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2. VorschauLogik: Einfache Aussagenlogik Syllogismen empirischFragen f
E N D
1. 1 LOGISCHES SCHLIESSEN Wie ziehen Menschen im Alltag logische Schlüsse?
Ursprüngliche Annahme: Logische Regeln sind (vielleicht etwas idealisierte) Regeln des Denkensz.B. John Stuart Mill (1843),
Ziehen gültiger Schlüsse für viele kognitive Prozesse relevant, z.B. Feststellung, ob ein Objekt eine bestimmte Eigenschaft hat oder nicht, Planung, Kommunikation, Rekonstruktion aus dem Gedächtnis, Problemlösen, Vorhersagen, .....
2. 2 Vorschau
Logik: Einfache Aussagenlogik Syllogismen
empirisch
Fragen für Denkpsychologie - zentrale theoretische Ansätze
Konditionale Schlüsse
Wason-Selektion Task
Theorien der Abstrakten Regeln
Modell-Theorie
Bereichspezifische Regel-Theorien
Analogieschlüsse
3. 3 LOGISCHE SCHLUSSREGELN (Beispiele) EINFACHE AUSSAGENLOGIK
P, Q …. Aussagen (Sätze) (es regnet, Saddam Hussain singt an der Met,…)
Aussagen können wahr sein (w) oder falsch (f)
Logische Operatoren wirken auf Sätze, kombinieren Sätze
Verneinung: nicht P P nicht P
w f
f w
4. 4
5. 5 Implikation: wenn P, dann Q
P Q wenn P, dann Q
w w w
w f f
f w w
f f w
6. 6 Äquivalenz: P dann und nur dann, wenn Q
P Q P dann und nur dann, wenn Q
w w w
w f f
f w f
f f w
7. 7 SCHLUSSREGELN MODUS PONENS
Prämissen (voraussetzungen):
Wenn P, dann Q Wenn heute Sonntag ist, dann habe ich frei
P heute ist Sonntag
_______________ _________________________
Konklusion (Schlussfolgerung):
Q ich habe frei
8. 8
MODUS TOLLENS
Prämissen Voraussetzungen):
Wenn P, dann Q Wenn heute Sonntag ist, dann habe ich frei
nicht Q ich habe nicht frei
_______________ _________________________
Konklusion (Schlussfolgerung):
nicht P heute ist nicht Sonntag
9. 9 UNGÜLTIGE SCHLUSSFORMEN:
Falsche Negation der Konsequenz
Prämissen:
Wenn P, dann Q Wenn heute Sonntag ist, dann habe ich frei
nicht P heute ist nicht Sonntag
_______________ _________________________
Konklusion:
nicht Q ich habe nicht frei
( Konklusion folgt nicht logisch zwingend aus Prämissen!)
10. 10 Falscher Schluss auf Antezedens (Vordersatz)
Prämissen:
Wenn P, dann Q Wenn heute Sonntag ist, dann habe ich frei
Q ich habe frei
_______________ _________________________
Konklusion:
P heute ist Sonntag
( Konklusion folgt nicht logisch zwingend aus Prämissen!)
11. 11 SYLLOGISMEN
Schlussregeln mit Unterscheidung von Aussagen, die für alle Elemente einer Menge gelten, von solchen, die nur für einige Elemente (mindestens eines) gelten.(Quantoren)
Beispiele:
Alle B sind C
Einige A sind B_________________
Einige A sind C
12. 12
Einige B sind C
Einige A sind B________________
Einige A sind C
13. 13
Einige B sind C
Einige A sind B________________
Einige A sind C
14. 14 Alle B sind CEinige A sind B______________Einige A sind C
15. 15 Einige B sind CEinige A sind B_____________Einige A sind C
16. 16 Einige B sind nicht DAlle B sind C__________________Einige C sind nicht D
17. 17 WICHTIGE FRAGEN FÜR DENKPSYCHOLOGIE:
Weichen Menschen von logischen Schlussregeln ab?
Wenn ja, warum?
zwei zentrale theoretische Ansätze zur Erklärung
Regeltheorien
Mentale Modelle
18. 18
19. 19 Schlussfolgern mithilfe Mentaler ModelleJohnson-Laird (1983,...)
