140 likes | 316 Views
Theory of mind Die erstellung von täterprofilen : denken wie der täter ?. Von Selin Cal. Gliederung. I. Vorwort II. Entwicklung der operativen Fallanalyse (OFA) III. Bedeutung und Allgemeines der Fallanalyse IV. Grundlagen der Fallanalyse (Einschub: Ausbildung der Fallanalytiker)
E N D
TheoryofmindDie erstellung von täterprofilen: denken wie der täter? Von Selin Cal
Gliederung I. Vorwort • II. Entwicklung der operativen Fallanalyse (OFA) • III. Bedeutung und Allgemeines der Fallanalyse • IV. Grundlagen der Fallanalyse • (Einschub: Ausbildung der Fallanalytiker) • V. Ablauf einer Fallanalyse • VI. Ergebnisse einer Fallanalyse • VII. Nachvollziehen des Täterhandelns vs. Denken wie der Täter
I. Vorwort „Theory of Mind“ (ToM) ist der Begriff für eine spezielle geistige Leistung, nämlich die Fähigkeit bzw. der Versuch eines Individuums, sich in andere hineinzuversetzen, um deren Wahrnehmungen, Gedanken und Absichten zu verstehen. Dies findet Verwendung in der Erstellung von Täterprofilen, in der die Fallanalytiker versuchen, das Verhalten eines Täters zu rekonstruieren und dadurch nachvollziehbar und erklärbar zu machen.
I. Die Entwicklung der operativen Fallanalyse • -Am Ende der 70-er Jahre gab es eine deutliche Veränderung der Tötungsdelikte in den USA, wobei solche ohne Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter zunahmen • -Aufgrund der Verschlechterung der Aufklärungsquote startete das amerikanische FBI ein Forschungsprojekt zur Förderung des Verständnisses für Fälle solcher Art • ( 1988 Veröffentlichung der zusammengefassten Ergebnisse dieser Studie) • - Seit dem Anfang der 90-er Jahre beschäftigt sich das Bundeskriminalamt (BKA) mit der Fallanalyse, welche seit dem Fall des Serienmörders Horst David (1995) auch in Bayern begann, Verwendung zu finden • - Inzwischen hat jedes Bundesland (sowie das BKA) eine OFA – Einheit • - Seit 2001 ist die Verbunddatei ViCLAS (Violent Crime Linkage Analysis System) überall im Einsatz und dient der frühzeitigen Erkennung von Serientaten bzw. -tätern im Bereich von Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten
II.Bedeutung und Allgemeines der Fallanalyse • -Die Fallanalyse ist ein kriminalistisches Werkzeug, das in Fällen von herausragender Bedeutung ( vgl. Punkt III ) auf der Grundlage von objektiven Daten und auf intellektuell / kognitiver Ebene das Fallverständnis vertiefen soll • -Das wiederrum stellt die Grundlage für die Ableitung zum Motiv der Tat sowie der wahrscheinlichen Täterpersönlichkeit dar • -Die Erstellung des Täterprofils zieht die größte Aufmerksamkeit auf sich (obwohl es sich nicht um das wichtigste Element der FA handelt), da es sich hierbei um die Beschreibung der Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften einer unbekannten Person handelt • -In diesem Zusammenhang stellt sich oft die Frage, ob es notwendig sei, wie ein Täter zu denken um die Beschreibung der Persönlichkeit entwickeln zu können • -In der Öffentlichkeit existiert der Fehlglauben Fallanalytiker (Profiler) seien in der Lage, das gezeigte Täterverhalten auf emotionaler Ebene nachvollziehen zu können, was auch durch mediale Umsetzungen v.a. in Filmen wie z.B. „ Das Schweigen der Lämmer ´´ aufgezeigt wird • -Das Kernstück einer jeden FA stellt die Tathergangsanalyse dar : Nun erfolgt die gedankliche Rekonstruktion des Tatgeschehens und der Abläufe am Tatort, als Ergebnis der Interaktion zwischen Opfer und Täter • Der Fallanalytiker hat hier die Aufgabe diese Interaktion möglichst detailliert nachzuvollziehen und durch die Interpretation des gezeigten Täterverhaltens Rückschlüsse auf Motive und Persönlichkeit des Täters zu ziehen
