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Klima- und Thalassotherapie. Inhalte zum Thema. Definitionen zur Klimatologie Wirkfaktoren des Klimas Wetterphasen und Wetterbeschwerden Medizinisch nutzbare Klimawirkungen Strukturen für Heilklimatische Kurorte Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen
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Inhalte zum Thema • Definitionen zur Klimatologie • Wirkfaktoren des Klimas • Wetterphasen und Wetterbeschwerden • Medizinisch nutzbare Klimawirkungen • Strukturen für Heilklimatische Kurorte • Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen • Besonderheiten der Thalassotherapie
Einführung • Therapeutisch anwendbares Klima (Heilklima) entsteht erst durch Dosierung der zeitlich und örtlich veränderlichen atmosphärischen Faktoren zum Teil entgegen dem Komfortempfinden im Hinblick auf bestimmte Indikationen. • “Der Arzt als Schöpfer des Kurklimas” (Pfleiderer)
Zusammenhänge • Klimatherapie wird im Rahmen der Kurortmedizin als komplexe Heilmaßnahme zusammen mit anderen ganzheitlich ausgerichteten Therapieverfahren in Form von Kuren durchgeführt. • Klimatherapie ist ein Behandlungskonzept aus einer Vielzahl einzelner Wirkfaktoren. • Phototherapie nutzt einen Wirkfaktor, der in der Klimatherapie Bedeutung hat.
Terminologie I • Wetter entsteht durch die Zirkulation der Atmosphäre • Witterung ist dessen jeweiliger Grundcharakter • Klima ist der langfristige Durchschnitt des örtlichen Witterungsverlaufs. • Bioklima entsteht durch die an den Körperoberflächen wirksamen atmosphärischen Elemente. (Schmidt-Kessen)
Terminologie II • Klimatherapie ist die gezielte Behandlung Kranker durch Veränderung ihrer Exposition gegenüber der freien Atmosphäre (Schmidt-Kessen). • Phototherapie oder Lichttherapie ist die therapeutische Nutzung der Photonenstrahlung im ultravioletten, sichtbaren und infraroten Bereich. • Heliotherapie ist Phototherapie mit Sonne. • Thalassotherapie ist Meeresheilkunde.
Terminologie III • Klimatherapie (Kur mit Klima) • gezielte Behandlung mit Klima • Seeklima • Hochgebirgsklima • Klimakur (Kur im Klima) • ungeregelte Klimaeinwirkung • Mittelgebirgsklima + zusätzliche Physiotherapie (Dirnagl)
Klimaregionen • Seeklima • feucht, kühl, windig • Aerosol, Pollenarm • Mittelgebirgsklima • Waldluft, wenig Wind • Hochgebirgsklima ab 1200 m • trocken, kühl, hoher UV-Anteil • Abnahme der max. O2-Aufnahme um 2%/100m • ab 1800 m keine Hausstaubmilbe
Hauptprinzip der Klimatherapie Raumklima (Schonklima) Freiluftklima (Reizklima) Adaptation an natürliche Umgebungsfaktoren Verweichlichung zu Hause Gesunde Umgebung in Klimakurorten Luftverunreinigung zu Hause
Mechanische Faktoren • Luftdruck • Winddruck • Gravitation
Thermische Faktoren • Lufttemperatur • Strahlungstemperatur • Feuchte • Luftbewegung (Wind, Zug)
Aktinische Faktoren • UV-B (280-315 nm) • UV-A (315-400 nm) • UV-A1 (350-400 nm) • Sichtbares Licht (380-780 nm) • nahe Infrarotstrahlung (760-2500 nm)
Strahlenquellen zur Phototherapie • Temperaturstrahler • Sonne >300 nm • Gasentladungsstrahler • Hg 254, 313, 366 • Niederdruck, Hochdruck, Höchstdruck • LASER • He/Ne 632 nm
Bedeckungseinfluss auf Strahlungsanteile der Sonne • UV: Schwächung auf 50% • Sichtbar: Schwächung auf 25%
Reflektion von UV-B • Schnee 85% • Gras 26% • Sand 10-15% • Watten 9-10% • nasse Erde 3%
Dauer des ersten Sonnenbadesbei Expositionsbeginn 1. Mai min 180 150 IV III 120 II I 90 60 30 0 6 8 10 12 14 16 18 h Tageszeit
Dauer des ersten Sonnenbadesbei Expositionsbeginn 1. Juli min 180 150 IV 120 III 90 II I 60 30 0 6 8 10 12 14 16 18 h Tageszeit
Elektrische Faktoren I • Luftionen • 102 - 103 Ionen/ cm3 bei 1019 Luftmolekülen/cm3 • ca. 4 Ionen/cm2 pro Atemzug treffen auf die Lungenoberfläche • Elektrische Gleichfelder • Schönwetterfeld: 100 V/m • Frontdurchgangsfelder: >1 kV/m • Eigenbewegung: Hautoberflächenfeld: >1 kV/m
Elektrische Faktoren II • Elektrische Wechselfelder (atmosphärische Impulsstrahlung, Sferics) • 10-Hz-Felder • Magnetisches Gleichfeld • 0,5 Gauß • Magnetisches Wechselfeld • durch 10-Hz-Felder: 10-8 - 10-10 Gauß • durch 50-Hz-Netzspannung: 1-5 Gauß
Chemische Faktoren • Ozon • Bodennahes Ozon: 0,01 - 0,06 ppm (10-60 µg/m3) • Verbrauch 4 mg/d/m2 Erdoberfläche • Zugspitze 100 µg/m3 • Westerland 80 µg/m3 • In ländlichen Gebieten der Schweiz 200-250 µg/m3 • Ätherische Öle • Aerosole • Radon • Schadstoff- und Pollenfreiheit
