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Läsionen einzelner peripherer Nerven. Karl Zeiler, Christoph Baumgartner Univ.-Klinik für Neurologie Wien. Läsionen einzelner peripherer Nerven Klinische Symptomatik (1). Motorische Ausfälle ► schlaffe Paresen ► herabgesetzter Tonus
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Läsionen einzelner peripherer Nerven Karl Zeiler, Christoph Baumgartner Univ.-Klinik für Neurologie Wien
Läsionen einzelner peripherer Nerven Klinische Symptomatik (1) Motorische Ausfälle ► schlaffe Paresen ► herabgesetzter Tonus ► abgeschwächt bzw. nicht auslösbare Eigen- und Fremdreflexe ► keine Pyramidenzeichen ► nur ausnahmsweise Faszikulationen ► Entwicklung von Muskelatrophien (innerhalb von 3-4 Wochen) Sensible Ausfälle ► alle Qualitäten sind in etwa gleichem Maße betroffen ► exakt auf die jeweilige kutane Innervationszone beschränkt
Läsionen einzelner peripherer Nerven Klinische Symptomatik (2) Schmerzen ► ev. spontane Schmerzen an der Läsionsstelle ► ev. Druckschmerz an der Läsionsstelle ► ev. Dehnungsschmerz ► ev. Schmerzausstrahlung über das Versorgungsgebiet des Nerven hinaus (z.B. Schulterarmschmerz bei Carpaltunnel-Syndrom) Schweißsekretionsstörungen ► Läsion sensibler oder gemischt sensibel-motorischer Nerven: Reduktion bzw. Ausfall der Schweißproduktion und der Piloarrektion
Läsionen einzelner peripherer Nerven Klinische Symptomatik (3) Trophische Störungen ► Haut: pergamentartig dünn, glatt, Papillarleisten an Finger- und Zehenkuppen weniger prominent, Hyperkeratosen, Anfällig- keit für Verletzungen, beeinträchtigte Wundheilung ► Nägel: Wachstumsstörungen, erhöhte Brüchigkeit ► Haare: Haarausfall, Hypertrichosen ► Vasomotorik: hyperämische Rötung, später zyanotische Ver- färbung
Läsionen einzelner peripherer Nerven Ursachen - Überblick Traumen Drucklähmungen Iatrogene Läsionen Engpaß-Syndrome Kompartment-Syndrome Tumoren (anderer Gewebe in der Nachbarschaft, des peripheren Nerven selbst) Entzündungen (durch Bakterien, Viren, Parasiten, durch Toxine, para- oder postinfektiös immunologisch mediierte Schäden) Physikalische Einflüsse (Hitze, Kälte, elektr. Strom, Blitzschlag, elektromagnetische Wellen, ionisierende Strahlen)
Traumatisch bedingte Läsionen peripherer Nerven ► Schnitt-, Stich-, Schußverletzungen (selten) ► stumpfe Traumen ► Zerrung oder Quetschung von Nerven im Rahmen von Frakturen oder Luxationen ► „Spätparesen“: Manifestation erst Wochen, Monate oder Jahre nach dem Trauma (Organisation von Hämatomen, narbige Gewebeschrumpfung, raumfordernde Kallus-Bildung)
