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33. Winterthurer-Tagung 2011 Das Neueste vom Diabetes 9. Juni 2011. Neue Richtlinien beim Gestations- Diabetes. Roger Lehmann. Take home Messages. Diagnostische Werte für 75 g OGTT Wer: alle Schwangeren zw. 24. und 28. SSW. Für Diagnose muss nur 1 Wert diese Grenzen überschreiten .
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33. Winterthurer-Tagung 2011 Das Neueste vom Diabetes 9. Juni 2011 Neue Richtlinien beim Gestations- Diabetes Roger Lehmann
Diagnostische Werte für 75 g OGTTWer: alle Schwangeren zw. 24. und 28. SSW Für Diagnose muss nur 1 Wert diese Grenzen überschreiten R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706
Blutzuckerzielwerte während der Schwangerschaft (kap. Plasma)Arbeitsgruppe der SGED Möglichst Normoglykämie, sofern Therapie sicher Nüchtern Wert: < 5.3 mM (Plasma) 1-h Wert: < 8.0 mM (Plasma) 2-h Wert: < 7.0 mM (Plasma) R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706
Inhalt: Neue diagnostische und therapeutische Grenzwerte • Diagnose Gestationsdiabetes: Definitionen • Diagnostisches Vorgehen und Screening • HAPO-Studie • Neue Schweizer und internationale Richtlinien • Muss Gestationsdiabetes behandelt werden? • Therapeutische Zielwert? • Wie? • Take home messages
Diabetestypen und Geburten?CH: 80‘000 Geburten pro Jahr Typ 1 Diabetes mellitus ≈ 160 Geburten/Jahr Typ 2 Diabetes mellitus ≈ 1000 Geburten/Jahr Spezifische Formen ≈ 600 Geburten/Jahr (unerkannt oder Typ 2 od. GDM) Gestationsdiabetes Anzahl Geburten? Diabetes Care, 26; 3160-67, 2003 Diabetes Care, 27: S88-90, 2004: Position Statement
Gestationsdiabetes (GDM) Definition: • Diagnose Glukoseintoleranz erstmals während Schwangerschaft • Definition unabhängig davon, ob Therapie mit Insulin oder Diät, oder ob Zustand nach Schwangerschaft persistiert • Schliesst Möglichkeit, einer zuvor vorhandenen Glukoseintoleranz oder Diabetes nicht aus
New Recommendations of the Swiss Association for Diabetes and Endocrinology for Gestational Diabetes Mellitus 2009 Ther. Umschau 2009; 66: 695-706
Diagnostisches Vorgehen? WHO-Kriterien (1985) ADA-Kriterien (1999) Nach HAPO: SGED/SSED(2009)
Schwangerschaftsdiabetes: Diagnosekriterien WHO 24.-28. SSW: nüchtern 75g Glukose p.o. 2-h PG 7.8 mM: Gestationsdiabetes = gestörte Glukosetoleranz WHO 1985, Genf
Diagnostische Kriterien für GDM 75g oder 100g Plasma Glukose* Glukose (mM) Nüchtern ≥ 5.3 1 - Stunde ≥ 10.0 2 - Stunden ≥ 8.6 3 - Stunden** ≥ 7.8 Diagnose GDM: ≥ 2 pathol. Werte Werte von O‘Sullivan and Mahanadaptiert von Carpenter/Coustan * Venöses Plasma, Glukose Oxidase Methode ** nicht notwendig bei 75 g Glukose Diabetes Care 31, Suppl. 1, S55-S60, 2008
Gestern: Screeningtests (ADA) • Einstufig: • OGTT: kosteneffektiv bei Hochrisikogruppen • Zweistufig • 50g Challenge nach ACOG • 1h BZ > 7.8 mmol/l (80% mit GDM entdeckt) • 1 h BZ > 7.2 mmol/l (90% mit GDM entdeckt) • OGTT mit 75 oder 100 g Glukose • (ohne Nutzen: Glukosurie, HbA1c, Fructosamin) Diabetes Care 31, Suppl. 1, S1-S110, 2008
Muss GDM diagnostiziert werden? Absicht Diagnosestellung hat sich verändert über Zeit Späteres Auftreten Diabetes vs. Risiko Mutter und Kind Diagnose von Nutzen, falls: Intervention zu Reduktion Morbidität und Mortalität führt
Bedeutung des GDM für die Mutter 25-63% Patienten nach 10-15 Jahren manifesten Diabetes Typ 2 Erstmanifestation durch Änderung „Lifestyle“ verzögert! Frühzeitige Diabetes-Diagnose Therapie, vor Auftreten von Folge-komplikationen
Bedeutung für das Kind • Makrosomie und assoz. Komplikationen? • Schulterdystokie, Hypoglykämie, Sectio • Verminderung der intrauterinen Fruchttod-Häufigkeit? • v.a. wenn NPG > 5.8 mM in letzten 4-8 Wochen • Verhinderung von Langzeitproblemen (Barker-Hypothese? • Diabetes • Adipositas
Wieso behandeln? Sekretion Insulin fötales Pankreas ab 11. - 15. Schwangerschaftswoche Insulinsekretion auf hyperglykämische Reize ab der 20. SSW Hyperglykämie und Hyperinsulinämie = wichtige Ursache für Makrosomie und postnatale Hypoglykämie
Beziehung mütterlicher BMI und BMI Kind Green JR et al.: Obstet. Gynecol. 1991: 78; 235-9
Screening Gestationsdiabetes • 30 - 50% der Schwangeren ohne Risikofaktoren • Glukosurie zu wenig sensitiv • HbA1c und Fructosamin zu wenig sensitiv • Man muss den GDM suchen!
