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Motto. Scholem (1941): Major currents of jewish mysticsm: “But the stories are not dead, they are still not history, their secret life will come back today or tomorrow…” p.384. Methode nach Literaturwiss . Gérard Genette, Palimpseste (1982). Fünf Typen transtextueller Beziehungen
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Motto • Scholem (1941): Major currents of jewish mysticsm: • “But the stories are not dead, they are still not history, their secret life will come back today or tomorrow…” p.384
Methode nach Literaturwiss.Gérard Genette, Palimpseste (1982) • Fünf Typen transtextueller Beziehungen • Intertextualität • Paratext • Metatextualität • Hypertextualität • Architextualität
Intertextualität: Präsens eines Textes in einem anderen Text, Zitat, Plagiat (siehe Nosferatu), Anspielung • Paratext: Titel, Untertitel, Vorworte, Nachworte, Einleitungen, Fußnoten etc. –Hinweise geben • Metatextualität: „Kommentar“ –Beziehung zwischen einem Text und einem anderen, andeutungsweise, stillschweigend
Architextualität: unausgesprochene Beziehung, z.B. in einem paratextuellen Hinweis (Titel etc.) • Hypertextualität: jede Beziehung zwischen Text B (Hypertext) und Text A (Hypotext), Text, der von einem anderen früheren Text abgeleitet ist. Wenn Text B ohne A gar nicht existieren könnte…
Themen • Bibel • Rabbinische Literatur / Rabbiner • Kabbalistische Elemente / „Wunderrabbis“
Bibelfilme USA • The TenCommandments, 1923, Cecil B. DeMille • Samson and Delilah, 1949, Cecil B. DeMille • David andBathseba, 1951, Henry King • The TenCommandments, 1956, Cecil B. DeMille • Solomon andSheba, 1959, King Vidor • The Story of Ruth, 1960, Henry Koster • The Bible: In theBeginning, 1966, John Huston
Bibelfilme Italien • David und Goliath, Italien 1959, Ferdinando Baldi und Richard Pottier • Judith – Das Schwert der Rache, Italien 1959, Fernando Cerchio • Das Schwert von Persien, USA/Italien 1960, Raoul Walsh • Sodom und Gomorrha, Italien/Frankreich 1962, Robert Aldrich und Sergio Leone • Der Kampf der Makkabäer, Italien 1962, Gianfranco Parolini
NT USA • Intolerance (die zweite von vier Episoden), 1916, David Wark Griffith • Ben Hur, 1925, Fred Niblo • The Signofthe Cross, 1932, Cecil B. DeMille • Quo Vadis, 1951, Mervyn LeRoy • Salome, 1953, William Dieterle • The Robe, 1953 • Ben Hur, 1959, William Wyler • King ofthe Kings, 1960, Nicholas Ray • The Greatest Story Ever Told, 1965, George Stevens • Jesus Christ Superstar, 1973, Norman Jewison • The last Temptationof Christ, 1988, Martin Scorsese • Passion of Christ, 2004, Mel Gibson
NT Italien • Barabbas, Italien/USA 1962, Richard Fleischer • Das 1. Evangelium – Matthäus (Il Vangelosecondo Matteo), Italien 1964, Pier Paolo Pasolini
Biblische Motive in Trashfilmen • The Omega-Code USA 1999 Regie: Robert Marcarelli, Fortsetzung: The Omega-Code 2 (2001) • The Prophecy USA 1995 Regie: Gregory Widen, diverse „directtovideo“ Fortsetzungen
Beispiel • Wes CravenPresents Dracula 2000 • USA 2000 • Regie: Patrick Lussier, der auch zusammen mit Drehbuch: Joel Soisson • Gerard Butler: Dracula • Christopher Plummer: Matthew Van Helsing Jonny Lee Miller: Simon Sheppard • 95 Minuten
Inhalt • Matthew Van Helsinghat in der Gegenwart in London einenAntiquitätenladen. DieberaubeneinensilbernenSargausseinemBesitz und fliegennach New Orleans, Louisiana. • Sieöffnen den Sarg – Dracula erwacht und killt seine Diebe. Van Helsing und Simon töten die neuen Vampire. • Abraham Van Helsing= Mathew, der unfähig war, Dracula 1897 zubesiegen und ernährtesichdaher von seinemBlutbiszurGegenwart. • Seine Tochter Mary hat daherauchteilweise “Dracula-Blut”. • Van Helsingwirdgetötet. • Dracula entführt Mary und klärtsieüber seine Vergangenheit auf. Erist Judas Iskariot, der als Strafe fürseinenVerrat an Jesus zumVampirgewordenist. • Mary tötet Dracula.
