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Integration durch Bildung Bildung durch Integration

Integration durch Bildung Bildung durch Integration. Dr. Christa Preissing, Fachtagung des Paritätischen Bildungswerks 27.11.2007. Die Sackgassen der Vergangenheit. Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Bildung und Erziehung - Gut gemeint, ist oft das Gegenteil von gut.

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Presentation Transcript


  1. Integration durch BildungBildung durch Integration Dr. Christa Preissing, Fachtagung des Paritätischen Bildungswerks 27.11.2007

  2. Die Sackgassen der Vergangenheit Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Bildung und Erziehung - Gut gemeint, ist oft das Gegenteil von gut.

  3. Ausländerpädagogik (60er/70er Jahre) • Ziel: Die Kinder der Migranten auf die monokulturelle und monolinguale Schule vorbereiten: Deutschkurse, Vorbereitungs- und Förderklassen. • Die Falle: Kinder aus Migrantenfamilien werden von vorneherein als Kinder mit Defiziten betrachtet. Sie haben einen besonderen Lernbedarf. Es gibt nichts, was die deutsche Mehrheitsgesellschaft von ihnen lernen könnte. • Und: Die deutsche Schule als System bleibt unhinterfragt. Sie ist gut, weil sie eine deutsche Schule ist – dieser Ruf ist inzwischen gründlich ruiniert.

  4. Der folkloristische Ansatz (70er/80er Jahre) • Ziel: Kinder und Eltern aus Migrantenfamilien sind eingeladen, ihre kulturellen „highlights“ ab und an in das Geschehen von Kita und Schule einzubringen. Besonders bei Festen erhalten sie Gelegenheit, „typisches“ Essen, „außergewöhnliche“ Rituale und Zeremonien aus ihrem Kulturkreis / ihrer Religion vorzuführen: je exotischer, desto besser. • Die Falle: Kinder und Eltern werden stereotypisiert, auf ihre ethnische Herkunft hin reduziert und zum Teil instrumentalisiert, um ein „bunteres“ und erstaunliches Ambiente für die Mehrheitsgesellschaft zu kreieren.

  5. Interkulturelle Erziehung als Bereicherung (80er/90er Jahre) • Ziel: Wertschätzung der Verschiedenheit: „difference is beautiful“; alle sollen das „Beste“ voneinander lernen; alle Kinder sollen von der Verschiedenheit der Erfahrungen und Kompetenzen aus den unterschiedlichen Kulturen profitieren. • Die Falle: Reale Hierarchiegefälle werden ausgeblendet – nicht alle Migrantenfamilien haben (aufgrund ihrer Migrationsgeschichte?) etwas „zu bieten“. Die ärmsten und die mit traumatischen Fluchterfahrungen werden in besonderer Weise ausgegrenzt.

  6. Interkulturelle Begegnungen (90er Jahre und Millenium) • Ziel: Pädagogen bemühen sich, ein differenziertes Verständnis der Lebenssituationen und Perspektiven von Migrantenfamilien zu erhalten. Austausch mit Migrantenorganisationen; erste wechselseitige Kommunikation über die Erwartungen von verschiedenen Migrantengruppen an das deutsche Bildungssystem und von Kitas und Schulen an die Migrantenfamilien, z.B. Eltern-Gesprächskreise in Kitas und Schulen. • Die Falle: Individualisierung der „großen“ gesellschaftlichen Aufgabe der Integration. Integration kann nicht allein durch die Bildungsinstitutionen erfolgen. Einwanderungspolitik, Arbeits- und Familienpolitik, Wohnungsbau, Städte- und Regionalplanung sind ebenso gefragt.

  7. Paradigmenwechsel Was können „wir“ von und mit „unseren“ Migranten lernen, um uns in der globalisierten Welt besser zurechtzufinden und sie gemeinsam gestalten zu können? Bildung durch Integration

  8. Perspektiven • Das Curriculum an Schlüsselproblemen des gemeinsamen realen Lebens orientieren • Lokale Herausforderungen analysieren, zum Bildungsthema machen und die Bildungsinhalte der Schulen daraufhin durchforsten, was sie zur Lösung der Problem beitragen können • Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern neues Wissen generieren, z.B. durch Beteiligung der Schulen an Praxisforschung

