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Wie gewinnt man soziale Information?

Wie gewinnt man soziale Information?. Soziale Vergleiche Vorlesung Winter, 2013/14 Thomas Kessler. Überblick. Wissen über das Selbst Theorie sozialer Vergleiche (Festinger, 1954) Ähnlichkeitshypothese und Paradox Motive für sozialen Vergleich Temporale Vergleiche (Albert, 1977).

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Wie gewinnt man soziale Information?

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Presentation Transcript


  1. Wie gewinnt man soziale Information? Soziale Vergleiche Vorlesung Winter, 2013/14 Thomas Kessler

  2. Überblick • Wissen über das Selbst • Theorie sozialer Vergleiche (Festinger, 1954) • Ähnlichkeitshypothese und Paradox • Motive für sozialen Vergleich • Temporale Vergleiche (Albert, 1977)

  3. Leitfragen • Welche Quellen für Selbstkonzept-Wissen und Selbstwert kann man unterscheiden? • Wie kann man sich typischerweise mit ähnlichen Personen vergleichen? • Welche Motive können hinter sozialen Vergleichen stehen?

  4. Das Selbst • Es gibt keinen Menschen, über den wir so viel wissen, wie über uns selbst. • Wissen über das Selbst nennt man das Selbstkonzept. • Die Beschäftigung mit dem Selbst nennt man Selbstaufmerksamkeit. • Der Wert den man (selbst oder andere) dem eigenen Selbst zuordnen ist der Selbstwert. • Das Selbst oder die Identität besteht aus dem Selbstkonzept, der Selbstaufmerksamkeit, und dem Selbstwert.

  5. Das Selbst • Funktionen des Selbstkonzepts: • Strukturierung (das Selbst als Schema) • Basis für Emotionen (Vergleich zwischen Actual-Self, Ideal-Self und Ought-Self) (Higgins, 1987) • Exekutive mit begrenzten Ressourcen (Muskel-metapher; Ego-Depletion) (Baumeister, Muraven & Tice, 2000)

  6. Wie kommen wir zu einem Verständnis von uns Selbst? • Introspektion (z.B. Emotionen) • Beobachtung des eigenen Verhaltens • Vergleiche mit anderen Menschen

  7. Introspektion und Selbstaufmerksamkeit Introspektion … ist das gezielte Erkunden des Selbst. … ist nicht so dominant wie man annehmen könnte (ca. 8% der Zeit). … liefert oft nicht Zugang zu den wahren Ursachen des Verhaltens, der eigenen Gefühle etc. (d.h. subjektive Theorien stimmen oft nicht). … führt oft zu vorübergehenden Veränderungen der Einstellung. Selbstaufmerksamkeit (SA) … wird getrennt in private SA (Bewertung des Verhaltens anhand eigener Standards) und öffentliche SA (Bewertung des Verhaltens anhand der Standards von Beobachtern) (Carver & Scheier, 1981) … auf die eigenen Ideale und Verpflichtungen (private SA) führt zu mehr Unruhe und Ärger (d.h. ist besonders bei Misserfolg aversiv). … kann durch Problemverhalten (Alkoholmissbrauch, Fressattacken, Selbstschädigung) oder religiöse Aktivitäten verringert werden.

  8. Selbstbeobachtung als Quelle der Selbsterkenntnis • Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) • Wir schließen nur vom eigenen Verhalten auf Gefühlszustände (oder Einstellungen), wenn wir uns nicht sicher sind, wie wir zu etwas stehen. • Das Verhalten wird nur aussagekräftig für eigene Gefühle oder Einstellungen angesehen, wenn es nicht durch die Situation erzwungen wurde.

  9. Theorie sozialer Vergleiche • Festinger, 1954 • Grundannahmen: • Bedürfnis die eigenen Fähigkeiten und Meinungen zu bewerten • Vergleich mit ähnlichen • Gibt es keinen objektiven Maßstab, dann werden soziale Standards gewählt • Negative oder diskrepante Vergleichsergebnisse lösen Bestrebungen aus, diese Situation zu verändern.

  10. Urteile sind „relativ“? • Alle Urteile sind relativ zu Referenzpunkten (Frage: Kann es auch absolute Urteile geben?) • Wo haben wir bisher von Vergleichen und ihrem Einfluss gehört? Z.B.Ankereffekte: Urteile werden in Richtung eines vorgegeben Wertes verändert Simulationsheuristik: Durch die Simulation von Alternativen werden Referenzstandards erzeugt.

