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6.3 Regionale Arbeitsmarktanalyse. Grundfrage : Kann man überhaupt sinnvoll von einem „regionalen“ Arbeitsmarkt sprechen? Wie lässt sich ein regionaler Arbeitsmarkt abgrenzen?. Definitionskriterien. Kriterien (nach Fischer, Nijkamp 1987)
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6.3 Regionale Arbeitsmarktanalyse Grundfrage: • Kann man überhaupt sinnvoll von einem „regionalen“ Arbeitsmarkt sprechen? • Wie lässt sich ein regionaler Arbeitsmarkt abgrenzen?
Definitionskriterien • Kriterien (nach Fischer, Nijkamp 1987) • tägliche Fahrt zur Arbeitsstätte muss möglich und zumutbar sein • Kosten des Pendelns innerhalb der Arbeitsmarktregion signifikant niedriger als nach außerhalb der Region • Firmen so gelegen, dass sie den größten Teil ihrer Beschäftigten aus der Region rekrutieren • Suchkosten nach einem Arbeitsplatz innerhalb der Region günstiger als außerhalb • Probleme ...
Definition Unter einem regionalen Arbeitsmarkt versteht man einen „... räumlicher Umkreis von Beschäftigungsmöglichkeiten, die den Arbeitnehmern zur Verfügung stehen, ohne dass sie umziehen müssen.“ • Pragmatisches Vorgehen: Wahl von administrativen Einheiten (z.B. Landkreise, Agenturbezirke, Raumordnungsregionen) • Probleme ...
Vorjahresveränderung in %: unter -5,0 -5,0 bis unter 5,0 5,0 bis unter 15,0 15,0 bis unter 25,0 25,0 und höher Veränderung der Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich Dez 2008 Jan 2009 Nov 2008 Feb 2009 Jun 2009 Mai 2009 Mrz 2009 Apr 2009
Arbeitslosenquote in %: unter 3,0 Vorjahresveränderung in %: 3,0 bis unter 6,0 unter -5,0 6,0 bis unter 9,0 -5,0 bis unter 5,0 9,0 bis unter 12,0 5,0 bis unter 15,0 12,0 und höher 15,0 bis unter 25,0 25,0 und höher Veränderung der Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich und Arbeitslosenquote im Juni 09 Alo-Quote Vorjahresveränderung Stralsund -7,0% Bremerhaven -8,0% Neubrandenburg 15,6% Eberswalde -9,2% Sangerhausen 17,2% Altenburg 15,6% Ingolstadt 3,0% Donauwörth 3,1% Rottweil +63,5% Freising 2,9% Memmingen +70,3% Villingen-Schwenningen +66,9% Deutschland: +7,9% Deutschland: 8,1%
Vorjahresveränderung in %: unter -5,0 -5,0 bis unter 5,0 5,0 bis unter 15,0 15,0 bis unter 25,0 25,0 und höher Veränderung der Arbeitslosenzahl im SGB III im Vorjahresvergleich Dez 2008 Jan 2009 Nov 2008 Feb 2009 Jun 2009 Mai 2009 Mrz 2009 Apr 2009
Vorjahresveränderung in %: unter -5,0 -5,0 bis unter 5,0 5,0 bis unter 15,0 15,0 bis unter 25,0 25,0 und höher Veränderung der Arbeitslosenzahl im SGB II im Vorjahresvergleich Dez 2008 Jan 2009 Nov 2008 Feb 2009 Jun 2009 Mai 2009 Mrz 2009 Apr 2009
Arbeitsmarktanalyse Betrachtung von … • Arbeitsangebot (der Haushalte) • Arbeitsnachfrage (der Unternehmen) • Marktinteraktionen Bestandsanalyse vs. Stromanalyse
Arbeitsangebot in einer Region (1) • Wovon hängt die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in einer Region ab? Antwort: vorhandenes Arbeitskräftepotenzial + Netto-Einpendlerpotenzial
Arbeitsangebot in einer Region (2) • regionales Arbeitskräftepotenzial determiniert durch • Partizipationsverhalten und damit z.B. durch • Einkommens-/Freizeit-Entscheidungen • Verfügbarkeit von attraktiven Arbeitsplätzen • Infrastruktureinrichtungen (Kindergärten, Ganztagsschulen) • demografische Struktur (z.B. nach Altersaufbau, Geschlecht) • Zu- und Abwanderungen, diese beeinflusst durch • Einkommensdifferenziale • Beschäftigungschancen (Unterschiede in der Arbeitslosigkeit) • Lebensqualität einer Region
