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Relative Deprivation. Das Gefühl der Benachteiligung. Überblick. Was ist relative Deprivation (RD)? Was kann durch RD erklärt werden? Bedingungen relativer Deprivation Referent Cognitions Theory Relative Deprivation als Emotion Verhältnis individueller und kollektiver RD. Leitfragen.
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Relative Deprivation Das Gefühl der Benachteiligung
Überblick • Was ist relative Deprivation (RD)? • Was kann durch RD erklärt werden? • Bedingungen relativer Deprivation • Referent Cognitions Theory • Relative Deprivation als Emotion • Verhältnis individueller und kollektiver RD
Leitfragen • Wodurch entsteht das Gefühl der Benachteiligung? • Unter welchen Bedingungen finden sich kollektive Bestrebungen den status quo zu verändern? • Wodurch unterscheidet sich die Wahrnehmung individueller und kollektiver Benachteiligung?
Relative Deprivation Nach Hogg & Vaughan, 2002, p. 386 • RD: Sense of having less than that to which one feels entitled. • RDT: the Theory that feelings of discontent arise from the belief that other individuals or other groups are better off.
Relative Deprivation Wichtige Unterscheidungen • Diskrepanz zwischen Anspruch und Ist-Situation • Kognitive und emotionale Komponente • Individuelle und kollektive RD
Relative Deprivation Ursprünge • Soziologische Tradition • Stouffers Untersuchungen im 2. Weltkrieg • Beobachtungen von Davis, Gurr u.a.
Die berühmte J-Kurve • Davis (1959) • Bestrebungen zu sozialen Veränderungen sind nicht dann zu beobachten, wenn Individuen schon lange benachteiligt sind, • sondern nach einer Zeit der Verbesserungen (wenn die tatsächlich Verbesserung nicht mit den Erwartungen Schritt hält)
Konsequenzen relativer Deprivation • Metaanalyse (Smith & Ortiz, 2002) • RD und kollektives Verhalten • kollektive RD und Protest: n(tests) = 223, d = .24 • ohne Emotionen: n(tests) = 93, d = .14 • wenn Emotionen gemessen wurden: n(tests) = 130, d = .35
Konsequenzen relativer Deprivation • RD und kollektives Verhalten • wenn eindeutig interpersonale Vergleiche vorgenommen wurden:n(tests) = 36, d = .34 • wenn intragruppale Vergleiche vorgenommen wurden:n(tests) = 7, d = .19 • wenn eindeutig Intergruppenvergleiche vorgenommen wurden:n(tests) = 17, d = .63
Konsequenzen relativer Deprivation • Metaanalyse (Smith & Ortiz, 2002) • Stress, Depressionen usw. • Intergruppenvergleiche: n(tests) = 12, d = .20 • Intragruppenvergleiche: n(tests) = 22, d = .40 • persönliche Erfahrung:n(tests) = 7, d = .67
Bedingungen relativer Deprivation • Vergleich verschiedener Theorien
Referent Cognitions Theory • Robert Folger • Simulationstheorie (Kahneman & Tversky) • Referent outcomes • Referent instrumentalities • Likelihood of amelioration
Referent Cognitions Theory • Referent outcomes: • „Referent cognitions are mental simulations (or scenarios) involving alternatively imaginable circumstances and events [...]. An important feature of referent cognitions is the level of referent outcomes that they simulate.“ (Folger, 1987, S. 187)
Referent Cognitions Theory • Referent instrumentalities: • „[...] the circumstances that led to the actual outcomes can be compared with the simulated circumstances capable of yielding (in one’s imagination, at least) the referent outcomes.“ (Folger, 1987, S. 188)
Referent Cognitions Theory • Likelihood of amelioration: • „Sometimes one’s existing outcomes may represent only a temporary stage on the progression toward one’s existing goal. [...] likelihood cognitions simulate the level of actual outcomes that the target person does expect to receive in the future.“ (Folger, 1987, S. 190)
RD als Emotion • Emotion: Reaktion eines Individuums auf bedeutsame Ereignisse, bestehend aus mehreren Komponenten wie physiologische Erregung, motorischer Ausdruck, subjektives Gefühl, Handlungstendenzen.
RD als Emotion • Kollektive RD als gruppenbasierte Emotion
RD als Emotion Identifikation Status + Stabilität Sozialer und realistischer Wettbewerb Legitimität + + + - - Permeabilität Ressentiment -
RD als Emotion • Wann immer Individuen sich als Mitglied einer Gruppe wahrnehmen, können Ereignisse, die diese Gruppe betreffen, Emotionen in diesen Individuen auslösen • Untersuchungen von Gordijn et al., 2001
RD als Emotion • Uni Amsterdam Studenten • An der Leidener Uni sollen die Studienbedingungen verschärft werden • 3 Bedingungen: • Leiden vs. Amsterdam • Studenten vs. Professoren • Unkategorisiert • AV: Emotionen
RD als Emotion • Emotionen: Ärger, Freude
Persönliche vs. kollektive RD Untersuchung zu PGD, Kessler, Mummendey & Leisse, 2000
Person-Gruppe-Diskrepanz sozialer Diskriminierung • Man findet meistens, dass sich Individuen als weniger benachteiligt wahrnehmen als sie ihre Gruppe als benachteiligt sehen (z.B. Crosby, 1982) • Woher kommt das?
PGD Motivationale Erklärungen • Individuelle Motivation • Gruppenbezogene Motivation Kognitive Erklärungen: • Verfügbarkeit • Soziale Vergleiche
Messung der RD • Cantril-Leiter
Person-Gruppe Diskrepanz • Wahrgenommener Status zwischen Ost- und Westdeutschland (ODT)
Person-Gruppe Diskrepanz • Wahrgenommener Status zwischen Ost- und Westdeutschland (WDT)
Person-Gruppe Diskrepanz • Wichtigkeit der Vergleiche
Person-Gruppe Diskrepanz • Wichtigkeit der Vergleiche
Person-Gruppe Diskrepanz • PGD • Antwortskalen reichen von "denkbar schlechteste materielle Situation" (1) bis "denkbar beste materielle Situation" (5)
Person-Gruppe Diskrepanz • Vorhersage der persönlichen und Gruppensituation (ODT 1)
Person-Gruppe Diskrepanz • Vorhersage der persönlichen und Gruppensituation (ODT 2)
Person-Gruppe Diskrepanz • Vorhersage der persönlichen und Gruppensituation (WDT)
Person-Gruppe Diskrepanz • Rekonstruktion der PGD aus den Einzelvergleichen
Person-Gruppe Diskrepanz Schlussfolgerungen: • Der Unterschied in der Einschätzung individueller und kollektiver RD ergibt sich aus der Wahl unterschiedlicher sozialer Vergleiche • Die Richtung der PGD ergibt sich aus den unterschiedlich komplexen Vergleichskontexten.
Zusammenfassung • Relative Deprivation entsteht aus der Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen Anspruch und Ist-Situation • RD sollte als Emotion aufgefasst werden • Gruppenbasierten Emotionen sind ein zentraler Mediator für kollektives Verhalten • PGD aus sozialen Vergleichen
Literatur • Crosby, F. (1982). Relative deprivation and working women. New York: Oxford University Press. • Smith, H. & Kessler, T. (2004). Group-based emotions and intergroup behaviour: The case of relative deprivation. In L. Z. Tiedens & C. W. Leach (Eds.), The social life of emotions. Cambridge University Press. • Walker, I & Smith, H (Eds). Relative deprivation. Specification, development, and integration. Cambridge University Press.