Oraler Glukosetoleranztest vs. Nüchternblutzucker in der Schwangerschaft 8.3 7.8 7.2 6.7 6.1 5.5 5.0 4.4 3.9 Plamaglukose im Kapillarblut (mM) Schwangerschaftswoche Weiss PAM, Gynäkologe 1998; 13: 12-24
Nüchtern Plasma Glukose vs. 50 g oGTT 81% Sensitivität N = 520 30% NPG 4.8 mM 76% Sensitivität Nüchtern-BZ < 4.4 mM: 100% Sensitivität Ausschluss GDM (45%) Perucchini D, ..Lehmann R, BMJ 1999; 319:812-15 Perucchini D. et al, BMI 1999
Gestern: Screening USZ Bei allen Schwangeren zwischen 24. und 28. SSW Nüchtern-BZ Grenzwert: 4.8 mmol/l
Grosse internationale, verblindete, Multi-Center Studie The Hyperglycemia and Adverse Pregnancy Outcome (HAPO) Study Ziel: Valide, international einheitliche Grenzwerte für oGTT in der Schwangerschaft NEJM 2008; 358: 1991-2002
Design HAPO-Studie: prospektiv, doppelt blind 25000 Schwangere aus 4 Kontinenten 24-32 (28) SSW 75 g oGTT Venöses Plasma Nüchtern > 5.8 mM Nach 2 Std > 11.1 mM Information Standardtherapie Nüchtern < 5.8 mM Nach 2 Std < 11.1 mM Keine Info Keine Therapie 32. SSW Random Blutzucker BZ < 2.5 mM Information Evaluation BZ < 8.9 mM Keine Info Keine Therapie BZ >8.9 mM Information Standardtherapie NEJM 2008; 358: 1991-2002
Nüchtern Plasma Glukose Kategorien USZ 4.8 mM 30% 24.7% NEJM 2008; 358: 1991-2002
Primärer Kaiserschnitt NEJM 2008; 358: 1991-2002
Geburtsgewicht NEJM 2008; 358: 1991-2002
6. Internationale Workshop Konferenz GestationsdiabetesPasadena 2008 und Sorrento 2009 Risiko kontinuierlich Schwierig, Grenzwerte zu bestimmen Kurven für zu kleine und zu grosse Kinder überschneidet bei der 3. Kategorie FPG < 4.8mM, 1 h < 8.7mM und 2 h <7.0mM 75% höheres Risiko für Makrosomie bei FPG 5.1mM, 1 h 10.0 mM and 2 hr 8.5 mM
Diagnostische Werte für 75 g OGTTAlle schwangere Frauen zw. 24.-28. SSW Für die Diagnose muss nur 1 Wert diese Grenzen überschreiten R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706
Diagnostische Kriterien Diabetes während Schwangerschaft Diabetes Care 2010; 33: 676-82
Heute: Kein Screening 75 g Kein Screening Aber 75 g OGTT für alle Schwangeren
Häufigkeit Gestationsdiabetes? Diabetes Care 31, Suppl. 1, S55-S60, 2008 Diabetes Care, 27: S88-90, 2004: Position Statement Diabetes Care 2010; 33: 676-82 Gestern: 5-10 % Heute: ? (nach HAPO-Studie)
Häufigkeit von Gestationsdiabetes mit neuen Kriterien (basierend auf HAPO-Daten) } 14.0% (87%)USZ Nur Nüchtern Plasma Glukose > 5.1 mM würde 7.8% GDM verpassen Diabetes Care 2010; 33: 676-82 Editorial: Diabetes Care 2010; 33: 690-1