Judas=Jude • Jude als Vampir • Von mittelalterlichen Blutbeschuldigungen bis zur Nazi-Propaganda und aktueller Antizionismus-Hetze
Judas wird bereits im Johannes-Evangelium zur Teufelsfigur und damit der „Verräter Judas“ und die Juden ein reines Teufelsvolk schlechthin. • (Joh 6,70-71): „Jesus erwiderte: Habe ich nicht euch, die Zwölf erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel. Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot; denn dieser sollte ihn verraten: einer der Zwölf.“ • Die Verteufelung des Judentums, wie sie in den Schriften des neuen Testamentes angelegt wurde, wurde durch die Literatur der Kirchenväter ausgebaut und erweitert, wobei die Judas-Figur eine bedeutende Rolle spielen sollte. Judas, Juden und Satan sollten in Folge eine Art teuflisches Gegenbild zur göttlichen Trinität bilden.
Beim Kirchenvater Papias von Hierapolis (gest. 140) wird Judas zum lebendigen Toten, zum Untoten. Sein Selbstmord sei gescheitert, da man ihm den Strick angenommen hätte, bevor er gestorben sei. Allerdings erfährt er nun eine Art teuflisches Wunder. • Er beginnt bei lebendigem Leib zu verwesen bis er schließlich wirklich stirbt. Dieser Ort sollte durch seinen Ausfluss so verseucht worden sein, dass der infernalische Gestank die Gegend unbewohnbar gemacht hätte. • Judas wird hier ekelerregend dämonisiert. Er ist ein angeschwollener dickleibiger Riese, der Eiter und Würmer absondert und dessen Augen von den Fettwülsten erdrückt werden. • Die Beschreibung enthält bereits antisemitische Stereotype wie Häßlichkeit, Gestank oder „abnorme Sexualität“, die im Mittelalter und der Moderne wiederkehren werden.
Das nicht mehr erhaltene Papias-Fragment wurde durch Apollinarios von Laodikeia überliefert: • „Sein Schamglied erschien widerwärtiger und größer als alle Schamteile (sonst auf der Welt). Er trug Eiterströme an sich, die aus dem ganzen Körper flossen, und Würmer, die ihn schon wegen der (natürlichen) Bedürfnisse quälten.“ • Pap 6, in: Ulrich H. J. Körtner, Martin Leutzsch (Hrsg.), Papiasfragmente. Hirt des Hermas. Schriften des Urchristentums. Bd 3. Wiss. Buchgesellschaft: Darmstadt 1998, S.61.
Origenes (185-254) formulierte eine zutiefst antijüdische Lehre, in der Judas und die Juden aufgrund ihrer Ablehnung des Christentums natürlich in der Hölle landen werden. Dass Judas Herkunft sich aus dem gleichen Stamm wie der Antichrist ableiten soll, findet sich bereits bei Hippolytus (gest.255) und Johannes Chrysostomos betonte die Geldgier des Judas und hielt „acht Reden gegen die Juden“: • „Sie gelten als die ungeheuerlichste Denunzierung des Judentums, die in den Schriften eines christlichen Theologen zu finden sind, und bilden regelrecht ein Kompendium polemischer Vorwürfe und Beleidigungen. Die Juden seien gottlos, schamlos, ruchlos, streitsüchtig, roh und unmenschlich, unselig, verflucht, verrückt, sie seien Angeber, Räuber, Diebe, Gotteslästerer, Feinde der Wahrheit, Fresser und Säufer, Hunde, geile Hengste, Böcke und Schweine, sie stünden im Bund mit dem Teufel, brächten Menschenopfer dar und hätten Christus gekreuzigt; ihre Synagoge gleiche einem Bordell oder einer Räuberhöhle und sei ein Ort des Rechtsbruchs und ein Unterschlupf für Dämonen.“ • Alfons Fürst, Von Origenes zu Hieronymus zu Augustinus, Studien zur antiken Kirchengeschichte, Berlin: de Gruyter 2011, S.298
Aus dem monströsen Judas bei Papias wird später der „wandernde Jude“ Judas werden und Urvater der Vampire. • In einer griechisch-makedonischen Legende zieht Judas als ewig dürstender Untoter durch die Welt. • Die Gleichsetzung von Judas mit dem Judentum kann man an vielen europäischen Volksbräuchen und Sprichwörtern erkennen, wie bei der Sitte „Judaspuppen“ zu verbrennen: • „Judas wird oft einfach als ‚Jude‘ verbrannt, seltener als Barabbas oder Pilatus, auch als ‚Frau‘. Diese antisemitische Seite des Judasverbrennens, wo auch eine bestimmte Persönlichkeit im Feuer ihr Leben lassen muss, hat etwa 1760 in Zante beinahe zu einem Pogrom im Judenghetto geführt, als die venezianischen Behörden versuchten, die Christen daran zu hindern, den jüdischen Kaufmann Jakob Tediskos als Judas zu verbrennen.“ • Walter Puchner, Studien zum Kulturkontext der liturgischen Szene, Lazarus und Judas als religiöse Volksfiguren in Bild und Brauch, Lied und Legende Südosteuropas, Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Wien 1991, S.106.