  11. Parameter des sozialen Vergleich • Vergleichssubjekt • Vergleichsobjekte • Zeitdimension • Vergleichsdimensionen

  12. Parameter des sozialen Vergleich

  13. Objektive vs. soziale Vergleiche • Je attraktiver und wichtiger eine Referenzgruppe ist, desto eher wird sie als Bewertungskriterium gewählt (Miller, 1977). • Entstehung von Gruppennormen (Sherif) • autokinetischer Effekt • Konformität nach Asch • Linienvergleich

  14. Präferenz für soziale Vergleiche

  15. Ähnlichkeitshypothese • Man bevorzugt soziale Vergleiche mit ähnlichen Personen / mit Personen, die auf relevanten Dimensionen ähnlich sind. • Paradox: Woher soll man denn wissen, welche Personen einem in relevanten Dimensionen ähnlich sind, ohne sich mit ihnen zu vergleichen? • Macht man also doch mit allen / vielen Personen Vergleiche?

  16. Ähnlichkeitshypothese • Untersuchung von Gilbert, et al, 1995 • Hypothesen: In einem ersten intuitiven Verarbeitungsschritt, werden alle angebotenen Vergleichsinformationen aufgenommen. In einen zweiten kognitiv aufwändigeren Verarbeitungsschritt werden alle nicht informativen Vergleichsinformationen zurückgewiesen.

  17. Ähnlichkeitshypothese • Zwei Strategien, diese Hypothese zu untersuchen: • Beeinträchtigung der Korrekturprozedur (z.B. durch kognitive Doppeltätigkeit) • Messung einer Reaktion, die nach der Korrektur noch nachklingt (z.B. Emotionen oder Stimmung)

  18. Ähnlichkeitshypothese Studie I • Vpn bearbeiteten eine Aufgabe („Erkennung von Schizophrenie“). Rückmeldung ihrer Leistung und die anderer Vpn (den anderen Vpn wurde aber eine besondere Hilfestellung gegeben – die Vergleichsergebnisse waren also nicht informativ!). • UV1: Mit / ohne kognitiver Doppelbelastung (geringe vs. hohe Korrekturmöglichkeit) • UV2: Gute vs. schlechte Leistung der Konföderierten (hoher vs. niederer Vergleichsstandard) • AV: Einschätzung der eigenen Leistung

  19. Ähnlichkeitshypothese • Ergebnisse

  20. Ähnlichkeitshypothese Studie II • Versuchspersonen bearbeiteten eine Aufgabe. Sie bekamen ihre eigene Leistung rückgemeldet und die Leistung anderer Vpn. • UV1: bessere vs. schlechtere Leistung der anderen Vpn. • UV2: gleiche vs. andere Aufgabe der anderen Vpn • AV1: Einschätzung der eigenen Leistung • AV2: Veränderung der eigenen Stimmung

  21. Ähnlichkeitshypothese • Ergebnisse

  22. Soziale Vergleiche als Copingstrategien • Was passiert wenn ein Vergleich negativ ausgeht bzw. Diskrepanzen der eigenen Meinung und anderer Meinungen festgestellt wird? • Verbesserung der eigenen Leistungen bzw. Reduktion der Diskrepanz • Sollte das nicht möglich sein …

  23. Soziale Vergleiche als Copingstrategien • Abwertung des Vergleichsobjekts • Wahl einer neuen Vergleichsdimension (z.B. Mathe mangelhaft & aber dafür Religion sehr gut) • Wahl eines neuen Vergleichsobjekts • Umbewertung einer Vergleichsdimension (z.B. „Black is beautiful“)

  24. Motive für den sozialen Vergleich • Selbstwertschutz • Akkuratheit • Selbstverbesserung

  25. Temporale Vergleiche • Albert (1977) • Vergleiche über die Zeit • Bewahrung der Identität des Selbst unter sich verändernden Bedingungen • Gefühl bzw. Sinn für eigene Kontinuität • Man versucht möglichst hohe Konsistenz über die Zeit zu finden.

  26. Temporale Vergleiche • Bedingungen unter denen temporale Vergleiche wahrscheinlicher werden: Rasche Veränderungen der Lebensumstände Lebenslage mit negativer affektiver Qualität Suche nach Sinn bzw. Ursache von Veränderung • Aber: In verschiedenen neueren Untersuchungen konnte gezeigt, dass temporale Vergleiche ebenso häufig, wenn nicht häufiger sind als soziale Vergleiche (z.B. Ross & Wilson, 2001)

  27. Zusammenfassung • Selbstkonzept, Selbstaufmerksamkeit, und Selbstwert • Quellen der Selbsterkenntnis: Introspektion, soziale und temporale Vergleiche • Ähnlichkeitshypothese: Intuitiv Vergleiche mit allen, bewusst Vergleiche mit ähnlichen.

  28. Literatur • Aronson, Wilson & Akert (2004), Kap. 5 • Smith & Mackie (2000), Kap. 4

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