Drucklähmungen Pathophysiologie ► prolongierte mechanische Druckeinwirkung ► vaskuläre Faktoren Auslösende Faktoren ► ungünstige Lagerung während einer längeren Bewußtseinsstörung ► unsachgemäße Lagerung während einer Narkose ► Einnahme von Sedativa, Hypnotika („zu tiefer Schlaf“) ► Alkohol-Intoxikation, Drogen-Mißbrauch, sonstige Intoxikationen Prognose ► i.a. gut (Neurapraxie), Ausnahme: Kompartment-Syndrom „Tomakulöse Neuropathie“ ► hereditäre Neuropathie mit Neigung zu Druckparesen (HNPP)
Iatrogene Läsionen peripherer Nerven ► direkte Verletzung im Rahmen operativer Eingriffe ► Druckläsionen durch Instrumente oder Hämatome ► unsachgemäße Lagerung, z.B. während einer Narkose ► zu eng angelegte (Gips-)Verbände ► „Nadeltrauma“: durch Injektionsnadeln, Punktionskanülen ► Injektion von toxischen Substanzen
Engpaß-Syndrome Carpaltunnel-Syndrom N. medianus Pronator teres-Syndrom N. medianus Sulcus n. ulnaris-Syndrom N. ulnaris Syndrom der Loge de Guyon N. ulnaris Supinatorlogen-Syndrom N. radialis Incisura scapulae-Syndrom N. suprascapularis Meralgia paraesthetica N. cut. femoris lateralis vorderes Tarsaltunnel-Syndrom N. peronaeus profundus hinteres Tarsaltunnel-Syndrom N. tibialis
Kompartment-Syndrome (1) Kompartment: von straffen Faszienhüllen umgebene Muskelloge Pathophysiologie Druckanstieg im Kompartment → Mikrozirkulationsstörung → Vermin- derung der Perfusion des Gewebes → Ischämie mit Schädigung des Kapillarendothels → Austritt von Flüssigkeit aus dem intravasalen Raum → weiterer Druckanstieg im Kompartment → Mangeldurchblu- tung von Muskel- und Nervengewebe → Ausbildung von Nekrosen Ursachen ► Blutungen innerhalb des Kompartments: durch Gefäßverletzungen, Traumen, operative Eingriffe, i.m.-Injektionen, „spontan“ bei primären oder sekundären (iatrogenen) Gerinnungsstörungen ► Ödem innerhalb des Kompartments: durch Überbeanspruchung der Muskulatur, prolongierte Ischämie, Traumen ► Druck von außen: durch zu engen (Gips-)Verband, ungünstige Lagerung bei Bewußtlosen oder während einer Narkose
Kompartment-Syndrome (2) Klinische Symptomatik ► Entwicklung meistens innerhalb von 24 h nach dem auslösenden Ereignis ► lokal spontane Schmerzen ► lokale Schwellung ► lokale Rötung ► starker lokaler Druckschmerz ► Zunahme der Schmerzen durch passive Dehnung der Muskulatur ► progrediente Schwäche der Muskulatur (nach 8-12 h) ► ggf. Paresen und Sensibilitätsstörungen im Versorgungsgebiet von im Kompartment verlaufenden Nerven ► periphere Pulse ev. nicht mehr tastbar
Kompartment-Syndrome (3) Rhabdomyolyse: ► (exzessiver) Anstieg der Serumenzyme CK, CK-MM, LDH, GOT, GPT, Aldolase ► (exzessiver) Anstieg der Myoglobin-Konzentration im Serum ► Myoglobinurie ► ggf. innerhalb kurzer Zeit Nierenversagen Sicherung der Diagnose: Messung des subfaszialen Druck innerhalb der Muskelloge Therapie: sofortige operative Spaltung der Faszie (Fasziotomie), falls der Druck in der Faszie mehr als 30-40 mm Hg beträgt Notfall !
