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Kriege nach 1945. Ursachen, Formen, Folge Gantzel & Schwinghammer (1995) Johan M.G. van der Dennen. CHARGE!. Scotland forever! (detail) Elizabeth S. Thompson. Raiding (dawn attack) by a Florida Indian tribe (de Bry, ± 1590). The phalanx: the major invention of ‘civilized’ warfare.
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Kriege nach 1945 Ursachen, Formen, Folge Gantzel & Schwinghammer (1995) Johan M.G. van der Dennen
CHARGE! Scotland forever! (detail) Elizabeth S. Thompson
Anton Romako 1885. This picture was painted long before World War I
Raiding (dawn attack) by a Florida Indian tribe (de Bry, ± 1590)
Kriege nach 1945 • Seit 1945 - genauer: seit dem 3. Dezember 1944 - bis Ende 1992 wurden 184 Kriege begonnen, im Durchschnitt 3,8 Kriege in jedem der 48 Jahre.
Kriege nach 1945 • Seit 1945 - genauer: seit dem 3. Dezember 1944 - bis Ende 1992 wurden 184 Kriege begonnen, im Durchschnitt 3,8 Kriege in jedem der 48 Jahre. • [Die] Kurve spiegelt einen fast stetigen Anstieg der weltweiten Kriegsanfälligkeit wider.
Kriege nach 1945 • Seit 1945 - genauer: seit dem 3. Dezember 1944 - bis Ende 1992 wurden 184 Kriege begonnen, im Durchschnitt 3,8 Kriege in jedem der 48 Jahre. • [Die] Kurve spiegelt einen fast stetigen Anstieg der weltweiten Kriegsanfälligkeit wider. • Summa summarum lehrt die ziemlich stetige Zunahme der weltweiten Kriegsanfälligkeit: Krieg scheint mehr und mehr zur Normalität zu werden (ungeachtet der Tatsache, daß nach wie vor die größte Zahl der Länder kriegsfrei war und ist).
Kriege nach 1945 • Die Kriegsbelastung ist seit 1945, also fast ein halbes Jahrhundert hindurch, mehr oder weniger kontinuierlich angestiegen. Deutliche Einflüsse des Ost-West-Konflikts under der Dekolonisationsperiode auf diesen Trend sind nicht zu erkennen. Anscheinend wirken sich hier längerfristige und tiefergehende Prozesse aus.
Kriege nach 1945 • Die Kriegsbelastung ist seit 1945, also fast ein halbes Jahrhundert hindurch, mehr oder weniger kontinuierlich angestiegen. Deutliche Einflüsse des Ost-West-Konflikts under der Dekolonisationsperiode auf diesen Trend sind nicht zu erkennen. Anscheinend wirken sich hier längerfristige und tiefergehende Prozesse aus. • 172 Kriege (93%) fanden - oder finden noch - in den Regionen statt, die 'der Süden', 'Dritte Welt', 'Peripherien', optimistischer 'Entwicklingsländer' oder Übergangs-gesellschaften' genannt werden. Die bürgerlichen Weltzentren sind weitgehend pazifiziert. Krieg findet in den vergleichsweise rückständigen Regionen statt.
Kriege nach 1945 • Es zeigt sich also eine recht hohe Konzentration der Kriegsneigung auf eine relative kleine Anzahl von Ländern. Nicht zu übersehen ist jedoch, daß 106 (90%) der kriegsbeteiligten Länder zu den Entwicklungs- bzw. Schwellenländern zu rechnen sind, mit zusammen 82% aller Kriegsbeteiligungen. • [Man kann] also durchaus behaupten daß die Dritte Welt mehr und mehr 'mit sich selbst im Kriege liegt'. Der Trend, den Gantzel/Meyer-Stamer (1986) für die Zeit bis 1984 festgelegt hatten, hält auch rund 10 Jahre danach noch an. Krieg in den Hütten, d.h. in der Dritten Welt, Frieden in den Palästen, d.h. in der bürgerlichen Industriewelt.
Kriege nach 1945 • Es zeigt sich also eine recht hohe Konzentration der Kriegsneigung auf eine relative kleine Anzahl von Ländern. Nicht zu übersehen ist jedoch, daß 106 (90%) der kriegsbeteiligten Länder zu den Entwicklungs- bzw. Schwellenländern zu rechnen sind, mit zusammen 82% aller Kriegsbeteiligungen. • [Man kann] also durchaus behaupten daß die Dritte Welt mehr und mehr 'mit sich selbst im Kriege liegt'. Der Trend, den Gantzel/Meyer-Stamer (1986) für die Zeit bis 1984 festgelegt hatten, hält auch rund 10 Jahre danach noch an. Krieg in den Hütten, d.h. in der Dritten Welt, Frieden in den Palästen, d.h. in der bürgerlichen Industriewelt.
Kriege nach 1945 • Der bei weitem überwiegenden Häufigkeit nach wird das Kriegsgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg vom Typ des inneren Krieges beherrscht.
Kriege nach 1945 • Der bei weitem überwiegenden Häufigkeit nach wird das Kriegsgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg vom Typ des inneren Krieges beherrscht. • Demnach überwiegt der Anteil innerstaatlicher Kriege erstmalig in der ganzen Zeit nach den Napoleonischen Kriegen. Verglichen mit der Periode 1816-1855 hat sich das Verhältnis sogar genau umgekehrt. Der Kampf um Gesellschafts-form und die Macht im Staate hat das Kriegs-geschehen seit 1945 am stärksten bestimmt.
Kriege nach 1945 • Hier bleibt jedenfalls festzuhalten, daß ein erheblicher Teil der Inneren Kriege aus noch nicht erfolgter oder aus gescheiterter gesellschaftlicher Integration resultiert.