III. Grundlagen der Fallanalyse • 1. Tatort • 2. Erkenntnisse hinsichtlich Verletzungsmuster und • Todesursache • 3. Hintergrundinformation zum Tatopfer --------------------------------------------------------------------------------------------- Zu 1. : Im Rahmen der Fallanalyse erfolgt eine genaue Aufarbeitung der dort vorzufindenden Spuren, wobei die Frage nach deren Entstehung geklärt werden muss. Die einzelnen Elemente der Spurenlage werden zunächst zu einem sinnvollen Ganzen zusam- mengefügt. Anschließend wird versucht eine Chronologie der Handlungen zu erstellen. Die Tat wird hierzu z.B. in einzelne Phasen unterteilt: -Annäherung an das Opfer -Kontrollgewinnung -sexuelle Handlungen & -Tötung des Opfers
Zu 2. : • Hiermit kann man einen Einblick in die Dynamik des Handlungsablaufs zwischen Täter und Opfer erlangen → die Frage ob es sich um eine bereits geplante Tötung oder einen eskalierenden Handlungsablauf handelte, lässt sich somit nun beantworten. • Zu 3. : • Die Informationen zur Opferpersönlichkeit umfassen : • 1. die Lebensumstände des Opfers • 2. die Gewohnheiten und die Routineaktivitäten sowie • 3. das zu erwartende Konfliktverhalten • Ohne ein vertieftes Verständnis der Opferpersönlichkeit ist die Erstellung einer Fallanalyse kaum möglich • Fazit • Durch diese 3 Grundlagen ist es möglich den Tathergang zu rekonstruieren und Ableitungen zum Motiv sowie zum Täter zu erhalten: • Da es sich bei diesen Aussagen um Interpretationen handelt, spricht man von Wahrscheinlichkeitsaussagen → analytischer Prozess erfolgt im Teamansatz (bestehend aus Fallanalytikern mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen) • ! Dies stellt wieder einen entscheidenden Gegensatz zu den häufig in den Filmen & Medien dar- • gestellten Profilern als Einzelkämpfer dar !
Einschub: In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Ausbildung der Fallanalytiker → siehe nächste Seite
Ausbildung der Fallanalytiker • Die Ausbildung dauert 2-3 Jahre, in denen der Fallanalytiker vier aufeinander aufbauende Lehrgänge durchläuft. • Dabei wird das relevante Hintergrundwissen aus , • - der Kriminalistik • - der Kriminologie • - der Psychologie • - der Psychiatrie & • - der Rechtmedizin vermittelt • Zwischen den Lehrgängen erfolgt die Betreuung und Fortbildung auf den Dienststellen durch ausgebildete Fallanalytiker • Nach der wissenschaftlichen Aufarbeitung einer Hausarbeit über ein fallanalytisch relevantes Thema und der erfolgreichen Teilnahme an den Lehrgängen erfolgt die Zertifizierung zum polizeilichen Fallanalytiker
Die Erstellung einer Fallanalyse ist möglich, wenn im Rahmen der Tatbegehung Verhalten gezeigt wurde, das für die Interpretation geeignet ist • Einsatzbereiche für die operative Fallanalyse sind : • - sexuell motivierte Tötungsdelikte • - Serienmord • - Serienvergewaltigung • - Tötungs- oder Sexualdelikte mit auffälligem Täterverhalten (Einzeltaten) • - Tötungsdelikte mit unklarer Motivlage • - Serienbrandstiftungen • - Anschlagsserien (z. B. Briefbomben) • - Bedrohungsfälle • [ Der Hauptanteil der Fälle, die durch die OFA Bayern analysiert werden, sind mit 70 % Tötungsdelikte gefolgt von Sexualdelikten (ca. 20%) ]
