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Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NPOs. Diplomlehrgang Caritas-Gesellschaft-Politik Wels , 25.02.2011 Karin Heitzmann, WU Wien. Struktur des Inputs. 1. Vorbemerkungen 2. Welche Rolle können NPOs im Sozialbereich spielen?
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Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NPOs Diplomlehrgang Caritas-Gesellschaft-Politik Wels, 25.02.2011 Karin Heitzmann, WU Wien
Struktur des Inputs • 1. Vorbemerkungen • 2. Welche Rolle können NPOs im Sozialbereich spielen? • 3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen • 4. Weiterführende Literatur Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NPOs
1. Vorbemerkungen • Sozialbereich: sehr heterogen (Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung, Obdachlosenhilfe, Behindertenbetreuung, Armenhilfe, etc.) • Verallgemeinernde Aussagen kaum zulässig • Nonprofit Sektor: sehr heterogen (auch im Sozialbereich: Unterschiede in der Größe, in der Aufgabenstellung, zwischen Regionen etc.) • Verallgemeinernde Aussagen kaum zulässig • Mein disziplinärer Hintergrund: Ökonomie • Lehre vom Umgang mit Knappheitsproblemen • Relevante ökonomische Prinzipien zur Lösung des Knappheitsproblems • Effizienz (auch: Effektivität) • (Gerechtigkeit) Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • A. Welche Institutionsformen stehen als Anbieter im Sozialbereich zur Verfügung? • In der trad. Ökonomie: öffentliche und private Akteure • B. Was unterscheidet die verschiedenen Anbieter voneinander? • In der trad. Ökonomie: Zielfunktion und Restriktion • C. Kooperieren unterschiedliche Anbieter miteinander oder stehen sie in Konkurrenz zueinander? • In der trad. Ökonomie: Annahme: Konkurrenz Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad A) Welche Anbieter stehen im Sozialbereich zur Verfügung? Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad B) Was unterscheidet die unterschiedlichen Anbieter voneinander? • Öffentliche Akteure (z.B. Gemeinde, Land, Ministerien) • Zielfunktionen • Politik: Maximierung der Wohlfahrt / Wiederwahl • Verwaltung: Maximierung des Budgets • Restriktionen • Zeitlich beschränkte Legislaturperiode; knappes Haushaltsbudget • Weitere Charakteristika • demokratische Legitimation (aber: Orientierung am „Medianwähler“); Hoheitsgewalt; Bürokratie (Hierarchie, Behäbigkeit, Starre); Informationsdefizite, etc. • „Steuerungsmedien“: Macht / Hierarchie Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad B) Was unterscheidet die unterschiedlichen Anbieter voneinander? • For-profit Akteure (z.B. freiberufliche PflegerIn; gewinnorientiertes Altenheim) • Zielfunktionen • Gewinnmaximierung • Restriktionen • knappes Budget; knappe Ressourcen • Weitere Charakteristika • hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit; Orientierung an der (zahlungskräftigen) Nachfrage (auch im Hinblick auf Produktauswahl); Professionalität durch Spezialisierung (Arbeitsteilung); etc. • „Steuerungsmedien“: Geld (Preise) / Markt (Dezentralität) Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad B) Was unterscheidet die unterschiedlichen Anbieter voneinander? • Informelle Akteure (z.B. z.B. Tochter, Mutter, Nachbarin) • Zielfunktionen • Maximale Bedürfnisbefriedigung (Individuum / Familie) • Restriktionen • knappes Budget; knappe Ressourcen (Zeit) • Weitere Charakteristika • Orientierung an individuellen und familiären Bedürfnissen; unbezahlte Arbeit: Abhängigkeit innerhalb der Familie/Haushalt; informell (d.h. nicht in Organisationsform); individualisiertes Angebot; i.d.R. keine ProfessionistInnen (Überlastungsgefahr) • „Steuerungsmedien“: Liebe / Solidarität Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad B) Was unterscheidet die unterschiedlichen Anbieter voneinander? • Nonprofit Akteure (z.B. Caritas) • Zielfunktionen • „service“; „voice“; Innovation ( „funktionaler Dilettantismus“: Recht des Scheiterns); etc. • Restriktionen • knappes Budget; knappe Ressourcen • Weitere Charakteristika • „Mission“ ist wichtig (für bezahlte und unbezahlte MA); Rekrutierung von Spenden / Freiwilligenarbeit; Orientierung an einer Vielzahl von Stakeholdern (bezahlte/unbezahlte MitarbeiterInnen, KundInnen/KlientInnen, Mitgliedern, Finanziers); Professionalität durch Nicht-Spezialisierung (ganzheitlicher Ansatz; Aufgabenpluralismus); Nischenangebot; partizipativer Führungsstil; etc. • „Steuerungsmedien“: Wissen / Verhandlung Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad NPOs: unterschiedliche Ansichten über Eigenständigkeit des Sektors („Dritter Sektor“; basis-nahe, verwaltungsnahe oder unternehmensnahe NPOs) Öff. Akteure (Staat) NPOs Informelle Akteure (Familie) For-profitAkteure (Markt)
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad C) Gibt es Kooperation oder Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Anbietern? • Konkurrenzhypothese • Marktversagen Staatsversagen Nonprofit Versagen ??? • Kooperationshypothese • Frage der Partner (wer mit wem?) • Frage der Ausgestaltung der Kooperation (wie?):Formen: von losen Absprachen bis hin zu detaillierten Kooperationsverträgen unterschiedliche (Macht-) Positionierungen der Vertragspartner • Z.B. ÖS + NS („public-private partnership“; „third-party-government“) Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad C) Gibt es Kooperation oder Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Anbietern? • Ad Kooperationshypothese • Voraussetzung für Kooperation: Teilbarkeit des Angebots • Soziale Dienste müssen (i) produziert, (ii) finanziert und (iii) reguliert* werden • „welfare mix“ / Wohlfahrtspluralisms / Wohlfahrtssystem [* Regulierung: betrifft Allokations- (was? wie?) und Distributionsfragen (an wen? wieviel?)] Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
2. Welche Rolle können soziale NPOs spielen? • Ad C) Gibt es Kooperation oder Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Anbietern? • Ad Kooperationshypothese
Zur Reflexion (1) • Vergleichen Sie alternative Formen der Produktion sozialer Dienste (öffentlich, privat-gewinnorientiert, NPO) und überlegen Sie für jede Alternative ihre Vor- und Nachteile! • Vergleichen Sie alternative Formen der Finanzierung sozialer Dienste (rein privat, rein öffentlich, Mischformen) und überlegen Sie für jede Alternative ihre Vor- und Nachteile! Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • Generell: • 1. Schwächen bzw. Stärken alternativer Anbieter • Aktuell: • 2. Veränderungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen • 3. Strukturelle Veränderungen innerhalb des Nonprofit Sektors Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • 1.) Schwächen alternativer Anbieter • Grenzen von For-Profit Akteuren • Allokatives Marktversagen: Unsicherheit, asymmetrische Informationen, externe Effekte • Distributives Marktversagen: Gerechtigkeits- und Verteilungsaspekte • Grenzen von öffentlichen Akteuren • Demokratie (Wahlzyklen, MedianwählerInnenphänomen) • Bürokratie • Einfluss von Interessensgruppen • Grenzen informeller Gruppen • Zeit- und Ressourcenknappheit • Überforderung • Nicht-Professionalität Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • 1.) ad Schwächen alternativer Anbieter • Hoffnungen an NPOs • MitarbeiterInnen (Sinnerfüllung, Eigenwert der