Graduierung traumatischer Nervenläsionen (1) Neurapraxie ► keine Kontinuitätsunterbrechung ► Leitfähigkeit (lokal begrenzt) vorübergehend blockiert, proximal und distal der Läsion bleibt der Nerv elektrisch erregbar ► klinisch meistens spontane komplette Remission innerhalb von Stunden, Tagen oder Wochen ► häufigste Ursache: Drucklähmung (z.B. Schlaflähmung)
Graduierung traumatischer Nervenläsionen (2) Axonotmesis ► Kontinuitätsunterbrechung der Axone, die Kontinuität der Hüll- strukturen (Endo-, Peri-, Epineurium) ist jedoch erhalten ► distal der Läsionsstelle beeinträchtigte Leitfähigkeit, Entwicklung einer Waller´schen Degeneration ► aus dem proximalen Axonstumpf sprossen Axone in die Peripherie ► klinisch meistens spontane weitgehende oder komplette Remission innerhalb von Wochen oder Monaten ► häufigste Ursache: traumatisch bedingte Quetschungen peripherer Nerven, z.B. auch: Carpaltunnel-Syndrom
Graduierung traumatischer Nervenläsionen (3) Neurotmesis ► Kontinuitätsunterbrechung der Axone und (von Teilen) der Nerven- hüllen ► falls Perineurium und Epineurium erhalten sind (nur Endoneurium lädiert), sprossen Axone nach distal aus, erreichen aber nur teilweise das Ziel; ev. Operation erforderlich ► falls nur das Epineurium erhalten ist (Endoneurium und Perineurium lädiert), nur geringe Chance einer einigermaßen kompletten spontanen Remission; meistens Operation erforderlich ► komplette Kontinuitätsunterbrechung der Axone und aller Nerven- hüllen: Operation i.a. unumgänglich
Läsionen einzelner peripherer Nerven Konservative Maßnahmen ► Hauptziel: Sekundärschäden vermeiden (weitere Verletzungen, Überdehnung bzw. Kontraktur der betroffenen Muskeln wie auch der Antagonisten, Versteifung von Gelenken, trophische Störungen) ► entsprechende Lagerung der Extremität, ggf. Verordnung von Schienen, anderen orthopädischen Hilfsmitteln ► passive Bewegungsübungen ► aktive Bewegungsübungen, soweit möglich ► Elektrotherapie, transkutane Nervenstimulation: umstritten ► Gabe von Vitaminen: nur bei Mangelzuständen
Läsionen einzelner peripherer Nerven Operative Maßnahmen ► Frische offene Verletzung: Inspektion des Nerven; im Falle einer kompletten Kontinuitätsunterbrechung primärer (möglichst bald) oder sekundärer (innerhalb weniger Wochen) Eingriff ► Frische geschlossene Verletzung: kein Eingriff, außer es ist eine lokale Druckentlastung erforderlich (Kompartment-Syndrom, Hämatom, Knochensplitter) ► Indikation zum sekundären operativen Eingriff: wenn sich im Falle einer Axonotmesis oder inkompletten Neurotmesis ein ungün- stiger spontaner Regenerationsverlauf abzeichnet ► OP-Indikation bei Engpaß-Syndromen: wenn sich motorische Aus- fälle manifestiert haben und konservative Maßnahmen erfolglos geblieben sind
Läsionen des N. phrenicus Klinisches Bild Motorische Ausfälle ► einseitige Läsion: homolateraler Zwerchfellhochstand (Durch- leuchtung: paradoxe Zwerchfellbewegung); kaum funktio- nelle Beeinträchtigung ► beidseitige Läsion: beidseitiger Zwerchfellhochstand (Durch- leuchtung: beidseitige paradoxe Zwerchfellbewegung); paradoxe Atemexkursionen im Bauchbereich, erhebliche Ruhedyspnoe (bes. im Liegen) Sensible Ausfälle ► Pleurakuppe, mediastinale Anteile von Pleura und Perikard, Unterfläche des Zwerchfells, Serosa der oberen Abdominal- organe
