Studieneinstieg – ein Ritual?

1. Studieneinstieg – ein Ritual? Verfahren der Deposition „Ablegen der Hörner“ – Universitätschronik von Marburg, 18. Jahrhundert „Der Pennal (neuer Student) wurde mit einem sackartigen Mantel bekleidet, eine Kappe mit großen Hörnern wurde ihm aufgesetzt, gewaltige Zähne wurden ihm in den Mundwinkel geklemmt, ein Bart mit Ruß angemalt. So wurden die Neulinge der Menge der Zuschauer als Wilde vorgeführt. Die Hörner wurden ihnen abgeschlagen, oder sie mussten sie sich abstoßen. Die Zähne mit einer ungeheuren Zange ausgezogen, der Bart mit einem hölzernen großen Messer abrasiert, die Ohren mit einem großen Ohrlöffel gereinigt, die Krallen an den Fingern beschnitten. Mit Axt, Säge, Bohrer und Hobel wurden sie bearbeitet. Falsche Beantwortung oder Nichtbeantwortung von Scherzfragen hatte derbe Schläge zur Folge. Das Ende der Belästigung war, dass der Rektor dem Neuling noch einige ernsthafte Fragen stellte und ihm Salz in den Mund gab und Wein aufs Haupt goss. Der Depositor erhielt ein Geschenk und der neue Student musste seine Würde durch einen Schmaus feiern, den er seinen Freunden und Landsleuten gab.“ (in Friebertshäuser Barbara, „Übergangsphase Studienbeginn“ München 1992, S.56)

2. Was haben Sie beim Start der Reise erlebt? • Individuelles Nachdenken und in Stichworten festhalten: was waren Schlüsselerlebnisse? Was war der Moment, als Sie sich zum ersten Mal als Studentin gefühlt haben? ... • Besprechung in einer Kleingruppe

3. Stichworte aus den Gruppen

4. Theorie zum Studieneinstieg • Wechsel einer Statuspassage • Ausdifferenzierung – viele andere Übergänge, keine isolierte Betrachtung • Spezialisierung – Statuspassagen: fachspezifisch • Säkularisierung – keine rituelle Formgebung • Dissens – viele Angebote, teilweise konkurrierend • Individualisierung – gemeinsame Angebote, aber freiwillig; individuelle Entscheidungen • Selbstinitiation – Eigenverantwortung, Selbstdefinition