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Die Welt in den Kopf zurückholen Gedanken zur Aphasie und Aphasietherapie

Die Welt in den Kopf zurückholen Gedanken zur Aphasie und Aphasietherapie. Luise Lutz, Hamburg. Sabadel, Karikaturist und Aphasiker, hat sich selbst gezeichnet. Wirkungen der Aphasie. Ein Aphasiker verliert mit der Sprache mehr als nur Wörter und Sätze: Er verliert

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Die Welt in den Kopf zurückholen Gedanken zur Aphasie und Aphasietherapie

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Presentation Transcript


  1. Die Welt in den Kopf zurückholen Gedanken zur Aphasie und Aphasietherapie Luise Lutz, Hamburg

  2. Sabadel, Karikaturist und Aphasiker, hat sich selbst gezeichnet

  3. Wirkungen der Aphasie • Ein Aphasiker verliert mit der Sprache mehr als nur Wörter und Sätze: • Er verliert • fast alles, was er als empfindet, • den Kontakt zu fast allem, was in geschieht, • die , die , die , • die täglich durch Gespräche erzeugt wird, • die ,die , • die durch Worte zwischen Menschen entsteht. seine Welt der weiten Welt Anregung Inspiration Belebung Nähe Intimität

  4. Wörter und Sätze sind nicht fertig im Kopf gespeichert Sprache wird ständig neu in uns erzeugt durch • das, was gerade um uns herum • geschieht, • das, was andere zu uns sagen • das, was • die Welt um uns • + • die Welt in uns • an Gedanken + Handlungen hervorruft

  5. Das, was wir an Sprache wahrnehmen, ist nur die Spitze des Eisbergs Sprechen / Verstehen / Lesen / Schreiben Äußere Sprache n e u r o n a l e N e t z w e r k e Innere Sprache

  6. Wie unser gesamtes Verhalten wird auch die Sprache in den neuronalen Netzwerken chemisch und elektrisch gesteuert

  7. Wie werden Wörter und Sätze erzeugt? Sprache entsteht durch eine komplizierte Zahllose Prozesse rasen auf langen Wegen durch riesige neuronale Netzwerke und erzeugen unsere Äußerungen. Sie arbeiten automatisiert und ohne dass es uns bewusst wird. Sprachmaschinerie :

  8. Neurophysiologische Prozesse in der ‚Inneren Sprache‘ Sprechen / Verstehen / Lesen / Schreiben Äußere Sprache Hemmung: elektrische Impulse werden chemisch gesteuert Innere Sprache Aktivierung: Neuronen ‚feuern‘ bei genügend starker Erregung durch elektrische Impulse Synchronie: neuronale Netzwerke arbeiten synchron und kooperieren

  9. Der lange Weg durch spezialisierte neuronale Netzwerkverbände Planung Wortspeicher / Bedeutungs-Programmierung Grammatik-Programmierung Laut-Programmierung Ohr Augen Mund Hand Schreiben Verstehen Lesen Sprechen

  10. Zeitberechnung Wichtig für die gesamte Arbeit der Sprachmaschinerie: Zeitberechnung Das ständige Jonglieren mit den Elementen der Sprache ist nur möglich, wenn alle Prozesse im richtigen Takt arbeiten, d..h. die richtigen Laute an die richtige Stelle im Wort, die richtigen Wörter an die richtige Stelle im Satz bringen

  11. Die vier Modalitäten arbeiten zwar selbstständig, aber synchron Sprechen Verstehen Schreiben Lesen

  12. Was passiert bei Aphasie?

  13. Gestörte Programmierung in der ‚Inneren Sprache‘ Gestörte Modalitäten Äußere Sprache gestörte Hemmung Innere Sprache gestörte Aktivierung gestörte Synchronie

  14. Gestörte Hemmung

  15. Wortspeicher : Abruf von Assoziationen . . . Regen . . . regnen . . . fischen Wasser schwimmen trinken baden See Glas Badewanne

  16. Hemmungsfehler beim Wortabruf: Wortverschränkung http://www.schuetzen-haslach.de ich grabe mit der Schaufel „ich graufel“

  17. Hemmungsfehler bei der Satzerzeugung: GestörteZeitberechnung Sie fegt mit dem Besen „Sie best mit dem Feger“

  18. Gestörte Aktivierung

  19. Aphasie: Gestörte Aktivierung • Silben: - Planet • Wörter: - Der Schlüssel ist weg • Th Unbetonte Elemente werden häufig ausgelassen: ‚net‘ … weg“ = Thema = Aussage unbetont betont

  20. Gestörte Synchronie

  21. Gestörte Synchronie: Die Modalitäten kooperieren nicht mehr Sprechen Verstehen Schreiben Lesen

  22. Gestörte Synchronie • Ein Aphasiker • kann nicht immer sagen , was er denkt. • kann nicht immer hören , was er sagt. • kann nicht immer schreiben , was er hört • kann nicht immer lesen , was er schreibt. • kann nicht immer gleichzeitig sprechen und gehen • kann nicht immer seine Gesten mit seinen Worten verbinden.

