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P?dagogische Anthropologie Buchmayr. 2. Vorlesungsmodule. Wissenschaftstheoretische PositionierungImplizite Anthropologie in p?d. RichtungenEvolutionsbiologische Aspekte in der p?d. AnthropologieMenschenbilder als anthropologische Konstrukte P?d. Anthropologie / anthropologische P?dagogik (Posi
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1. Pädagogische Anthropologie Sommersemester 2006
Renate Buchmayr
2. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 2 Vorlesungsmodule Wissenschaftstheoretische Positionierung
Implizite Anthropologie in päd. Richtungen
Evolutionsbiologische Aspekte in der päd. Anthropologie
Menschenbilder als anthropologische Konstrukte
Päd. Anthropologie / anthropologische Pädagogik (Positionen bis ca. 1970)
Postmoderne und historische Wende
3. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 3 Aufgaben der päd. Anthropologie Sammlung von erziehungsrelevanten Aussagen aus allen Wissenschaften
Integration dieser Aussagen in den eigenen Wissenschaftsbereich (Integrationsfunktion)
Kontrolle pädagogischer Sinn- und Zielvorstellungen unter anthropologischen Aspekten (Kontrollfunktion)
4. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 4 Aufgaben der pädagogischen Anthropologie (nach Zierfas) Aus geisteswissenschaftlich / philosophischer Sicht:
Anthropologische Aussagen über den Menschen „zwischen Sein und Sollen“ Aus historisch / kritischer Sicht:
Aussagen auf Basis von Methodenpluralismus über das „Menschenmögliche“
5. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 5 Wissenschaftstheoretische Positionierung 1 Anthropologie als Lehre vom Menschen aus der Sicht der
Philosophie
Biologie / Evolutionstheorie
Soziologie / Geschichte / Kultur
Als:
Implizite / explizite
Regionale / integrale
Realanthropologie / Sinnanthropologie
Pädagogische Anthropologie:
Grundaxiom ist der Mensch als erziehungsbedürftiges und erziehungsfähiges Wesen. Sie nimmt erziehungsrelevante Wissenselemente auf und liefert ihrerseits Erkenntnisse an andere Anthropologien.
6. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 6 Wissenschaftstheoretische Positionierung 2Methoden „Die Naturwissenschaften verstehen – die Geisteswissenschaften erklären“ (Dilthey)
Methoden der anthropologischen Forschung:
Empirisch-quantitative Methoden
Ethnographische Methoden (Feldstudien)
Hermeneutische Methoden
Die Wahl der Methode wird vom Forschungsobjekt beeinflusst und wirkt sich ihrerseits wieder auf das Forschungsergebnis aus.
7. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 7 Wissenschaftstheoretische Positionierung 3Die Doppelnatur des Menschen Empirische Forschung: die Natur des Menschen
Seine Phylogenese und Ontogenese
Proximate Fragestellung (Wie – Funktion)
Ultimate Fragestellung (Warum – Zweck)
Geisteswissenschaftlich-hermeneutische Forschung:das Wesen des Menschen
Seine Ratio und Transzendenz
Frage nach den Grunddimensionen menschlichen Seins
Kant: „Was kann ich wissen - was soll ich tun - was darf ich hoffen – Was ist der Mensch ?“
Spannungsfeld von Sein und Sollen
8. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 8 Wissenschaftstheoretische Positionierung 4 abendländische Erkenntniswege und Menschenbilder Mythos: Anthropomorphismus, Animismus, Ethnozentrismus
Antike: homo sapiens mit Anteil am Logos
Mittelalter (Scholastik): Mensch als Mikrokosmos mit Erlösungsbedarf
Renaissance: Anthropozentrismus (Pico della Mirandola – Über die Würde des Menschen)Rationalismus (Descartes – Subjekt-Objekt-Trennung)Empirismus (Bacon, Locke, Hume)
Aufklärung (Kant – Vernunft und Erziehung)
Naturalistische Wende (homo faber, Kybernetik, Evolutionstheorie)
Wissenschaftskritik (Kuhn, Feyerabend)
Konstruktivismus (Glasersfeld, von Foerster, Maturana, Varela)
Systemtheorien (Luhmann)
9. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 9 Implizite Anthropologie in päd. Richtungen (exemplarisch) 1 Aristoteles: Erziehung durch Mäeutik (Anleitung zum Denken durch Fragen)
Platon: Höhlengleichnis vom Schein realer Dinge zur Welt der Ideen
Augustinus: dogmatische „Glaubenspädagogik“
Erasmus von Rotterdam: „Zum Menschen wird man nicht durch Geburt, sondern durch Erziehung und Bildung.“
Pico della Mirandola: „Rede über die Würde des Menschen“
Comenius: Weltordnung durch eine Didaktik „allen alles auf alle Weise zu lehren.“
Kant: „Der Mensch ist das einzige Geschöpf das erzogen werden muss“
10. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 10 Implizite Anthropologie in päd. Richtungen (exemplarisch) 2 Jean Jacques Rousseau (Der Mensch ist von Natur aus gut, die Kultur hat ihn verdorben)
Johann Heinrich Pestalozzi ( Erziehung als Werk der Natur, der Gesellschaft und der menschlichen Person)
Johann Friedrich Herbart (Erziehung bindet den Willen des Zöglings in Freiheit an das Sollen)
Friedrich Daniel Schleiermacher (ethische Erziehung zur Einigung von Natur und Vernunft, Idealem und Realem, Spekulation und Empirie)
Wilhelm von Humboldt (Im Mittelpunkt...steht der Mensch, der...die Kräfte seiner Natur stärken und erhöhen, seinem Wesen Wert und Dauer verschaffen will.)
11. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 11 Implizite Anthropologie in päd. Richtungen (exemplarisch) 3 Karl Marx (Im Gegensatz zum Tier kann der Mensch die Bedingungen seines Lebens selbst hervorbringen.)
Wilhelm Dilthey (geschichtlich-kulturelle Zusammenhänge vollziehen sich nur hermeneutisch verstehbar)
John Dewey (Die menschliche Natur ist ein Ergebnis kultureller Evolution. Das Individuum verändert die Umgebung und wird von ihr verändert)
Martin Wagenschein (Eine falsche Anthropologie des Kindes ist, wenn man behauptet, Kinder müssten zum Lernen gezwungen oder verführt werden...damit zerstört man die Lust am Verstehen)
12. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 12 Geschichte der Pädagogik Antike: Erziehungsphilosophie (physis-ethos-logos)
Mittelalter: Scholastik (Normativpädagogik)
Renaissance: (Anthropozentrismus, Erziehung als 2. Geburt)
Barock: Erziehung analog eines mechanistischen Weltbildes
Aufklärung: Erziehung als Verpflichtung am Menschen
Gegenströmungen: Erziehung durch Kulturverzicht bzw. durch Natur (Rousseau). Erziehung über praktische Ökonomie (Philanthropen)
Klassik: Erziehung als Menschenbildung
Reformpädagogik und Emanzipation: Erziehung als Selbstregulierung
13. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 13 Menschenbildkonstrukte Das philosophisch / theologische Weltbild:
Der Mensch hat Anteil am Numinosen bzw. am Logos Das naturwissenschaftliche Weltbild:
Der Mensch ist Teil einer
Mechanistischen Natur
Evolutionsbiologischen Natur
Soziobiologischen Natur
14. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 14 Evolutionsbiologische Aspekte in der päd. Anthropologie 1 Als Evolution bezeichnen wir die Entstehung und Veränderung der vielfältigen Organismen auf der Erde
Charles Darwin (1809 – 1882)
1831 Einschiffung auf der Beagle
1859 Veröffentlichung „Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“
1871 Veröffentlichung „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“
15. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 15 Evolutionsbiologische Aspekte in der päd. Anthropologie 2Grundprinzipen der Evolutionstheorie Alle Lebewesen haben die Tendenz sich exponentiell zu vermehren
Dadurch vererben sie angeborene Eigenschaften auf lange Sicht mit leichten Veränderungen (Mutation)
Alle Lebewesen sind so in langen Zeiträumen entstanden und können deshalb auf eine gemeinsame Abstammung zurückgeführt werden (Deszendenztheorie)
Auf Grund von Ressourcenknappheit gibt es einen Kampf ums Dasein
Lebewesen mit nützlichen Varianten haben größere Überlebens- und Fortpflanzungschancen (Selektion)
Der Mensch bildet keine Ausnahme sondern ist ebenfalls ein Produkt von Variabilität und Selektion
16. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 16 Evolutionsbiologische Aspekte in der päd. Anthropologie 3Ethologie Mensch
Instinktreduziert
Weltoffen (Wirkwelt)
Kulturschaffend
Erziehungsbedürftig
Als „Erster Freigelassener der Schöpfung“ Tier
Instinktgesteuert
Umweltgebunden (Merkwelt)
Lernfähig durch Appetenzverhalten, Prägung und Konditionierung
17. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 17 Evolutionäre PädagogikForschungsfeld „Erziehung und Bildung“auf Basis der Evolutionstheorie Lehren und Lernen als Angebot an Variation und Selektion
Lernen der Gene
Lernen der Gehirne
Lernen der sozialen Systeme
„evolutionäre Pädagogik verspricht nicht, alles besser, aber vieles anders beobachten und erklären zu können.“
(Treml)
18. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 18 Die Sonderstellung des Menschen im NaturganzenMenschenbilder nach Darwin Adolf Portmann (Zoologie und das neue Bild vom Menschen 1956)
Max Scheler (Die Stellung des Menschen im Kosmos 1928)
Helmut Plessner (Die Stufen des Organischen und des Menschen 1928)
Arnold Gehlen (Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt 1940)
19. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 19 Die Sonderstellung des Menschen im NaturganzenMenschenbilder nach Darwin Portmann: Physiologische Frühgeburt, sekundärer Nesthocker
Scheler: Ergebnis aus Leben und Geist
Plessner: In der Positionalität der Exzentrizität
Gehlen: Mängelwesen
20. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 20 Pädagogische Anthropologie in den 60er und 70er Jahren Grundlage der Erziehungswissenschaft
Praktisch normative Wissenschaft
Ansatz bei Erziehungsbedürftigkeit und Erziehungsfähigkeit
Phänomenologisch (Menschenbild)
Wissenschaftstheoretisch (Basis)
Handlungstheoretisch (Normen)
21. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 21 Pädagogische Anthropologiein den 60er und 70er Jahren Auf Basis einer philosophischen Anthropologie (Bollnow)
Anthropologie ist eine gesamtpädagogische Betrachtungsweise
Pädagogik bezieht sich auf das Gesamtmenschliche Auf Basis einer datenverarbeitenden Integrationswissenschaft (Roth)
Pädagogische Anthropologie untersucht den Verhaltenssaufbau des Menschen als homo educandus
Pädagogik bezieht sich auf Möglichkeiten der Erziehung
22. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 22 Pädagogische Anthropologie: Positionen in den 60er und 70er Jahren Heinrich Roth: Pädagogische Anthropologie; Bildsamkeit und Bestimmung 1966
Josef Derbolav: systematische Perspektiven der Pädagogik 1971
Karl Dienelt: Pädagogische Anthropologie 1970
Otto Friedrich Bollnow: Erziehung in anthropologischer Sicht 1969
Werner Loch: Die anthropologische Dimension der Pädagogik 1963
Martinus Jan Langeveld: Die Schule als Weg des Kindes. Studien zur Anthropologie des Kindes 1968
Eugen Fink: Erziehungswissenschaft und Lebenslehre 1970
Karl-Heinz Dickopp: Einführung in die Anthropologie der Erziehung 1978
Herbert Zdarzil: Pädagogische Anthropologie 1978
Max Liedtke:Evolution und Erziehung 1976
23. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 23 Anthropologievergleich Philosophische A.
normativ
generalisierend
wissenschaftsunkritisch
geisteswissenschaftlich orientiert
Ausschluss von historischen und gesellschaftlichen Bedingungen
Historische A.
historisch-gesellschaftliche Perspektive
dekonstruktiv
reflexiv
pluralistisch
Aussagen über den Menschen sind historisch bedingte Konstrukte
24. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 24 Pädagogische Anthropologie Gegenwartsprobleme Postmoderne - das Ende der großen Erzählungen (Lyotard)
Identitätskonstruktion im Spannungsfeld von
Globalisierung
Naturentfremdung
Egalisierung von Werten und Normen
Gentechnologie
25. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 25 Weiterführende Literatur 1 Böhm, Winfried: Geschichte der Pädagogik. Von Platon bis zur Gegenwart. München 2004
Dülmen, Richard van: Historische Anthropologie. Köln 2001
Eberhard, Kurt: Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Stuttgart 1987
Gerspach, Manfred: Einführung in pädagogisches Denken und Handeln. Stuttgart 2000
Hamann, Bruno: Pädagogische Anthropologie. Bad Heilbrunn 1998
Hörmann, Georg (Hrsg.): Pädagogische Anthropologie zwischen Lebenswissenschaften und normativer Deregulierung. Hohengehren 2003
Plöger, Wilfried: Grundkurs Wissenschaftstheorie für Pädagogen. Paderborn 2003
26. Pädagogische Anthropologie Buchmayr 26 Weiterführende Literatur 2 Ruß, Hans Günther: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach Wahrheit. Stuttgart 2004
Schilling, Johannes: Anthropologie – Menschenbilder in der Sozialen Arbeit. Neuwied 2000
Schrenk, Friedemann: Die Frühzeit des Menschen – Der Weg zum Homo sapiens. München 1997
Treml, Alfred K.: Pädagogische Ideengeschichte. Stuttgart 2005
Wuketits, Franz M.: Was ist Soziobiologie? München 2002
Wulf, Christoph: Anthropologie – Geschichte, Kultur, Philosophie, Reinbeck 2004
Wulf, Christoph: Anthropologie der Erziehung. Weinheim 2001