Läsionen des N. phrenicus Ursachen Traumen: im Bereich Hals, obere Thoraxorgane Tumoren ► im Bereich Hals, obere Thoraxapertur (z.B. Lymphome) ► im Bereich des Thorax (z.B. Bronchus-Karzinome, Thymome, Lymphome) Iatrogene Läsionen ► Operationen im Bereich Hals, obere Thoraxapertur (z.B. „neck dissection“, Skalenotomie, Eingriffe an der A. subclavia) ► supraklavikuläre Plexusanästhesie (häufig) ► Punktion der A. bzw. V. subclavia ► Operationen im Thorax (Herz-OP, Thymektomie, Pneumektomie Neuralgische Schulteramyotrophie
Läsionen des N. axillaris Klinisches Bild Motorische Ausfälle ► Abduktion und Anteversion (bis 90°) im Schultergelenk deut- lich beeinträchtigt ► Retroversion im Schultergelenk beeinträchtigt Sensible Ausfälle ► über den distalen Abschnitten des M. deltoideus, über dem proximalen dorsolateralen Oberarm ► autonomes Areal: distal des Akromion
Läsionen des N. axillaris Ursachen Traumen (häufigste Ursache): ► Luxation im Schultergelenk nach vorne unten ► Reposition nach Luxation im Schultergelenk ► Fraktur des Collum chirurgicum humeri ► Scapulafraktur (selten) ► stumpfe Schultertraumen (selten) Iatrogene Läsionen ► Operationen im Bereich der Axilla (z.B. Lymphknoten-Exstir- pation) Drucklähmung: aus dem Schlaf, Narkose, Gipsbett Neuralgische Schulteramyotrophie: N. axillaris häufig mitbetroffen
Läsionen des N. musculocutaneus Klinisches Bild Motorische Ausfälle ► Anteversion im Schultergelenk beeinträchtigt ► Beugung im Ellbogengelenk hochgradig beeinträchtigt, bes. wenn sich der Unterarm in Supinationsstellung befindet ► Supination des Unterarmes beeinträchtigt ► BSR abgeschwächt oder nicht auslösbar Sensible Ausfälle ► über der radialen Seite des Unterarmes ► autonomes Areal: über der Sehne des M. brachioradialis
Läsionen des N. musculocutaneus Ursachen Traumen (häufigste Ursache): ► Luxationen im Schultergelenk ► stumpfe Schultertraumen ► Stich-, Schnittverletzungen in der Axilla ► Humerusfrakturen Iatrogene Läsionen ► Operationen im Schultergelenksbereich ► Venenpunktion, Setzen eines Paravasats im Bereich der lateralen Ellbeuge mit Verletzung des N. cutaneus antebrachii lateralis ► unsachgemäße Lagerung (Narkose) Drucklähmung: aus dem Schlaf Neuralgische Schulteramyotrophie: N. musculocutaneus selten betroffen
Läsionen des N. radialis Klinisches Bild (1) Motorische Ausfälle ► Ausfall der Streckung im Ellbogengelenk ► Beugung im Ellbogengelenk ev. mäßig beeinträchtigt ► Supination des Unterarmes beeinträchtigt, bes. bei gestrecktem Ellbogengelenk ► Ausfall der Dorsalextension im Handgelenk („Fallhand“) ► Radialduktion und Ulnarduktion im Handgelenk beeinträchtigt ► Ausfall der Streckung der Finger II-V in den Grundgelenken ► Streckung der Finger II-V in den Interphalangealgelenken beeinträchtigt ► Ausfall der Streckung des Daumens ► Abduktion des Daumens beeinträchtigt ► Schwäche für den Faustschluß ► TSR abgeschwächt oder nicht auslösbar
Läsionen des N. radialis Klinisches Bild (2) Sensible Ausfälle ► über der Streckseite des Oberarmes bis zum Olekranon ► über der Streckseite des Unterarmes bis zum Handgelenk ► über der radialen Dorsalseite des Handgelenks und des Handrückens ► über der Streckseite des Daumens bis zum Endglied ► über den Streckseiten der Finger II, III und IV (nur radiale Hälfte) bis zum I. (oder II.) Interphalangealgelenk) ► autonomes Areal: über dem Os metacarpale I und im Spatium interosseum I ► Variante: Grenze des Versorgungsgebietes gegen den N. ulnaris: Mitte des III. Fingers
