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Einen optimalen Text erstellen Arbeitsstelle Text und Information
Ein Text besteht aus Wörtern: eben: Die Straße ist eben. holprig: Die Straße ist holprig. Die Straße ist eben holprig. 1. Es ist für das Verstehen eines Textes zwar wichtig, die Wortbedeutungen zu kennen. Allerdings ergibt sich die Wortbedeutung oft erst aus dem Satz-Zusammenhang. 2. Sprachverstehen ist ein aktiver Prozess. Wir interpretieren Wörter und Sätze, indem wir den Zusammenhang beachten, in dem sie gebraucht werden (Kontext).
Die Fahrräder stehen im Hof. 1. A läuft suchend durch das Treppenhaus. B sagt: Die Fahrräder stehen im Hof. [Deskription] 2. A stellt sein Fahrrad in das Treppenhaus. B sagt: Die Fahrräder stehen im Hof. [Präskription] Beim Verstehen eines Satzes berücksichtigen wir nicht nur den Zusammenhang seiner Äußerung. Wir konstruieren auch seine endgültige Form bereits beim Hören oder Lesen. Beim Verlassen des Cafés setzte die Dame ihren Hut …
in der Hand haltend eine wichtige Miene auf. Beim Verlassen des Cafés setzte die Dame ihren Hut … in der Hand haltend eine wichtige Miene auf. Garden pathsentence Vereindeutigung durch Kommasetzung. Beim Verlassen des Cafés setzte die Dame, ihren Hut in der Hand haltend, eine wichtige Miene auf.
Wenn wir Sätze zu Texten zusammenfügen, dann sind wir auch hier konstruktiv. Wir verwenden „Bridging“-Strategien. Sie fuhren nach München. Die Felder waren abgeerntet.
Sie reisten nach München. Die Felder waren abgeerntet. • Der Kongress fand in Die Felder waren München statt. abgeerntet.
Nicht nur, dass Sätze zusammengehören, sondern auch die Art und Weise, wie sie zusammengehören, ist eine Sache aktiver Konstruktion. Dies zeigt sich daran, dass wir häufig Information hinzufügen, die nicht explizit im Text enthalten ist. Er nahm den Pinsel und strich die Tür an. und dann *Er strich die Tür an und nahm den Pinsel. Sie drehte den Schlüssel um und der Motor sprang an. und dann / und deshalb *Der Motor sprang an und sie drehte den Schlüssel um.
Es gibt im Text Signale, die darauf hinweisen, welche Information beim Leser / Hörer als bekannt vorausgesetzt wird. Ein LKW kam auf der A 8 ins Rutschen und prallte gegen die Leitplanke. Der LKW kam auf der A 8 ins Rutschen und prallte gegen die Leitplanke. Der bestimmte Artikel der signalisiert Vorwissen: Welcher LKW?
Wie wir die Information im Satz gruppieren, hängt von dem unterstellten Vorwissen des Lesers ab. Die Information, die wir als bekannt unterstellen, wird an den Anfang gestellt, die neue Information steht am Ende. • Ein LKW kam auf der A 8 ins Rutschen und prallte gegen die Leitplanke. Die Straßenverwaltung hatte sie erst kürzlich neu aufgebaut. • Ein LKW kam auf der A 8 ins Rutschen und prallte gegen die Leitplanke. Sie war von der Straßenverwaltung erst kürzlich neu aufgebaut worden.
Die genannten Beispiele zeigen, dass die Leser einen Text nicht passiv aufnehmen, sondern dass sie die Information aktiv konstruieren. Ein optimaler Text ist so aufgebaut, dass er den aktiven Prozess der Textverarbeitung unterstützt. Fehler in der Textgestaltung erschweren es den Lesern, eine zutreffende Interpretation zu ermitteln.
Das Textverstehen verläuft über mehrere Stufen. In einer sehr frühen Phase interpretieren wir den Text auf der grammatischen Ebene. Wir setzen Wörter zu Sätzen und Sätze zu einem Text zusammen. • Danach weisen wir den sprachlichen Einheiten ihre Bedeutung zu – wir ermitteln den Textsinn. • Auf der letzten Stufe konstruieren wir ein Szenario, das der Text beschreibt – ein Bild des beschriebenen Sachverhalts.
Studien zum sprachlichen Gedächtnis haben gezeigt, dass die sprachliche Form (Grammatik) am kürzesten behalten wurde. Der Textsinn blieb etwas länger im Arbeitsgedächtnis haften. Am längsten wurde das Szenario behalten, also der Sachverhalt, der beschrieben wurde. Hieraus folgt, dass ein optimaler Text den Aufbau eines Szenarios unterstützen muss. Auf der anderen Seite darf er keine „grammatischen Hindernisse“ aufbauen, die den Leser zwingen, sehr viel sprachliches Material im Gedächtnis zu speichern. Dies ist eine schlechte „Investition“, da viel Raum für schnell vergessenes Material benötigt wird – auf Kosten des zu entwickelnden Szenarios.
