150 likes | 478 Views
Textlinguistik Entstehung, Entwicklung, Richtungen . Philologische Fakultät der Universität Belgrad, Lehrstuhl f ür Germanistik, 1 9 . Oktober 20 1 0 . Entstehung der Textlinguistik. Mitte der 60er Jahre als selbständige Disziplin
E N D
TextlinguistikEntstehung, Entwicklung, Richtungen Philologische Fakultät der Universität Belgrad, Lehrstuhl für Germanistik, 19. Oktober 2010
Entstehung der Textlinguistik • Mitte der 60er Jahre als selbständige Disziplin • Vorher wurden textuelle Phänomene von der Stilistik, Rhetorik und Literaturwissenschaft untersucht • Heute weitgehend interdisziplinär, verschiedene Ansätze • Text als Produkt, Textproduktion, Textrezeption • Keine in sich geschlossene Theorie, sondern die Gesamtheit der sprachwissenschaftlichen Untersuchungen, die Texte betreffen. • Satzgrammatik satzüberschreitende grammatische Phänomene Analyse globaler Textstrukturen • Pragmatische Aspekte, Wissensverarbeitung • Textualität, Themenentwicklung • Theoretische Modelle / Methoden der Textanalyse
Entwicklung der Textlinguistik Drei Hauptphasen: • Transphrastischer Ansatzsprachliche Mittel, mit deren Hilfe Sätze zu kohärenten Folgen verbunden werden • Kommunikativ-pragmatischer Ansatz Text als Ganzheit mit kommunikativer Funktion • Kognitivistischer AnsatzProduktion und Rezeption von Texten
Transphrastischer Ansatz • Transphrastisch = 'satzübergreifend' • Satzgrammatik Textgrammatik • Texte werden als Aneinanderreihungen miteinander verknüpfter Sätze beschrieben. • 1964 – Peter Hartmann fordert die Orientierung der Linguistik an Texten: vom Sprachsystem zum Sprachgebrauch • Harweg - Text als "ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten" (Harweg 1968: 148). • Heidolph und Isenberg untersuchen syntaktisch-semantische Verknüpfungen benachbarter Sätze
Transphrastischer Ansatz • Überlegungen zur thematischen Progression (Daneš) • Weinrich: textuell bedingte Artikelselektion und textuelle Dominiertheit des Tempusgebrauchs • Halliday/Hasan (1976) – führen den Begriff Kohäsion (semantisch-syntaktische Verknüpftheit) in die Textlinguistik ein. • Kohäsion - verschiedene Erscheinungsformen der (expliziten und impliziten) Wiederaufnahme und der (expliziten und impliziten) Konnexion
Transphrastischer Ansatz • Erste Textdefintionen immer noch sprachsystematisch geprägt: Text ist “eine Folge von Sätzen, die durch Vertextungsmittel (Konjunktionen, Pronomina, ...) miteinander verknüpft sind. • Satz als Struktureinheit des Textes • Textkohärenz wird ausschließlich grammatisch gefasst • Texte sind strukturelle Einheiten desselben Typs wie Sätze, nur umfangreicher; man braucht kein neues Beschreibungsinstrumentarium • Das Sprachsystem wird um eine Einheit – den Text – erweitert • Textgrammatik: nach welchen strukturellen Prinzipien werden Texte konstituiert. Erste Grundannahme: Verknüpfung von Sätzen, Pronominalisierung
Transphrastischer Ansatz • Kritik: scheint in hohem Maße operationalisierbar zu sein - man kann Texte von Nicht-Texten unterscheiden - aber es gibt Beispiele, für die dieser Ansatz (v.a. Harwegs Auffassung) undenkbar sind, z.B. Ein-Wort-Texte, Ein-Satz-Texte, Nonsens-Texte. • weitere Mittel zur Kohäsionsbildung (#)Die Wetterlage in Europa hat sich in den vergangenen Tagen völlig verändert. Wie aber soll sie von wenig Geld eine Haushaltshilfe bezahlen? Allerdings will kein Meteorologe einen Pfennig darauf verwetten, daß wir nun auch von Juni an mit Sonne rechnen können. (#)Es gibt niemanden, den ihr Gesang nicht fortreißt. Unsere Sängerin heißt Josephine. Gesang ist ein Wort mit sechs Buchstaben (und fünf Phonemen), Sängerinnen machen viele Worte. (#) Der Sachschaden beträgt sechs Millionen Mark. Als die alarmierte Feuerwehr bei den Löscharbeiten die Stahltür zu einem Kellerraum öffnete, entstand ein Luft-Gas-Gemisch, das sich explosionsartig entzündete. Bei einer Gasexplosion in einem Geschäftshaus sind am Donnerstag zwölf Menschen verletzt worden. Beispiele aus: (Vater 1994, 18-19)
