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Verhaltensbeobachtung. Referentin: J. Winkelbach 11.06.2012. Organisatorisches. Teilnehmer gesucht für IOWA-Studien Studie zu Teamwork charis.eisen@uni-erfurt.de Studie zu Entscheidung sara.geister@uni-erfurt.de PPT der Referate auf dt-workspace stellen?. Gliederung.
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Verhaltensbeobachtung Referentin: J. Winkelbach 11.06.2012
Organisatorisches • Teilnehmer gesucht für IOWA-Studien • Studie zu Teamwork charis.eisen@uni-erfurt.de • Studie zu Entscheidung sara.geister@uni-erfurt.de • PPT der Referate auf dt-workspace stellen?
Gliederung • Definition • Arten von Verhaltensbeobachtung • Datenregistrierung • Beobachtungsfehler • Verhaltensbeobachtung in der Praxis – BASYS • Gütekriterien • Vor- und Nachteile
,,Unter wissenschaftlicher Beobachtung wird . . . die zielgerichtete und methodisch kontrollierte Wahrnehmung von konkreten Systemen, Ereignissen (zeitliche Änderungen in konkreten Systemen) oder Prozessen (Sequenzen von Ereignissen) verstanden“ (Huber, in Fisseni, 1997).
Arten von Verhaltensbeobachtung • Waswird beobachtet? • Wo wird beobachtet? • Wer beobachtet? • Wann wird beobachtet? • Womit wird beobachtet? • Wie wird beobachtet? • Beobachtungsplan
Waswird beobachtet? • Beobachtungseinheit: • Klar definiert • Theoretisch / empirisch bestimmt • Disjunkt • Vollständig • Schmal / breit • …
Wie wird beobachtet? • Systematisch • Unsystematisch
Wie wird beobachtet? • Systematisch: • Verlauf und Gegenstand sind wohl definiert + Klarer Beobachtungsrahmen + Quantifizierbare Ergebnisse - Zeitaufwand zur Vorbereitung und Beobachterschulung
Wie wird beobachtet? • Unsystematisch: • Die Fragestellung ist recht weit gefasst + Hilft bei der Orientierung/Ersterkundung - Ergebnisse sind wenig objektiv
Wo wird beobachtet? • Im Feld • Im Labor
Wo wird beobachtet? • Im Feld: • Im natürlichen Umfeld + Verhalten im Kontext natürlicher Bedingungen erfassbar - Eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten -Reaktivität
Wo wird beobachtet? • Im Labor: • Situation wird nach bestimmten Gesichtspunkten gestaltet • Experiment + Höheres Maß an Kontrollierbarkeit + Bedingungen gezielt gestaltbar - Künstliche Bedingungen
Wer beobachtet? • Teilnehmend • Aktiv • Passiv • Nicht-teilnehmend
Wer beobachtet? • Teilnehmend: • Beobachter nimmt am Geschehen teil • Aktiv • Passiv +Zugang zu einer geschlossenen Gruppe - Reaktivität - Doppelbelastung (bei aktiver Beobachtung)
Wer beobachtet? • Nicht-teilnehmend: • Per Aufnahme – der Beobachter ist nicht anwesend • Durch Einwegscheibe – der Beobachter wird nicht gesehen + Unveränderte Situation wird beobachtet + Beobachtungseinflüsse minimiert - Technischer Aufwand - Ethische Grenzen (wissentliche / unwissentliche Beobachtung)
Wann wird beobachtet? • Direkt • Indirekt
Wann wird beobachtet? • Direkt: • Beobachtung erfolgt gleichzeitig mit dem Verhalten + Keine Verzerrungen durch Vergessen - Menge an Beobachtungseinheiten beschränkt
Wann wird beobachtet? • Indirekt: • Rückblickende Einschätzung mittels Protokoll oder Aufnahme + Beobachtung längerer Verhaltensausschnitte + Videoaufnahme erlaubt wiederholte Betrachtung - Erinnerungen fehleranfällig
Womit wird beobachtet? • Vermittelt • Unvermittelt
Womit wird beobachtet? • Vermittelt: • Mechanische Registrierung (Aufzeichnung auf Video, als Ton) + Aufnahme erlaubt wiederholte Betrachtung - Technisch aufwändig/beschränkt - Im Feld schwer realisierbar
Womit wird beobachtet? • Unvermittelt: • Symbolische Registrierung (freie Beschreibung/mittels Beobachtungsbogen) + Ökonomisch + Überall einsetzbar - Menge an Beobachtungseinheiten beschränkt
Beobachtet eure(n) Kommilitonen/in beim Lösen der Aufgabe „Turm von Hanoi“. Wie geht er vor? Was erfahrt ihr über sein Problemlöse- verhalten?