Arbeitsangebot in einer Region (3) • Netto-Einpendlerpotenzial determiniert durch • Verkehrsinfrastruktur • Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten in Nachbarregionen
Arbeitnachfrage- und Arbeitsangebotsentscheidungen Arbeitsnachfrage, Bestimmungsgründe: • Reallohn (negativ) • Output bzw. Güternachfrage (positiv) Arbeitsangebot • bei (Real-) Lohnanstieg theoretisch zwei Effekte: • Substitutionseffekt (Arbeiter tauschen Freizeit gegen Mehrkonsum) positiver Effekt auf das Arbeitsangebot • Einkommenseffekt (Arbeiter werden reicher, sie wollen deshalb mehr Freizeit) negativer Effekt auf das Arbeitsangebot • Gesamteffekt somit theoretisch unbestimmt • Empirisch eher Dominanz des Substitutionseffekts (d.h. die Arbeitsangebotskurve hat eine positive Steigung, verläuft aber relativ steil)
Besonderheiten des Arbeitsmarktes, Markttransaktionen und die Beveridge-Kurve
Marktgleichgewicht (im Idealfall) W/P (Real lohn) Arbeitsangebot Arbeitsnachfrage (W/P) * L (Arbeit) L *
Typen von Arbeitslosigkeit • Friktionelle Arbeitslosigkeit(z.B. Arbeitslosigkeit zwischen zwei Jobs wegen eines Umzugs) • Saisonale Arbeitslosigkeit(z.B. wegen Nachfragefluktuation im Tourismus, im Baugewerbe etc.) • Strukturelle oder Mismatch-Arbeitlosigkeit(z.B. weil Arbeitssuchende Qualifikationen besitzen, die nicht zu den Qualifikationserfordernissen der Unternehmen passen) • Konjunkturelle (zyklische) Arbeitslosigkeit(wegen der Konjunkturschwankungen)
Besonderheiten des Arbeitsmarktes • Heterogenität der Arbeitskräfte • unvollständige Information der Arbeitnehmer („wo ist der beste Job für mich?“) und Firmen („wo ist der beste Arbeiter für meine offene Stelle?“) • Koexistenz von Überschussangebot (Arbeitslosigkeit) und Überschussnachfrage (offene Stellen) zum gleichen Zeitpunkt • Lohnbestimmung nicht wie Preisbestimmung auf einem Auktionsmarkt (z.B. werden Tariflöhne von Gewerkschaften gesetzt oder von Gewerkschaften und Arbeitgebern in Tarifverhandlungen) • Tatsächliche Lohn weicht mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Gleichgewichtslohn ab
Markttransaktion (U>V) Transaktionskurve a: Offene Stellen (V) a+b: Arbeitslose (U) W/P (Real lohn) Arbeitsangebot a b (W/P)1 Arbeitsnachfrage (W/P) * L (Arbeit) L1 L *
Markttransaktion (V>U) Transaktionskurve c+d: Offene Stellen (V) c: Arbeitslose (U) W/P (Real lohn) Arbeitsangebot Arbeitsnachfrage (W/P) * (W/P)2 c d L (Arbeit) L2 L *
Beveridge-Kurve (1) 450 Quote der offenen Stellen v u*: strukturelle Arbeitslosigkeitu1 - u*: konjunkturelle Arbeitslosigkeitu1 : gesamte Arbeitslosigkeit Arbeitslosenquote u u* u1
Beveridge-Kurve (2) 450 v Jede Auswärtsverschiebung der Kurve impliziert einen Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit u
Empirische Beveridge-Kurve in Westdeutschland vor der Wiedervereinigung (1960-1988)
Beveridge-Kurve 1950-2009 (West) Quelle: Deutsche Bundesbank, saisonbereinigte Zahlen; Quelle für Ausgangswerte: BA