Läsionen des N. radialis Klinisches Bild (3) Läsion im Bereich des Sulcus n. radialis ► Kraft für Streckung im Ellbogengelenk unbeeinträchtigt ► Sensibilität an der Haut über der Steckseite des Oberarmes und des Unterarmes bis zum Handgelenk intakt Läsion des R. profundus n. radialis (Supinatorlogensyndrom) ► ausschließlich motorische Ausfälle, partielle „Fallhand“ (den ulnaren Abschnitt des Handgelenks und die Finger be- treffend); fakultativ Parese des M. supinator Läsion des R. superficialis n. radialis ► ausschließlich Sensibilitätsstörungen in dessen Versorgungs- gebiet
Läsionen des N. radialis Ursachen (1) Traumen ► im Bereich der Axilla ► Humerusschaftfrakturen (Kontusion des Nerven) ► distale Humerusfrakturen ► proximale Radiusfrakturen, Luxation des Radiusköpfchens ► Schnitt-, Schlagverletzungen im Bereich des distalen Unterarmes Iatrogene Läsionen ► unsachgemäße Lagerung (Narkose; „Drucklähmung“ im mittleren Humerusdrittel) ► Operationen im Bereich des Oberarms, des Ellbogengelenks ► Venenpunktion, Setzen eines Paravasats, Anlegen eines Shunts (Dialyse): Schädigung des R. superficialis im Bereich des distalen Unterarmes
Läsionen des N. radialis Ursachen (2) Drucklähmungen ► im Bereich der Axilla (durch Krücken, berufsbedingt, durch Tumoren, wie z.B. vergrößerte Lymphknoten) ► in Höhe des mittleren Humerusdrittels (Sulcus n. radialis): „Schlaf- lähmung“, „Parkbanklähmung“, begünstigt durch Alkohol-, Schlafmittel-, Drogenintoxikation – sehr häufig ! ► durch Tumoren (z.B. Lipome, Ganglien) ► im Bereich des distalen Unterarmes (z.B. Handschellen, Fesseln) ► an der radialen Daumenseite (z.B. durch eine Schere): „Cheiralgia paraesthetica“ mit ausschließlich sensiblen Ausfällen Tumoren des N. radialis: extrem selten „Supinatorlogensyndrom“: Irritation des R. profundus an der Durchtritts- stelle durch den M. supinator Blei-Intoxikation: meistens nur motorische Ausfälle – extrem selten !
Läsionen des N. medianus Klinisches Bild (1) Motorische Ausfälle ► Pronation des Unterarmes beeinträchtigt, Pronation über die Mittelstellung hinaus nicht möglich ► Beugung im Handgelenk deutlich beeinträchtigt ► Radialduktion im Handgelenk beeinträchtigt ► Ausfall der Beugung der Finger II-III in den Interphalangeal- gelenken ► Beeinträchtigung der Beugung der Finger IV-V, bes. in den proximalen Interphalangealgelenken ► Faustschluß: Bild der „Schwurhand“ ► Abduktion und Opposition des Daumens beeinträchtigt ► „Flaschenzeichen“: ein runder Gegenstand kann zwischen Daumen und Zeigefinger nicht kontinuierlich umfaßt werden
Läsionen des N. medianus Klinisches Bild (2) Sensible Ausfälle ► über dem Thenar und der radialen Hälfte der volaren Hand- fläche ► über der Volarseite des Daumens ► über der Volarseite des II., III. und der radialen Hälfte des IV. Fingers ► über der Streckseite des II., III. und der radialen Hälfte des IV. Fingers, jeweils distal des I. oder des II. Interphalangeal- gelenks
Läsionen des N. medianus Klinisches Bild (3) Läsion im Bereich des M. pronator teres ► Kraft für Beugung im Handgelenk nur gering reduziert ► Kraft für Beugung der Finger II und III beeinträchtigt, Beugung der Endphalangen II und III nicht möglich ► alle Muskeln, deren versorgende Äste distal der Läsion ab- gehen, sind paretisch Läsion des N. interosseus anterior ► Beeinträchtigung der Kraft für die Beugung der Finger I-III, Beugung der Endphalangen I-III nicht möglich Läsion im Bereich des Carpaltunnels ► betroffen sind die vom N. medianus versorgten Anteile der Thenar- muskulatur, die Mm. lumbricales I und II sowie das sensible Innervationsgebiet
