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Eric Breuer

Eric Breuer. Lagerschreiber in Hailfingen. Kindheit in Wien.

mayda
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Eric Breuer

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Presentation Transcript


  1. Eric Breuer Lagerschreiber in Hailfingen

  2. Kindheit in Wien Eric(h) Breuer wurde am 1. 6. 1911 in Wien geboren. Sein Vater Julius Breuer betrieb – zusammen mit seinem Bruder - in der Wiener Kohlmessergasse 6 die Krawattenmanufaktur „Brüder Breuer“ mit zahlreichen Vertretungen im In- und Ausland. In sie trat Eric 1930 ein und organisierte v.a. den Vertrieb in Mittel- und Ost-europa. Die Manufaktur wurde 1938 „arisiert“, ebenso die Breuersche Kunstsammlung, die v.a. österreichische Maler des 19. Jahrhunderts enthielt. Firmensitz der Brüder Breuer in der Kohlmessergasse 6 (1940)

  3. Anschluss Österreich Eric Breuer machte 1930 sein Abitur auf einem Realgymnasium. Er arbeitete bis zum „Anschluss“ Österreichs 1938 bei seinem Vater. Er war am 15. März 1938 mitten in der „begeisterten“ Menge auf dem Heldenplatz, als Hitler dem deutschen Volk die „größte Vollzugsmeldung seines Lebens“ mitteilte und „als Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Reichs.... vor der Geschichte nunmehr den Eintritt“ seiner Heimat in das Deutsche Reich verkündete. Da beschloss Eric Breuer, Österreich zu verlassen. Hitler spricht auf dem Heldenplatz

  4. Belgien Eric Breuer ging im Juli 1938 – mit 10 Reichsmark in der Tasche – auf „Geschäftsreise“ nach Belgien, um dort mit dem belgischen Agenten der Firma eine neue Krawattenmanufaktur aufzubauen. Er durchquerte heimlich Holland und wartete auf ein Touristenvisum nach England, flog nach England, wurde aber am Londoner Flughafen zurückgeschickt. Schließlich bekam er in Belgien eine Aufenthaltserlaubnis und begann dort zu arbeiten. Eric Breuer in Amsterdam 1938

  5. Fünfte Kolonne Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Belgien am 10. 5. 1940 wurde Eric Breuer als unerwünschter Ausländer („Fünfte Kolonne“) nach Frankreich abgeschoben und ins Lager St. Cyprien gebracht. Nach zwei Monaten dort kam er ins Lager Gurs, dann am 13. 2. 1941 in das Arbeitslager Sept-Fonds nahe Montauban, wo er die Funktion eines Secrétaire bekam und relative Freiheiten hatte. Gurs

  6. Drancy Um nicht von dort nach Deutschland deportiert zu werden, floh Eric Breuer im August 1942 in die Schweiz, erhielt dort aber kein Asyl und wurde nach Frankreich zurücktransportiert. Mit dem Bus ging es von Annecy nach Lyon ins Sammellager und am nächsten Tag im Viehwagen nach Paris. Zwei Tage war er im Lager Drancy. Am 28. 8. 1942 ging von dort ein Transport (Nummer 25) nach Kosel in Oberschlesien und in das Lager Ottmuth (Landkreis Groß Strehlitz), einem Nebenlager von Auschwitz. Von dort aus brachte ihn ein Transport mit 500 Juden aus Frankreich und Belgien am 12. 9. 1942 in das Zwangsarbeitslager Trzebinia. Drancy

  7. Arbeitslager Trzebinia Der Lagerälteste forderte für die Kranken die nötigsten Medikamente an. Anstelle der Medikamente kam eines Tages SS-Obersturmbannführer Lindner in das Lager, um nach dem Grund unserer Krankheiten zu suchen. Schnell stellte er fest, dass es sich nur um Simulanten und Saboteure handle. Er schlug den Lagerältesten und den Arzt, schrie den Nazi-Lagerführer an, nahm einen Gummiknüppel und jagte alle Kranken hinaus und zur Arbeit. Das war eine gu-te Lösung. Einige Tage später gab es keine Kranken mehr - sie waren all tot. Lager Trzebinia

  8. Kabarett in Auschwitz Am 28. 10. 1943 wurde das Lager aufgelöst und Eric Breuer nach Auschwitz deportiert, wo ihm nach der Selektion die Nummer 159 944 eintätowiert wurde. Der Blockälteste im Block 12, ein Deutscher, ein brutaler Krimineller, gründete eine Kabarettgruppe, in der Eric Breuer mitwirkte. Wir bekamen die doppelte Essensration. Unter der Woche wurde das Programm geübt und wir mussten nicht arbeiten.Von Zeit zu Zeit wurden einige hundert oder tausend Männer in die Kohlengruben in Oberschlesien geschickt, um die erschöpften Mannschaften zu ersetzen. Alle meine Kameraden wurden dorthin deportiert, aber die Künstlergruppe war tabu. Das ging bis Januar 1944. Auschwitz-Birkenau: Selektion