Arbeit) • KlientInnen (innovative Impulse, „menschliche“ Leistungserbringung, hoher Wissensstand über Probleme) • Staat (Einsparungshoffnung, Rekrutierung von Zeit- und Geldspenden, Qualitätskomponente) Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • 2.) Veränderungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen • Wertesystem • Trend: Markt wird als erfolgreiches Modell wahrgenommen Kopie / Adaption von Marktmechanismen (und -werten) in anderen Sektoren • Trends im öffentlichen Sektor • Ökonomisierungsbestrebungen (mehr Wettbewerb, NPM, Formalisierung von Kooperationen) • Privatisierungsbestrebungen (mehr Markt, weniger Staat) • Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte in Europa • Bundesvergabegesetz • Trends in der kommerziellen Wirtschaft • Vermehrter Eintritt in den Sozialbereich (Produktion; in Konkurrenz zu NPOs) • CSR – FPOs als Finanziers des Sozialen bzw. von Sozialorganisationen • Fachspezifische Herausforderungen • Zunahmen von (neuen) sozialen Risiken, Kollektivverträge, „neues“ Ehrenamt (Verhältnis zw. Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen), etc. Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • 3.) Strukturelle Veränderungen innerhalb des Nonprofit Sektors • Konkurrenz und Kooperation mit anderen Sektoren • Auswirkungen der Internationalisierung und Globalisierung • Veränderung der Finanzierungsstruktur • Professionalisierungstendenzen im Management • Polarisierungstendenzen im Nonprofit Sektor Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs • 3.) Strukturelle Veränderungen innerhalb des Nonprofit Sektors • Ad Polarisierungstendenzen im Nonprofit Sektor • Trend 1: Spezialisierung/Arbeitsteilung (z.B. serviceodervoice) statt Vielfalt/Ganzheitlichkeit • Trend 2: Vermarktlichung von Teilen des Nonprofit Sektors • Auf sprachlicher Ebene: „Verbetriebswirtschaftlichung“ • Auf Organisationsebene: z.BMbO; Leistungsorientierung (z.B. Personal, Kooperationen), KundInnenenorientierung (z.B. Outputmessung, Leistungsüberprüfung über Quoten) etc. • Trend 3: „Hybridisierung“ • Nonprofit Organisationen (und öffentliche Organisationen) werden marktwirtschaftlichen Organisationen (und einander) ähnlicher sie verlieren ihre „Eigenheiten“ Identifikationsprobleme der Akteure (siehe nächste Folie) Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
3. Chancen und Gefahren für soziale NPOs Informeller Sektor Informeller Sektor Staat Markt Staat Markt Zeit tZeit t + 1 t … repräsentiert einen Nonprofit Akteur
4. Weiterführende Literatur • Badelt / Meyer / Simsa (2007): Handbuch der Nonprofit Organisation: Strukturen und Management, 4. Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. • Badelt et al.: Die Wiener Schule der NPO-Forschung, S. 3-16. • Schneider et al.: Der Nonprofit Sektor in Österreich, S. 55-80 • Badelt: Zwischen Marktversagen und Staatsversagen? Nonprofit Organisationen aus sozioökonomischer Sicht, S. 98-119 • Badelt et al.: Ausblick: Entwicklungsperspektiven des Nonprofit Sektors, S. 620-642 Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS
DEPARTMENT SOZIOÖKONOMIE INSTITUT FÜR SOZIALPOLITIK Nordbergstraße 15, 1090 Wien ASS.PROF. DR. KARIN HEITZMANN, MSc. T +43-1-313 36-5874 F +43-1-313 36-5879 Karin.heitzmann@wu.ac.at www.wu.ac.at/sozialpolitik Vielen Dank!
Zur Reflexion (2) • Definieren Sie eine oder zwei (soziale) Dienstleistungen, die Ihre Organisation erbringt • Welche Vor- bzw. Nachteile hat es, dass diese Leistung in einer NPO erbracht wird? • Was wäre Ihrer Meinung nach anders, wenn die Leistung in einer anderen institutionellen Form erbracht würde? Heitzmann – Rollen, Chancen und Gefahren für soziale NpoS