Sauerstoffbei 2000 m ¾bei 5000 m ½ Abnahme des Sauerstoffpartialdrucks PO2 und des arteriellen Sauerstoffdrucks PaO2 mit der Höhe (Jungmann 1971)
Änderung mit der Höhe • Wasserdampfdruck bei 2000 m Abnahme auf 50% • Sauerstoff bei 2000 m Abnahme auf 75% • Lufttemperatur Abnahme um 12 °C bei 2000 m • UVB Zunahme um 30% pro 1000 m • UVA Zunahme um 2-5% pro 1000 m
Wetterphasen 1 Schönwetter (kühl bis mäßig warm) Ostseite Hoch 2 Gesteigertes Schönwetter (warm und trocken) Mitte Hoch 3 Übersteigertes Schönwetter (sehr warm und trocken) Westseite Hoch 4 Beginnender Wetterumschlag (warm und feucht) Vorderseite Tief 5 Vollzogener Wetterumschlag (kalt und feucht) 6z Aktive Kaltluft (kalt bis kühl, Regen, Wind) Rückseite Tief 6 Wetterberuhigung (kalt und trocken)
Wetter und Krankheiten • Wetterphase 4 (Vorderseite Tief): • Entzündungen jeder Art, • Asthma-Anfälle, • Störungen durch Absinken des Blutdrucks, • akute Störungen des Herzens, • Thrombosen • Wetterphase 5 (Vollzogener Wetterumschlag) • schnelle Beruhigung der Beschwerden
Wetter und Krankheiten • Wetterphase 6z (Rückseite Tief) • akute und spastische Erscheinungen • Gallenblasenkoliken • Herzschmerzen • Herzattacken • Störungen durch erhöhten Blutdruck
Wetter und Krankheiten • Wetterphase 6 (Wetterberuhigung) • Kopfschmerzen • Migräne • Schlafstörungen • Depressionen
Welche Wetterfaktoren wirken maximal belastend ? • Der Wechsel • von heiß und trocken (Phase 3) • nach kalt und feucht (Phase 5)
Beschwerden im Zusammenhang mit Wetterwechseln(in abfallender Häufigkeit) • Müdigkeit • Missmutige Stimmungslage • Arbeitsunlust • Kopfdruck • Unruhiger Schlaf • Einschlaf- und Konzentrationsstörungen • Nervosität • Schmerzen an Knochenbruchstellen Durchschlafstörungen Vermehrte Fehlerneigung Gesteigerte Vergesslichkeit Flimmern vor den Augen Schwindelattacken Herzsensationen Schmerzen an Operationsnarben Depressive Verstimmung
Welches sind die Hauptgründe für Wetterkrankheiten? Störungen der peripheren Temperaturregulation. Ursachen? Mangel an Training. Probleme der Zivilisation.
Folgen einer schlechten Adaptation und Störung der Temperaturregulation • Vasokontriktion der peripheren Blutgefäße • Umverteilung des Blutvolumens der peripheren Gefäße in den systemischen Kreislauf • Blutdruckanstieg
Hypothese zur Schmerzzunahme bei chronischer Polyarthritis bei Abnahme der Lufttemperatur(Latman 1987, Rothschild et al. 1982) • Abnahme der Lufttemperatur • Abnahme der Temperatur in den Gelenken • Abnahme der Synovialtemperatur • Zunahme der Viskosität der Synovialflüssigkeit • Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit • Zunahme der Schmerzen
Schwülegrenzen in Abhängigkeit von der Lufttemperatur und relativen Feuchte (Amelung et al. 1986)
Medizinisch relevante Faktoren des Gebirgsklimas • Reizwirkung der UV-Strahlung über die Haut • Wirkung thermische Reize über die Haut und Nasenschleimhaut • Wirkung der geringeren Feuchte auf die Perspiration • Wirkung des geringeren Sauerstoffgehalts und höheren Ozongehalts über die Atmung • Entlastende Wirkung durch besonders reine Luft über die Atmung • Entlastende Wirkung durch besonders geringen Geräuschpegel • Psychisch aufbauende Wirkung durch die umwerfende Schönheit der Landschaft und Lichteinwirkung über das Auge
Klimawirkungen bei angemessener Dosierung • Verbesserung der Thermoregulation durch Kälteadaptation • Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit • Verbesserung des Hautzustandes bei Hauterkrankungen • Verbesserung des endogenen UV-Schutzes • Vitamin D3-Bildung und Verbesserung der zellulären Sauerstoffversorgung • Beeinflussung des Immunsystems durch Hemmung der Langerhanszellen der Haut (Hemmung der pro-inflammatorischen Typ 1-Reaktion, Abhärtung?) • Durch Entlastung der Atemwege kann die körperliche Leistungsfähigkeit trainiert werden
Nachgewiesene Wirkungen einer verbesserten Kälteadaptation • Verminderung einer Kälteempfindlichkeit (Schmidt-Kessen 1965) • Die Schmerzschwelle verschiebt sich zu tieferen Temperaturen (Turowski et al. 1987) • Der kältebedingte initiale Anstieg des Blutdrucks wird geringer (z.B. Tiedt 1987) • Verminderung der Herzfrequenz nach Kaltreiz ist stärker ausgeprägt (Ashkar et al. 1985) • Zunahme der kälteinduzierten reaktiven Stoffwechselwärme (Brück et al. 1970)
Verbesserung des aeroben Stoffwechsels durch Kälteadaptation Die physische Leistungsfähigkeit steigt • Durch Terrainkuren unter kühlen Bedingungen, (Regimen refrigerans) • Durch Liegekuren an der frischen Luft(Training en repos).