  9. Kanada-Kommando Eric Breuer überstand die brutale Selektion am 19. 1. 1944, bei der 95 Prozent der Häftlinge ins Gas geschickt wurden. Er kam mit Typhusverdacht in die Krankenstation, in der zwischen vier- und fünftausend Kranke untergebracht waren, und blieb dort zwei Monate. Anfang März kam er ins Arbeitslager von Birkenau. Die schwere Arbeit (Transport von Flugzeugteilen) ließ seine Kräfte schwinden. Zufällig traf er seinen ehemaligen Blockältesten, den Gründer der Künstlergruppe. Dieser war Kapo und machte ihn zum „Kommandoschreiber“ im Kanada-Kommando. Kanada-Kommando

  10. Stutthof-Hailfingen Am 30. 10. 1944 kam er in Stutthof an. Am 17. 11. 1944 kam er in den Transport nach Hailfingen, der dort - nach seinen Angaben - bereits zwei Tage später, am 19. 11. 1944 eintraf. Er erhielt die Natzweiler Nummer 40 493. Eric Breuer wurde Lagerschreiber, erledigte nicht nur die Post mit den „höhergestellten Autoritäten“, er schrieb auch alle offiziellen Papiere. Er kümmerte sich um den damals 14-jährigen Jehuda Schwarzbaum, der leichtere Arbeiten übernehmen musste. Eric Breuer und Jehuda Schwarzbaum nach der Befreiung April 1945

  11. Hailfingen Dieses Lager war nichts mehr als ein leerer Hangar auf dem Militärflugplatz von Hailfingen, ohne Betten, ohne Waschgelegenheit mit einem Graben als Toilette. Der Platz davor war ein schlammiges Gelände, und während der Appelle, die zweimal am Tag stattfanden, sank man bis zu den Knöcheln in den Dreck. Eine Woche lang schliefen wir auf dem nackten Boden. Die Zahl der Kranken stieg sehr schnell und jeden Tag gab es einige Tote. Nach drei Monaten blieben von 600 nicht mehr als 296, 200 waren tot und der Rest mit einem Krankentransport weggefahren. Die Arbeit im Steinbruch war sehr hart. Daneben die üblichen Schwierigkeiten: Völliger Mangel an Hygiene, keine Medikamente, und völlig unzureichende Ernährung. KZ Hailfingen/Tailfingen

  12. Dautmergen Die 296 Überlebenden wurden am 10. 2. 1945 nach Dautmergen gebracht, wo sie einen Tag später ankamen. Dautmergen war ein wirkliches Vernichtungslager. Man vernichtete durch Hunger, Arbeit und Schläge. Es gab keine Gaskammer und kein Krematorium. Die Toten wurden in ein riesiges Massengrab geworfen, einige Schritte vom Lager entfernt. Die Arbeit war sehr schwer und ungesund. Und wurde diszipliniert durch Angst, ständige Appelle und unzureichende Ernährung. Die Häftlinge starben wie die Fliegen. Von den ungefähr 2000 Häftlingen lagen 600 bis 800 krank in einem Krankenblock, der von Zeit zu Zeit geleert wurde. KZ Dautmergen Lagereingang und Krankenbaracke

  13. Flucht Dautmergen wurde Mitte April 1945 aufgelöst. Die 600 Häftlinge kamen auf einen Evakuierungsmarsch in Richtung Dachau. Eric Breuer und vier Freunde -Jehuda Schwarzbaum, Emanuel Mink, Simon Gutman und Tadek (Tadeusz Honikstok) - konnten entkommen. Französische Soldaten brachten sie nach ihrer Flucht nach Rottweil (?), wo sie bei einer Apothekerfamilie übernachteten. Eric Breuer und Freunde in der Apotheke in Rottweil (?)

  14. Paris In Paris kam Eric Breuer mit Jehuda Schwarzbaum im April 1945 in das Hotel Lutetia. Er sah auf der Straße ein Suchfoto von Henry Bily (Bilsky) mit der Adresse der Familie, die nach der Befreiung 1944 nach Paris gezogen war. Er ging hin und teilte den Angehörigen mit, dass Henry Bily überlebt hat und nach Dachau transportiert wurde. Bei diesem Besuch lernte Eric Breuer Henrys Schwester Mathildekennen.Er traf sie einige Monate später zufällig in Nizza wieder – dorthin waren die Bilskys 1945 gezogen -, sie verliebten sich und heirateten. Mathilde Bilsky

  15. Nizza Eric Breuer wurde in Belgien repatriiert und gründete 1946 in Brüssel eine neue Krawattenmanufaktur. U.a. weil es Probleme gab mit dem Export von Belgien aus, ging er 1951 nach Nizza und machte dort eine neue Firma auf, die sich auf exklusive Krawatten spezialisierte. 1974 traten die Söhne Alain, geboren am 5. 4. 1948, und Walter, geboren am 26. 8. 1953, in den Familienbetrieb ein. Eric Breuer starb im August 2004. Seine Frau lebt in Nizza. Familie Breuer ca. 2000

  16. Bildnachweis USC Shoah Foundation Institute Code 30734: 2, 10 und 14 Österreichische Nationalbibliothek: 3 Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz bpk 30014481 und 30012589: 4 und 9 Oskar Althausen: 6 Bundesarchiv BA 183-B 10919: 7 A teacher´s guide: 8 Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz bpk 30023420: 10 Kurt Hinkelbein/USAF Historical Research-Center: 12 Pierre Lefèvre : "Les Déportés d'Argonne", Regnéville 2000, Foto: Suzanne Oswald: 13 Alain Breuer: 5, 14, 15 und 16 Text: Volker Mall/Harald Roth

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