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Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl Wie sie entstehen und wie sie gefördert werden können. Selbstbewusstsein: bewusste Ich-Erfahrung auftauchend zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr. Kind wird sich bewusst, dass es ein eigenes Ich ist.
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Selbstbewusstsein und SelbstwertgefühlWie sie entstehen und wie sie gefördert werden können Selbstbewusstsein: bewusste Ich-Erfahrung auftauchend zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr. Kind wird sich bewusst, dass es ein eigenes Ich ist. „Ich will…“ anstelle von „Lena will“ oder „Sascha muss…“ Das Selbstbewusstsein entwickelt und verändert sich im Laufe des Lebens stark. Jugendlicher: „Wer bin ich?“ „Bin ich das, all meine Gedanken und Gefühle?“ Erwachsener in der midlife crisis: „Wer bin ich wirklich?“ Der ältere Mensch: „Wer bin ich sonst noch?“ (Ist mein Ich nicht viel größer?)
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sich entwickeln… • Selbstwertgefühl: Jeder Mensch entwickelt ein mehr oder weniger deutliches Gefühl seines eigenen Wertes • Er wird sich seines Wissens, seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten, seiner Stärken, Schwächen und Unzulänglichkeiten bewusst. • Auch Kinder und Jugendliche fragen sich gelegentlich: Was kann ich? Was traue ich mir zu? Werde ich von anderen gemocht? Bei der Beantwortung dieser Fragen ist das Kind/der Jugendliche in starkem Maße abhängig vom Werturteil seiner Eltern und seines sozialen Umfeldes. • Kinder verfügen noch nicht über die Erfahrung und Urteilskraft, um die Stärke ihres Selbstbewusstseins oder ihres Selbstwertgefühls zu beurteilen.
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sich entwickeln… • Aufgrund der Rückmeldungen seiner Bezugspersonen und seines Umfeldes entwickelt das Kind ein zwar vorläufiges, aber ungefähres Selbstbild von sich, das sich verfestigen und bestimmend werden kann für sein weiteres Verhalten . • In starkem Maße übernehmen Kinder und Jugendliche (auch wenn diese es abzulehnen scheinen) das Bild, das ihre Eltern von ihnen haben. Die Eltern sind der Spiegel, in den das Kind schaut. Anders formuliert: Die Eltern verleihen dem Kind Selbstwert und Selbstbewusstsein.
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sich entwickeln Grundsätzlich: Kinder müssen die Welt und sich aktiv erproben können, um ihre Möglichkeiten sinnlich erfahren zu können. Sie gelangen durch Erfahrung zum Wissen, nicht umgekehrt. Viele sinnliche Erfahrungen sind schädlich, gefährlich, oder sie überfordern unsere Kinder, so dass wir sie nicht unbedenklich zulassen können. Es ist ein Irrtum anzunehmen, Kinder würden ein starkes Selbstbewusstsein und ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln, wenn sie mit der Totalität der Welt konfrontiert werden. Sie reagieren mit Verunsicherung, Angst, Konzentrationsproblemen, Lern- und Leistungsstörungen, emotionaler Abstumpfung, Aggression bis hin zu AD(H)S. Die Erziehung muss für angemessene Erfahrungen Sorge tragen, damit das Erfahrungsvermögen des Kindes nicht überfordert wird.
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sich entwickeln… Kinder wachsen in zwei große Entwicklungsräume hinein, in denen sie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl entwickeln können: • Die räumlich-gegenständliche Welt: in ihr und an ihr entwickelt das Kind seinen Körper-, sein Muskel-/Skelett-System, seine Sinne, seine grob- und feinmotorischen Fähigkeiten, seine geistigen Fähigkeiten • Dazu bringt es bereits mit: Begeisterung, Freude und Spaß an Neuem, an der Bewegung und am Spiel • Von den Erwachsenen braucht es: sichere Grenzen und Geborgenheit, altersgemäße Anregungen zum Spiel allein oder gemeinsam mit anderen.
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sich entwickeln… 2. Der zweite große Entwicklungsraum ist die soziale Welt, die vielleicht noch ausschlaggebender für die Entstehung eines gesunden Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls ist: • Die Familie ist grundlegend und prägend: Liebe und Nähe, Sicherheit und Geborgenheit, Bestätigung, Anerkennung erhält das Kind ebenso in der Familie wie auch seinen Platz, den ihm niemand streitig macht. • In der Familie bilden sich grundlegende Verhaltensmuster und emotionale Regulationsmuster heraus.
Wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl entstehen… • Mit ca. 4 Jahren tritt die soziale Reife ein. Das Kind benötigt mehr und mehr andere Kinder alsGegenüber. Es möchte hineinwachsen in eine Gemeinschaft, in einen Freundes(innen)kreis, eine Schulklasse, einen Verein. • Kinder müssen lernen können, Kontakt aufzunehmen, Freundschaften zu schließen, Bindungen einzugehen, zu pflegen oder auchwieder aufzulösen. Das ist Thema im Vorschulalter, insbesondere aber eine wichtige Aufgabe im Grundschulalter.
…und wie Selbstbewusstsein und Selbstwert-gefühl gefördert werden können • Ein gutes Körperbewusstsein ist Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein. Die Erziehung sollte daher unbedingt zur Entwicklung eines positiven Körperbewusstseins beitragen. Die Lebensumwelt für die Kinder hat sich enorm verändert: - Viele Menschen haben das Naturerleben von sich weggerückt - Medien sind in den Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen geraten
Ein gutes Körperbewusstsein Die Folgen von Bewegungsarmut: • Haltungsschäden und körperlichen Einschränkungen • Übergewicht • körperliche Unruhe und Konzentrationsprobleme bis hin zu ADS und ADHS • Spielarmut mit negativen Auswirkungen auf soziale Kontakte • Verlust an Kreativität und Phantasie • Selbstbewusstsein und psychisches Wohlbefinden leiden
Ein gutes Körperbewusstsein • Die Einschätzung der körperlichen Bewegungsmöglichkeiten mit all seinen fein- und grobmotorischen Bewegungsmöglichkeiten lässt ein Kind seinen Handlungsspielraum erkennen: Das kann ich – das bin ich! • Bereits in der Kindheit werden die Muster für körperliche Aktivitäten geprägt: schnell laufen können wie ein Gepard, klettern können wie ein Eichhörnchen, stark sein wie ein Bär… • Vielfältige Bewegungsmöglichkeiten schaffen; Kinder verfügen meist über einen starken inneren Bewegungsdrang und sind hoch motiviert, sich zu bewegen und körperlich zu betätigen: mit Vater oder Mutter um die Wette laufen, eine Wiese am Berg hinunterrollen, über den Schnee robben, auf einem Bein hüpfen
…und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert werden können • Gemeinsame Bewegungsspiele: Hüpf-, Ball- und Fangspiele • Bewegungskommentare der Erwachsenen vermitteln häufig Kritik und Entmutigung anstelle von Ermutigung. Die Folgen: Befangenheit, Unsicherheit und Ängstlichkeit statt Unbefangenheit und Bewegungssicherheit • Eltern sollten Kinder darin unterstützen, dass ihre Wünsche nach körperlicher Nähe erfüllt, aber auch die Wünsche nach körperlicher Distanz respektiert werden, wie z. B. „Absabbern“ von Babies, „Begrüßungsküsschen“, sexualisierte Grenzüberschreitungen durch Gleichaltrige (verbaler Art, Handlungen), Kinder dürfen STOPP sagen und Erwachsene haben dies zu respektieren!!!
