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Die Ergebnisse von PISA, IGLU und Stiftung Lesen belegen , dass es eine Gruppe gibt, die bereits im Jahrgang 4 nur unzureichende Leseleistungen zeigt. Sie umfasst 14% des Jahrgangs. Diese schwachen Leser sind in der Regel auch schwache Rechtschreiber. In Zahlen sind das in NRW 26.700 SuS.
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Die Ergebnisse von PISA, IGLU und Stiftung Lesen belegen , dass es eine Gruppe gibt, die bereits im Jahrgang 4 nur unzureichende Leseleistungen zeigt. Sie umfasst 14% des Jahrgangs. Diese schwachen Leser sind in der Regel auch schwache Rechtschreiber. In Zahlen sind das in NRW 26.700 SuS. Dr. Schulze-Bergmann
Rechtschreibtests Die Gruppe von schwachen Rechtschreibernwird mit 5 bis 20 % eines Jahrgangs angegeben. Für diese SchülerInnen sind Fördermaß- nahmen notwendig. Diese Schüler liegen bis zu einem Jahr hinter dem Durchschnitt der eigenen Klasse zurück, fünf Prozent sogar bis zu zwei Jahre. Es stellt sich die Frage, was eine Lehrkraft tun kann, um auf die Förderbedürftigkeit aufmerksam zu werden. Als erstes wäre die rechtschreibliche Zensur zu nennen. Ist diese wiederholt und über einen längeren Zeitraum schlechter als ausreichend, besteht Handlungsbedarf. Allerdings wird diese Zensur im Verhältnis zu der aktuellen Lerngruppe gegeben, die mit ihrem Leistungsstand ein sehr individuelles Maß darstellt. Lerngruppen der Parallelklassen oder der Nachbarschule desselben Jahrgangs können deutlich andere Leistungen erbringen. Dr. Schulze-Bergmann
Schüler mit einem durch einen Test belegten Entwicklungsrückstand (PR < 25) haben kaum die Möglichkeit, den Anschluss an die eigene Lerngruppe zu finden, er ist regelmäßig ausgeschlossen, wenn die Leistung gleich oder geringer als Prozentrang 5 liegt. Ein standardisierter Test vermeidet die nur individuelle Beurteilung durch die Lehrkraft durch Anwendung eines Eichverfahrens. Mit dem Testverfahren müsste weiterhin beschrieben werden, mit welcher Zuverlässigkeit und Genauigkeit er bestimmte Eigenschaften der Testperson erfasst. Überblickt man die Testtradition für den Zeitraum von 1970 bis 2000, so lassen sich zwei Formen von RS-Tests erkennen: selektionsdiagnostische Test förderdiagnostische Tests. Diese Testformate sind direkt von der jeweiligen Fachdiskussion in der Sprachdidaktik und damit von den Beschreibungen der Gegenstände ‚Rechtschreibung‘ und ‚Erwerbs- oder Fördermodelle‘ abhängig. Dr. Schulze-Bergmann
TraditionelleTestentwicklung Fachwissenschaft Fachliches Wissen vom Testgegenstand Stand der sprachdidaktischen Forschung ? 1970 Wie wird der Regelbestand beschrieben? Welche psychologischen Modelle des rechtschreiblichen Lernens liegen vor? Regelwerk des Duden Auswahl der Testwörter Testaufgaben, = Lücken-o. Einzelwortdiktat Rohwert/ Prozentrang Ranking der Testpersonen nach Jahrgangstufe und Schulform, gelegentlich auch nach Stadt/Land Dr. Schulze-Bergmann
Dieses Testformat untersucht die richtige Regelanwendung, also das „rechtschreibliche Können“ des Schülers im bezug zu den Regelbereichen des Dudens, es unterscheidet nicht zwischen unterschiedlichen Fehlern und versucht nicht, diese zu deuten. Dieses Format versucht nicht, individuelle rechtschreibliche Entwicklungen zu erfassen. Es wird unterstellt, dass ein Bestand an rechtschreiblichem Regelwissen erworben sein müsste, das für die richtige Schreibung des Testwortes hinzugezogen werden werden kann. Die Regeln selbst werden nicht nach dem Merkmal ‚einfach/ komplex‘ unterschieden. Die verwendeten Wörter werden eher nicht nach dem Merkmal ‚Häufigkeit‘ aus einer repräsentativen Wortliste ausgewählt. Dr. Schulze-Bergmann