Menschen konstruieren aus den vorgegebenen Aussagen ein Mentales Modell (z.B. räumliche Anordnung).
Schlüsse werden dann mithilfe der Information aus dem Mentalen Modell gezogen.
Fehler, wenn zu viele Modelle gleichzeitig (Überlastung)
20. 20 Implikation: wenn P, dann Q
(Äquivalenz: P dann und nur dann, wenn Q ) P genau dann, wenn Q
Schlüsse auf der Basis der Implikation, z.B.
P ist wahr, ist dann auch Q wahr?
P ist nicht wahr, ist Q wahr? etc.
Welche gültigen bzw. ungültigen Schlussformen verwenden Menschen?
21. 21
Typisches Experiment:
Vp werden konditionale Aussagen vorgegeben, z.B.
Wenn es regnet, ist die Strasse nass
Es regnet
Anschliessend Frage:
Ist die folgende Aussage richtig?
Die Strasse ist nicht nass
Varianten: freie Antwort Auswahl aus vorgegebener Liste
22. 22 Vier Schlussformen
gültig
MODUS PONENS
Wenn P, dann Q; P daraus folgt Q
MODUS TOLLENS
Wenn P, dann Q; nicht Q daraus folgt nicht P
ungültig
FALSCHE NEGATION DER KONSEQUENZ
Wenn P, dann Q; nicht P daraus folgt nicht Q
FALSCHER SCHLUSS AUF ANTEZEDENS
Wenn P, dann Q; Q daraus folgt P
23. 23 Typisches Ergebnis - hier aus Marcus & Rips (1979)
24. 24 Fehler werden nicht in allen Fällen gemacht
KONTEXT - EFFEKTE bei Konditionalen Schlüssen:
Kontext-Effekte entstehen durch zusätzliche Information
z.B.: Vorgabe alternativer Antezedens-Sätze kann Fehler verringern. (Markovits, 1984, 1985; Rumain et al., 1983)
- es wird gezeigt, dass Q eine Konsequenz von mehreren Antezedens-Sätzen sein kann
Beispiel:
Wenn P, dann Q Wenn es regnet, dann ist sie nass
Wenn R, dann Q Wenn es schneit, dann ist sie nass
Q Sie ist nass
______________ ____________________________
? ?
25. 25 Allerdings durch anderen Kontext auch zusätzliche Fehler Byrne (1989) zusätzliche (additionale) info, die als zusätzliche Bedingung interpretiert wird:
Wenn sie eine Seminararbeit schreiben muss, dann arbeitet sie lange in der Bibliothek
Wenn die Bibliothek offen bleibt, dann arbeitet sie lange in der Bibliothek
Sie muss eine Seminararbeit schreiben
_____________________________________________
?
Struktur gleich wie vorher: Wenn P, dann Q Wenn R, dann Q P :
?
26. 26 Ergebnis aus Byrne (1989)
27. 27
28. 28
29. 29
30. 30
31. 31
32. 32
33. 33
34. 34
35. 35
36. 36
37. 37 Erklärung
Erfahrung (memory-cueing hypothesis) /Griggs, 1983)
realistische Einkleidung und Erfahrung allein als solche nicht ausschlaggebend (siehe Eysenck & Keane, 2000)
Deontische Struktur (Normen, Regelung, Erlaubnis)
realistische Versionen scheinen alle eine deontische Form zu suggerieren (Verbot, Gebot, Erlaubnis) (Manktelow & Over, 1991):
Wenn du P tust, dann musst du Q
( Aussageform: Wenn P, dann Q)
38. 38
39. 39
40. 40
41. 41
42. 42 Resultate aus Cheng & Holyoak (1985)
43. 43 Menschen schliessen rational mithilfe einer Mentalen Logik: abstrakte, logikartige Regeln (z.B. Modus Ponens), konkreter Inhalt wird nicht beachtet
Fehler entstehen u.a. beim Enkodieren durch Missverstehen oder Fehlinterpretation, z.B.:
Übersetzen der Alltagssprache in formale Sprache (Sie ist Schweizerin, aber sie mag keinen Käse)
Falsche logische Operatoren wegen inhaltlicher Annahmen (Wenn Du meinen Rasen mähst, bekommst Du 10 Fr) Wird als Äquivalenz interpretiert
Inhaltliche Annahmen aus Weltwissen (Sie kann nur dann in Bibliothek arbeiten, wenn diese geöffnet)
44. 44 Abstract-rule Theory von Braine & O’Brien (z.B. 1991)
Die in der natürlichen Sprache formulierten Prämissen werden enkodiert (Verstehens-Mechanismus). Resultierende Repräsentation im Arbeitsgedächtnis.