Abnahme der Laktat-Konzentration im Blut bei gleicher Ergometerbelastung durch eine Liegekur an der frischen Luft Vor der Kur 3 Wochen danach By A. Schuh 1995
Abnahme der Laktat-Konzentration im Blut bei gleicher Ergometerbelastung durch eine Terrainkur unter kühlen Bedingungen Vor der Kur 3 Wochen danach By A. Schuh 1995
Vitamin D3–Bildung und O2-Versorgung • 255-320 nm • Umwandlung von 7-Dehydrocholesterin in Vitamin D3 • Bedarf an D3 wird gedeckt durch 2mal wöchentliche Sonnenbestrahlung unter Vermeidung eines Erythems auf einer Fläche, deren Größe Armen und Gesicht entspricht. 7-Dehydrocholesterin Vitamin D3 1,25-Dihydroxycholecalciferol Aktivierung der intestinalen Ca- und Phosphatresorption Aktivierung der renalen Phosphatrückresorption Aktivierung der intraerythrocytären Glykolyse Anstieg des 2,3-Diphosphoglycerats im Erythrocyten Zunahme der Dissoziation des Oxyhämoglobins Zunahme der O2-Versorgung
UV-Spektrum von Vitamin D und Ergosterin 20 40 Ergosterin Vitamin D Extinkionskoeffizient Ergosterin Extinktionskoeffizient Vitamin D 20 10 UVB 220 260 300 mµ
Photobiologische Strahlungswirkungen durch UV-B • Erythem: max. 297 nm • Latenz: 1-4 Std. • Maximum: 6-9 Std. • MED: 36-50 mJ/cm2
Photochemische Strahlungswirkungen durch UV-B • Indirekte Pigmentierung: Dosis <50 mJ/cm2 • Umwandlung von Dopaoxidase in Tyrosinase • Oxidation von DOPA zu Melanin in den Melanocyten
Melanin-Synthese langsam schnell L-Tyrosin L-Dopa Dopachinon DopaoxydaseProtein (Cu++)2 TyrosinaseProtein (Cu+)2 spontan AktivierungBeseitigung der SH-Hemmung Dopachrom durch Polym. UV-Strahlung 280-310 nmRöntgenstrahlungTemperaturerhöhungEntzündungsprozesseSH-Blocker: As, Fe, Bi, Au, Ag, Hg Melanin
Phagocytose der Melanosomen Die Pigmentierung durch UVA 1 Melanocyt auf 36 Keratinocyten Melanosomenmit Melanin Melanocyt Stratum basale
Melanozyten-Reaktion (Melanogenese) • Minimale Dosis UV-B: etwa 23 mJ/cm2 • Minimale Dosis UV-A: 17,7 ± 8 J/cm2 • Latenzzeit: 1-14 Tage • Dauer: mehrere Monate • Bildung von schwarzem oder braunem Eumelanin und gelbem oder rotem Pheomelanin • UV-Schutz je nach Einlagerung
Langerhanszell-Reaktion • Hemmung der Immunantwort • Blockierung der T-Helferzellen (Typ 1-Reaktion) • Stimulation der T-Suppressorzellen (Typ 2-Reaktion)
Typ I: Sonnenbrand ohne Pigmentierung Typ II: Erythem mit geringer Pigmentierung Typ III: selten Sonnenbrand und deutliche Pigmentierung Typ IV: nie Sonnenbrand und überdurchschnittliche Pigmentierung Typ V: Südeuropäer und Inder Typ VI: negroide Rasse Hauttypen
Relative Lichtempfindlichkeit der Körperpartien • Handrücken, Unterschenkel 25 % • Stirn, Hals, Bein 25 - 50 % • Arme 50 - 75 % • Brust, Bauch, Rücken 75 - 100 %