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CURIOSA ET IOCOSA (Latein Kurzform) Der florentinische Humanist Gian Francesco Poggio Bracciolini, der von 1380 bis 1459 lebte, nahm in seinem „Liber Facetiarum“ Verhaltensweisen und Torheiten seiner Mitmenschen aufs Korn. Besonders häufig stand der Klerus im Mittelpunkt des Spottes und der Kritik, wie in folgender Erzählung: 1 5 10 15 Erat sacerdos rusticanus1) in Tuscia2) admodum opulentus. Hic caniculum3) sibi carum, cum mortuum esset, sepelivit in coemeterio. Sensit hoc episcopus et in eius pecuniam animum intendens4) sacerdotem ad se vocat. Sacerdos, qui animum5) episcopi satis noverat, quinquaginta aureos secum deferens ad episcopum devenit. Qui sepulturam canis graviter accusans iussit ad carceres sacerdotem duci. Hic vir sagax: „O Pater“, inquit, „si nosceres, qua prudentia6) caniculus fuit, non mirareris, si7) sepulturam inter homines meruit; fuit enim plus quam ingenio humano8), cum9) in vita, tum9) praecipue in morte.“ „Quidnam hoc est?“ ait episcopus. - „Testamentum“, inquit sacerdos, „in fine vitae condens sciensque egestatem tuam tibi quinquaginta aureos ex testamento10) reliquit, quos mecum tuli“ Tum episcopus et testamentum et sepulturam comprobans accepta pecunia sacerdotem absolvit. certamen Latinum Graecumque MMIV ------------------------------------------- 1) sacerdos rusticanus: Landpfarrer 2) Tuscia, -ae: Toscana 3) caniculum,-i: Hündchen 4) in aliquid animum intendere: es auf etwas abgesehen haben 5) animus,-i: Absicht, Charakter 6) qua prudentia: wie klug 7) si - hier: ob 8) plus quam ingenio humano: klüger als ein Mensch 9) cum ... tum = et ... et 10) ex testamento: testamentarisch Interpretationsfragen: 1) Welche menschliche Untugend prangert Poggio an? 2) Worin besteht die humoristische Pointe der Geschichte?
CURIOSA ET IOCOSA (Übersetzung - Latein Kurzform) Der florentinische Humanist Gian Francesco Poggio Bracciolini, der von 1380 bis 1459 lebte, nahm in seinem „Liber Facetiarum“ Verhaltensweisen und Torheiten seiner Mitmenschen aufs Korn. Besonders häufig stand der Klerus im Mittelpunkt des Spottes und der Kritik, wie in folgender Erzählung: In der Toskana lebte ein äußerst reicher Landpfarrer. Dieser bestattete im Friedhof ein ihm ans Herz gewachsenes Hündchen, nachdem es gestorben war. Dies kam dem Bischof zu Ohren und so zitierte er den Pfarrer, auf dessen Vermögen er es abgesehen hatte, zu sich. Der Pfarrer jedoch, der den Charakter des Bischofs nur allzu gut kannte, steckte 50 Goldstücke ein und machte sich damit auf den Weg zum Bischof. Dieser klagte ihn wegen der Bestattung des Hundes an und befahl, den Pfarrer in den Kerker abzuführen. Dieser kluge Mann aber sagte: „O Vater, wenn du wüßtest, wie klug das Hündchen war, würdest du dich nicht verwundert fragen, ob es eine Bestattung unter Menschen verdient; denn es war klüger als ein Mensch, sowohl im Leben, als auch vor allem in der Todesstunde.“ „Was soll das heißen?“, fragte der Bischof - „Am Ende seines Lebens“, sagte der Pfarrer, „verfasste es ein Testament und, da es um deine finanzielle Bedürftigkeit wusste, hinterließ es dir testamentarisch 50 Goldstücke, die ich dir mitgebracht habe.“ Darauf erkannte der Bischof sowohl das Testament an, als auch billigte er die Bestattung, nahm das Geld und sprach den Pfarrer von seiner Schuld frei. (Poggio Bracciolini, liber facetiarum, 36) certamen Latinum Graecumque MMIV Interpretationsfragen: 1) Welche menschliche Untugend prangert Poggio an? Scheinheiligkeit / Bestechlichkeit: Dem Bischof geht es eigentlich nur um das Geld. In der Verhaftung des Pfarrers sieht er eine Möglichkeit, unter dem Vorwand der nicht erlaubten Bestattung eines Tieres in einem Friedhof an dessen Geld zu gelangen. Zuletzt billigt er aber die Vorgehensweise des Pfarrers, die er zunächst mit Kerker bestrafen wollte, und nimmt das Geld. 2) Worin besteht die humoristische Pointe der Geschichte? Geld macht auch Unmögliches möglich, selbst wenn es einem auf unmögliche Weise, nämlich durch das Testament eines Hundes zufällt.