Beim direkten Schliessen: Abstrakte Regeln angewandt auf die Prämissen, um Konklusion abzuleiten.
Anwendung dieser Regeln wird durch ein Kontroll- und Koordinations”programm” koordiniert (z.B.: Auswahl der relevanten Schlussregel an bestimmtem Punkt)
45. 45
drei Typen von Fehlern:
1 Fehler beim Enkodieren (Verstehen)
2 Fehler bei der Koordination
3 Verarbeitungsfehler aufgund von Aufmerksamkeitsfehlern, Problemen mit Arbeitsgedächtnis
indirektes Schliessen bei Problemen ausserhalb des Üblichen Schluss-Probleme (z.B. abstrakte Version des Wason-Selektion Tasks: hier besteht die Aufgabe darin, Testinstanzen zu finden) Menschen wenden an und lernen andere nicht-logische, bereichsspezifische Regeln (kann zu systematischen Verzerrungen führen)
46. 46 ANWENDUNG AUF KONDITIONALE SCHLÜSSE
Theorien der Abstracten Regeln nehmen an Regel wie Modus Ponens
bei Ketten von Wenn-dann Prämissen muss Regel wiederholt angewendet werden Zwischenergebnisse müssen gespeichert werden
Wenn ich hungrig werde, wenn P, dann Q dann gehe ich spazieren;
Wenn ich spazieren gehe, wenn Q, dann R dann fühle ich mich besser;
ich bin hungrig P
je länger die Kette, desto eher Fehler
47. 47 Ketten von Schlussfolgerungen
Braine et al (1984)
Zuerst einfstufige Schlussfolgerungen (Thema: Buchstaben auf Tafel)z.B.: Wenn ein T da ist, gibt es ein L Ein T ist da Ist ein L da?einstufige Schlussfolgerungen werden praktisch fehlerfrei durchgeführt (Schwierigkeitsmessungen bei verschiedenen Schlussarten
48. 48 Bearbeitung von mehrstufigen SchlusskettenAbhängige Variablen zur Bestimmung der Problemschwierigkeit: Fehlerzahl Reaktionszeit subjektive SchwierigkeitVorhersage der Schwierigkeit mehrstufiger Schlussketten aus der Schwierigkeit der beteiligten einstufigen Schlüsse (additiv)
Resultat: Hohe Korrelation zwischen vorhergesagter und beobachteter Schwierigkeit mehrstufiger SchlusskettenStützt Regel-Theorie
49. 49 Modus Tollenskeine eigene Regel verfügbar
Wenn-dann - Satz muss zuerst “umgedreht” werden, dann Modus Ponens: ( d.h.: mindestens zwei Schritte notwendig)
Wenn es regnet, ist die Strasse nass
? Wenn die Strasse nicht nass ist, regnet es nicht
Falsche Negation der Konsequenz Falscher Schluss auf AntezedensEnkodierungsfehler z.B. Äquivalenz statt Implikation Annahme, dass “es regnet” die einzige Ursache ist, etc.