Screening für GestationsdiabetesArbeitsgruppe Gynäkologie/Geburtshilfe -Endokrinologie 75 g M. BOULVAIN, M. BRÄNDLE, G. DRACK, I. HOESLI, C. HONEGGER R. LEHMANN, M. SINGER, L. RAIO, A. TROENDLE, R. ZIMMERMANN • Mai/Juni 2011 • Müssen alle Schwangeren einen OGTT erhalten? • Nein, wenn Messung NPG mit Laborgerät (Variationskoeffizient <3%: Hemocue 201 oder Fuji-Drichem) • NPG 5.1 mM (8.3%) oder • NPG < 4.4 mM (95-100% Sensitivität; 45%) • Falls Nüchternplasmaglukose zuverlässig + sofort gemessen, Notwendigkeit OGTT bei < 50% der Schwangeren • Abkürzung OGTT auf 1 h, erfasst 87% aller GDM
Blutzucker-Zielwerte während der SchwangerschaftEmpfehlung Arbeitsgruppe SGED R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706
Therapieoptionen Ernährung Reduktion Kalorien (keine Ketose) Reduktion und Verschiebung Kohlenhydrate Keine Protein Unterernährung Geringe Gewichtszunahme Beste Blutzuckerkontrolle mit geringster Gewichtszunahme Körperliche Aktivität Insulintherapie (Metformin, Daonil) 70-80% 20-30
Körperliche Aktivität zur Behandlung GDM * p < 0.001 * * * Jovanovic-Peterson L: Diabetes 1991: 40 Suppl. 2; 179-81
Körperliche Aktivität als Therapie des Gestationsdiabetes 1 h nach 50 g OGTT Jovanovic-Peterson L: Diabetes 1991: 40 Suppl. 2; 179-81
Insulin oder Medikamente beim GDM? • Insulin ist Therapie der Wahl • Sicher auch während Organogenese • Lange Erfahrung und viele Patienten behandelt • Falls Instruktion Insulintherapie nicht möglich: • Fehlende Kommunikationsmöglichkeiten • Unüberbrückbare kulturelle Hindernisse • Metformin=Alternative • Erfahrung auch bei PCOS Therapie • Aber >48% benötigen Insulin • Ausnahme (Spezialisten): Glibenclamidtherapie • Einziger Sulfonylharnstoff, welcher nicht plazentargängig
Insulintherapie 25% der Frauen mit Gestationsdiabetes brauchen Insulin, wenn: Blutzuckerziele nicht erreicht Exzessives Wachstum Foetus Monitoring mit Ultraschall: Abdomenumfang
Insulintherapie Falls Zielwerte innerhalb von einer (max. zwei) Wochen nicht > 90% erreicht: Insulintherapie Zeit ist kurz und drängt
Welches Insulin in Schwangerschaft? Zugelassen: Actrapid und NPH-Insulin NovoRapid Informed Consent: Humalog (=Analog) Verboten: Lantus und Levemir
Diagnose Gestationsdiabetes: Heute • Kein Screening mehr (= gestern) • Alle Frauen zwischen 24.-28. Schwangerschaftswoche: 75 g OGGT • Ausser wenn Nüchternplasma-Glukose 5.1 oder < 4.4 mM • OGTT vor 24. SSW nicht empfohlen • Nüchtern-Plasmaglukose 5.1 mM in Frühschwangerschaft = GDM Diabetes Care 2010; 33: 676-82
Diagnostische Werte für 75 g OGTTArbeitsgruppe der SGED 87% USZ Für die Diagnose muss nur 1 Wert diese Grenzen überschreiten R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706
Blutzuckerzielwerte während der Schwangerschaft (kap. Plasma)Arbeitsgruppe der SGED Möglichst Normoglykämie, sofern Therapie sicher Nüchtern Wert: < 5.3 mM (Plasma) 1-h Wert: < 8.0 mM (Plasma) 2-h Wert: < 7.0 mM (Plasma) R. Lehmann et al. Ther Umsch. 2009, 66: 695-706