Beobachten Sie Ihre(n) Kommilitonen/in beim Lösen der Aufgabe „Turm von Hanoi“. Achten Sie auf folgende Aspekte: 1. Aufgabenverständnis 2. Tempo des Lösungsverlaufs 3. Genauigkeit der Ausführung 4. Sicherheit der Ausführung 5. Selbständigkeit 6. Gefühlsabhängigkeit des Denkens
Datenregistrierung • Isomorphe Deskription • Verhalten wird vollständig erfasst • Video- oder Tonbandaufzeichnungen • Reduktive Deskription • Nicht alles wird erfasst • Reduktion auf eine zu bewältigende Menge
Reduktive Deskription • Zeichensysteme • Festhalten z.B. durch Strichlisten • Schluss von Häufigkeit auf Intensität
Reduktive Deskription • Kategoriensysteme • Reduziert Verhaltensweisen auf begrenzte Zahl von Kategorien • Kategorien schließen sich gegenseitig aus
Kategoriensystem Bsp. Das reziproke Kategoriensystem von R.L. Ober: • Trägt zur „Erwärmung“ der Klassenatmosphäre bei • Akzeptiert • Erweitert die Beiträge eines anderen • Fordert heraus, provoziert • Gibt Antwort • Steuert, ordnet an • …
Reduktive Deskription • Ratingverfahren • Ausprägungsgrad des Verhaltens wird geschätzt • Z.B. Ratingskala für Vorschulbereich (Kamratovski u.a., 1972)
Beobachtungsfehler und Verzerrungstendenzen • Fehler allgemein bei diagnostischen Verfahren • Fehler speziell bei der Verhaltensbeobachtung
Allgemeine Fehler • Hofeffekt/Überstrahlungseffekt/Halo-Effekt • Logischer Fehler • Positionseffekt • Milde-; Strenge-Effekt • Zentrale Tendenz; Extremurteile • Kontrastfehler; Ähnlichkeitsfehler • Erwartungseffekt • …
Hofeffekt – Experiment von Asch, 1946 • Gruppe A: • Intelligent, fachkundig, fleißig, warmherzig, entschlossen, praktisch, vorsichtig • Gruppe B: • Intelligent, fachkundig, fleißig, kühl, entschlossen, praktisch, vorsichtig
Allgemeine Fehler • Hofeffekt/Überstrahlungseffekt/Halo-Effekt • Logischer Fehler • Positionseffekt • Milde-; Strenge-Effekt • Zentrale Tendenz; Extremurteile • Kontrastfehler; Ähnlichkeitsfehler • Erwartungseffekt
Spezielle Fehler • Überforderte Differenzierungsfähigkeit • Unscharfe Definition • Unvertrautheit mit den Beobachtungseinheiten • Unvertrautheit mit der Probanden-Gruppe • Eingriff in den Untersuchungsablauf • Attributionsfehler • Beobachterdrift • Reaktivität
,,Die wirkungsvollste Methode zur Vermeidung von systematischen Fehlern und zur allgemeinen Verbesserung der Beurteilungen, ist wohl eine sorgfältige Schulung der Beurteiler“ (Hasemann, in Fisseni, 1997).
Weitere Gegenmaßnahmen • Neutrale Beobachter • Doppelbeobachtungen • Umfangreiche und variierende Beobachtungsgelegenheiten • Standardisierter Ablauf • Standardisierte Beobachtungsinstrumente • Angemessene Beobachtungsphasen • Angemessene Anzahl von Beobachtungseinheiten
BASYS - Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings (Alexander Wettstein, 2008) Verhaltensbeobachtung in der Praxis
Gütekriterien Ihr seid gefragt!
Gütekriterien • Objektivität • Kommen verschiedene Beobachter zum selben Ergebnis bei der Beobachtung einer Person? • Verbesserung durch Beobachterschulung • Verbesserung der Wahrnehmungsschärfe durch wiederholte Beobachtung desselben Objekts (z.B. Video) • Übung der sprachlichen Darstellung
Gütekriterien • Reliabilität • Wie zuverlässig beschreibt das Verfahren eine Person? • Ermittelt durch wiederholtes Einschätzen (Retestreliabilität) • Höher, wenn: • Beobachtungseinheiten präzise definiert • Geringe Zahl von Beobachtungseinheiten • Konkret formuliert
Gütekriterien • Validität • Wie genau misst das Verfahren das, was es messen soll? • Inhaltliche Gültigkeit– erfassen die Kategorien tatsächlich das relevante Verhalten? • bestimmbar per Expertenrating • Prognostische Validität – Gültigkeit der Vorhersage (z.B. bei Empfehlung für das Gymnasium)
Vor- und Nachteile der Verhaltensbeobachtung Ihr seid gefragt!
Vorteile von Verhaltensbeobachtung • Neue, wenig beachtete Verhaltensweisen können untersucht werden • Bekannte Verhaltensweisen können unter neuen Bedingungen untersucht werden • Berücksichtigt eine Mannigfaltigkeit der Aspekte • Kann spontanes, nicht vorklassifizierbares Verhalten erfassen • Unverzichtbar für einen biographischen Ansatz
Nachteile von Verhaltensbeobachtung • Willkürliche Auswahl der Beobachtungseinheiten • Nicht jede Abgrenzung ist theoretisch begründbar • Unstandardisierte Verhaltensbeobachtung erschwert die Vergleichbarkeit
Take Home Message • Verhaltensbeobachtung ist eine Grundlage der Psychologie als empirischer Wissenschaft, also auch ihrer Teildisziplinen Diagnostik und Intervention. • Ermöglicht das Erheben von Informationen, wo keine formellen Testverfahren zur Verfügung stehen • Wahrnehmung ist fehlerbehaftet => Sorgfältige Schulung der Beobachter!