Läsionen des N. medianus Ursachen (1) Traumen ► Humerusfrakturen ► Frakturen, Luxationen im Bereich der Ellbeuge ► distale Radiusfrakturen ► Stich-, Schnittverletzungen im Handgelenks-Bereich (u.a. in suizidaler Absicht) Iatrogene Läsionen ► Punktion der A. brachialis in der Axilla (A. axillaris) ► operative Eingriffe im Bereich des Oberarms bzw. der Ellbeuge ► Drucklähmung durch Kompression zur Erreichung einer Blutleere ► Punktion der A. brachialis (direkte Verletzung des Nerven, lokales Hämatom) ► Venenpunktion im Bereich der Cubita, Setzen eines Paravasats
Läsionen des N. medianus Ursachen (2) Drucklähmungen ► in Höhe des Humerus („Schlaflähmung“, „paralysie des amoureux“; selten) ► durch einen Processus supracondylaris humeri oder im Bereich des Lacertus fibrosus ► im Bereich des Handgelenks, z.B. durch Fesseln, Handschellen (Irritation des R. palmaris) ► Carpaltunnel-Syndrom ► in der Handfläche: beruflich, „Radfahrer-Lähmung“ (allerdings sind meistens Äste des N. ulnaris betroffen) ► „Kegler-Daumen“: Irritation des ulnaren N. digiti proprius des Daumens „Pronator teres-Syndrom“: durch chronische mechanische Reizung im Bereich des M. pronator teres
Läsionen des N. medianus Ursachen (3) „Interosseus anterior-Syndrom“: isolierte Läsion des N. interosseus anterior nach Unterarmfrakturen, ev. auch idiopathisch „Volkmann´sche Kontraktur“: Kompartment-Syndrom im Bereich der Beuger-Logen des Unterarms im Gefolge von Traumen, Operationen, lokalen Hämatomen, arteriellen Verschlüssen oder prolongierter lokaler Druckeinwirkung tiefe Hohlhandphlegmone
Carpaltunnelsyndrom Ursachen (1) Konstitutionelle Enge des Carpalkanals: bei Frauen häufiger Schwangerschaft: Prognose günstig, i.a. Spontanremission nach dem Ende der Gravidität Ungewohnte und/oder intensive manuelle Tätigkeiten Traumen, bes. Frakturen oder Distorsionen im Bereich oder in der Umgebung des Handgelenks (Radius, Handwurzelknochen) Lokale Tumoren, Ganglien Entzündliche Prozesse ► akute Infektionen der Hohlhand ► Sehnenscheidenerkrankungen (Beugersehnen) ► rheumatoide Arthritis, primär chronische Polyarthritis ► Dermatomyositis, Sklerodermie
Carpaltunnelsyndrom Ursachen (2) Stoffwechselerkrankungen ► Diabetes mellitus ► Gicht ► Hypothyreose Niereninsuffizienz, Urämie Shunt zur Hämodialyse in der Nähe des Carpalkanals: Risikofaktor per se, auch: iatrogene Schäden Multiples Myelom Akromegalie Hämatom im Bereich des Carpalkanals: v.a. bei antikoagulierten Patienten
Carpaltunnelsyndrom Klinisches Bild ► initial oft Schwellungsgefühl und Parästhesien in der Hand, bes. nachts und morgens ► nächtlich betonte, ev. quälende Schulterarmschmerzen: oft erst später, ev. aber auch als Initialsymptom („Brachialgia par- aesthetica nocturna“) ► dann: Parästhesien und Gefühlsstörungen im Versorgungsgebiet des N. medianus, bes. an den Fingerkuppen I und II ► dann: ev. Schwäche in den vom N. medianus versorgten Muskeln, konsekutive Atrophie, v.a. des M. opponens pollicis ► ev. vasomotorische Begleitsymptome, z.B. Raynaud-Phänomen ► ev. Druckschmerz an der Thenarwurzel ► ev. „positives Hoffmann-Tinel-Zeichen“: Beklopfen des Carpal- kanals führt zu Parästhesien in der Spitzen der radialen Finger