Der traditionelle RS-Test WRT4/5 von P. Rathenow überprüft die rechtschreibliche Leistung an 34 Wörtern. Diese Wörter werden nach Diktat in die vorgesehene Lücke im Satz geschrieben. Die Bewertung unterscheidet zunächst nur falsch/richtig geschriebene Wörter. Der Prozentrang wird im Bezug zu Normtabellen ermittelt, die für die einzelnen Schulformen vorliegen. Qualitativ soll unterschieden werden nach folgenden Fehlermerkmalen: Zerfall der Wortbilder Dialektgebundene Klangschreibung Auslassung der Dehnung /Schärfung Schwierigkeiten bei Groß-Kleinschreibung Verwechseln klangähnlicher Buchstaben Fehlen von Oberzeichen Dr. Schulze-Bergmann
WRT 4/5 , 4. Klasse Mai 1986, Hamburg Dr. Schulze-Bergmann
WRT 4/5 Dr. Schulze-Bergmann
WRT 4/5 4. Kl. Mai 1986 Dr. Schulze-Bergmann
WRT 4/5 Dr. Schulze-Bergmann
Bestimmen Sie in den ersten 8 Testwörtern die rechtschreiblichen Schwierigkeiten und ordnen Sie diese den Rechtschreibstrategien von P. May zu. Dr. Schulze-Bergmann
Zu den selektionsdiagnostischen Tests gehört eine Ergebnisinterpretation, die von den Lehrkräften weitgehend als Vorurteil gegenüber der Schülerleistung geäußert wird. So werden folgende Aspekte zur Erklärung schwacher RS-Leistungen genannt: zu viel Fernsehen zu wenig Interesse am Buch zu wenig rechtschreibliches Training cerebrale Teilleistungsstörung (MCD) mangelnde Intelligenz. Zur Erklärung guter RS-Leistungen heißt es: großes Interesse am Lesen und Schreiben gutes Lehrmaterial gute Motivation durch den Unterricht gute häusliche Unterstützung, wenig Fernsehen. Fazit: Gute Schüler sind gut wegen der Schule, schlechte sind schlecht wegen des Elternhauses! (nach P. May 1994) Dr. Schulze-Bergmann
Der DRT 2 von R. Müller bietet 32 Testwörter. Er wird im letzten Drittel von Kl.2 durchgeführt. Dr. Schulze-Bergmann
Bestimmen Sie bei den Testwörtern die in ihnen enthaltenen rechtschreiblichen Schwierigkeiten und ordnen Sie diese den Rechtschreibstrategien von P. May zu Dr. Schulze-Bergmann
Der DRT 2 bietet neben dem nur selektiven Vorgehen auch eine qualitative Fehleranalyse. An diesem Beispiel sind die vorgeschlagenen analytischen Merkmale interessant. Fehler sind danach Ausdruck psychischer Funktionsstörungen. Merkfehler: Das Wortbild wird nicht hinreichend erinnert (M). Akustische Wahrnehmung: Genaue Wahrnehmung gelingt nicht, also auch keine lautgetreue Verschriftung. Regelfehler->Fälschliche Groß/Klein-Schreibung (G) -> Doppelkonsonanten nicht bezeichnet (D) -> falsche Dehnung vor Doppelkonsonanten (D) -> Schlusslaut nicht erkannt, nicht abgeleitet ( A) -> Stammprinzip nicht angewendet (A) -> Schreibung von st , sp, (A) Dr. Schulze-Bergmann
Wahrnehmungsfehler: Wahrnehmungsumfang (WU): nur Wortteile werden richtig wiedergegeben bzw. einsilbige Wörter Wahrnehmungsdurchgliederung (WD): Im Innern des Wortes fehlen Buchstaben, besonders bei Konsonantenhäufungen Wahrnehmungstrennschärfe (WT): d statt t, o statt u. Wahrnehmungsrichtung (WR): Reihenfolge der Buchstaben vertauscht, Wahrnehmung als Ganzes gestört (WG): Wort als Gestalt nicht mehr erkennbar, „Buchstabensalat“ Logische Fehler (L): lautgetreues Schreiben, aber keine RS-Regeln erkennbar Alle anderen Fehler (S) In einer Tabelle werden alle Fehler Wort für Wort markiert. Dr. Schulze-Bergmann
