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Eine Chance für den Thüringer Wald in Zeiten des Klimawandels Der Waldumbau. Ingolf Profft. Waldland Thüringen Ein Drittel des Freistaates sind mit Wald bedeckt Thüringen ist eines der waldreichsten Bundesländer Unter den Baumarten dominieren die Nadelhölzer
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Eine Chance für den Thüringer Wald in Zeiten des Klimawandels Der Waldumbau Ingolf Profft
Waldland Thüringen • Ein Drittel des Freistaates sind mit Wald bedeckt • Thüringen ist eines der waldreichsten Bundesländer • Unter den Baumarten dominieren die Nadelhölzer • Hier vor allem die Fichte (43 %) dann die Kiefer (16%), • Bei Laubbäumen dominiert die Buche (20%) vor der Eiche (7%)
Thüringer Waldgeschichte I • Waldumbau ist ein generationenübergreifender Prozess • Kurze Rückschau erklärt die Ausgangssituation heute • Bedeutung des Waldes war auf die Nutzung als Rohstofflieferant reduziert • Holz wurde als Brennstoff oder als Baumaterial genutzt
Thüringer Waldgeschichte II • In der Regel wurde Holz durch Kahlschläge vor Ort gemacht • Bei der Wiederaufforstung stand die Ertragsfähigkeit und Wuchsgeschwindigkeit der Baumart im Vordergrund • Deshalb entschied man sich in der Regel für die Fichte
Thüringer Waldgeschichte III • Orkan – und Borkenkäferkatastrophe (1946 – 1954) • Reaktion auf diese Katastrophen (vor rund 50 Jahren): • Wille standortgerechte Misch- und Laubwälder aufzubauen • Kriegsfolgen als Problem: • Personalmangel, keine gute Saat- und Pflanzgutversorgung • Wildschäden und Mäuseschäden • fehlende Pflegemaßnahmen
Folge und somit Teil der Ausgangssituation heute • Anbau von Tieflandsfichten in Hochlagen (400 – 700m NN) • Häufiger Schnee- und Sturmbruchschäden • Äste von Tieflandsfichten brechen bei Nassschnee • Nassschnee rutscht bei Hochlandsfichten ab
Hochlandsfichte Tieflandsfichte
Gesellschaftliche Ausgangslage I • Bedeutungswandel des Waldes • Wald ist heute multifunktional • Ökologische Funktion • Erholungsfunktion • Nutzfunktion
Gesellschaftliche Ausgangslage II • Ökologische Funktion • Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten • Wald schützt Boden und Wasser • Wald wirkt ausgleichend auf lokales Klima • Weltklima
Gesellschaftliche Ausgangslage III • Erholungsfunktion • Wald bietet Bürgern Ruhe und Entspannung • Tourismus • Nutzfunktion • Wald ist auch Rohstoff- und Energieressource
Ökologische Ausgangslage Klimawandel trifft den Thüringer Wald unvorbereitet
Der Klimawandel • Höhere Temperaturen • Geänderte Niederschlagsverhältnisse • Zunehmende Witterungsextreme • Regen fehlt in der Wachstumsperiode • Regenfälle verschieben sich in den Winter
Die Auswirkungen auf den Wald • Häufigere und kräftigere Schadereignisse (Beispiel: Kyrill) • Mittlere sowie Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes besonders betroffen
Kyrill 2007 - eine Schadensbilanz I • Rund 6.300 ha Kahlfläche • Rund 4.700 ha stark verlichtete Flächen • 90 Prozent der geschädigten Flächen waren mit Fichte bestockt
Kyrill 2007 - eine Schadensbilanz II • Schäden nahmen mit zunehmenden Berghöhen zu • Beimischung anderer Baumarten reduzierte Schäden bei Fichtenbeständen • Sogar wenige Laubhölzer bewirkten schon einen erheblichen Stabilisierungseffekt