Carpaltunnelsyndrom Diagnose: NLG-Messung: ► Verlängerung der distalen Latenz ► Verlangsamung der sensiblen antidromen NLG Therapie ► Tragen einer volaren Unterarmschiene, v.a. nachts, für die Dauer von 3-4 Wochen ► operative Spaltung des Retinaculum flexorum, ggf mit Neurolyse: nur bei absoluter Therapieresistenz bzw. in Fällen mit bereits manifesten motorischen Ausfällen
Läsionen des N. ulnaris Klinisches Bild (1) Motorische Ausfälle ► Beugung und Ulnarduktion im Handgelenk beeinträchtigt ► Beugung der Finger IV-V im distalen Interphalangealgelenk deutlich beeinträchtigt ► Beugung der Finger II-V im Grundgelenk beeinträchtigt ► Kraft für Spreizen und Schließen der Finger (Abduktion und Adduktion) deutlich reduziert ► Strecken der Finger II-V in den Interphalangealgelenken beeinträchtigt ► Adduktion des Daumens deutlich beeinträchtigt ► „Froment-Zeichen“: durch die Parese des M. adductor pollicis können Gegenstände zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger nicht gehalten werden, die Endphalanx des Daumens wird kompensatorisch gebeugt
Läsionen des N. ulnaris Klinisches Bild (2) Motorische Ausfälle ► „Krallenhand“: die Finger IV-V, geringer auch die Finger II-III, sind in den Grundgelenken überstreckt, in beiden Inter- phalangealgelenken gering gebeugt; die Finger IV-V sind gering abduziert; der Daumen ist im Grundgelenk ev. über- streckt
Läsionen des N. ulnaris Klinisches Bild (3) Sensible Ausfälle ► über der ulnaren Volarfläche des Handgelenks und dem Hypothenar ► über der Volarseite und der Streckseite der Finger IV (ulnare Hälfte) und V ► Variante: Grenze des Versorgungsgebietes gegen den N. radialis: Mitte des III. Fingers
Läsionen des N. ulnaris Ursachen (1) Traumen ► Humerusfraktur im Epicondylusbereich ► Frakturen im Bereich des Ellbogengelenks: Manifestation der Parese sofort oder erst Wochen bis Monate nach dem Trauma („Spätparese“) ► Stich-, Schnittverletzungen im Bereich des distalen Unterarms bzw. des Handgelenks (u.a. in suizidaler Absicht) ► Frakturen im Bereich des distalen Unterarmes oder der Hand- wurzelknochen, ev. „Spätparese“ Iatrogene Läsionen ► Operationen im Ellbogenbereich ► Venenpunktion, Setzen eines Paravasats im Bereich des distalen Unterarmes bzw. des Handgelenks, Anlegen eines Shunts zur Hämodialyse
Läsionen des N. ulnaris Ursachen (2) Drucklähmungen ► in Höhe des Humerus („Schlaflähmung“, „paralysie des amants“; selten) ► durch einen allfälligen Processus supracondylaris humeri ► „Cubitaltunnel-Syndrom“: Irritation des Nerven unter der Sehnen- brücke zwischen dem Epicondylus medialis humeri und dem Olekranon (selten) ► Sulcus nervi ulnaris-Syndrom (s.u.) ► durch Tumoren bzw. Ganglien im Bereich des distalen Unterarmes bzw. des Handgelenks ► isolierte Läsion des sensiblen R. dorsalis im Bereich des Handge- lenks (z.B. Fesseln, Handschellen, zu enges Uhrband) ► „Radfahrer-Lähmung“: durch Druckeinwirkung im Bereich der Hohlhand bzw. der Loge de Guyon „Volkmann´sche Kontraktur“: vgl. N. medianus