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können • Das Körperbewusstsein ist abhängig von gedanklichen und kommunikativen Prozessen. Die Fähigkeit zu zielgerichtetem und zweckmäßigem Handeln entwickelt sich durch die Erfahrungen mit dem eigenen Körper wie auch über die Informationen und Rückmeldungen, die andere einem Kind geben: Du kannst etwas→ Ich kann etwas. Du kannst nichts → Ich kann nichts. • Herausbildung und Verfestigung eines je nachdem positiven oder negativen Körperbildes • Eine „Sackgasse“: die eigenen Kinder mit anderen vergleichen Folgen: Eltern und Kinder geraten unter Leistungsdruck; Kinder entwickeln negative Selbstbilder; die kindliche Entwicklung wird gehemmt
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können • Familie: Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!? • Familie als schützende Hülle: Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Bestätigung, Annahmeohne Bedingungen • Kinder finden zu einem gesunden Selbstbewusstsein, indem sie sich auf ihre Eltern verlassen und dadurch lernen, sich selbst zu trauen • Es lebe die Familie! Familienleben sichern: Zeit für Gespräche, für gemeinsame Aktivitäten, für Geselligkeit • Die Familie vermittelt Werte: Erfahrung des eigenen Werts, Selbstverantwortung und Verantwortung für andere, Disziplin, Verlässlichkeit, Vertrauen, religiöse Überzeugungen • Wenn Eltern sich trennen… hat dies erhebliche psychische Auswirkungen auf die Kinder
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können 6.Umgang mit den Medien • Was den Sinnen und dem Verstand im Internet und bei Computerspielen zustößt, negative Konsequenzen: - Wahrnehmung, Gefühle und Denken - Raum- und Zeiterfahrung - Realitätsbezug - Kommunikationsfähigkeit - Computersucht - sind Jungen besonders gefährdet? • Zauberwort Medienbalance: passive und aktive Verhaltensweisen
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können 7. Viel geleugnet und doch vorhanden: die kindlichen Temperamente • sanguinische, cholerische, phlegmatische und melancholische Kinder • Erzieherische Grundhaltung: das Positive stärken, negative Auswirkungen der Temperamente abbauen
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können 8. Ungleichgewichte in der Entwicklung • Beim Spielen konzentriert und kreativ, im schulischen Lernen unkonzentriert und unruhig • Strebsam, fleißig und erfolgreich beim Lernen, aber bewegungsängstlich • Lebhaft, einfallsreich und sprachlich gut beteiligt, aber bei schriftlichen Aufgaben und beim Auswendiglernen geht‘s nur schleppend voran • Aufgeschlossen im sachkundlichen Bereich, aber beim Rechnen und Schreiben fehlerhaft und mühsam • Gut im Schreiben und Lesen, aber Probleme im Rechnen oder umgekehrt
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können • Positive Lernerfahrungen • Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hängen mit zunehmendem Alter ab von positiven Lernerfahrungen: „Ich kann was!“ • Nicht auf falsche Kulturwerte setzen, wie Perfektion, Sicherheit, Bequemlichkeit! • Lernhaltung: Fehlermachen gehört dazu; Lernen in eigener Verantwortung • Das wiederholende Üben pflegen • Rhythmus (Ruhe und Bewegung) im Tagesablauf nicht unterschätzen.
… und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert werden können • Durch das ausdauernde Spiel allein und mit anderen • Freies Spiel (z. B. Fangen, Verstecken…) • Durch wiederholendes Üben • Umgang mit Werkzeugen (Schere, Nadel, Hammer…) • Kennenlernen von Materialien (wie z. B. Holz, Stoffe, Papier, Knetmaterialien) • Bauen (Höhlen, Burgen, Kaufladen, Puppenhaus…) • Malen (Farbstifte, Wasserfarben) • Singen • Geschichten und Sprüche
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können 10.Was Lehrer zur Förderung von Selbstwert und Selbstbewusstsein der Kinder tun können • Lehrerinnen und Lehrer gehören mit zu den wichtigsten Bezugspersonen von Kindern: Sich angenommen oder abgelehnt zu fühlen, kann für die Entwicklung der Lerneinstellungen der Kinder lebensentscheidend sein • Kinder lernen für Eltern und Lehrer, d. h. Lernen ist nicht nur eine Frage von Intelligenz und Aufmerksamkeit, sondern Lernen ist abhängig vom Beziehungsgeschehen • Kinder erwarten Schutz durch die Erwachsenen: Lehrer dürfen nicht zulassen, das Kinder verspottet und gemobbt werden • Kinder dürfen nicht beschämt werden
..und wie Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gefördert können • Ansporn, Ermutigung oder Leistungsdruck? • Viele Kinder tragen schwer an ungehörten/unerhörten Lebensgeschichten • Kinder benötigen einen Platz/Raum, wo sie gehört werden • Kinder schenken Vertrauen; Wenn dieses nicht enttäuscht wird, kann es Selbstvertrauen entwickeln; Selbstvertrauen heißt sich etwas zutrauen
Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl – Wie sie entstehen und wie sie gefördert werden können „Resilienz“ – innere Stärke, innere Widerstandskraft • Lieben und Wertschätzung • Das Kind so lieben wie es ist • Erfolgserfahrungen • Aus Fehlern kann man lernen • Verantwortungsbereitschaft, Mitgefühl und soziales Empfinden vorleben • Problemlösefähigkeit und Entscheidungskompetenz • Erziehung zu Disziplin • Selbstwirksamkeit
Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl – Wie sie entstehen und wie sie gefördert werden können Viel Freude bei der Erziehung Ihrer Kinder und Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Wolfgang Fanter, Dipl.-Psych. Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Stadthallenweg 12, 57610 Altenkirchen Tel. 02681 / 3961