Kriege nach 1945 • Hier bleibt jedenfalls festzuhalten, daß ein erheblicher Teil der Inneren Kriege aus noch nicht erfolgter oder aus gescheiterter gesellschaftlicher Integration resultiert. • Die Kriege werden nicht um internationale Anerkennung geführt, sondern um Konflikt-gegenstände innerhalb des betreffenden Landes.
Kriege nach 1945 • Demokratien führen (fast) keine Kriegen gegeneinander. Allerdings ist dieser 'demokratische Friede' nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt, daß sich Demokratien, wenn sie es nicht mit ihresgleichen zu tun haben, in ihrem Konfliktverhalten kaum von autoritären Systemen unterscheiden. Demokratien sind ebenso häufig in Kriege verwickelt wie nicht-demokratische Systeme.
Kriege nach 1945 • Die weit überwiegende Mehrzahl aller Kriege wird interventionsfrei ausgefochten. Soweit aber Interventionen stattfinden, erfolgen sie in Antiregime-Kriegen zugunsten einer der beiden sich bekämpfenden Seiten.
Kriege nach 1945 • Die weit überwiegende Mehrzahl aller Kriege wird interventionsfrei ausgefochten. Soweit aber Interventionen stattfinden, erfolgen sie in Antiregime-Kriegen zugunsten einer der beiden sich bekämpfenden Seiten. • Es fällt auf, daß eher die angegriffene [meistens der Staat] als die angreifende Seite [meisten die Guerilla, Separatisten, usw.] begünstigt werden sollte, außerdem eher der Staat bzw. die Regierung als die oppositionelle Seite.
Kriege nach 1945 • Zieht man eine Bilanz der Interventionen dann kann gelten, daß die Interventionen meistens entweder militärisch erfolgreich waren, aber keine politische Lösung der Konflikte erzielten, oder schon militärisch scheiterten, ehe politische Lösungen in Betracht kommen konnten. Parteiische Interventionen zahlen sich anscheinend nicht mehr aus.
Kriege nach 1945 • Kriege sind entweder ziemlich kurz, d.h. dauern bis zu sechs Monaten, oder - häufiger noch - ziehen sich sehr in die Länge, d.h. dauern über zwei Jahre bis hin über zehn Jahre.
Kriege nach 1945 • Kriege sind entweder ziemlich kurz, d.h. dauern bis zu sechs Monaten, oder - häufiger noch - ziehen sich sehr in die Länge, d.h. dauern über zwei Jahre bis hin über zehn Jahre. • Alle Kriegen zusammen verbrauchten 13.305 Monate oder 1.109 Jahre, im Durchschnitt jeder Krieg rund 72 Monate oder 6 Jahre.
Kriege nach 1945 • Kriege sind entweder ziemlich kurz, d.h. dauern bis zu sechs Monaten, oder - häufiger noch - ziehen sich sehr in die Länge, d.h. dauern über zwei Jahre bis hin über zehn Jahre. • Alle Kriegen zusammen verbrauchten 13.305 Monate oder 1.109 Jahre, im Durchschnitt jeder Krieg rund 72 Monate oder 6 Jahre. • Deutlich ist, daß vor allem der Anteil der sehr langen Kriege über Zeit anwächst, besonders ab Mitte der 60er Jahre.
Kriege nach 1945 • Auf 184 Kriege hochgerechnet, müssen wir mit einer Zahl von knapp 17 Millionen seit 1945 rechnen, das wären im Schnitt rund 354.000 Kriegstote pro Jahr. Der weit überwiegende Teil der Kriegsopfer resultiert aus den inneren Kriegen, dann aus den Mischkriegen und an dritter Stelle aus den internationalen Kriege.
Kriege nach 1945 • Die am häufigsten auftretende Konfliktart sind demnach Territorialkonflikte, was hauptsächlich auf die Bestrebungen um Größere Autonomie innerhalb des gegebenen Staates, um Sezession oder um irredentistischen Anschluß an einer Nachbarstaat zurückzuführen ist. Die zweitgrößte Gruppe von Konfliktarten stellen die sogenannten Machtkonflikte dar, aber auch hier steht wieder eine Konfliktart im Vordergrund: die Herrschafts-konflikte. Dies unterstützt die These, daß neben dem Kampf um den Staat, also um das 'eigene' Territorium, der Kampf um die Macht im Staate die wesentliche Triebkraft hinter den Kriegen seit 1945 darstellt.
Kriege nach 1945 • Staatsform, Staatsmacht und territoriale Definition der eigenen Staatlichkeit sind die wesentlichen Konfliktquellen, wie oben schon anhand von Kriegstypen konstatiert.
Kriege nach 1945 • Nur noch ein knappes Fünftel (19%) aller Kriege wird durch militärischen Sieg der angreifenden Seite entschieden. Am häufigsten jedoch - und das ist überraschend - sind die Kriege durch Vermittlung von dritter Seite beendet worden.
Kriege nach 1945 • Die wachsende Kriegsbelastung der Welt seit 1945 ist vielmehr Ausdruck einer säkularen Nachholprozesses von Staatsbildung, ökonomischer Modernisierung und sozialer Integration, dem sich kein Land der Dritten Welt entziehen kann. Grundlinie dieser kapitalistischer Welteroberung ist die Zerstörung traditionaler, vorbürgerlicher Gesellschafts-formen. Wie in der Geschichte der durchindustrialisierten, heute weitestgehend befriedeten Regionen Europas und Nordamerikas ist auch in der Dritten Welt der Übergangs-prozeß in hohem Maße kriegsträchtig, zumal er unter historisch ungünstigeren Bedingungen verläuft.