CURIOSA ET IOCOSA (Latein Langform - 6. Klasse) Der florentinische Humanist Gian Francesco Poggio Bracciolini, der von 1380 bis 1459 lebte, nahm in seinem „Liber Facetiarum“ Verhaltensweisen und Torheiten seiner Mitmenschen aufs Korn. In der folgenden Erzählung wählt er dazu die Form der Fabel: Ein Hahn und seine Hennen haben sich vor dem Fuchs auf einen Baum geflüchtet und auf einem Ast niedergelassen. In der Absicht, sie herunter zu locken, ruft der Fuchs dem Hahn zu: „Quid in excelso1) agis? Numquid non audisti nova haec recentia2) tam salutaria nobis? Animalium omnium concilium celebratum est, in quo pacem perpetuam omnium animantium inter se firmaverunt, ita, ut omni sublato timore omnes pace et concordia fruantur. Descendite igitur, et hunc festum agamus diem!“ Agnitā vulpis fallaciā gallus: „Bonum“, inquit, „affers nuntium et mihi gratum“, et simul collum altius protendens3)prospecturoque4)longius et admiranti similis in pedes se erexit. „Tu quidnam aspicis?“ Vulpes cum dixisset5), „Duos,“ inquit, „magno cursu, ore patulo adventantes canes. Tum tremebunda vulpes: „Valete“, inquit, „mihi fuga expedit, antequam illi adveniant“, et simul coepit6) abire. Hic7) gallus: „Quonam fugis, aut quid times?“ ait, „Siquidem pace constituta, nihil est timendum!“ - „Dubito“, inquit vulpes, „an canes isti audiverunt decretum pacis.“ 1 5 10 15 certamen Latinum Graecumque MMIV ------------------------------------------- 1) in excelso: da oben 2) nova recentia: ganz frische Neuigkeiten 3) collum ... protendere: den Hals recken / strecken 4) prospecturo ... et admiranti similis prospecturo longius: einem, der weiter in die Ferne blicken will 5) Vulpes cum dixisset, ... = Cum vulpes hoc dixisset, ... (mit „hoc“ ist die vorangegangene Frage des Fuchses gemeint!) 6) incipere - hier: sich anschicken, wollen 7) hic = deinde Interpretationsfragen: 1) Welche gesellschaftliche Situation prangert Poggio an? 2) Worin besteht die humoristische Pointe der Geschichte?
CURIOSA ET IOCOSA (Übersetzung - Latein Langform - 6. Klasse) Der florentinische Humanist Gian Francesco Poggio Bracciolini, der von 1380 bis 1459 lebte, nahm in seinem „Liber Facetiarum“ Verhaltensweisen und Torheiten seiner Mitmenschen aufs Korn. In der folgenden Erzählung wählt er dazu die Form der Fabel: Ein Hahn und seine Hennen haben sich vor dem Fuchs auf einen Baum geflüchtet. In der Absicht, sie herunter zu locken, ruft der Fuchs dem Hahn zu: „Was machst du da oben?“ Hast du diese ganz frischen, für uns so nützlichen Neuigkeiten etwa noch nicht vernommen? Eine Versammlung aller Tiere wurde abgehalten, in der diese untereinander ewigen Frieden unter allen Geschöpfen bestätigten, sodass fortan alle ohne jegliche Furcht Frieden und Eintracht genießen können. Steigt also herunter, und lasst uns diesen Festtag feiern!“ Da der Hahn aber die List des Fuchses erkannt hatte, sagte er: „Du bringst gute und mir willkommene Nachricht“, und zugleich reckte er seinen Hals weiter in die Höhe und stellte sich auf seine Beine gleich einem, der weiter in die Ferne blicken will und gab sich verwundert. „Was erblickst du denn?“ Nachdem der Fuchs dies gesagt hatte, erwiderte er: „Zwei Hunde, die in schnellem Lauf mit offenem Maul heranstürmen.“ Darauf sagte der Fuchs zitternd: „Lebt wohl! Mir nutzt nur noch die Flucht, bevor jene ankommen“ und noch im selben Augenblick schickte er sich an, sich aus dem Staub zu machen. Darauf sagte der Hahn: „Wohin fliehst du denn, oder wovor hast du Angst? Wenn ja Frieden geschlossen wurde, musst du dich ja vor nichts mehr fürchten!“ - „Ich bezweifle“, sagte darauf der Fuchs, „ob diese Hunde schon vom Friedensschluß gehört haben.“ (Poggio Bracciolini, liber facetiarum, 79) certamen Latinum Graecumque MMIV Interpretationsfragen: 1) Welche gesellschaftliche Situation prangert Poggio an? Berechnende Hinterlist einem Schwächeren gegenüber: Der Stärkere und vermeintlich Schlauere, der Fuchs, will einen Schwächeren durch eine Lüge übertölpeln. Doch diesmal geht das Kalkül nicht auf - der vermeintlich Dümmere ist nicht so dumm. Er durchschaut die List und schlägt seinen Widersacher mit seinen eigenen Waffen in die Flucht. 2) Worin besteht die humoristische Pointe der Geschichte? Diesmal ist der vermeintlich Schlauere, der Fuchs, selbst der Betrogene. Der Schwächere triumphiert über den Stärkeren.
