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Roland Stettler. PSYCHOSOMATIK – Wenn die Seele durch den Körper spricht. Koronare Herzkrankheit Krebserkrankung. Psychosomatik. Koronare Herzkrankheit: Somatische Faktoren. Kausale Risikofaktoren Hypercholesterinämie / Arterielle Hypertonie Diabetes mellitus / Nikotinabusus
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Roland Stettler PSYCHOSOMATIK –Wenn die Seele durch den Körper spricht Koronare Herzkrankheit Krebserkrankung
Koronare Herzkrankheit: Somatische Faktoren • Kausale Risikofaktoren • Hypercholesterinämie / Arterielle Hypertonie • Diabetes mellitus / Nikotinabusus • Mögliche Risikofaktoren • Erhöhte Serum-Triglyceride und Lipoprotein-a-Werte • Hyperhomozysteinämie / Hyperfibrinogenämie • Prädisponierende Risikofaktoren • Adipositas / Insulinresistenz • Körperliche Inaktivität • Positive Familienanamnese / männliches Geschlecht Erklären in ihrer Gesamtheit nur 50% der Varianz der KHK
Koronare Herzkrankheit: Psychische Faktoren • Typ-A-Verhalten (übersteigerter Tatendrang, schlecht definierte Ziele, Aggressivität, Ehrgeiz, Konkurrenzstreben, Gefühl von Zeitdruck) • Kein eigenständiger Risikofaktor, mehr Bindeglied • „Toxische“ Komponenten dieses Musters: • Feindseligkeit (Zynismus, Misstrauen, chronischer Ärger) • Depressivität • Depression nach Myokardinfarkt: kardiale Letalität nach 6 Monaten 4-fach gesteigert • Prognostisch wesentlichster postinfarzieller RF • Nicht abhängig von: Schweregrad Koronarangio, Infarktgrösse oder LV-Ejektionsfraktion Myrtek, 1999; Williams et al. 2000 Carney et al. 1999
Koronare Herzkrankheit: Psychische Faktoren • Frauen mit unsicher-vermeidendem Bindungsstil haben signifikant häufiger eine KHK • Selbstwertunsicherheit • Anpassen an peer group (Aufklärungskampagnen haben kaum Einfluss) • Job-strain-Verhalten gehäuft • Typ-A-verhalten als Kompensation Hul-Waskowiak et al. 2000
Koronare Herzkrankheit: Soziale Faktoren • Niederiger sozioökonomischer Status • Bis 3-fach erhöhte KHK-Inzidenz und KHK-Mortalität • Weitgehend unabhängig von somatischen RF • Möglicherweise stärkere Stress-Belastungen, mehr psychische Störungen • Arbeitsbezogener Stress • Hohe Anforderungen mit wenig Entscheidungskompetenz bzw. Arbeitskontrolle (sog. „job strain“) • 4-fach erhöhtes Risiko für kardialen Tod nach 6 J • Gute soziale Unterstützung • Vorhandene Partnerbeziehung senkt KHK-Sterblichkeit Marmot et al. 1997 Karasek et al. 1979 Titscher + Schöppl, 2000
Krebs: Grundsätzliche Überlegungen • Behandlung körperlich und psychisch hoch belastend • Krebs löst allgemein Ängste und Hilflosigkeit aus • Krebs wird häufig mit Tod und Sterben gleichgesetzt • Diagnose „Krebs“ ist Einbruch in das Lebensgefüge des Individuums • Vom Krebs ist die ganze Familie betroffen
Risikofaktoren für psychische Dekompensation • Frühere und bestehende psychische Probleme (v.a. Depression) • Mangelnde soziale Einbindung und Unterstützung • Aktuelles Erleben von Trennung, Tod • Ehe-, Familienprobleme • Finanzielle, berufliche Probleme • Negative Krankheitserfahrungen • Unkontrollierbare Schmerzen • Ungünstige Prognose • Fortgeschrittener Tumor • Körperliche und emotionale Erschöpfung
Krebs: Häufige Ängste • Angst vor Verlassenwerden, Trennung und sozialer Isolation • Vor Schuldgefühlen • Vor passiver Auslieferung und Überwältigung durch unkontrollierbare Kräfte • Vor Neid und Eifersucht auf die Gesunden • Vor verstümmelnde chirurgischen Eingriffen • Vor Überempfindlichkeit und leichter Kränkbarkeit • Vor Verlust von Autonomie und Lebensqualität • Vor Schmerz • Vor Rückfällen und Unheilbarkeit Meerwein, 1991
