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Determinants of the epidemiology, development, management and outcome in 9,991 patients with acute appendicitis Hat die Appendizitis einen politischen Hintergrund?Boenigk H, Meyer F, Ptok H, Lippert H, Gastinger IDepartment of Surgery, University of Magdeburg, Leipziger Strasse 44, D-39120 Magdeburg, Germany; Department of Surgery, Carl-Thiem-Hospital (Teaching Hospital of the Charite at Berlin) Cottbus, Thiemstrasse 111, D-03048 Cottbus, Germany. 600 Zielstellung:Aufgrund der hohen Inzidenz der Appendizitis und ihrer häufigen Diagnose in der täglichen chirurgischen Praxis verdient diese Erkrankung eine wiederholte Betrachtung und Analyse im Hinblick auf ihre Epidemiologie und medizinische Behandlung. Rationale der vorliegenden Arbeit war, dass nur unzureichende Daten in der Literatur verfügbar waren, welche die Inzidenz der Appendizitis in Bezug auf spezifische epidemiologische Kategorien wie Untersuchungszeiträume, Altersgruppen und Geschlechtsverhältnisse neben anderen reflektierten. Daraus ergaben sich für die Arbeit folgende Ziele: 1. war es Anliegen epidemiologisch relevante und kombinierte Determinanten in einer retrospektiven Analyse prospektiv unizentrisch erfasster Daten zur Appendizitisbehandlung mit einer repräsentativen Patientenkohorte (n=9.991) über einen Zeitraum von 27 Jahren zu analysieren. Dabei sollte eine Auswertung der Häufigkeiten der einzelnen Determinanten sowie die Ermittlung der altersgruppenspezifischen Inzidenz bezogen auf speziellen Fragestellungen zur chirurgischen Behandlung erfolgen. 2. Die besondere regionale Situation der Klinik, einziges Versorgungskrankenhaus einer mittleren Großstadt und der angrenzenden Region zu sein, legt es nahe, epidemiologische Daten der Stadt Cottbus mit dieser repräsentativen Kohorte in Beziehung zu setzen. Die Bevölkerungsbewegung in den neuen Bundesländern nach 1989 und die Veränderung des mittleren Alters bzw. der Lebenserwartung in den industrialisierten Ländern und insbesondere in Deutschland unterstreichen die Notwendigkeit, nicht nur die Fallrate der Erkrankung allein zu untersuchen, sondern auch die Korrelation von Inzidenz und demographischen Charakteristiken näher zu betrachten. 3. Weiterhin sollte versucht werden, eine Aussage über die Entwicklung der Qualität der chirurgischen Behandlung abzuleiten durch die Ermittlung von Häufigkeitsveränderungen krankheitsassoziierter Determinanten, wie Begleiterkrankungen, Komplikationen, der Rate der falsch positiven Diagnosen und der Letalität, über die entsprechenden Zeiträume. Von besonderem Interesse war dabei die Bestimmung relevanter prognostischer Faktoren für die chirurgische Ergebnisqualität. Patienten und Methoden: Vom 01. Januar 1974 bis zum 31. Dezember 2000 (unterteilt in drei Zeitperioden: 1974-1985, 1986-1996 und 1997-2000) wurden 9.991 Patienten, die einer Appendektomie (AE) unterzogen worden waren, in einer prospektiven unizentrische Studie an der Klinik für Chirurgie des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus (Ostdeutschland, Mitteleuropa) ausgewertet. Einziges Einschlusskriterium war die chirurgische Behandlung mittels Appendektomie. Ausschlusskriterien waren: Konservativ behandelte subakute Appendizitis und andere Interventionen, bei denen die Appendix vermiformis gleichzeitig mit reseziert wurde, wie z. B. Tumor-assoziierte Kolonresektionen. Insgesamt wurden 12 Kategorien (Tab 1) ausgewertet (76 „Items“ zur Diagnose und Behandlung der Appendizitis) 500 400 Appendektomieraten von 1974 – 2000 bezogen auf die Altersgruppen Gesamteinwohnerzahl und Anteil der Wohnbevölkerung nach Altersgruppen 300 VHF+ Thrombus VHF+ Thrombus 200 VHF+ Thrombus VHF+ Thrombus 100 0 Tab. 2 • Zusammenfassend zeigte diese prospektive Studie zur Appendektomie über den Zeitraum von 27 Jahren einen positiven, z.T. signifikanten Qualitätssprung innerhalb der untersuchten Klinik für die chirurgischen Ergebnisqualität in Bezug auf die Rate der falsch positiven AE, das Auftreten von Wundabszessen und vor allem für die Letalität von Patienten als stärkstes Kriterium der Qualitätssicherung. Trotzdem findet sich eine Erhöhung der Rate von Appendicitis perforata in der untersuchten Kohorte. • Es konnten für den postoperativen Verlauf die Appendicitis perforata, die gangränöse Appendizitis und die Adipositas als wichtigste Einflussgrößen zur Entstehung des Wundabszesses definiert werden. • Kernstück der Arbeit war die Betrachtung der altersgruppenspezifischen Inzidenzen für die Appendektomie der Stadt Cottbus, welche den weltweit siginifikanten Abfall für die Patienten bis zum 60. Lebensjahr nachweisen konnte, jedoch nur einen negativen Trend für die älter als 60-jährigen zeigte. • Die prägnantesten Untersuchungsergebnisse waren: • 1. Die Wundabszessrate betrug 10,9%. Perforation, rechtzeitige Operation, akute, gangränöse und chronische Appendizitis, das Geschlecht, Alter, Nebenerkrankungen wie Adipositas, arterielle Hypertonie, Diabetes und fehlender pathologischer Befund intraoperativ zeigten einen signifikanten Einfluss auf die postoperative Entwicklung eines Wundabszesses. • 2. Je länger die spezifische Appendizitis-bezogene Anamnese dauerte, um so häufiger trat eine perforierte Appendizitis auf. Interessanterweise erhöhte sich diese Rate signifikant bis zu 13,1% über die untersuchten Zeiträume. Rückläufig war die Rate der falsch positiven AE. Geringer war die Rate der notwendigen Zweiteingriffe (4,3% zu 2,5%; P<0,0001). Letzteres war häufiger bei Adipositas (6,5%) und auftretendem Wundabszess (5,8%) zu beobachten. • 3. Es gab eine signifikante Erniedrigung des Prozentsatzes von Patienten mit intraoperativ fehlendem pathologischen Befund an der Appendix vermiformis, insbesondere über den letzten Untersuchungsraum von 1997 bis 2000 bis zu 6,8%. • 4. Die Letalität betrug 0,6%. • 5. Die Zahl der Appendektomien korrelierte mit der Bevölkerungszahl insgesamt, der Zahl der Kinder und der Anzahl der Patienten jünger als 60 Jahre, jedoch nicht mit denen älter als 60 Jahre: P<0,001; P =0,005; P<0,001 bzw. P=0,112. 1974 1976 1978 1980 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 Tab. 3 Tab. 1