CURIOSA ET IOCOSA (Latein Langform - 7./8. Klasse) Martial: Geld macht . . . „Si dederint superi deciens1) mihi milia centum1)“ dicebas nondum, Scaevola, iustus eques2), „qualiter, o, vivam, quam large quamque beate!“ Riserunt faciles3) et tribuere dei. Sordidior multo post hoc toga, paenula peior, calceus est4)sarta5) terque quaterque cute5, Deque6) decem plures semper servantur olivae, explicat7) et cenas unica mensa duas, et Veientani8) bibitur faex crassa rubelli8, asse9) cicer tepidum constat9) et asse9) Venus. In ius, o fallax atque infitiator, eamus! Aut vive aut deciens1), Scaevola, redde deis! 1) deciens milia centum = 1 000 000 Sesterzen (Um dem Ritterstand anzugehören, musste man mindestens 400 000 Sesterzen besitzen.) 2) iustus eques: ein richtiger Ritter, d.h.: ein Angehöriger des Ritterstandes, wie es das Gesetz vorsieht 3) facilis, -e: freundlich, gewogen 4) est + Abl.: besteht aus 5) sarta cutis: geflicktes Leder 6) deque: und von .. 7) explico1: hervorbringen, für etw. reichen 8) Veientanum rubellum: Rotwein aus Veji; dieser gehörte zu den schlechtesten Sorten 9) asse constat: 1 As gibst du aus für ... (1 As war eine Münze von geringem Wert) certamen Latinum Graecumque MMIV Martial: Wer vielerlei versucht, . . . Declamas belle, causas agis, Attice, belle, historias bellas, carmina bella facis, componis belle mimos, epigrammata belle, bellus grammaticus, bellus es astrologus, et belle cantas et saltas, Attice, belle, bellus es arte lyrae, bellus es arte pilae. Nil bene cum facias , facias1) tamen omnia belle. Vis dicam, quid sis? Magnus es ardalio2)! 1) facias: übersetze als „facis“ 2) ardalio,-onis: Pfuscher Interpretationsfragen: 1) Vervollständige jeweils die Überschrift, sodass die Pointe des Epigramms zum Ausdruck kommt! 2.a) In welcher Weise hat der Reichtum den im ersten Epigramm angesprochenen Scaevola verändert? b) Worin liegt der tiefere Sinn des zweiten Epigramms?