Empfehlungen zur Förderung: Merkfehler: Kleinen Wortschatz als Wortbild einüben. Regelfehler: RS-Regeln konkret und prägnant formulieren. Regelanwendung und Schreiben verknüpfen! Wahrnehmungsfehler: WU: Vom kurzen zum längeren Wortbild und von langer zu kürzerer Darbietung. WD: Zur Wortbildanalyse erziehen! WT: Auf deutliche Aussprache achten, auf kleine Lautunterschiede hinweisen! WR: Üben von problematischen Buchstaben (-gruppen) = ie/ei. WG: Einzelbetreuung mit Legastheniker-Material! Dr. Schulze-Bergmann
Neuere Testentwicklung Fachwissenschaft und Fachdidaktik Fachliches Wissen vom Testgegenstand Stufenmodell rechtschreiblicher Entwicklung: Phonologisches Wissen, Alphabetische Strategie, Orthographische Strategie, Morphematische Strategie, Lupenstelle Testaufgaben: Wörter zum Bild + nach Diktat Auswertung nach RS-Fehlern und nach Fehlern, die den Strategien zugeordnet werden: Anzahl der richtigen Graphemtreffer, der orthographischen Stellen, der morphematischen Stellen Strategieprofile Dr. Schulze-Bergmann
HSP2 Gewertet werden: Alle Grapheme an der richtigen Stelle im Wort. Nicht gewertet werden: überflüssige Zeichen fehlende Umlautzeichen, i-Punkte Groß-/Kleinschreibung Dr. Schulze-Bergmann
HSP 3 Dr. Schulze-Bergmann
HSP3 Fehler sind: Durch Zusätze entstandene Grapheme Falsche Groß-/Kleinschreibung Falsch getrennt/zusammen Dr. Schulze-Bergmann
P. May geht von folgender RS-Entwicklung aus: Logographemisches Strategie Wörter und Wortteile werden als „Bild“ gespeichert. Diese ‚Bildelemente‘ werden ggf. bei RS-Unsicherheiten herangezogen und der Überprüfung ausgesetzt. Dazu gehören ganze Wörter, Vorsilben, Nachsilben, Wortstämme. Alphabetische Strategie Kinder achten auf ihre Aussprache und erkennen die Beziehung zwischen Laut und Schriftzeichen. Dabei durchlaufen sie einen Entwicklungsgang. Zunächst werden einzelne Buchstaben, später Konsonanten, dann alle hörbaren Laute verschriftet, zuletzt werden die korrekten Phonem-Graphem-Korrespondenzen beachtet. Dr. Schulze-Bergmann
Orthographische Strategie Die Kinder erwerben bis zum Ende der Grundschule die wichtigsten RS-Regeln. Dabei wird unterschieden zwischen Merkelementen-> Längezeichen Regelelementen -> Kürzebezeichnung, Auslautverhärtung, Umlautableitung. Morphematische Strategie Kinder erkennen nun die Morphemstruktur der deutschen Sprache und greifen auf diese bei der Lösung rechtschreiblicher Probleme zurück. Dabei können zwei Zugriffe unterschieden werden: Mit Hilfe der morphematischen Operation werden Wörter in ihre bedeutungstragenden Teile zerlegt (Stammmorphem+ Vorsilben- Nachsilben+unselbstständige Morpheme)und von dort auf die RS geschlossen. Mit Hilfe der morphologischen Operation wird ein Wort in seine Wortteile (->Verkäuferin: Ver-käuf-er-in) zerlegt und von dort eine Lösung gesucht. Dr. Schulze-Bergmann
Das Verhältnis der Strategien zueinander: In der Regel durchlaufen die Lerner die einfacheren Strategien bis zu einem hinreichenden Verinnerlichungsgrad, danach werden die höheren Strategien erworben, die durch die Angebote des Unterrichts auch provoziert werden. Während des Erwerbprozesses sind Strategiedominanzen erkennbar. Bei dem Übergang zu einer neuen Strategie kommt es in der Regel zu typischen ‚Übergeneralisierungen‘. Es ist zu beobachten, dass dasselbe RS-Problem mit unterschiedlichen Strategien bearbeitet wird (Längsschnittuntersuchung Kl. 1 bis 4). Dr. Schulze-Bergmann
Klasse 5, 1.9.1998, Haupt- und Realschule, Hamburg HSP 5-9 Sven W. geht in der 5. Klasse in die Förderschule über. Christian C. bleibt an der Schule und erhält ein schwaches Hauptschulzeugnis. Helin geht nach der 6. Klasse ins Gymnasium. Katrin bleibt die beste Rechtschreiberin, sie erhält einen guten Realschulabschluss. Dr. Schulze-Bergmann