Gerade an überlieferten Sprichwörtern kann man die fatale Gleichung Judas=Teufel=Judentum festmachen, wobei im Folgenden auch noch das „rote Haar“ als Erkennungszeichen für Vampire dazu kommt. • „So nimmt es nicht wunder, daß Judas und die Juden in den Fluchformeln zuweilen auswechselbar sind. (…) ‚Roter Bart und blaue Augen, Seele des Judas, Herz des Satans.‘ “. • Puchner, Lazarus und Judas, S.108.
Die Idee, dass der satanische Judas der erste Vampir gewesen sei, ist zum Teil eines Volksglaubens geworden, der dabei stets auch tendenziell antisemitisch ist. • “I have not met with the following tradition save orally, but it is believed in Serbia, Bulgaria, and Rumania, that there are certain red−polled vampires who are called “Children of Judas,” and that these, the foulest of the foul, kill their victim with one bite or kiss which drains the blood as it were at a single draught. The poisoned flesh of the victim is wounded with the Devil's stigmata, three hideous scars shaped thus, XXX, signifying the thirty pieces of silver, the price of blood.” • Montagu Summers, The Vampire, London 1928, S.94.
Daher verwundert es nicht, dass der irische Schriftsteller Bram Stoker (1847-1912) in seinem klassischen Vampir-Roman „Dracula“ (1897) den Vampir mit einer Vielzahl antisemitischer Motive und Bilder zeichnet und ebenfalls den Judas-Bezug aufnimmt: • „The last I saw of Count Dracula was his kissing his hand to me; with a red light of triumph in his eyes, and with a smile that Judas in hell might be proud of.“ • Sara Libby Robinson erkennt in Stokers Porträt des Dracula mit seiner krummen Nase, den buschigen Augenbrauen, den spitzen Ohren und den krallenartigen häßlichen Fingern Antisemitismus: • „Dracula’s physical attributes are stereotypically Jewish features.“ • Bram Stoker, Dracula, Penguin Books: London 2010, S.59 (first published by Archibald Constable and Company, London 1897). • Sara Libby Robinson, Blood will tell, Vampires as Poltical Metaphors before World War I, Academic Studies Press: Boston 2011, S.63.
Stoker nimmt in “Dracula” die zahlreichen Ritualmordbeschuldigungen (wie z. B. den Ritualmordprozess von TiszaEszlar von 1882) und die ostjüdische Zuwanderung nach England am Ende des 19. Jahrhunderts auf. So lässt er Dracula und die anderen Vampirfiguren des Romans in Säcken christliche blonde Kinder rauben, um ihr Blut zu trinken. Aber „Dracula“ reflektiert auch die antisemitischen Vorfälle rund um die Jagd auf Londons „Jack the Ripper“ (1888). So erkannte bereits Sander Gilman die zeitgenössischen britischen „Pressebilder“ des Mörders als antisemitisch: • „What is striking is that the image of ‚Jack‘ is also set. He is the caricature of the Eastern Jew. Indeed, the official description of ‘Jack’ was of a man ‘age 37, rather dark beard and moustache, dark jacket and trousers, black felt hat, spoke with a foreign accent’.” • Dracula, S.47, S.235. • Sander Gilman, The Jew’s Body, Routledge: London, 1991, S.113.
Die „Judaisierung“ des Mörders verärgerte nicht nur die britischen Juden, sondern den „Ripper“ selbst. Er schrieb an Scotland Yard, dass er kein „Yid“ sei. Stokers aus dem Osten stammender Graf Dracula entspricht zum einen der antisemitischen Vorstellung des Christenblut trinkenden Juden und zugleich der Vorstellung des blutsaugerischen jüdischen Kapitalisten, der die ganze Welt bedroht. So hortet Dracula in seinem Schloß„a greatheapofgold in onecorner – goldof all kinds, Roman, and British, and Austrian, andHungarian, andGreekandTurkishmoney”Und während der letzten Auseinandersetzung mit dem Vampir erweist sich der Mantel Draculas gar als wahre Schatztruhe: • “As it was the point just cut the cloth of his coat, making a wide gap whence a bundle of bank-notes and a stream of gold fell out. The expressionoftheCount’sface was so hellish.” • Gilman, The Jew’s Body, S.117. • Dracula, S.56. • Dracula, S.340.
Diese Teufelskreatur kann von den Vampirjägern, die zunehmend im Roman zu einer Gruppe von modernen Kreuzrittern werden, bezeichnenderweise mit christlichen Symbolen wie Kruzifixe, Weihwasser und Hostien als Waffen besiegt werden. So wie die „oldknightsofthe Cross“ im Mittelalter die jüdischen Gemeinden Abend- und Morgenland heimsuchten, wollen sie noch mehr „Seelen erlösen“: • „Like them we shall travel towards the sunrise; and like them, if we fall, we fall in good cause.“ • Dracula, S.356.