CURIOSA ET IOCOSA (Übersetzung - Latein Langform - 7./8. Klasse) Martial: Geld macht geizig „Wenn mir die Götter 1 Million Sesterzen, geben“, sagtest du, Scaevola, als du noch kein richtiger Ritter warst, „o, auf welche Weise, wie großzügig und wie glücklich werde ich leben!“ Freundlich lachten die Götter und gewährten dir deinen Wunsch Seitdem ist deine Toga viel schmutziger, dein Mantel zerschlissener und deine Schuhe bestehen aus drei- und viermal geflicktem Leder: Von zehn werden immer die mehreren Oliven aufbewahrt, ein einziger Gang reicht für zwei Mahlzeiten, getrunken wird der grobe Fusel von einem Rotwein aus Veji, 1 As gibst du aus für einen lauwarmen Erbsenbrei, 1 As für die Liebe. Lasst uns vor Gericht gehen, o Betrüger und Lügner! Entweder lebe, Scaevola, oder gib den Göttern die Million zurück! Martial: Wer vielerlei versucht, kann nicht wirklich viel Du deklamierst ganz brauchbar, Atticus, führst Prozesse brauchbar, du schreibst brauchbare Geschichtswerke, brauchbare Gedichte, du verfasst ganz brauchbar Possen, brauchbar auch Epigramme, du bist ein brauchbarer Grammatiker, ein brauchbarer Astrologe, du singst ganz brauchbar, Atticus, und tanzt auch brauchbar, du bist brauchbar in der Kunst des Lyraspiels, brauchbar auch im Ballspiel. Obwohl du nichts wirklich gut machst, machst du trotzdem alles ganz brauchbar. Soll ich dir sagen, was du bist? Du bist ein großer Pfuscher! certamen Latinum Graecumque MMIV Interpretationsfragen: 2.a) In welcher Weise hat der Reichtum den im ersten Epigramm angesprochenen Scaevola verändert? Oft verändert Reichtum den Charakter eines Menschen nicht zum besseren, so auch bei Scaevola. Zunächst wünscht er sich Reichtum, träumt vom Geld und einem glücklicheren Leben: „quam large quamque beate vivam“. Doch als er über die nötigen finanziellen Mitteln verfügt, gönnt er sich noch weniger als zuvor. Scaevola wurde zu einem richtigen „Geizkragen“, was - die Bekleidung (Toga, Mantel, Schuhe), - das Essen und Trinken) - und das Vergnügen (käufliche Liebe) betrifft. 2.b) Worin liegt der tiefere Sinn des zweiten Epigramms? Oft ist weniger mehr! Besser ist es, sich auf einem bestimmten Gebiet zu perfektionieren, als überall mitmischen zu wollen. So erntet man eher Anerkennung, da qualitativ hochstehende Leistung honoriert wird und auch in der Gesellschaft Achtung und Anerkennung findet. Kurz: Qualität geht vor Quantität!
CURIOSA ET IOCOSA (Griechisch) Lukianos stammt aus der syrischen Stadt Samosata und gilt als einer der Hauptvertreter der zweiten Sophistik. Sein schriftstellerisches Werk umfasst etwa 80 Werke. Darunter finden sich einige, die in menippeischer Art, das heißt in einer Mischung von Ernst und Scherz, geschrieben worden sind. Im folgenden Dialog unterhalten sich Apollon und Hermes: 1 5 10 15 certamen Latinum Graecumque MMIV ------------------------------------------- Interpretationsfragen: 1) Aus Bruderliebe treffen Kastor und Polydeukes eine nachhaltige Entscheidung: Wie beurteilt Apollon diese? 2) Was könnte aus deiner Sicht für und was gegen diese Entscheidung sprechen?
CURIOSA ET IOCOSA (Übersetzung - Griechisch) Lukianos stammt aus der syrischen Stadt Samosata und gilt als einer der Hauptvertreter der zweiten Sophistik. Sein schriftstellerisches Werk umfasst etwa 80 Werke. Darunter finden sich einige, die in menippeischer Art, das heißt in einer Mischung von Ernst und Scherz, geschrieben worden sind. Im folgenden Dialog unterhalten sich Apollon und Hermes: Apollon: Kannst du mir sagen, Hermes, welcher von diesen beiden Kastor und welcher Polydeukes ist; ich könnte sie nämlich nicht unterscheiden. Hermes: Der gestern bei uns war, das ist Kastor, dieser hingegen ist Polydeukes. Apollon: Wie unterscheidest du sie? Sie sind ja gleich. Hermes: Weil dieser in seinem Gesicht die Spuren der Wunden hat, die er im Ringkampf mit seinen Gegnern erhielt. Der andere hingegen weist nichts Derartiges auf, sondern sein Gesicht ist rein und unverletzt. Apollon: Du nütztest mir, indem du mich die Kennzeichen lehrtest. Aber sage mir auch das, warum sind sie beide nicht bei uns, sondern der eine von ihnen ist zur Hälfte bald ein Toter, bald ein Gott? Hermes: Das tun sie aus Bruderliebe; denn da einer von den Söhnen der Leda tot sein, einer aber unsterblich sein sollte, verteilten sie selber so die Unsterblichkeit. Apollon: Sie trafen keine vernünftige Aufteilung (Entscheidung), Hermes; So werden sie einander nicht einmal wieder sehen, was sie, wie ich glaube, am meisten ersehnten. Lukian, Göttergespräche 25 (gekürzt) certamen Latinum Graecumque MMIV
CURIOSA ET IOCOSA (Übersetzung - Griechisch) Maximas gratias agimus: LandesjugendreferatOberkärntner MolkereiHubertus Apotheke SpittalSpittaler StadtbuchhandlungBuchhandlung NestMcDonald‘s SpittalStadtgemeinde SpittalHumanistische Gesellschaft KärntenRaiffeisenbank SpittalElternverein BG Porcia SpittalAmici Linguae Latinae certamen Latinum Graecumque MMIV