  9. Perspektiven • Die Ressourcen der Lernenden und Lehrenden mobilisieren, um innovative Antworten auf die drängenden Fragen unserer Gesellschaft zu finden. Lernenden zutrauen, dass sie neue Lösungen finden. • Bildungsinstitutionen von Anfang an als Orte der Begegnung gestalten, mit denen sich Lernende und Lehrende identifizieren können

  10. Perspektiven • Bildungsinstitutionen mit den Lernenden so gestalten, dass ihre Familienkulturen in Büchern, Bildern und anderen Medien repräsentiert sind • Mehrsprachigkeit als Kompetenz erkennen und fördern – unabhängig von der globalen Wertigkeit der jeweiligen Sprache

  11. Die Chancen der frühen Bildung und Erziehung nutzen • Jeder in die frühe Bildung und Erziehung investierte Euro zahlt sich langfristig um ein Mehrfaches (6- bis 8-faches) aus – das ist durch nationale und internationale Studien belegt. • Sprachförderung statt Sprachtests: Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache profitieren in besonderem Maße in ihrer Sprachentwicklung, wenn sie frühzeitig (ab dem zweiten Lebensjahr) eine Kita besuchen. • Erzieherinnen – und Lehrerinnen – benötigen eine Qualifizierung als Sprachvorbild für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache.

  12. Die Chancen der frühen Bildung und Erziehung nutzen • Offensive Werbung bei Migrantenfamilien nichtdeutscher Familiensprache für Kitas als Bildungsinstitutionen ab dem 2. Lebensjahr • Werbung für frühe Bildung bei und mit Beteiligung von Unternehmen, die Migranten beschäftigen • Analyse der „Hemmschwellen“: Angst vor Entfremdung, Beschädigung des Mutterbildes, Verlust der kulturellen „Wurzeln“, Verlust der Familiensprache …

  13. Die Chancen der frühen Bildung und Erziehung nutzen • Weiterentwicklung vorhandener und erprobter Eingewöhnungskonzepte für die Arbeit mit Migranteneltern • Aufbau von laufenden und dialogischen Gesprächskreisen mit Migranteneltern zu Fragen der Bildung und Erziehung, zum Aufwachsen ihrer Kinder in Deutschland – auch in ihren Herkunftssprachen • Qualifizierung erziehungswissenschaftlicher Nachwuchskräfte, besonders junger Migrant/inn/en für diese Aufgaben (z.B. über Stipendien)

  14. Lernen am Erfolg • Migranteneltern als Multiplikatoren – Anreize geben, z.B. durch bezahlte Mitarbeit in Familienzentren und Ganztagsgrundschulen • Gezielte Förderung ehrenamtlicher Arbeit von Migranten in Kitas und Schulen: als „Brückenbauer“ in sprachlicher, religiöser und familienkultureller Perspektive • Beteiligung von Migrantenorganisationen an der Weiterentwicklung von Bildungskonzepten

  15. Bildung und Gemeinwesenentwicklung • Jugendliche, insbes. ältere männliche Jugendliche aus Migrantenfamilien als „Paten“ für jüngere Schüler – und auch für Kita-Kinder gewinnen • Konkrete Veränderungen in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zum Gegenstand von Schulprojekten machen • Zusammenführen von Initiativen und Projekten zur Prävention von Gewalt und Rassismus mit den Curricula der Schulen

  16. Bildung und Gemeinwesenentwicklung • Elemente von „Stadt als Schule“ in die Curricula der Regelschulen aufnehmen: Lernen in realen Arbeitssituationen • Systematische Kooperation von Schulen und ortsansässigen Unternehmen • Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Vorhaben der Stadt- bzw. Regionalentwicklung • Förderung einer Wohnungsbaupolitik, die die soziale Mischung fördert

  17. Qualifizierung der Pädagogen • Interkulturelle Kompetenzen als Ausbildungsziel der Lehrerbildung • Zusammenarbeit mit Eltern unterschiedlichster sozialer und kultureller Herkunft als Inhalt von Aus- und Weiterbildung • Qualifizierung der Pädagogen für die Arbeit in multiprofessionellen und interkulturellen Teams

  18. Qualifizierung der Pädagogen • Deutsch als Zweitsprache (DaZ) obligatorisch in der Lehrerbildung verankern • Obligatorische Weiterbildung in DaZ für bereits ausgebildete, berufstätige Lehrer/innen • Gezielte Anwerbung von jungen Migrantinnen und Migranten für den Lehrer- bzw. Erzieherberuf

  19. Integration durch BildungBildung durch Integration Dr. Christa Preissing 5. Juni 2007

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