologievorgaben / -subventionen • Europäischem Fokus statt Autarkie-Ziele (z.B. CO2-Zertifikate, Stromimporte) • Marktpreise statt regulierte Tarife • «Eile-mit-Weile-Strategie»: Neue technische Optionen, Minimierung Netzkosten
Fazit (II) • Der Schweizer Strommarkt braucht Reformen • Technologieneutrale Kraftwerksregulierung: Rahmenbedingungen statt politische Kraftwerkspläne • Vollständige Marktöffnung: Marktpreise statt regulierte Tarife • Konsequente Entflechtung des Übertragungsnetzes • Privatisierung von Produzenten: Risikominimierung für Kantone • Konsequentere Integration in den europäischen Strommarkt • Strom- / Energieabkommen • CO2-Zertifikatehandel • Market Coupling / Entfall der Langfristverträge • Integration / Koordination Regelenergiemärkte
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit urs.meister@avenir-suisse.ch
Die Schweiz als «Batterie» Europas? (I) • Bedeutende Pumpspeicher-Projekte in der Schweiz • Nant de Drance VS: 900 MW, mit SBB, FMV • Veytaux VD: 480 MW (+240 MW), mit Romande Energie, Groupe E • Linthal GL: 1460 MW (+1000 MW) • Grimsel 3 BE: 600 MW • Lagobianco GR: 1000 MW Verzasca SA • Verzasca 2 TI: 300 MW
Die Schweiz als «Batterie» Europas? (II) • Relativierung der Grössenordnungen • Ausbauprojekte in der Schweiz von rund 4000 MW versus • 94‘000 MW installierte Windkraft in der EU Ende 2011* • Geschäftsmodell mit steigenden Risiken • Wachsende stochastische Produktion (Wind, PV) als Chance & Risiko • Regulierungsrisiken durch Begrenzung negativer Preise, Einführung von Kapazitätsmärkten • Konkurrenz durch alternative Technologien: Alternative Speicher (z.B. Durckluftspeicher), Flexibilisierung des Verbrauchs (Smart-Grid) • Abnehmender Peak-Offpeak-Spread: Einfluss PV, Gaskraftwerke für Grund- und Spitzenlast *Ungefähre Regel: 1‘000 MW Pumpspeicherleistung zur Integration von 4 - 5‘000 MW stochastischer Energie
Quelle: Avenir Suisse auf Basis EEX, GME Deutschland / Österreich Schweiz