Die Druckerzeugnisse einer mittelständischen Firma: Wie setzt sich dieses Erfordernis bei der konkreten Textarbeit um? Textgliederung : Die einzelnen Abschnitte und Kapitel des Textes sollten deutlich als solche gekennzeichnet sein. Außerdem sollten sie ein ausgewogenes Größenverhältnis zueinander haben. Sind Bilder in den Text integriert, dann ist der Bezug vom Text zum Bild deutlich zu machen. Die Bildinformation sollte im Text wiederaufgenommen werden.
Textgestaltung und –aufbau: • Die Information, die in einem Satz übermittelt wird, sollte an die Information im Vorgängersatz angebunden sein. Es sollten keine informativen Sprünge entstehen. Beispiel 1: Von schwierigen Rahmenbedingungen war vorher nicht die Rede: „Schwierige Rahmenbedingungen prägten das Jahr 2008: …“ Das Jahr 2008 war geprägt von schwierigen Rahmenbedingungen: …
Beispiel 2: Explizite Anknüpfungen an eingeführte Sachverhalte (auch, ebenfalls, jedoch etc.) müssen sich auf diese beziehen lassen. • Der Leser weiß nicht alles, was der Autor ihm als Wissen unterstellt.
Stil: Der Stil sollte seiner Funktion entsprechend gehalten sein. Wenn in einer Broschüre neben dem Foto eine Aussage als „Zitat“ erscheint, dann sollte ein eher mündlichsprachlicher Stil gewählt werden. In einer technischen Beschreibung kann schriftsprachlicher Stil vorherrschen. Auch Fachtermini sind erlaubt, wenn sie vorher erklärt worden sind.
Ketten von Substantiven sollten vermieden werden. Die Information ist zu dicht gewebt. „Modernisierungsschwerpunkte … waren die Erneuerung …, die Erneuerung … sowie der Neubau … mit Einbeziehung … .“ Wir haben … modernisiert; … wurden … erneuert; wurde … neu gebaut; wobei wir … mit einbezogen haben.
Doppelte Präpositionen erschweren den Lesefluss: „Die Firma behauptet sich im zunehmenden X-zu-X-Wettbewerb mit seit Jahren stetig wachsenden Lieferungen.“ „mit seit Jahren stetig wachsenden Lieferungen“ → ← → mit Lieferungen, die seit Jahren stetig wachsen. → → →
Wortwahl / Satzsinn: „ … die [weitere] Neustrukturierung des Firmen-Beteiligungs-portfolios…“ Gibt es Konflikte beim Textsinn, so entsteht eine Verarbeitungshürde. Neu…: eine Veränderung; weiter: es bleibt gleich.
„Die Firma besitzt und entwickelt unterirdische Gasspeicher …“ Gasspeicher, die man besitzt, kann man nicht mehr entwickeln … Die Firma besitzt unterirdische Gasspeicher … . Es werden fortlaufend neue Gasspeicher entwickelt.
Satzbau: Vor dem finiten Verb sollten nicht zu viele Informationen stehen. „Eine laufende Instandhaltung und Überwachung auf der Grundlage externer Regelwerke und betriebsinterner Konzepte sowie die kontinuierliche Sanierung und Modernisierung der technischen Anlagen gewährleisten einen hohen technologischen Sicherheitsstandard und reduzieren die Störungswahrscheinlichkeit erheblich.“ Um ein Szenario aufzubauen, benötigen wir ein Verb!
Die technischen Anlagen werden auf der Grundlage externer Regelwerke und betriebsinterner Konzepte laufend instand gehalten und überwacht sowie kontinuierlich saniert und modernisiert. Dadurch gewährleistenwir einen hohen technologischen Standard und reduzieren die Störungswahrscheinlichkeit erheblich.
Ein Satz sollte nicht zu komplex aufgebaut sein. Der Arbeitsspeicher wird sonst mit einer entsprechend komplexen Aufgabe belastet. [Auf der Basis [[angewandter Forschung und (auf der Basis angewandter) Entwicklung] und [(auf der Basis) innovativer Technologien]] vermarkten [[die Firma], [spezialisierte Tochtergesellschaften] und [Beteiligungen]] [Energiedienstleistungen [[in den Bereichen [Netztechnik], [IT-Beratung] und [Softwareentwicklung], [Marketing-] und [Vertriebskommunikation]]]].
Alternativ-Fassung: Die Firma, spezialisierte Tochtergesellschaften und Beteiligungen vermarkten Energiedienstleistungen auf der Basis angewandter Forschung und Entwicklung mithilfe innovativer Technologien. Diese Dienstleistungen werden in den Bereichen Netztechnik, IT-Beratung und Softwareentwicklung angeboten. Hinzu kommen die Marketing- und Vertriebskommunikation.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Liedtke Team