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Stationäres Abstinenztraining für Cannabiskonsumierende StACK. Erfahrungen aus einem Modellprojekt. Überblick. Warum Cannabisabhängige behandeln? Verbreitung des Cannabiskonsums in Deutschland Entwicklung von StACK: Einrichtung und Behandlungsprogramm
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Stationäres Abstinenztraining für Cannabiskonsumierende StACK Erfahrungen aus einem Modellprojekt
Überblick • Warum Cannabisabhängige behandeln?Verbreitung des Cannabiskonsums in Deutschland • Entwicklung von StACK:Einrichtung und Behandlungsprogramm • Ergebnisse der aktuellen Evaluation:Unterschiede zwischen Cannabisabhängigen und Opiatabhängigen
1. Warum Cannabisabhängige behandeln? Verbreitung des Cannabiskonsums in Deutschland
Fakten zum Konsum • Der jugendtypische Probierkonsum schwankt stark und ist besorgniserregend gestiegen • Der Anteil regelmäßiger Konsumenten unter den Jugendlichen bleibt stabil • Schlussfolgerung: Cannabiskonsum wird zunehmend als Problem wahrgenommen • Quelle: repräsentative BzgA-Umfrage (2007).
Vorlaufzeit • Zwischen Konsumbeginn und Aufnahme einer ambulantenBeratung vergehen etwa sechs Jahre (CARED, 2004) • Zwischen Konsumbeginn und Aufnahme einer stationären Therapievergehen etwa zwölf Jahre (Lenzwiese, 2007).
Behandlungsangebote • Zahlreiche ambulante Projekte mit Unterstützung aus Bundesmitteln und hoher Verbreitung: • FreD, MOVE, Realize It, quit the shit, CANDIS, • Stationäre Projekte durch Umwandlung bestehender Einrichtungen und Kliniken sind weniger verbreitet.
2. Entwicklung von StACK: Einrichtung und Behandlungsprogramm
Therapeutische Einrichtung Auf der Lenzwiese • In Trägerschaft von Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. (JJ) • Bis 2006 traditionelle Therapeutische Einrichtung • Stationäre Entwöhnung mit 25 Plätzen • Angeschlossene externe Adaptionseinrichtung mit 5 Plätzen • seit mittlerweile 15 Jahren.
Bisheriges Regelangebot: medizinische Rehabilitation • Für drogenabhängige Erwachsene, vorwiegend Opiatabhängige, seit 2004 zunehmend Cannabisabhängige • Deutsche Rentenversicherung Hessen ist federführender Leistungsträger • Kostenübernahme durch andere Rentenversicherungsträger, Sozialhilfeträger und Krankenkassen.
Rahmenbedingungen • Einbettung in Suchthilfeverbund JJ • Naturnahe Lage und regionale Orientierung • Anerkennung nach §35 BtMG • Qualitätsmanagement nach EFQM und DIN ISO • Seit 2006 zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000.
Entwicklung von StACK • Anstoß durch regionale Arbeitsgruppe, • Steigende Fallzahlen in Ambulanten Einrichtungen, • Steigendes Interesse für Cannabis und • Überlegungen für ein besser abgegrenztes Profil der Einrichtung • Führen zu der Projektidee.
StACKBehandlung in Grundzügen • Erstes hessisches Angebot zur stationären Entwöhnung für Cannabiskonsumierende, • Behandlungsprogramm mit vier Monaten Dauer, • Zielgruppe: Cannabisabhängige mit hoch riskantem Konsum, • typisch sind mehr als acht Konsumsituationen am Tag, • überwiegend Konsum schon früh morgens.
Bausteine von StACK • Patientenseminar Cannabis: • Referate der Patienten/innen, • Cannabis-Ablehn-Training CAT, • Edukative Einheiten • VT / Motivierende Gesprächsführung • Gruppentraining Sozialer Kompetenzen, • Gruppentraining zur Stressbewältigung, • Individuelles Training kognitiver Kompetenzen.
Ablauf Implementierung • Konzeptentwicklung, • Offizieller Beginn von StACK im Mai 2006, • Fachtagung als kick-off-Veranstaltung, • Zwischenauswertung nach einem Jahr, • Feedback der Ergebnisse, • Aktuelle Auswertung nach gut zwei Jahren.