Läsionen des N. ulnaris Ursachen (3) Sulcus nervi ulnaris-Syndrom, Ursachen ► Druckläsion (unsachgemäße Lagerung von bettlägrigen Patienten, während einer Narkose, durch langes Aufstützen auf einer harten Unterlage) ► stumpfe Traumen (ev. „Spätparese“) ► degenerative Veränderungen im Bereich des Ellbogengelenks ► wiederholte Beuge- und Streckbewegungen ► habituelle Luxation des Nerven aus dem Sulcus n. ulnaris
Läsionen des N. cutaneus femoris lateralis Klinisches Bild Motorische Ausfälle ► keine Sensible Ausfälle ► über dem vorderen lateralen Oberschenkel
Läsionen des N. cutaneus femoris lateralis Ursachen Iatrogene Läsionen ► operative Eingriffe im Retroperitonealraum (z.B. Nieren-OP) ► Appendektomie ► Beckenkamm-Biopsie, Entnahme von Knochenmaterial nahe der Spina iliaca anterior superior ► Operationen im Hüftgelenksbereich Nicht iatrogene Läsionen ► retroperitoneale Tumoren, Abszesse (z.B. pararenaler Abszeß) ► Tragen eines zu engen Gürtels, eines zu engen Kleidungsstücks (Kompression im Bereich Leistenband, „Jeans-Krankheit“) ► unsachgemäß angelegtes Bruchband ► starke Gewichtszunahme, beträchtliches Übergewicht ► Schwangerschaft ► vergrößerte regionale Lymphknoten im Bereich der Leistenregion ► längeres Liegen oder Stehen mit überstrecktem Hüftgelenk
Meralgia paraesthetica nocturna Pathophysiologie ► Kompression bzw. Irritation des N. cutaneus femoris lateralis im Bereich des Leistenbandes Klinisches Bild ► Parästhesien und/oder brennende Dysästhesien im sensiblen Versorgungsgebiet des Nerven ► Berührung von Kleidungsstücken wird als unangenehm empfunden ► ev. Hypästhesie/Anästhesie (für alle Qualitäten) im Versorgungs- gebiet des Nerven ► längeres Stehen oder Liegen mit gestrecktem Hüftgelenk: ev. Zunahme der Beschwerden ► Beugehaltung im Hüftgelenk: ev. Abklingen der Beschwerden ► passive Hyperextension im Hüftgelenk und Beugung im Kniegelenk in Seitenlage: ev. Auslösung/Zunahme der Beschwerden ► ev. lokalisierter Druckschmerz medial der Spina iliaca ant. sup.
Meralgia paraesthetica nocturna Therapie ► Aufklärung: i.a. harmlose Erkrankung ► lokale Infiltration im Bereich des Durchtritts des Nerven durch das Leistenband ► Applikation von Intrakutanquaddeln in dem vom Nerven versorgten Hautareal ► ev. Neurolyse (bei therapieresistenten starken Schmerzen)
Läsionen des N. femoralis Klinisches Bild Motorische Ausfälle ► Beugung im Hüftgelenk deutlich beeinträchtigt ► Kraft für Außenrotation im Hüftgelenk herabgesetzt ► Ausfall der Streckfunktion im Kniegelenk ► Gehen: das Kniegelenk wird nach hinten durchgestreckt ► PSR abgeschwächt oder nicht auslösbar Sensible Ausfälle ► über dem medialen vorderen Oberschenkel ► über dem medialen vorderen Unterschenkel bis zum medialen Fußrand ► über der medialen Knieregion bis unter die Tuberositas tibiae
Läsionen des N. femoralis Ursachen (1) Traumen ► Becken-, Hüftgelenks-, Femurfrakturen ► abrupte Überstreckung des Hüftgelenks (Unfälle, Sport) ► „Neuropathia patellae“: lokale Irritation des R. infrapatellaris Iatrogene Läsionen ► Nieren-Operationen ► Appendektomie ► Gefäß-Operationen (z.B. Einsetzen einer aortofemoralen Prothese) ► Hysterektomie, Operationen in Steinschnittlage ► Leistenhernien-Operationen: klin. Manifestation sofort oder nach einer Latenz von Wochen/Monaten (organisiertes Hämatom) ► Operationen im Hüftgelenksbereich (z.B. Totalendoprothese) ► transfemorale Angiographie: passagere Parese über wenige Stun- den im Gefolge der Lokalanästhesie (häufig) ► Varizen-Operationen, Kniegelenks-Arthroskopie, Operation des medialen Meniskus