Kyrill 2007 – Negative Auswirkungen I • Tourismus • Intensiv und langfristig • Wald nach Schadereignis komplett gesperrt • Wiederaufbau der Infrastruktur dauert
Kyrill 2007 – Negative Auswirkungen II • Naturschutz • Waldökologie verändert sich • Ausfall der Schadgebiete als lokale Klimaregler
Kyrill 2007 – Negative Auswirkungen III • Holzverwertung • Schadholz von Borkenkäfer bedroht • Holzentwertung durch Preisverfall • Forstschadensausgleichsgesetz
Nach Kyrill 2007: „Nach dem Sturm ist vor dem Sturm“ • Wer streut rutscht nicht - zukünftige Risikovorsorge • mindestens 20%igen Mischbaumanteil bei allen Pflanzungen sichern • Baumartspezifische und standortgerechte Anpassung an klimatische Verhältnisse • Stabilisierung der Fichtenreinbestände hat höchste Priorität
Die Modellregion I • Die Modellregion liegt im Bereich der Forstämter Oberhof und Frauenwald, Finsterbergen • Es soll über einen Zeitraum von 10 Jahren betrieben werden
Die Modellregion II • 500 bis 700 ha Wald sollen dort aktiv ohne Zaun umgebaut werden • Eingebettet in diese Fläche ist eine 1.000 ha große Zone mit intensiver Bejagung • Diese Zone liegt wiederum innerhalb eines passiven Waldumbaugebietes von rund 8.000 bis 10.000 ha mit geringer Bejagungsintensität
Was soll gemacht werden Der Waldumbau
Die 4 waldbaulichen Schwerpunkte: Etablierung und Förderung von Fichten in Hochlagen mit geeigneter Herkunft Baumartenwechsel mit Ziel: Bergmischwald unter Berücksichtigung der neuen Baumartenempfehlung Strategien zum Umgang mit dichter Fichten-Naturverjüngung falscher Herkunft Pflege- und Entwicklungskonzepte für mittelalte Fichtenreinbestände
Baumarten für die Standort- und Klimaanpassung • Rotbuche • Eberesche • Bergahorn • Spitzahorn • aber auch Nadelhölzer wie • Weißtanne • Douglasie
Ziele des Waldumbaus • Artenreichen Wald schaffen • Stabilen und Ertragssicheren Wald schaffen • Bessere Lebensbedingungen für Wild schaffen • Wildökologisch besseren Wald schaffen
Die Jagd ist Teil des Waldumbaus I • Wild- und Jagdmanagement ist zwingend notwendig • Es fehlt zurzeit das Gleichgewicht von Wald und Wild • Verjüngung der Hauptbaumarten muss gesichert werden • Effektive Bejagung vermeidet Verbiss an den jungen Pflanzen • Ziel ist deshalb, den Wildbestand in der Modellregion zu reduzieren
Die Jagd ist Teil des Waldumbaus II • Zugleich soll das Wild durch die Jagdtätigkeit beunruhigt werden • Es soll in vorher festgelegte Ruhezonen ausweichen • Kernzone des Waldumbaus muss mit Umbaubeginn frei sein • Deshalb beginnt Bejagung schon vor dem Umbau • Ausgewählte Ruhezonen können auch Tourismusbereiche betreffen
Exkurs I: Zäune keine Alternative • Zäune sind nicht effektiv genug • Zäune produzieren hohe Kosten • Nach Aufbau der Zäune hohe Pflegekosten
Projekt wird wissenschaftlich begleitet • Einbindung von forst- und jagdwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen • Aussagen des Projektes sind auch für Waldumbaumaßnahmen im Nichtstaatswald von Bedeutung
Projekt braucht regionale Zusammenarbeit • Waldumbau geht uns alle an • Zusammenarbeit mit allen Waldnutzern in der Kammregion des Thüringer Waldes notwendig • Wir brauchen einen breiten Konsens für alle künftigen Umbaumaßnahmen
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit Auf ein gutes Gelingen