Kontext-Effekte ebenfalls durch Enkodierung erklärt
50. 50
Nach Braine & O’Brian: abstrakter Wason Selection Task gehört nicht zu den üblichen Schluss-Problemen - daher FehlerGültigkeit von Regel (entspricht Wahrheitswert von Aussage) mit unsicherer Gültigkeit (=unsicherer Wahrheitswert) soll geprüft werden
Testinstanzen müssen gefunden werden(um zu sehen, ob Regel stimmt)In deontischer Version sollen Vpn Verletzung von Regeln feststellen, deren Wahrheitswert nicht zur Debatte steht
dies einfacher - entspricht besser “normalen” Schlussaufgaben
(Testinstanzen, um zu sehen, ob Regel verletzt wird)
51. 51 Hauptprobleme der Abstract-rule Theorie
Verstehens-Mechanismus beim Enkodieren nicht spezifiziert z.B. unterschiedliche Wirkung des Kontexts wann wird welche Interpretation gemacht, wann andere? Verstehensfehler werden “ad-hoc” zur Erklärung eingeführt
Nur für einfache Aussagenlogik formuliert Generalisierbarkeit auf andere Logikbereiche unklar
52. 52 Johnson-Laird (z.B. 1983), Byrne
Schliessen aufgrund mentaler Modelle
Menschen konstruieren mentale Repräsentation aufgrund der Prämissen und des Weltwissens. Dabei werden logische Beziehungen häufig in räumliche übersetzt:
Fritz ist grösser als Max: Fritz
Max
Max ist grösser als Beat Max
Beat
Kombination der beiden Modelle: Fritz Max Beat
Ist Beat grösser als Fritz? Schlussfolgerung direkt ablesbar
53. 53 zusätzliche Information:
Max ist grösser als Florian
3 Möglichkeiten (mögliche Modelle):
Fritz Fritz Fritz
Max Max Max
Beat Beat Florian Florian
Florian Beat
Ist Beat grösser als Florian?
Kann nicht eindeutig beantwortet werden
( Potts, 1975)
54. 54 Modell-Theorie des Schliessens
Deduktives Schliessen umfasst drei Prozesse: - Verstehen der Prämissen, um Modell zu bilden - Beschreiben und Kombinieren von Modellen, um eine Konklusion zu ziehen - Validierung der Konklusion durch Elimination alternativer Modelle
Zum Verstehen der Prämissen: verschiedene semantische Prozeduren und Hintergrundwissen Die Modelle sind spezifisch: Enthalten nicht Variablen, sondern Mentale Token (individuelle ‘mentale Platzhalter’), z.B. visuelle Vorstellungen, oder abstrakte mentale Token. Modelle sind strukturanalog (d.h. bestimmte Eigenschaften der realen Welt werden abgebildet, z.B. räumliche Anordnung)
55. 55 Gibt es mehrere Prämissen, müssen deren Modelle zu (einem) integrierten Modell(en) zusammengefasst werden - möglichst sparsame Beschreibung Konklusion auf Basis des intergrierten Modelles
Validierung der Schlussfolgerung über Suche nach Gegenbeispielen oder alternativen Modellen. Wenn kein derartiges Modell gefunden, Konklusion gültig. Wenn ein falsifizierendes Modell gefunden, weitersuchen nach Konklusion, die in allen Modellen gültig ist.
56. 56 Syllogismen
z.B.: Prämisse 1:
Einige Künstler sind Imker Einige A sind B
Menschen konstruieren Initialmodelle mit Beispielen:
57. 57 Beispiel für mögliche weitere Modelle:
Künstler 3
( “Künstler 3“ designiert Individuum, das Künstler ist, aber nicht Imker )
Diese Repräsentation = korrekte Interpretation der Prämisse: Einige A sind B
58. 58 Erklärung für Fehler beim Schliessen
Übersetzungsfehler
Mangelnde Ausarbeitung von Modellen (Übersehen)
Überforderung der Kapazität durch zu viele Modelle
Modell empirisch gut bestätigt
59. 59 Hauptprobleme der Modelltheorie
Bei verschiedenen Problemen verschiedene Formulierungen mit unterschiedlicher Zahl von Modellen möglich- macht Vorhersagen basierend auf der Zahl der Modelle beliebig( Notwendig: Regeln für Konstruktion von Modellen )
Prozess der Validierung nicht ausreichend ausgearbeitet
Prozess des Übersetzens / Verstehens nicht spezifiziert
60. 60 weniger allgemein als die beiden anderen Ansätze
Konzentrieren sich auf Effekte der verschiedene Versionen des Wason-Selection Task
Die meisten Bereichsspezifische Regel -Theorien nehmen 2-Komponenten Prozess an:generelle (abstrakte) Komponente wird vonbereichspezifischen Regeln unterstützt
61. 61
62. 62
63. 63
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