Begleitung des Projekts • Akquise von Patienten/innen, • Öffentlichkeitsarbeit, • Fortbildungsangebote, • Entwicklung von Werkzeugen, • Fachliche Begleitung in Arbeitsgruppe JJ, • Netzwerkarbeit.
3. Ergebnisse der aktuellen Evaluation: Unterschiede zwischen Cannabisabhängigen und Opiatabhängigen
Aktuelle Auswertung • Steigende Fallzahlen: • Anteil Cannabisabhängiger steigt von 3% (2004) auf 41% (2007) • Gute Haltekraft: • 67% reguläre Beendigung (KG 36%) • Besserer Behandlungserfolg: • 85% erfolgreich oder gebessert (KG 55%).
Annahmen im vorhinein • Junge Patienten/innen, • Komorbide psychische Störungen, • Kognitive Einschränkungen, • Relativ gute soziale Integration, • Cannabisabhängigkeit, gut abgrenzbar.
Überprüfen von Annahmen • Vergleichbarer Altersdurchschnitt, unterschiedliche Altersverteilung, • Vergleichbarer Anteil psychischer Störungen, • Vergleichbare kognitive Einschränkungen, • Unterschiede in der sozialen Integration, • Unterschiede im Zugang zur Einrichtung, • Bemerkungen zur Diagnosesicherheit.
Zusammenfassung der Ergebnisse • Cannabisabhängige sind: • Vorwiegend aber nicht ausschließlich jung • Psychisch ebenso häufig auffällig wie andere Abhängige • Sozial schwer desintegriert, vor allem schulisch, beruflich und strafrechtlich • Motiviert zur Dissimulation • Nicht vollständig unterstützt im Zugang zu adäquater Behandlung.
Fazit • Die vorliegende Auswertung weist hin auf • Kontinuierlichen Bedarf nach stationärer Behandlung sozial, schulisch und beruflich desintegrierter Cannabisabhängiger, • Gute Haltekraft und Behandlungserfolge, • Notwendigkeit von Evaluation neuer Projekte.
Transfer und Ausblick • Bedarf für mindestens eine stationäre Einrichtung mit spezialisiertem Angebot pro Bundesland, • Die Pilotphase von StACK kann als abgeschlossen angesehen werden, • Trägerinterner Transfer erfolgt bereits, • Zur indikationsspezifischen Zuweisung wird sowohl träger- als auch sektorenübergreifende Kooperation notwendig.
Stationäres Abstinenztraining für Cannabiskonsumierende StACK Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Psychiatrische Begleiterkrankung II • Bei Cannabisabhängigen überwiegen die folgenden Störungen: • Affektive Störungen • Angststörungen, vorwiegend Sozialphobie • Psychotische Störungen • Bei der Kontrollgruppe überwiegen: • Persönlichkeitsstörungen, vorwiegende Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Zugangserleichterung • Akzeptanz bei federführendem Leistungsträger, • Akzeptanz bei Vermittlern aus Rhein-Main-Region und Hessen-Süd, • Problembewusstsein bei Bewerbern/innen, • Interesse der Fachöffentlichkeit.
Hindernisse für den Zugang • Stigmatisierungen durch Beteiligte: • Cannabisabhängige: „Ich mache keine Therapie mit dreckigen junkies, die haben alle Aids.“ • Angehörige: „Mein Sohn kifft doch nur ab und zu, der nimmt doch keine Drogen!“ • Drogenberaterin: „Ich schicke meine Klienten doch nicht in eine Einrichtung für Illegale!“
Hindernisse für den Zugang II • Erweiterungsfähiger Bekanntheitsgrad • Weitgehend fehlende Verknüpfung zu den neuen ambulanten Angeboten • Traditionelle Trennung zwischen psychiatrischer Versorgung und Suchthilfesystem.
Diagnosesicherheit • Praktisch alle Cannabisabhängigen bei StACK konsumieren weitere Substanzen, vorwiegend • Amphetamine, MDMA • Alkohol, Tabak • Kokain • Tendenz zur Dissimulation ist beobachtbar, • Anforderung an Diagnosesicherheit erhöht, • Anforderung an Vernetzung der Behandler erhöht.