Krebs: Müdigkeit und Erschöpfung • 30-40% der Patienten leiden auch nach Abschluss der Behandlungsphase unter chronischer Fatigue • Müdigkeit, Energiemangel, übersteigertes Ruhebedürfnis • Gefühl der generalisierten Schwäche • Gestörtes Schlafmuster, Schlaf wenig erholsam • Sich zu jeder Aktivität zwingen müssen • Ausgeprägte emotionale Reaktionen auf empfundene Erschöpfung (Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit) • Mehrere Stunden Unwohlsein nach Anstrengung
Krebs: Diagnosemitteilung • Sorgfältige Vorbereitung des Gesprächs • Ruhige Umgebung, ungestörte Gesprächsathmosphäre • Sind Familienangehörige mit einzubeziehen? • Gesprächsanliegen formulieren, Zeitrahmen benennen • Subjektiven Informationsstand, Behandlungsvorstellungen des Patienten erfragen • Wort „Krebs“ nicht tabuisieren • Emotionale Reaktionen aufgreifen, nicht rasch auf Sachebene („Fakten“) wechseln • Hoffnung offen lassen • Ausführliche Information über Krankheit und Therapieoptionen • Weiterführendes Gespräch anbieten
Krebs: Krankheitsverarbeitung - Coping • Günstige Verarbeitungsstrategien • Aktives, problemorientiertes Coping • Kämpferische Einstellung gegenüber der Krankheit („fighting spirit“) • Aktive Verleugnung • Soziale Unterstützung • Ungünstige Verarbeitungsstrategien • Unterdrückung von Gefühlen • Sozialer Rückzug, Isolation • Passive Hinnahme, Resignation, Grübeln • Depression, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit
Krebserkrankung und Partnerschaft • Psychische Belastung und Anpassungsprobleme bei Patient und Angehörigen gleich gross • Ehepartner berichten oft häufiger über psychische Probleme als Patienten • Ehepartner sind nicht von vorneherein als Unterstützung anzusehen; eine schlechte Qualität der Partnerschaft ist eine zusätzliche Belastung für den Patienten • Patienten die sich schlecht abgrenzen können, fühlen sich durch depressive Symptomatik des Partners zusätzlich belastet
Gesprächsführung bei Krebspatienten • Zeit haben, offen sein, sich zur Verfügung stellen • Zu Anfang zurückhalten, dem Patienten Raum geben • Gespräch soll den Patienten entlasten, nicht belasten; keine Konflikte vertiefen • Weder durch Hoffnungslosigkeit bestimmen lassen, noch durch unrealistische Rettungsfantasien verleiten lassen • Individuelle und familiäre Abwehr als ein Versuch der Bewältigung erkennen und respektieren
Gesprächsführung bei Krebspatienten (2) • Gefühle der Angst, Verzweiflung, Wut und des Ärgers aufgreifen und helfe, diese auszudrücken • Anknüpfen an Bewältigungsstrategien, die früher geholfen haben • Das körperliche und seelische Wohlbefinden fördernde Ressourcen aktivieren (Beziehungen, Hobbies) • Bewusstwerden der eigenen Emotionen wie Angst vor dem Tod, Resignation Hilf- und Hoffnungslosigkeit
Fachpsychotherapeutische Behandlung • Bei ca. 10% indiziert • Psychoedukative Verfahren • Verhaltensmedizinische Verfahren (Entspannung etc.) • Individuelle Psychotherapie • Gruppenpsychotherapie
Reaktionen bei Behandlung von Krebspatienten • Überidentifikation • Vermeidung und Verleugnung • Flucht in Überaktivität • Rückzug und Resignation • Schuldgefühle
Begleitung unheilbar Kranker • Intensive gefühlsmässige Bindung zum Patienten • Frühere Erfahrungen mit Sterben und Tod von Freunden, Angehörigen werden reaktiviert • Eigene „Schwachstellen“ kennen
Begleitung unheilbar Kranker „Wer gut begleitet wird, verlangt keine Sterbehilfe“ Viardot, 2002
Weitere Präsentationen www.seminare-ps.net