IV. Ablauf einer Fallanalyse │ ↓ │ │ ↓ │ │ │ ↓ │ │ ↓ │ -Vor Ort erfolgt die Erhebung der für die FA notwendigen Informa- tionen -Das Team besichtigt nach Abschluss der Spurensicherung den Tatort und wird von den er- mittelnden Beamten in die ob- jektiven Informationen des Falls (Tatort, Obduktionsergebnisse & Opferhintergrund) eingewiesen -In der nächsten Stufe erfolgt die Auswertung der Informationen -Es folgt die eigentliche Analyse des Falls (4-5 Tage), mit der Er- arbeitung eines schriftlichen Er- gebnisses -Diese werden im Rahmen eines Vortrags präsentiert und die da- raus folgenden Ermittlungshand- lungen werden diskutiert EErhebung der Falldaten Auswertung der Falldaten Bewertung & Interpretation der Falldaten (Analyse) Erarbeitung der Ergebnisse Präsentation der Ergebnisse
V. Ergebnisse einer Fallanalyse • Im Rahmen der Erstellung von Fallanalysen können zu unterschiedlichen Bereichen Aussagen getroffen werden • Modell zur Entstehung einer Tatsituation Motivierter Täter Geeignetes Fehlende & verfügbares Opfer Sozialkontrolle • Aufbauend auf die Rekonstruktion des Tathergangs erfolgt die Bewertung der Tatsituation, also die Erklärung, wie es zum Zusammentreffen eines Täters mit entsprechendem Motiv und einem geeigneten & verfügbaren Opfer bei fehlender Sozialkontrolle kam • Die handlungsleitenden Ziele des Täters, Aussagen hinsichtlich der Strukturiertheit des Täterhandelns sowie die Tatvorbereitungshandlungen stellen wesentliche Elemente eines fallanalytischen Ergebnisses dar • Fallspezifisch bedeutsame Verhaltensweisen, wie z. B. ein Übertöten des Opfers, werden bewertet und fließen in die Beschreibung der Täterpersönlichkeit ein • Am Ende stehen im Regelfall die Ermittlungsempfehlungen Tat- situati on
VI.Nachvollziehen des Täterhandelns vs. Denken wie der Täter Denken Fallanalytiker wie die Täter? Jein • Der polizeiliche Fallanalytiker versucht in 1. Linie, basierend auf Fakten und Feststellungen am Tatort sowie am Opfer, das Handeln des Täters nachzuvollziehen. Dies geschieht überwiegend auf einer intellektuell-kognitiven und nicht emotionalen Ebene • Zweifellos beinhaltet aber nahezu jede Tat Elemente aus dem Alltagsverhalten, wie z. B. das Ansprechen einer Frau mit dem Ziel einer Kontaktaufnahme, die emotional nachvollziehbar sind • Alle abweichenden Elemente (Devianzen), die kriminelles oder stark zwanghaftes Handeln indizieren, können nur mit einem soliden Hintergrundwissen in den relevanten Disziplinen und der Erfahrung bei der Analyse von ähnlich gelagerten Delikte als solche erkannt und analytisch aufbereitet werden. Auf dieser Basis ist es möglich, ein komplexes Gebilde, wie z. B. einen Sexualmord ganzheitlich wahrzunehmen und die für die Ermittlung relevanten, hilfreichen Rückschlüsse der Motivlage & Persönlichkeit des unbekannten Täters zu ziehen • → polizeilicher Fallanalytiker muss bestimmte Fähigkeiten, speziell auf dem Gebiet der ganzheitlichen Wahrnehmung, der analytischen Fähigkeiten sowie des wertfreien Erfassens anderer Milieus besitzen
Fazit: • Im Rahmen von Fallanalysen wird versucht, das Verhalten eines Täters zu rekonstruieren und dadurch nachvollziehbar & erklärbar zu machen; dies ist jedoch weit davon entfernt, in die Gedankenwelt eines Täters einzudringen !