Regionale Beveridgekurve (nach Bundesländern, 2006) Vakanzquoten1)in % (Vak.2)/EP) - IV. Quartal 2006 Arbeitslosenquote3) in % (ALO/EP) - November 2006 1) Quelle: IAB-Erhebung zum gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot IV/2006 2) Vakanzen ohne geförderte Stellen, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 3) Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Verteilung der regionalen Arbeitslosenquoten, Stabilität der Unterschiede und Konvergenz
Anpassungsbedarf Ständiger Anpassungsbedarf auf regionalen Arbeitsmärkten durch: • Strukturwandel • z.B. Textilindustrie schrumpft, Automobilsektor wächst • technische Entwicklung • z.B. Bedarf an Ungelernten geht zurück, Bedarf an Hochqualifizierten steigt durch Computerisierung der Arbeitswelt • Veränderungen der internationalen Arbeitsteilung • z.B. Produktion von Mobiltelefonen wird in ein Land mit niedrigeren Lohnkosten verlagert Wie stark (schnell) sind die regionalen Anpassungsvorgänge?
Persistenz der regionalen Arbeitslosenquoten • Wie lange dauert es bis sich ein einmaliger Schock auf die regionale Arbeitslosenquote abgebaut hat? Untersuchung: • Vergleich Westdeutschlands (1974-2007) mit US-Bundesstaaten (1970-1990) und europäischen Regionen (1966-1987) • Probleme: Einheiten unterschiedlicher Größe, Zeiträume nicht deckungsgleich Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Impuls-Antwort-Funktionen der regionalen Arbeitslosenquoten im Vergleich (Westdeutschland, EU und USA) Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Verteilung der Arbeitslosenquoten 2007*(nach Agenturbezirken ohne Ostdeutschland) *Jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote 2007 in % (Bezugsgröße alle zivilen Erwerbspersonen)
Regionale Arbeitslosigkeit in Westdeutschland Zwischen den Regionen existieren große Unterschiede Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Regionale Arbeitslosigkeit – empirische Fakten Die Unter-schiede zwischen den Regionen sind zeitlich stabil Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
n = 27 n = 93 n = 26 n = 175 Regionale Arbeitslosigkeit – empirische Fakten • Relative Position der Regionen bleibt im Zeitverlauf tendenziell erhalten Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Untersuchung auf Bundeslandsebene • Durchschnittl. Arbeitslosenquote für die Jahre 1974-2007 Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Untersuchung auf Bundeslandsebene • Durchschnittl. Arbeitslosenquote für die Jahre 1974-2007 Quelle: IAB (Blien, Wolf et al. 2008)
Niveau und Veränderung der regionalen Arbeitslosigkeit (1996-2007) Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen (Stichtag 30.06.)
Niveau und Veränderung der regionalen Arbeitslosigkeit (1996-2007) Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen (Stichtag 30.06.)
Arbeitslosenquote und SGB-II-Anteil 2007 in Prozent (Agenturbezirke) Quelle: Statistik der BA, eigene Berechnungen
Die urbane Lohnprämie • Erklärungsansätze • ability bias (schärfere Selektion der Arbeitskräfte in der Stadt?) • wage level effect (höhere Produktivität z.B. wegen besserer Infrastruktur, besserem Matching) • wage growth effect (knowledge spillovers, dynamischer Effekt besseren Matchings)
Firmengrößen-Prämie • firm size- wage premium: 35% (Brown et al. (1990)) • Erklärungsansätze (z.B. Oi, Idson (1999)) • costs of monitoring • efficiency wages • rent sharing • compensation for higher performance standards • investment in occupational training
Anzahl und Anteil der Arbeiter nach Firmengröße und Regionstyp