Pronominalisierung • Roland Harweg: Pronomina und Textkonstitution (1968): Text als "ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten“. • Textkonstitutiv • Substituentia (ersetzende Elemente) und Substituenda (zu ersetzendes Element): alle ersetzenden Elemente: Synonyme, Hyperonyme, Metapher, Metonymien u.a. • Nicht in allen Texten gegeben, z.B. Ein-Satz-Aphorismen Brinker: explizite und implizite Wiederaufnahme – Bezugsausdruck und wiederaufnehmender Ausdruck
Pronominale Verkettung und Proformen • Proform: Verweisformen, Substituentia, Kohäsionsmittel, referenzidentische Wiederaufnahmemittel • Pronomina - Personal-, Demonstrativpronomina) (#) Kennst du Heinz. Der ist mein bester Freund. (#) Hans wohnt in Berlin. Dort studiert er Medizin. (#) Er hielt eine Rede, worin(in der) er seinen Lehrer entdeckte. • Adverbien - temporal, lokal, direktiv, kausal, Pronominaladverbien • Ausdehnung (Bezugselement): Wortgruppen, Sätze, Satzfolgen Als die Kinder die Macht ergriffen, gingen die Eltern in Deckung. Luftballons flogen über eingezogene Köpfe. Mobiliar polterte über das Parkett. Der Fußboden bebte unter stampfendem Toben. Im Souterrain rieselte Kalk. ... Das war gegen 18 Uhr am ersten Tag einer außergewöhnlichen Woche. (Die Zeit, 14.1.1972) Text-in-Funktion (Schmidt), Text als Handeln • Wortfolgen sind Werkzeuge der Sprache, sie haben an sich keine Bedeutung, sondern bekommen diese erst im Zusammenhang der Handlung, in der sie gebraucht werden. Im Laufe einer Äußerung werden immer mehrere Akte gleichzeitig vollzogen. Die Handlungen und die verwendeten Mittel sind konventionell geregelt.
Wiederaufnahme • Explizit und implizit • Ausdehnung (Bezugselement): Wortgruppen, Sätze, Satzfolgen Als die Kinder die Macht ergriffen, gingen die Eltern in Deckung. Luftballons flogen über eingezogene Köpfe. Mobiliar polterte über das Parkett. Der Fußboden bebte unter stampfendem Toben. Im Souterrain rieselte Kalk. ... Das war gegen 18 Uhr am ersten Tag einer außergewöhnlichen Woche. (Die Zeit, 14.1.1972)
Kommunikativ-pragmatischer Ansatz Was ist der Zweck der Texte in bestimmten Kommunikationssituationen? kommunikative Funktion (Definitionen von Schmidt, Ehlich, Rosengren, Coseriu, Viehweger, Rickheit/Strohner, Holly) • Textpragmatische Aspekte: Text, Textualität, Kohärenz werden auch textextern untersucht • Einflüsse der Sprechakttheorie, der Kommunikationstheorie und der Konversationsanalyse • Textmerkmale werden in Abhängigkeit von der Verwendungssituation untersucht
Literatur Eva Schoenke (Universität Bremen), Textlinguistik, Zusammenfassung der Vorlesungsinhalte. http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlm.html Glossar zur Textlinguistik http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlgl/tlgl.html Gansel, Christina/Frank Jürgens (22007): Textlinguistik und Textgrammatik. 2. Aufl. Göttingen (Studienbücher zur Linguistik, 6). Kapitel 2: Zur Entwicklung des Textbegriffs, S. 35-39. Ili isto poglavlje u kasnijem izdanju: Gansel, Christina/Jürgens, Frank (32009): Textlinguistik und Textgrammatik. Göttingen (UTB 3265).