  23. Wirkung der gestörten Programmierung in der Inneren Sprache Die Störungen der Hemmung, Aktivierung , Synchronie und die damit verbundenen Störungen der Zeitberechnung bewirken Störungen bei allen sprachlichen Erzeugungs- und Verarbeitungsprozessen der Inneren und Äußeren Sprache.

  24. Aphasietherapie

  25. Einige Annahmen zum Thema Aphasie und Aphasietherapie, die ich aufgrund meiner Therapie-Erfahrungen nicht bestätigen kann: • „Gestörte Sprache bedeutet gestörter Geist / gestörtes Wissen“ • Ich erlebe immer wieder, dass das Wissen, das vor Ausbruch der • Aphasie bestand, noch vorhanden ist. • „Aphasietherapie ist bei schweren Störungen sinnlos“ • Das habe ich in vielen Jahren noch nie erlebt. • Es ist aber möglich, dass ein Aphasiker aufgrund anderer • physischer oder psychischer Störungen nicht behandelt • werden kann.

  26. Weitere Annahmen, die ich nicht bestätigen kann: • „Die Therapie ist nur in einer bestimmten Zeitspanne möglich“ • (z.B. nur innerhalb von 8 Monaten / einem Jahr / zwei Jahren) • Fortschritte sind unbegrenzt möglich, solange ein Aphasiker • sich nicht aufgibt und von seiner Umgebung unterstützt wird. • „Das Übungsmaterial muss einfach sein“ • Zwar müssen die sprachlichen Strukturen der Therapie-Materialien • den sprachlichen Fähigkeiten der Aphasiker entsprechen vereinfacht • sein. • Aber die Themen können so komplex sein wie die Welt ist.

  27. Ziel der Therapie Das Ziel ist individuell: Jeden Aphasiker aus seiner Isolation zu befreien = so schnell wie möglich bei möglichst geringer Belastung die bestmöglicheKommunikationsfähigkeit zu erreichen

  28. Es geht auch bei schweren Aphasien nicht um die Form der Sprache - sondern nur um den Inhalt nicht um das Üben von Wörtern - sondern um Kommunikation, nicht um einen Aphasiker - sondern um einen Menschen, der an der Welt wieder teilnehmen möchte

  29. Welt Gedanken Sprache • Fast alle Übungen in der Aphasietherapie aller Schweregrade, • Organisation der Erzeugungs- und Verarbeitungsprozesse • beim Sprechen / Verstehen / Lesen / Schreiben • Reorganisation der neurophysiologischen Prozesse • (Hemmung / Aktivierung / Synchronie / Zeitberechnung) • können mit Materialien durchgeführt werden, die den Aphasiker • interessieren und ihn mit den Geschehnissen in der Welt verbinden: • Schlagzeilen / Berichte in Tageszeitungen + Zeitschriften • Dokumentation aus dem Internet / Fotobücher / Atlanten …

  30. Auch bei schweren Aphasien: Ein einziges Wort kann Welten öffnen und Bilder – damit Sprache - im Kopf erzeugen Tochter Urlaub Sonne Boot Kollegin Büro Telefon Computer „Julia“ Julia Roberts Kino Pretty Woman Theater Romeo + Julia Shakespeare

  31. Aphasiker brauchen Gespräche und Tätigkeiten Gespräche beleben, inspirieren, wecken Gedanken und Erinnerungen und damit die Sprache Tätigkeiten aktivieren das gesamte Gehirn und damit die Sprache

  32. Mittelpunkt des Lebens darf nicht ‚Üben‘ sein Es ist wichtiger, zu leben! • Mit vertrauten Menschen • über interessante Themen ‚sprechen‘, • etwas tun, was Freude macht • (Fotografieren/Musik hören/Spazieren gehen…) • lachen / leben / die Stunden genießen … beflügelt unsere Worte auch bei Aphasie

  33. Die Welt erzeugt Gedanken - die Gedanken erzeugen Sprache

  34. Eine Bitte an alle, die Aphasikern helfen möchten: • Bitte möglichst nicht verbessern! • Häufiges Verbessern hilft nicht • 1. Verbessern beseitigt nicht die Ursachen der Aphasie in den • gestörten Netzwerken. • 2. Das Verbessern lenkt die Aufmerksamkeit der Aphasiker auf • die gestörte Sprache und blockiertsie dadurch noch stärker. • 3. Verbessern hilft nur bei fehlendem Wissen, aber die Aphasiker • haben noch das Wissen über die Sprache und die Welt. • 4. Verbessern kann man nur, wenn man verstanden hat, was • der Aphasiker sagen wollte. Aber wenn man ihn verstanden hat, • ist die Aufgabe der Sprache erfüllt und das Verbessern über- • flüssig.

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